Platzhalter für Profilbild

lustaufbuch

Lesejury Star
offline

lustaufbuch ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit lustaufbuch über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.10.2025

»Ich will die Komplexität meines Ichs genauso aushalten wie die der Welt, denn komplexe Fragen zu stellen, halte ich für unser aller Pflicht, die wir in diesem Bereich tätig sind.«

Europa, wach auf!
0

»Ich will die Komplexität meines Ichs genauso aushalten wie die der Welt, denn komplexe Fragen zu stellen, halte ich für unser aller Pflicht, die wir in diesem Bereich tätig sind.«

Die sechzehn in diesem ...

»Ich will die Komplexität meines Ichs genauso aushalten wie die der Welt, denn komplexe Fragen zu stellen, halte ich für unser aller Pflicht, die wir in diesem Bereich tätig sind.«

Die sechzehn in diesem Buch ausgewählten Reden und Essays der Autorin Nino Haratischwili, welche zwischen 2013 und 2025 gehalten oder publiziert wurden, handeln von bröckelnden Demokratien, Diktaturen und immer wieder von dem großen, scheinbar allmächtigen und stets machtgierigen Riesen – Russland. Insbesondere von dessen Leidtragenden. Aber sie geben auch Mut und Hoffnung, rütteln auf und sind in ihrer Fülle ein warnender Appell an unsere Gesellschaft.

Eindrücklich und doch mit wohlgeformten Sätzen und poetischer Wucht, die man von ihren Roman gewohnt ist, liest man diese Reden und Essays, die niemand kalt lassen können.

Es geht um Heimat, Identität und immer wieder schwebt über allem – Krieg und Gewalt.
Aber nicht weniger geht es auch um Kunst, Literatur und Theater.
Man merkt, wie sehr die Autorin die besprochenen Themen beschäftigen. Immer wieder blitzen Wut und Hoffnungslosigkeit durch, nicht zuletzt große Enttäuschung.
Anders als in ihren Romanen thematisiert Haratischwili erstmals in ausgewählten Texten mit autobiografischen Sequenzen ihr eigenes Leben. Ihr Aufwachsen in Georgien und der stetige an sie gerichtete Vorwurf sich zwischen ihrem Deutsch- und Georgischsein zu entscheiden. Dabei plädiert sie für mehr Dialog und Austausch und keine Entweder-Oder-Szenarien, sondern stattdessen ein Und zuzulassen und zu akzeptieren.

Eine Sache ist ganz klar: Nino Haratischwili ist eine der wichtigsten Stimmen unserer Gegenwart! Das hat sie mit ihren Romanen und Stücken bewiesen und manifestiert es mit ihren Reden und Essays erneut.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.09.2025

»Ab einem gewissen Punkt reißt die eine Welt von der anderen ab, und da, wo du stehst, bist du.«

Am Meerschwein übt das Kind den Tod
0

»Ab einem gewissen Punkt reißt die eine Welt von der anderen ab, und da, wo du stehst, bist du.«

Wenn die eigene Mutter stirbt, schwindet nicht nur ein geliebter Mensch, sondern auch ein Teil des eigenen ...

»Ab einem gewissen Punkt reißt die eine Welt von der anderen ab, und da, wo du stehst, bist du.«

Wenn die eigene Mutter stirbt, schwindet nicht nur ein geliebter Mensch, sondern auch ein Teil des eigenen Lebens. Denn das Leben der Mutter ist auch zugehörig zum eigenen Ich, welches sie meist lebenslang geprägt hat. Ohne sie gäbe es einen nicht und auch wenn die Beziehung oftmals nicht eben leicht erscheinen mag, reißt diese innere Verbindung niemals ab.
So auch bei Nora Gomringer. Ihre Mutter Nortrud verstarb am Dienstag, den 08. Dezember 2020. Seitdem sind fast fünf Jahre vergangen, doch der Schmerz des Verlusts und dessen Trauer hält bis heute an.
Zeit, um der Erinnerung ihren Raum zu geben, die sie zu beabsichtigen gedenkt. Aus diesem Anlass entstand der erste Roman der Autorin und zwar in Form eines von ihr so benannten „Nachroughs“.
Erinnerung ist schmerzlich, doch das Leben nicht minder.
Ihr wechselhaftes Erzählen über die Mutter – zwischen Nähe und Distanz – besteht aus Episoden der Kindheit und vielen Einblicken in das Leben der Gomringers, welches selten ein leichtes war. Sie gedenkt ihrer Mutter, versetzt sich in sie hinein und hinterfragt dabei teils ihre Entscheidungen, z.B. sich von ihrem Mann so vereinnahmen zu lassen, statt ihr eigenes Leben mehr zu genießen. Dann auch noch die Kinder aus verschiedenen Partnerschaften, seine Affären und allgemein der schwierige Umgang mit ihm.
Man merkt es schon: Immer wieder blickt neben der Mutter, die eigentlich die Protagonistin sein sollte, der Vater Eugen Gomringer hervor und nimmt Platz für sich in Anspruch, denn sowohl die eheliche Beziehung als auch die zwischen Vater und Tochter war von schwieriger Natur.

Dass Nora Gomringer nicht nur eine Meisterin der Lyrik ist, sondern auch die Langstrecke der Prosa beherrscht, hat sie hiermit eindeutig bewiesen und lässt hoffen, dass in Zukunft Weiteres kommen wird. Ein in seiner Form einzigartiges Buch, das Notrud Gomringer ein literarisches Denkmal für die Ewigkeit setzt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.09.2025

»Viele Menschen unterschätzen, was ein einziges Buch im Leben bewirken kann. Vielleicht, weil sie nie erfahren haben, was Lesen wirklich ist.«

Lesen ist deine Superkraft
0

»Viele Menschen unterschätzen, was ein einziges Buch im Leben bewirken kann. Vielleicht, weil sie nie erfahren haben, was Lesen wirklich ist.«

Bücher über das Lesen gibt es zuhauf, doch dieses ist etwas ...

»Viele Menschen unterschätzen, was ein einziges Buch im Leben bewirken kann. Vielleicht, weil sie nie erfahren haben, was Lesen wirklich ist.«

Bücher über das Lesen gibt es zuhauf, doch dieses ist etwas ganz anderes.
Obwohl Tobias Milbrandt selbst lange nicht gelesen hat, schätzt er es jetzt umso mehr und genau das war sicherlich auch sein Ansatz, zusammen mit Florian Höper, dieses Buch zu schreiben: Er möchte seine Erfahrungen und die vielen Vorteile, die ihm das Lesen bietet, mit möglichst vielen teilen. Schlichtweg weil lesen so viel mehr ist, es den eigenen Horizont erweitern und ganz neue Welten eröffnen kann.

Auch wenn dieses Buch eher für Leute gedacht ist, die nicht (mehr) oder nur wenig lesen, konnte ich – obwohl ich selbst viel lese – einiges daraus mitnehmen. Spätestens wenn man sich bei einem Buch erwischt, immer wieder vor sich hin zu nicken oder innerlich dem Gelesenen zuzustimmen, trifft es unzweifelhaft direkt ins Schwarze.
Denn auch Menschen, die häufig lesen, werden dieses Buch mit Gewinn lesen. Schließlich zeigen beide Autoren bspw. auf, wie man aus bestimmten Büchern mehr mitnehmen und besonders das Lesen besser in den Alltag integrieren kann. Darüberhinaus wird auf verschiedene Lesetechniken eingegangen und warum Lesen nicht nur dem persönlichen Genuss und der Weiterbildung dienlich ist, sondern sogar unserer Gesundheit!

Auch wenn ich kein Vergleich mit anderen Ratgebern habe, denn als solchen würde ich dieses Buch hier beschreiben, hat es mir wirklich gut gefallen, weil er nicht nur an der Oberfläche kratzt, sondern auch in die Tiefe geht, Problemstellung deutlich anspricht und allem voran Lösungen darlegt, um sein Verhalten hinsichtlich des Lesens verändern zu können. Noch dazu war es flüssig zu lesen und informativ.
Gewünscht hätte ich mir ausschließlich, etwas weniger Wiederholung ähnlicher Aspekte und einen Blick mehr auf Belletristik.

Das Plädoyer zum Schluss:
Das Handy mal weglegen und ein Buch zur Hand nehmen – aber wem sage ich das.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.09.2025

»Woran erinnert man sich, wenn man sich an Lektüren erinnert?«

Das violette Hündchen
0

»Woran erinnert man sich, wenn man sich an Lektüren erinnert?«

Wenn man nach einiger Zeit, gar Jahren an bestimmte Bücher zurückdenkt, weiß man oft nur noch, ob sie einem gefallen haben oder eben nicht.
Trotz ...

»Woran erinnert man sich, wenn man sich an Lektüren erinnert?«

Wenn man nach einiger Zeit, gar Jahren an bestimmte Bücher zurückdenkt, weiß man oft nur noch, ob sie einem gefallen haben oder eben nicht.
Trotz Anstrengung bleiben nicht selten weder Handlung noch Plot im Gedächtnis, dafür – zumindest bei guten Büchern – einige Details. Und das, weil sie berührend waren, außergewöhnlich, unerwartet oder gar absurd.
Eben dieser Spur folgen wir durch Maars Bibliothek und streifen dabei sowohl etliche Klassiker als auch zeitgenössische Bücher.
Auf unserer Suche nach dem Geheimnis großer Literatur lassen sich auch Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten mancher Werke erkennen, z.B. im Falle von Jane Austens „Mansfield Park“ und Goethes „Wahlverwandtschaften“. Die Analysen zeigen darüberhinaus interessante Erkenntnisse, z.B. inwiefern „Dracula“ ein höchst antisemitisches Werk ist oder ob Jesus wirklich am Kreuz starb.

Aber es geht nicht nur um die Werke, sondern auch um die Autorinnen selbst, ganz prägnant das einzigartige Rätsel um Shakespeare oder die Blutspur, welche das gesamte Werk Thomas Manns durchstreift.

Ich selbst kannte einige Autor
innen überhaupt nicht, teils waren mir die Werke nur vom Hören-Sagen ein Begriff und dennoch, obwohl ich nur die wenigsten davon bisher gelesen habe, konnte man dem Buch immer gut folgen, ohne überfordert oder andererseits gelangweilt zu werden.

Michael Maar pustet die Staubspur von den Klassikern und zeigt, wie vielfältig und lesenswert diese sind - Literaturunterricht par excellence!
Wer dieses Buch gelesen hat, wird seine Leseliste um mehr als nur einige Werke verlängert wissen.

Besonders das wie, ist hierbei ausschlaggebend. Denn das Buch ist nicht nur genial, mit Humor und viel persönlicher Leidenschaft des Autors erzählt, sondern wahrhaftig spannend und mit Sogwirkung und wirkt selbst wie ein Klassiker der Literaturwissenschaft, der unsereins ganz sicher überdauern wird.
Wer sich für Literatur und die Autor*innen dahinter interessiert, muss dieses Buch lesen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.09.2025

»Das war noch nicht alles, dachte Hanna in der Notunterkunft, da kommt noch mehr, und sie sollte recht behalten. Das war erst der Anfang.«

Schwebende Lasten
0

»Das war noch nicht alles, dachte Hanna in der Notunterkunft, da kommt noch mehr, und sie sollte recht behalten. Das war erst der Anfang.«

Hannas achtzigjähriges Leben verlief nicht gradlinig, sondern ...

»Das war noch nicht alles, dachte Hanna in der Notunterkunft, da kommt noch mehr, und sie sollte recht behalten. Das war erst der Anfang.«

Hannas achtzigjähriges Leben verlief nicht gradlinig, sondern hatte einige harte Proben zu bestehen. Schläge, die das Leben, beeinflussbar oder nicht, bereithält.
Eigentlich ist Hanna Blumenbinderin und das mit leidenschaftlicher Begeisterung. Doch ihren Laden kann sie nicht lange weiterführen, denn der aufkommende Nationalsozialismus frisst nicht nur Seelen, sondern auch das Geld der Leute und Blumen werden zum seltenen Luxus. Zudem kommen ihre eigenen Kinder, für die sie eine gute Mutter sein möchte. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verschlimmert die Sachlage drastisch.
Das unerträgliche Leid, dem Hanna ausgesetzt ist, raubt immer mehr von ihrem Leben und doch versucht sie selbst in der schlimmsten Misere umsichtig nach vorne zu schauen, um das Beste für ihre Familie zu erlangen.
Neben all diesen, schlängeln sich Blumen durch den Roman, der neben deren Schönheit auch das Handwerk von Florist*innen eine würdevolles literarisches Denkmal setzt.

Wie viel verträgt eigentlich ein Mensch, bevor er zerbricht?
Auf nicht einmal 300 Seiten erzählt Gröschners Roman ein ganzes Leben über mehrere schwierige politische Zeiten hinweg, vom Krieg, der alles bisher Gewohnte zerstört hat und einer Frau, die nicht nur mit mehreren Abtreibungen und den Verlust mehrerer Kinder klarkommen musste.

Doch nun zum großen Aber … Wie gerne hätte ich, wie so viele andere, diesen fulminanten Roman geliebt. Jedoch konnte ich es nicht. Schon gleich das erste Kapitel war für mich sehr verwirrend, sodass ich gar nicht mehr durchblicken konnte, wer jetzt wer ist. Danach wurde es besser. Aber trotzdem konnten mich die Figuren und die Geschichte emotional nicht abholen und blieben für mich ohne Tiefe und nur an der Oberfläche. Insgesamt war es für mich einfach zu viel.
Auch wenn ich den Roman gerne gemocht hätte, konnte schlussendlich selbst die mehrmalige Erwähnung Thomas Manns das Ruder für mich nicht mehr herumreißen …

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere