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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.05.2017

Eine berührende Geschichte

Unsere Liebe soll nicht traurig sein
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„...Es gibt Tage, die alles verändern. Nichts ist mehr, wie es einmal war. Alles Kommende steht im Zeichen dieses Tages ...Von einem solchen Tag erzählt dieses Buch...“

Mit obiges Zitat beginnt ein Buch, ...

„...Es gibt Tage, die alles verändern. Nichts ist mehr, wie es einmal war. Alles Kommende steht im Zeichen dieses Tages ...Von einem solchen Tag erzählt dieses Buch...“

Mit obiges Zitat beginnt ein Buch, dass mich tief berührt hat. Es ist der 28. Januar 1945. Leutnant Walter Kohler besucht seinen Sohn, bevor der nächste Einsatzbefehl auf ihn wartet. Der 17jährige Wolf-Dieter Kohler ist als Flakhelfer bei Stuttgart eingesetzt. Auf die Stellung erfolgt ein Luftangriff. Eine Granate verschüttet Walter Kohler. Wolf-Dieter gräbt seinen Vater mit eigenen Händen aus.
Diese Geschehen ist Grundlage für ein Buch, das zwei inneren Monologe wiedergibt, den des Vaters und den des Sohnes.
Auf den ersten Seiten erzählen die Mutter und der Sohn von den letzten Monaten und Tagen des Vaters, dem letzten Besuch von Stuttgart, dem letzten Zusammensein und den letzten Minuten bei der Flakstellung.
Danach kommt der Vater zu Wort. Er ist ein humorvoller Mensch und liebt seinen Beruf als Kirchenmaler. Mit seinen Worten lässt er mich an seiner Kunst teilhaben. Vor allem die Entstehung der Fenster in der Hallenkirche von Halle/Saale beschreibt er genauer. Schon zu dem Zeitpunkt ahnt er, dass Deutschland auf ein dunkles Kapitel zusteuert. Die Jahre des Krieges lassen ihn ernst werden.
In einem kurzen Zwischenkapitel wird die Beerdigung dargestellt.
Dann kommt der Sohn zu Wort. Der Tod seines Vaters wirkt prägend für das ganze Leben. Der Krieg hat tiefe Spuren hinterlassen. Beruflich folgt er den Spuren des Vaters. Auch er wird Künstler.
Der Sprachstil des Buches ist wortgewaltig und voller beeindruckender und treffender Metapher. Manche Sätze brennen sich ob ihrer Tiefe in die Seele, andere lassen mich als Leser erschauern.
„...Wie oft fahren wir an einem Galgen vorbei. Wie oft sind wir das einbestellte Publikum, wenn eine junger Deserteur erschossen wird? Wenn ich irgendwann mal wieder eine Kreuzigung malen soll, werden sich die Menschen vor ihr fürchten und ein Vater wird die Augen seines Sohnes bedecken...“
Walter sieht, was der Krieg aus Menschen gemacht hat. Er hinterfragt sein Tun. Er ermöglicht mir einen tiefen Einblick in seine Psyche und seine Gedankenwelt. Auf der einen Seite steht die Möglichkeit des Widerstandes, auf der anderen die Verantwortung für Frau und vier Kinder. Sein Glaube trägt ihn durch schwere Stunden, ohne dass er ihn in den Vordergrund spielt.
Auch in Wolf-Dieters Abschnitt setzt sich die bildhafte Sprache fort. Hier fallen vor allem die vielen Vergleich mit dem Wasser, dem Meer, dem Bach, dem Fluss auf. Und immer wieder kommen Erinnerungen hoch, Erinnerungen an die Angst der Bombennächte, Erinnerungen an manche Worte des Vaters.
Familienfotos ergänzen die Geschichte ebenso wie Gemälde von Vater und Sohn. Zu einigen sind die Bibelstellen zitiert, die die Grundlage dafür waren. Die beiden Lebensläufe und eine Übersicht weiterer Werke ergänzen das Buch.
Das Cover zeigt Walter Kohler und findet sich im Buch als Bild wieder.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt an persönlichen Schicksalen und die Folgen von Krieg und Gewalt auch für die folgende Generation.

Veröffentlicht am 23.05.2017

Tod im Fasching

Letzter Fasching
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„...Die Christine hatte ihn zwar schon ein paarmal zum Besuch sogenannter Feinschmeckerlokale verführt, aber er hatte diese Gelegenheiten selten genießen können. Schon beim Anblick der Preise auf der Speisekarte ...

„...Die Christine hatte ihn zwar schon ein paarmal zum Besuch sogenannter Feinschmeckerlokale verführt, aber er hatte diese Gelegenheiten selten genießen können. Schon beim Anblick der Preise auf der Speisekarte war ihm übel geworden...“

Im Polizeiposten in Altaussee treffen sich Postenkommandant Gasperlmaier und seine Vorgesetzte Frau Dr. Kohlross am Faschingssonntag mit Wilfried Weissensteiner. Er hat einen Drohbrief bekommen. Wenn am Montag die Trommelweiber durch den Ort ziehen, könnte es einen Toten geben. Frau Doktor verpflichtet Gasperlmaier, am Umzug der Trommelweiber in entsprechender Verkleidung teilzunehmen. Doch auch er kann den Tod des Kochs Kurt Sargleiter nicht verhindern.
Der Autor hat einen abwechslungsreichen, spannenden und teilweise amüsanten Krimi geschrieben.
Die Personen werden gut charakterisiert. Frau Doktor und Gasperlmaier sind in vielen Punkten gegensätzlich. Ab und an scheint Frau Doktor Gasperlmaier nicht ganz ernst zu nehmen. Sie ist zielstrebig und kann problemlos über viele Stunden durcharbeiten. Gasperlmaier aber braucht zwischendurch ein kräftiges Essen und sagt zu einem angebotenen Glas Alkohol selten nein. Obiges Zitat zeigt seine Einstellung zum Essen. Christine ist seine Frau.
Die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Der Tote zeichnet sich nicht gerade durch Treue aus. Auch das Biohotel, in dem er arbeitet, bereitet eigenartige Biohühner zu. Von den Trommelweibern will keiner etwas gesehen haben. Jeder hätte aber die Möglichkeit für den Mord gehabt. Hinzu kommt, dass Katharina, Gasperlmaiers Tochter, fast für einen Skandal sorgt, denn sie hatte sich unter die Trommelweiber gemischt. Dazu gehörten aber ausschließlich Männer, die dazu berufen wurden.
Der Schreibstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Die Geschichte ist spannend, kommt aber stellenweise behäbig daher. Das liegt vor allem an Gasperlmaier, denn Eile ist nicht sein Ding.
Sehr detailliert werden die Faschingstraditionen der Gegend beschrieben. Was dabei in Strömen fließt, ist der Alkohol. Der lässt bei manchem auch die Erinnerung verblassen.
Für zusätzliche Informationen sorgt Friedrich Kahlß. Der ehemalige Postenkommandant mischt gern mit und hat den Vorteil, dass er exzellent über Land und Leute Bescheid weiß. Gasperlmaier hat da einige Defizite.
Gut ausgearbeitete Gespräche sorgen für Abwechslung. Frau Doktor gelingt es zum Beispiel, die Hotelbesitzerin Scheurecker gekonnt zu provozieren. Eine eifrige Journalistin interpretiert jeden Satz nach ihren Gutdünken und sorgt damit für Stress im Team der Ermittler.
Manche Szenen ließen mich schmunzeln. Ich denke dabei insbesondere an Gasperlmaiers Auftritt vor einer Grundschulklasse.
Das in Orange gehaltene Cover mit Holzstapel und Faschingshut passt zum Inhalt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Das lag nicht zuletzt am Lokalkolorit, was gekonnt für die Handlung genutzt wurde.

Veröffentlicht am 22.05.2017

Berühend

Ein Stein, der mir Flügel macht
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„...Manchmal gibt es im Leben Situationen, in denen man nur noch funktioniert und achtgeben muss, dass man nicht untergeht. Dann bleibt keine Zeit für viele Worte...“

Schon im Vorwort weiß ich als Leser, ...

„...Manchmal gibt es im Leben Situationen, in denen man nur noch funktioniert und achtgeben muss, dass man nicht untergeht. Dann bleibt keine Zeit für viele Worte...“

Schon im Vorwort weiß ich als Leser, worum es geht und wie die Geschichte endet. Es werden also bewusst keine falschen Hoffnungen geweckt. Dort skizziert die Mutter auf zwei Seiten ihr Anliegen.
Marina ist fünf Jahre alt, als bei ihr nach etlichen Fehldiagnosen ein Tumor festgestellt wird. Nun muss alles ganz schnell gehen. Nach einer Operation folgt die erste Chemotherapie. Es ist eine Zeit der Hoffnung, aber auch der Umstellung. Das Familienleben muss neu organisiert werden. Marina hat zwei jüngere Geschwister, die nicht zu kurz kommen sollen.
Das Buch wurde von der Mutter geschrieben. Es ist keine einfache Lektüre, denn natürlich reagiere auch ich als Leser sehr emotional auf die Geschichte.
Die Eltern suchen nach einem Weg, wie sie ihrem Kind beider Bewältigung der Krankheit helfen können. Dabei kreiert die Mutter eine Phantasiegestalt, die Kräuterhexe. Sie soll das Familiengeheimnis bleiben und ihre Existenz ist keinem Außenstehenden bekannt. Sie wohnt im Wald und kommuniziert mit Marina über Briefe. Das Besondere dabei ist, dass durch die Kräuterhexe dem Kind kleine Geschenke gemacht werden, die ihren Krankheitsverlauf und vor allem ihren psychischen Zustand positiv beeinflussen, sei es ein Mut-Duft oder Durststeine, deren Reiben Marina animieren sollen, die nötige Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
Ausführlich wird dargestellt, welch vielfältige kleine Erlebnisse für Marina und ihre Geschwister organisiert werden. Dabei können sich die Eltern auf viele helfende Hände verlassen. Wie wichtig das ist, zeigt das obige Zitat. Die Mutter scheut sich nicht, auch ihre Gefühle und gesundheitlichen Probleme konkret zu benennen. Trotzdem schafft sie es, im entscheidenden Moment für die Kinder da zu sein und Hoffnung auszustrahlen.
Doch dann kommt der Rückfall. Jetzt haben die Eltern wohl die schwerste Entscheidung ihres Lebens zu fällen: Sollen sie Marina eine weitere Chemotherapie mit minimalen Überlebenschancen zumuten oder sollen sie sie mit all ihrer Liebe und Kraft palliativ auf ihrem letzten Weg begleiten. Diese Entscheidung zu kommentieren, verbietet sich für jeden Außenstehenden.
Die Kräuterhexe wird Marina bis zu ihrer letzten Stunde begleiten. Danach hilft sie den Geschwistern noch eine Zeit lang bei der Trauerbewältigung.
Im Buch sind die Briefe der Kräuterhexe, die logischerweise die Mutter geschrieben hat, abgebildet. Sie beeindrucken durch ihre farbenfrohe Gestaltung und die aufbauenden Worte. Immer enthalten sie Empfehlungen für Marina, nie Gebote oder Befehle. Andererseits weisen sie ihr auch neue Wege.
Gleichfalls im Buch enthalten sind Fotos der Familie und einige Zeichnungen von Marina. Die Familie lebt in der Schweiz. Eine Ärztin äußert sich am Ende zu den Möglichkeiten der palliativen Begleitung von Kindern. Deutlich wird auch, dass Kinder mit dem Thema Tod anders umgehen als Erwachsene und manchmal wissen, wann ihre letzte Stunde gekommen ist.
Das Buch kann ein Ratgeber für Eltern sein, die in ähnliche Lage sind. Es gibt Anregung, zeigt am eigenen Erleben, was möglich ist, schreibt aber nichts vor. Letztendlich ist es ein Buch unendlicher Liebe, die gibt, begleitet und loslässt, wenn es nötig ist.

Veröffentlicht am 21.05.2017

Gekonnte Fortsetzung - Leseempfehlung

Zitrönchen
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„...Sie lächelte Luis an und Luis lächelte zurück, woraufhin der Schmetterling auf Herzrhythmusstörung umstellte und Jo rasch ihren Blick von Luis abwendete...“

Es ist kalt. Auch Zitrönchen, Jos Pferd, ...

„...Sie lächelte Luis an und Luis lächelte zurück, woraufhin der Schmetterling auf Herzrhythmusstörung umstellte und Jo rasch ihren Blick von Luis abwendete...“

Es ist kalt. Auch Zitrönchen, Jos Pferd, scheint das Wetter nicht zu mögen. Er ist angespannt und wirft Jo ab. Erst Luis gelingt es, das Pferd zu beruhigen.
Am gleichen Tag wird Bents Pferd gebracht. Es hat weder Sattel noch Halfter und reagiert trotzdem auf jede Handbewegung von Bent.
Auch der vierte Band der Reihe zeichnet sich durch seine spannende und abwechslungsreicher Handlung aus.
Anfangs geht alles seinen gewohnten Gang. Doch dann bricht das Schneechaos aus. Die jungen Reiter freuen sich, denn damit fällt die Schule aus. In dem Moment wissen sie aber nicht, dann eine Menge Arbeit auf sie zukommt. Seba, Besitzer des Reiterhofs, stürzt beim Schnee schaufeln und bricht sich das Bein.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Gut wird dargestellt, welche zusätzlichen Anforderungen ein schneereicher Winter mit sich bringt. Gleichzeitig verschlechtert sich die Stimmung im Team, denn es kommt zu Eifersüchteleien. Natürlich hat die Gerüchteküche nicht unwesentlichen Anteil daran. Die Autorin versteht es, die Gefühlslage der jugendlichen Protagonisten gekonnt durch ihr Tun und Handeln wiederzugeben. Da braucht es nicht viel Worte. Allerdings gehören gut ausgearbeitet Dialoge mit zu den Highlights der Geschichte. Eine besondere Rolle spielt Mücke, Jos kleine Schwester. Die Probleme der Älteren beobachtet sie leicht amüsiert. Außerdem sagt sie, was sie denkt und kann nicht verstehen, das die Älteren manchmal schweigen oder nur drumherum reden.
Sehr humorvoll wird dargestellt, wie es Jos Oma uns Seba gelingt, den Verkauf von Bruschettino in die Ferne zu verhindern. Der kleine schwarze Hengst und Zitrönchen toben gern miteinander. Dadurch bekommt Zitrönchen die nötige Bewegung.
Trotz aller Probleme funktioniert die Zusammenarbeit bei der Hilfe auf den Hof. Doch wie lassen sich bei den Schneemengen die nötigen Transportaufgaben lösen? Luis entdeckt im Schuppen einen alten Pferdeschlitten. Wird er die Rettung bringen?
Das Cover hat hohen Wiedererkennungswert und weckt Interesse.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Sie zeigt, was bei gedeihlicher Zusammenarbeit alles möglich ist und wie sich Probleme lösen lassen, wenn man auf Freundschaft statt auf Konfrontation setzt.

Veröffentlicht am 20.05.2017

Ein fesselndes Stück Geschichte

Ötzi und die endende Steinzeit, Kupferzeit, Kupferbeil, Tote vom... / Die Verschwörung von Breitental - das Kupferbeil des Ötzi
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„...Wenn man sieht, dass der Weg zu steil ist, muss man zurück und sich einen flacheren suchen. Oder man holt Auskunft ein...“

Narado gelingt es, von der Burg seines Vaters zu fliehen. Nach dessen Tod ...

„...Wenn man sieht, dass der Weg zu steil ist, muss man zurück und sich einen flacheren suchen. Oder man holt Auskunft ein...“

Narado gelingt es, von der Burg seines Vaters zu fliehen. Nach dessen Tod hat ihn Arane, die Stiefmutter, eine Falle gestellt. Sie beansprucht die Burg für sich und ihren Sohn Timor. Diese Szene schließt punktgenau an den ersten Teil des Romans über Narado an.
Der Autor erzählt ein Stück fesselnder Geschichte über den Beginn der Kupferzeit. Das Buch lässt sich gut lesen und hat mich erneut schnell in seinen Bann gezogen.
Zu Beginn gibt es eine kurze Zusammenfassung des ersten Teils. Mit Narado hat der Autor einen Protagonisten wiederbelebt, den wir als Ötzi, den Toten aus dem Eis kennen. Der Autor versucht, das Leben des Mannes anhand von bisherigen Erkenntnissen und archäologischen Forschungen zu rekonstruieren. Dies geschieht in Form einer spannenden Romanhandlung.
Der zweite Teil zeigt, dass die Zeit im Umbruch ist. Neben der Landwirtschaft kommt zunehmend der Handeln in Schwung. Vor allem die Bearbeitung von Kupfer und die Herstellung von Werkzeugen und Schmuck daraus, verändert das Leben.
Als Narado seine Heimat verlässt, lernt er auf der Wanderung Menschen kennen, die über Erfahrung in der Kupferschmelze verfügen. Er selbst geht durch eine harte Schule. Fortgegangen ist er als unreifer junger Mann, der keinen Blick für die Not der anderen hat. Die Jahre in der Ferne haben ihn nicht nur reifen lassen, sondern ihn ein eine Spur Besonnenheit gelehrt. Er weiß nun, was er will und kann sich durchsetzen. Hinzu kommt, dass er seinen Großvater mütterlicherseits kennenlernt. Zwar nimmt er anfangs dessen Ratschläge nicht ernst, doch später wird er sich an ihn wenden, als er Hilfe braucht.
Der Schriftstil des Buches ist über weite Teile sehr sachlich. Das tut aber der Spannung keinerlei Abbruch. Ausführlich werden Narados Reisen beschrieben. So lerne ich die Routen der damaligen Zeit, erste Städte, die Arbeit im Steinbruch und in der Goldwäsche und die Pfahldörfer am Bodensee kennen. Dabei erlebe ich nach und nach die Wandlung von Narado zu einem Mann, der sich auf Handel versteht und bereit ist, neue Wege zu gehen. Zwischen Arane und ihm allerdings herrscht eher Waffenstillstand als Frieden. Arane trägt ihren Hass und ihre Herrschsucht weiter in die Enkel.
Natürlich gibt es auch emotional bewegende Momente. So braucht Narado lange, bis er den Tod seines ersten Sohnes innerlich verarbeitet hat. Die tiefe Bindung zu seiner Frau Ibora hat er nie verloren.
Das Buch zeugt von umfangreicher und exakter Recherche. Das zeigt sich in der ausführlichen Beschreibung der Techniken der Metallherstellung der damaligen Zeit. Dabei werden auch soziale und gesellschaftliche Fragen beleuchtet. So sorgt der Verkauf der Kupfererzeugnisse für Reichtum. Die Landwirtschaft wird nicht mehr als so wichtig betrachtet, da man sich Korn leisten kann. Was aber, wenn die Mine erschöpft ist? Noch begreifen sie nicht, dass Getreide zwar nachwächst, Kupfer aber nicht. Schöne Sprachbilder und Metapher werden für die Wiedergabe landschaftlicher Besonderheiten verwendet. Ein besonders inhaltliches Stilmittel besteht darin, dass Narado die Reise seiner Jugend später mit seinem Sohn Michali wiederholt. Hier wird deutlich, wie sich manche Dinge weiterentwickelt haben. So ist die Goldwäsche am Fluss nun in einer Hand und die Arbeiter haben keine Chance mehr, für sich Gold zu schürfen, wie es Narado viele Jahre früher noch konnte.
Ein ausführliches Nachwort geht auf die Erkenntnisse über Ötzi ein und belegt, was davon ihm Roman verwendet wurde und was Fiktion ist.
Zwei ausführliche Karten zu Beginn des Buches zeigen zum einen Narados Heimat, zum anderen seine Reiseroute. Dabei wurden damalige und heutige Bezeichnungen gegenübergestellt.
Ein Register und eine Auswahl von Literaturvorschlägen ergänzen das Buch.
Das Cover zeigt Narado in späteren Jahren. Anfangs hatte er als Burgherr den Kopf geschoren getragen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, wie vielschichtig die Entwicklung des Lebens schon zu Zeiten des Ötzi war.