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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.09.2025

Sind wir nicht alle ein bisschen magisch begabt?

Felina Fingerhut und das verhexte Schwarze Loch
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Felina ist mit ihren elf Jahren ein ziemlich naives Ding. Ihr Hobby: Hexen, Hexen und noch mehr Hexen. Am liebsten wäre sie selber eine. Tatsächlich verfügt sie über 53,79 Gramm Magie. Das ist verhältnismäßig ...

Felina ist mit ihren elf Jahren ein ziemlich naives Ding. Ihr Hobby: Hexen, Hexen und noch mehr Hexen. Am liebsten wäre sie selber eine. Tatsächlich verfügt sie über 53,79 Gramm Magie. Das ist verhältnismäßig viel für ihr Gewicht, und die Menge kann sie auch gebrauchen, schließlich muss sie es irgendwie schaffen, ihre Eltern aus dem Schwarzen Loch zurückzuholen, in das sich die beiden glücklosen Restaurantbetreiber gestürzt haben. Praktischerweise ist nebenan gerade die patente Junghexe Wolke Donnerwetter eingezogen. Ein Spitzen-Vorbild für den Fast-Teenager, denn die lässt sich von niemandem etwas sagen, schon gar nicht von dem bierernsten Zauberer Ignatz Stecknadel, dessen Untermieterin sie ist und der mit seinem Gemeckere an Mr. Yunioshi aus Frühstück bei Tiffany‘s erinnert. Das Buch wirft interessante Fragen auf, unter anderem: Wie spießig können moderne Eltern sein, wieviele Katzen braucht man zum Glück und sind wir nicht alle ein bisschen magisch begabt? Für Felina Fingerhut gibt es bereits eine Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 10.09.2025

Schnitzeljagd im Wunderland

Whisperwicks – Die Suche nach den Flüsterflammen
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Benjamiah Creek verschlägt es nach Winkelwald, in „eine absurde magische Welt ohne Logik oder Vernunft“, wie der Held der Geschichte selbst treffend feststellt. Eine rastlose Schnitzeljagd beginnt, als ...

Benjamiah Creek verschlägt es nach Winkelwald, in „eine absurde magische Welt ohne Logik oder Vernunft“, wie der Held der Geschichte selbst treffend feststellt. Eine rastlose Schnitzeljagd beginnt, als Benjamiah sich zusammen mit Elizabella Cotton auf die Suche nach ihrem vermissten Zwillingsbruder Edwid begibt.

Die Geschichte ist sehr gut geschrieben und überzeugt durch ihre Phantasie und die charmanten philosophischen Ansätze. Ermüdend wirkt dagegen die Aneinanderreihung von immer neuen Begegnungen mit skurrilen Personen, Tieren, Gegenständen und Geisterwesen. Das erinnert ein wenig an Alice im Wunderland. Es hat aber auch viel von Coraline - Gruselfaktor inclusive.

Whisperwicks ist ein Buch zum Zweimallesen, denn erst wenn man das Ende kennt, geben die Ereignisse auf den 400 Seiten davor einen richtigen Sinn.

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Veröffentlicht am 18.08.2025

Spannung im Ungesagten

Jakob und Jelena
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Jelena und Jakob gehen in dieselbe Klasse und beide haben ein Problem: Jelenas beste Freundin Lotte ist jetzt auf einer anderen Schule und kreuzunglücklich da. Die Mädchen sehen sich kaum noch. Jakob kann ...

Jelena und Jakob gehen in dieselbe Klasse und beide haben ein Problem: Jelenas beste Freundin Lotte ist jetzt auf einer anderen Schule und kreuzunglücklich da. Die Mädchen sehen sich kaum noch. Jakob kann nicht schwimmen, und das belastet ihn sehr, denn nach den Herbstferien soll er es können. Weil der Schwimmunterricht wie so oft kein Schwimmunterricht, sondern ein Zeig-mal-wie-gut-du-schwimmen-kannst-Unterricht ist.

Die Tagesabläufe sind verschränkt ineinander beschrieben. Berichtet Jakob noch vom Ende der Sportstunde, geht es im nächsten Kapitel weiter mit Jelena in der Umkleidekabine. Das ist technisch sehr gut und verleiht der Geschichte, die ohne große Sensationen auskommt, eine angenehme Grundgeschwindigkeit.

Sprachlich plaudert sich das Buch so weg, die Sätze kommen, wie die Kinder sie eben rauslassen würden. Das macht es umso spannender, die Konflikte und Entwicklungen zu erkennen, die oft im Ungesagten stecken.

Konsequent verfolgt das Buch die Sicht der Kinder, dadurch bleiben sich aufdrängende Fragen nach den Familienkonstellationen, der Erwerbstätigkeit der Erwachsenen und der Motivation der Lehrer unbeantwortet.

Jakob und Jelena ist auch für junge Leser gut zu bewältigen und zeigt auf, wie Kinder ihre Situation selbst verbessern können, indem sie Wünsche artikulieren und eigene Forderungen stellen. Leider befeuert die Geschichte Vorurteile über das Gymnasium als Lernfabrik.

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Veröffentlicht am 10.08.2025

Zäh.

Lilianas unvergänglicher Sommer
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Cristina Rivera Garza fährt im Jahr 2019 nach Mexiko und fahndet dort nach der Ermittlungsakte ihrer Schwester. Vergeblich. Der Mord an der zwanzigjährigen Liliana ist bald 30 Jahre her, die Akte ist weg.

Ihre ...

Cristina Rivera Garza fährt im Jahr 2019 nach Mexiko und fahndet dort nach der Ermittlungsakte ihrer Schwester. Vergeblich. Der Mord an der zwanzigjährigen Liliana ist bald 30 Jahre her, die Akte ist weg.

Ihre Versuche, an die Unterlagen zu kommen, dokumentiert die Autorin ausführlich, garniert sie mit Orts- und Straßenbeschreibungen und fügt Erinnerungen an teilweise wenig sachdienliche Begebenheiten hinzu, sodass es schon zu Beginn des Buches immer mühsamer wird, die nächste Seite umzuschlagen. Zumal die Tat selbst unverhältnismäßig lange im Dunkeln bleibt und beim Leser, der ja selbst nicht betroffen ist, keine Empathie aufkommen will.

Das Buch ist chronistisch, präzise, poetisch und leider auch sehr ausschweifend verfasst. Es gibt Briefe, Hefte, Notizbücher von Liliana. Daraus zitiert die Schwester und Autorin. Oftmals distanziert, und viele Beiträge lässt sie unkommentiert. Ebenso die nachträglich niedergeschriebenen Telefoninterviews mit Freunden, Verwandten und Nachbarn.

Das Buch ist sehr privat und es liest sich zäh. Wer es vertreten kann, sollte von hinten anfangen. Dort finden sich unter anderem Zeitungsausschnitte, die das Geschehene hinreichend beschreiben, sodass die 200 vorangegangen Seiten auch für Dritte einen Sinn ergeben.

Fazit: Man muss es lesen wollen.

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Veröffentlicht am 02.08.2025

Allerfeinstes Lesevergnügen

Mika Mysteries - Der Ruf des Nachtraben
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Die Waise Mika hat eine gute Beobachtungsgabe, einen gesunden Gerechtigkeitssinn, die fürs Überleben nötige Abgeklärtheit und dazu exzellente Kontakte zu Stockholms Straßenkindern. Das macht sie für Polizeiinspektor ...

Die Waise Mika hat eine gute Beobachtungsgabe, einen gesunden Gerechtigkeitssinn, die fürs Überleben nötige Abgeklärtheit und dazu exzellente Kontakte zu Stockholms Straßenkindern. Das macht sie für Polizeiinspektor Valdemar Hoff zu einer idealen Assistentin bei seiner Suche nach einem Mörder. Das ungleiche Duo geht eine besondere Allianz ein, von der beide profitieren. Mika wächst an dieser Aufgabe und entwickelt ganz neue Werte für ihre Zukunft.

Mika Mysteries - Nattkorpen im 2021 erschienen schwedischen Original - hat keine 180 Seiten, hier passiert aber so viel wie sonst nicht auf 400. Die Geschichte fesselt mit ihrem schnörkellosen Realismus und bewegt sich, will man Vergleiche bemühen, irgendwo zwischen Jackaby und Flavia de Luce. Für Zehnjährige ist das nichts, aber vom Teenager bis zum Erwachsenen erhält man hier allerfeinste Krimilektüre.

Am Ende bleiben ein paar zentrale Fragen offen, zum Glück, denn eine Fortsetzung in deutscher Übersetzung ist angekündigt.

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