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Veröffentlicht am 10.11.2020

Rezension „Ich bin Linus“ von Linus Giese

Ich bin Linus
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Buch: rowohlt-Verlag, 224 Seiten
Hörbuch: Lübbe Audio, ungekürzte Lesung 371 Minuten

Inhalt:
Alles begann 2017, in einer Starbucks-Filiale.
Dort nannte Linus dem Barista bei seiner Bestellung einfach ...

Buch: rowohlt-Verlag, 224 Seiten
Hörbuch: Lübbe Audio, ungekürzte Lesung 371 Minuten

Inhalt:
Alles begann 2017, in einer Starbucks-Filiale.
Dort nannte Linus dem Barista bei seiner Bestellung einfach und selbstverständlich seinen Namen, den Namen, welchen er sich selbst ausgesucht hat. Eben für ihn, als Jungen.
Mit diesem ersten Outing begann sich sein Leben in ein Davor und ein Danach zu teilen.
Mit 31 Jahren sprach Linus endlich aus, was er schon viel früher gewusst hatte: Er ist ein Mann und trans.
Doch damit kamen auch viele Hürden und Fragen in sein Leben, über die er in diesem Buch berichtet.
Welche Arztbesuche stehen an? Wie soll die Transition persönlich bei ihm aussehen? Wie reagieren die anderen Menschen auf ihn? Wie kann er andern Menschen, die trans sind, helfen?

Meinung:
Mir persönlich hat sowohl der Bericht über Linus Leben vor und nach seinem Outing sehr gut gefallen. Auch weil ich bis jetzt immer nur Geschichten von Frauen und Männern gelesen habe, welche schon im Kindes- oder Jugendalter ihr Outing hatten.
So interessierte mich der andere Blickwinkel hier nochmal besonders, denn Linus berichtet aus der Zeit, wo Kindern und Jugendliche ohne Begriffe wie trans, queer oder nicht-binär aufwuchsen und sich so nicht daran orientieren konnten.
Besonders hervorzuheben ist noch der beeindruckend offene und persönliche Stil mit dem Linus schreibt und spricht. Man spürt als Leser/Hörer die innersten Gefühle des Autors, durchlebt so Freude über Freunde und Solidarität ABER auch Leid mit.
Denn Linus schildert auch dunkle Zeiten in der Transition. Über Selbstzweifel und Hass der Andern.
Vor allem die Form des selbstgesprochenen Hörbuchs verstärkt die Nähe dazu nochmals.
Am meisten umgehauen hat mich wohl der Hass und die Verfolgung, mit denen Linus im Netz und realen Leben umgehen musste und leider noch muss.
Man spürt als Leser/Hörer das Unbehagen und die Schwere, die die Situationen für den Autor ausgelöst haben.
Neben den persönlichen Aspekten klärt Linus aber auch über Begriffe und Situationen auf. Beispiele dafür wären: Die zweite Pubertät, körperliche Veränderungen, Deadnaming, trans als Adjektiv und die Gewalt und Macht der Sprache.
Trotzdem macht der Autor mehrfach klar, dass es sich hier um SEINE Geschichte handelt, und man NIE generalisieren sollte. Denn jede Transition ist anders und individuell, wie jeder Mensch mit seinem Gefühlen und Eigenschaften eben individuell ist.

Ich nehme auch persönlich etwas mit aus dem Buch: Denn wenn alles gut, geht werde ich irgendwann einmal Ärztin sein. UND ich möchte nie, dass sich Patienten so schlecht fühlen müssen, wie Linus bei seinen Gynäkologiebesuchen.
Zum Glück gelangt man durch solche Büchern an Wissen und erhält so Menschlichkeit.

Für mich ist die wichtige Message des Buches: Verstecke die nicht, Zweifel nicht an dir oder lasse dir vorschreiben, was an dir akzeptabel ist. Du bist liebenswert so wie du bist. Schnapp dir die Menschen, die dir gut tun und lebe dein Leben.

Für mich 4 von 5 Sternen, das Hörbuch ist eine echte Empfehlung für mich.

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Veröffentlicht am 26.10.2020

Rezension Sandcastle Empire von Kayla Olsen

Sandcastle Empire
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dtv-Verlag, 448 Seiten

Inhalt:
Für Eden gibt es ein Leben vor und nach dem Umsturz.
Sie hat ALLES verloren: Familie, Freunde, ihr Zuhause.
Ab jetzt kontrollieren die Wölfe die Ressourcen und lassen ...

dtv-Verlag, 448 Seiten

Inhalt:
Für Eden gibt es ein Leben vor und nach dem Umsturz.
Sie hat ALLES verloren: Familie, Freunde, ihr Zuhause.
Ab jetzt kontrollieren die Wölfe die Ressourcen und lassen die ehemals privilegierte Bevölkerung in Lagern auf Inseln für sich arbeiten.
Doch EINS hat Eden noch nicht verloren: ihre HOFFNUNG
Denn sie besitzt durch ihren Vater geheimes Wissen über „Refugium“.
So setzt sie alles daran diese neutrale Insel voller Freiheit zu erreichen, obwohl ihr die Flucht aus dem Lager das Leben kosten könnte.
Als ihr gemeinsam mit Anderen endlich die Flucht gelingt, muss sie jedoch feststellen, dass statt des Paradieses tödliche Gefahren und mysteriöse Geschehnisse auf der Insel warten.

Meinung:
„Sandcastle Empire“ war actionreich, abenteuerlich, traurig und durchzogen von einer Prise Romantik, die sich gegen die schwierigen Umstände aufzulehnen versucht.

Die Geschichte liest sich flüssig und beinhaltet an den richtigen Stellen spannungsgeladene Wendungen, die mich einige Male haben stutzen lassen.
Zudem wird die Insel so gelungen beschrieben, dass ich stets ein Bild von den aktuellen Handlungsorten vor Auge hatte.
Zwischenzeitlich eingefügte Gedanken von Eden bringen dem Leser im Laufe der Geschichte zusätzlich immer wieder Informationen aus vergangenen Zeiten.
Die Science-Fiktion Elemente sind sehr passend auf die Geschichte abgestimmt und verleihen der Insel und den Geschehnissen einen Funken Dramatik. (Es wird hier häufig mit Ängsten der Charaktere gespielt.)

Ein Kritikpunkt ist für mich ist wohl das Ende. Es ging mir viel zu schnell, wirkte gehetzt und blieb recht offen. Mehr Details oder einen Ausblick in die Zukunft wäre hier toll gewesen.

Was mich zu großen Teilen jedoch positiv überrascht hat, war die Ausarbeitung der verschieden Charaktere, die mit ihrer persönlichen Geschichte das Verständnis für die gesamte Welt erleichtert haben.
Logan war mit seiner liebevollen Art mein heimlicher Favorit. Und hat definitiv Potential zum Bookboyfriend.
Doch auch Eden überzeugt mich mit ihrer emphatischen, starken und cleveren Persönlichkeit.
Da die Geschichte ihrer Ich-Perspektive geschildert wird, kommt jedoch die Gedankenwelt und somit Tiefe einiger der vielen Nebencharaktere noch etwas zu kurz.

Ein ganz großes Plus ist für mich die Einarbeitung der ursächlichen Thematik des Krieges.
So wir der Leser angeregt darüber nachzudenken wie Klimawandel, daraus resultierende Überschwemmungen, Überbevölkerung und Privilegierung der Reichen in der schlechten Zeit, die Welt und den Frieden bedrohen kann.

Für mich insgesamt ein gelungene dystopische Geschichte voller Spannungsmomente und einem Fünkchen Liebe.

Für mich 4 von 5 Sternen

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.10.2020

Never doubt - Emma Scott

Never Doubt
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LYX-Verlag, 485 Seiten

Inhalt:
Willows Leben ist seit jenem Tag durch ein schwarzes X gezeichnet. Sie wird nie darüber sprechen können, was in jener Nacht mit ihr passiert ist. Da ist sie sich sicher. ...

LYX-Verlag, 485 Seiten

Inhalt:
Willows Leben ist seit jenem Tag durch ein schwarzes X gezeichnet. Sie wird nie darüber sprechen können, was in jener Nacht mit ihr passiert ist. Da ist sie sich sicher.
Als sie nach dem Umzug ihrer Eltern jedoch im Theater die Rolle der Ophelia spielen darf, findet sie sich und ihre Gefühle in den alten Worten von Shakespeare wieder.
Auch der begnadete Darsteller von Hamlet, Isaac Pearce, versucht seine schwere Vergangenheit auf der Bühne zu verarbeiten.
Die Beiden kommen sich durch die Bühnenarbeit immer näher und instinktiv versteht Isaac den Schmerz hinter Willows Worten.
Doch die Gefühle füreinander sollen nicht sein und auch Willows Vergangenheit holt sie immer wieder ein.
Irgendwann wird klar: Um wieder zu leben, muss Willow ihre eigene Stimme wiederfinden ...

Meinung:
Ich bin durch viele positive Stimmen zu dem Buch und der Autorin mit viel Erwartung an das Lesen des Buches gegangen. Und ich wurde NICHT enttäuscht.
Der Schreibstil ist hoch emotional, intensiv und trotzdem leicht zu lesen. Auch die poetischen Passagen durch das Theaterspiel werden elegant und passend in die Handlung miteinbezogen.
Zudem ist die Geschichte in drei Akte unterteilt, und verwebt so das Theaterspiel mit der Realität. Denn Passagen aus Hamlet finden sich immer wieder im Leben der Protagonisten wieder.

Zudem schafft es die Autorin gefühlvoll und behutsam vom Schicksal von Willow zu berichten und trifft mich als Leserin damit ins Herz.
Aber auch das Schicksal und die liebevollen Gedanken von Isaac haben mich beschäftigt und nicht wieder losgelassen. Für mich ist er jedoch nicht wirklich der klassische Badboy, wie auf dem Klappentext beschrieben.

Nicht nur einmal musste ich an einigen Stellen weinen, weil die Geschichte so berührend ist und ich intensiv den Schmerz der Protagonisten gefühlt habe.
Wie die Tragödie entwickelt auch die Geschichte der Beiden zum Schluss hin nochmal viel Drama, die Ereignisse überschlagen sich und ein trauriges Schicksal steht bevor, auch mitverschuldet von den fürchterlichen Eltern der Protagonistin.

Für mich 5 von 5 Sternen

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