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Veröffentlicht am 15.09.2016

"Die Online-Omi muss in Reha" (Buchuntertitel)

Das bisschen Hüfte, meine Güte
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Inhalt:
Renate Bergmann ist eine rüstige 82-jährige Rentnerin.
Auf einer Hochzeitsfeier stürzt sie beim Ausweichen des geworfenen Brautstraußes; im Krankenhaus wird ihre Hüfte operiert und anschließend ...

Inhalt:
Renate Bergmann ist eine rüstige 82-jährige Rentnerin.
Auf einer Hochzeitsfeier stürzt sie beim Ausweichen des geworfenen Brautstraußes; im Krankenhaus wird ihre Hüfte operiert und anschließend muss sie auf Reha.

Meine Meinung:
Die Idee der fiktiven Rentnerin Renate Bergmann finde ich sehr gut.
Und der Autor hat diese Aufgabe hervorragend umgesetzt.
Die Art und Weise, wie er Renate von sich und ihren Erlebnissen erzählen lässt wirkt sehr authentisch:
Sie erzählt und schweift ab, erzählt von früher und erzählt dann wieder da weiter, wo sie vorher war.
Und jedem tut sie ihre Meinung kund, egal, ob derjenige sie hören will oder nicht.
Als Leser hat man den Eindruck, dass man wirklich eine nette, eigensinnige (im positiven Sinne), ältere Dame vor sich hätte.
Oft musste ich schmunzeln und habe fast permanent gedanklich den Vergleich mit meiner Oma gezogen.

Ich glaube, so manche "Lebensweisheiten" vo früher haben immer noch ihre Gültigkeit; und wahrscheinlich wäre es kein Schaden, sich auf Manches wieder zu besinnen.

Der Humor kommt dabei nicht zu kurz, denn der Autor nutzt natürlich die Gelegenheit, um so manche moderne Lebensart / Alltäglichkeit / Normalität auf die Schippe zu nehmen.

Beispiel im Krankenhaus vor ihrer Hüftoperation:
"Ich musste dann wohl einem halben Dutzend Ärzten und Schwestern erzählen, wann ich zuletzt gegessen hatte, was es war und wie ich mich fühlte. Und wann ich Stuhlgang gehabt hatte. Die Ärzte sprachen meist nur gebrochen Deutsch. Die kennen sich schon aus, ja sicher, da mache ich mir keine Sorgen. Aber ob sie immer alles so richtig verstehen? Ob die wissen, dass es bei mir die Hüfte ist und nicht die Bandscheibe? Ich kam gar nicht zur Ruhe. Die Engländer zum Beispiel fahren mit dem Auto auch alle auf der falschen Seite. Die wissen gar nicht, wo links und rechts ist. Ich habe deshalb zur Sicherheit mit dem Kuli die richtige Hüfte markiert und einen Pfeil drangemacht. Danach war ich beruhigt. Man liest ja so oft, dass sie die falsche Seite aufschneiden oder das falsche Bein amputieren ... nee, das passiert einer Renate Bergmann nicht, da passt sie auf! Man muss ja als Patient immer auch ein bisschen mitdenken. Ich helfe, wo ich kann." (S. 99)

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wunderschönes Kinderbuch zum Vorlesen.

Bruno und die Nervkaninchen
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Inhalt:
Bruno, der Bär, ist ein brummiger Einzelgänger, der seine Ruhe haben möchte.
Dementsprechend wenig begeistert ist er, als sich eine lebhafte Kaninchen-Familie in seiner Nachbarschaft niederlässt.
Ruppig ...

Inhalt:
Bruno, der Bär, ist ein brummiger Einzelgänger, der seine Ruhe haben möchte.
Dementsprechend wenig begeistert ist er, als sich eine lebhafte Kaninchen-Familie in seiner Nachbarschaft niederlässt.
Ruppig lehnt er alle Annäherungsversuche der Kaninchen ab.
Aber zum Ende erkennt Bruno, dass Einsamkeit auch nicht so ganz das Wahre und Freundschaft wirklich etwas Wundervolles ist.

Meine Meinung:
Wundervolles Vorlesebuch für ca. dreijährige Jungen oder Mädchen mit liebevoll gestalteter Geschichte.

Das großformatige Buch (ca. DIN A4) ist hochwertig gearbeitet.

Meist ist pro Doppelseite eine Zeichnung mit kurzem Text dargestellt.

Die Zeichnungen sind farblich eher dezent gehalten und inhaltlich nicht überladen, was ich für Kinder viel angenehmer empfinde als so "laute. schreiende und überdrehte" Zeichnungen.
Dennoch ist in jeder Zeichnung ein kleines "Schmankerl" zum Entdecken enthalten: den kleinen Leser / Betrachter begleitet eine kleine Maus durch die Zeichnungen, die mal ganz gechillt auf einem Bettpfosten oder Bücherstapel sitzt oder einen Fallobst-Apfel oder ein Honigglas davonträgt.
Ganz besonders gelungen finde ich die Darstellungen der Gesichter, so ist die Mimik und Gestik leicht "lesbar".
D.h. die Illustrationen hier finde ich wirklich kindgerecht und wohl überlegt.

Kompliment.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannender Jugendroman.

Blackbird
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Inhalt:
Die Jugendliche "Sunny" kommt in einer gefährlichen Situation zu sich.
Sie weiß nur, dass sie fliehen muss - und niemanden vertrauen kann.
Leider kann sie sich an nichts erinnern. Sie weiß nicht, ...

Inhalt:
Die Jugendliche "Sunny" kommt in einer gefährlichen Situation zu sich.
Sie weiß nur, dass sie fliehen muss - und niemanden vertrauen kann.
Leider kann sie sich an nichts erinnern. Sie weiß nicht, wer sie ist.
An ihrem Handgelenkt ist ein kleiner Vogel in einer Raute mit einer Nummer eintätowiert.
Und sie wird gejagt. Aber sie weiß nicht von wem oder warum.

Meine Meinung:
Der Schreibstil ist etwas gewöhnungsbedürftig, da von der Protagonistin als "du" gesprochen wird. Aber er bringt auch eine gewisse Spannung mit sich, da man sich als Leser fühlt, als wäre man selber der Allwissende Erzähler, der jede Situation kennt und über alles bescheid weiß inklusive der Gedanken und Gefühle der Protagonistin.
Das Thema des Romans, ich möchte hier nicht vorab verraten, was die Hintergründe der Story sind, finde ich spannend umgesetzt.

Fazit: Macht Spaß zu lesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Holocaust und warum er sich wiederholen kann (Buchuntertitel).

Black Earth
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Inhalt (gemäß Umschlaginnenseite):
Wir haben uns daran gewöhnt, den Holocaust als Todesfabrik zu sehen, in Gang gesetzt von Bürokratien des Bösen. Doch als die Gaskammern in Betrieb gingen, waren bereits ...

Inhalt (gemäß Umschlaginnenseite):
Wir haben uns daran gewöhnt, den Holocaust als Todesfabrik zu sehen, in Gang gesetzt von Bürokratien des Bösen. Doch als die Gaskammern in Betrieb gingen, waren bereits mehr als ein Million Juden tot: erschossen aus nächster Nähe vor Gruben und Schluchten. Sie wurden in den Todeszonen ermordet, die in einem deutschen Kolonialkrieg im Osten geschaffen worden waren, viele davon auf der fruchtbaren schwarzen Erde, von der die Deutschen meinten, sie würde künftig ihr Überleben sichern.
Es hat etwas Beruhigendes zu glauben, der Holocaust sei ein völlig singulärer Vorgang gewesen. Doch Timothy Snyder zeigt, dass wir an einigen der wichtigsten historischen Lehren vorbeigehen, die wir aus dem Holocaust ziehen können, wenn wir nicht sehr genau hinschauen, welche Faktoren und Bedingungen ihn ermöglicht haben.

Meine Meinung:
Ich würde mich zu diesem Thema nur als interessierten Laien bezeichnen; also ohne tiefergehendes Wissen zum Thema Holocaust im Allgemeinen oder im Besonderen.
Dies ist vielleicht ein Grund, warum ich das Sachbuch nicht unbedingt als einfach zu lesen empfand. Einer der Gründe war wohl der Satzbau und die Ausdrucksweise des Autors. Ein anderer Grund war wohl die Thematik an sich.

Aber „sehr gut“ dennoch, weil das Thema und die Aufarbeitung sehr interessant ist.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine Sammlung von Kurzgeschichten.

Alles - worum es geht
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Inhalt und meine Meinung:
Dieses Büchlein enthält eine Sammlung von ganz unterschiedlichen Kurzgeschichten, die im wesentlichen das „Alles“ thematisieren.

Am besten hat mir gleich der erste Text mit dem ...

Inhalt und meine Meinung:
Dieses Büchlein enthält eine Sammlung von ganz unterschiedlichen Kurzgeschichten, die im wesentlichen das „Alles“ thematisieren.

Am besten hat mir gleich der erste Text mit dem Titel „Warum?“ gefallen.
Eigentlich war diese Geschichte von allen die am schwersten Verständliche und machte mir somit den Einstieg in das Büchlein nicht leicht.
Es wird ein Dialog geschildert, in dem eigentlich kaum etwas gesprochen wird.
Und es geht auch aus den Dialogen kaum hervor, wer da mit wem spricht.
Aber im Laufe des Textes klärt sich das Bild, so dass dies meiner Vermutung nach ein Patientengespräch einer Psychologin mit einem Jugendlichen ist, der eine Gewalttat begangen hat, in dem sie versucht das Motiv für diese Tat zu erfragen.
Die begangene Gewalttat war, dass er genervt von einer brennenden Straßenlaterne jemanden mit einer herumliegenden Eisenstange zusammengeschlagen hat.

Beispielzitat (S. 16):
“Also bin ich nicht schuld?“
„ ... Nein, eigentlich nicht … “
“Du an meiner Stelle hättest das selbe getan?“
„Äh … das weiß ich nicht … “
„Du bist natürlich nie in meiner Situation gewesen. Aber mal angenommen …?“
„Mal angenommen … Vielleicht ja … “
„Du verstehst es also?“
„ … “
„Auf jeden Fall findest du es nicht merkwürdig, dass jemand in meiner Situation so was gemacht hat? […] Wenn man an die fehlenden Grenzen denkt, an das Licht der Straßenlaterne, den Rost der Eisenstange, dann ist es durchaus verständlich, dass ich das getan habe?“
„ … Ja-a … “

Diese Warum-Geschichte mit ihrem rudimentären Gespräch zeigt die Sprachlosigkeit und Hilflosigkeit von Tätern zu ihren Motiven.
Und die immerwährende Güte und positive Grundhaltung, um nicht zu sagen „Verständnis“, von Psychologen gegenüber Gewalttätern, obwohl sie das zugrundeliegende Motiv nicht verstehen.

Fazit: Die Texte sollen meiner Meinung nach nicht gefallen, sondern sie sollen berühren und zum Nachdenken anregen.