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Veröffentlicht am 18.08.2019

Dieses Buch gibt dem Tod die verlorene Sprache zurück!

Lass uns über den Tod reden
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Der Tod eines nahestehenden, geliebten Menschen umhüllt uns von einer unüberwindbar erscheinenden Mauer. Ihr Fundament sind schmerzvolle Gefühle, deren Stärke uns machtlos fesselt. Sprachlosigkeit verteilt ...

Der Tod eines nahestehenden, geliebten Menschen umhüllt uns von einer unüberwindbar erscheinenden Mauer. Ihr Fundament sind schmerzvolle Gefühle, deren Stärke uns machtlos fesselt. Sprachlosigkeit verteilt sich über Raum und Zeit. Der Körper, eine leere Hülle, die um Gleichgewicht ringt. Verzweifelt und hoffnungslos auf der Suche nach Antworten. Schicht für Schicht muss der Schmerz abgetragen werden. Aber,... was bleibt zurück?

C. Juliane Vieregge gibt in ihrem Buch „Lass uns über den Tod reden“ dem Sterben die verlorene Sprache zurück. Statt um Worte zu ringen, nimmt das Sprechen über den Tod einen wichtigen Platz ein. Menschen wie du und ich, die Väter, Mütter, Partner, Geschwister oder Kind sind, berichten davon, wie sie mit dem Tod umgegangen sind. Sie erzählen, was der Verlust hinterlässt und wie sich ein Leben verändert. Sie sprechen von Ritualen, die bei der Verarbeitung helfen und zeichnen eine Skizze einer persönlichen Erinnerung an den verstorbenen Menschen. Sie finden Worte dafür, was zurück bleibt und wie individuell der Umgang mit der Trauer ist. Übrig bleibt ein facettenreiches, bewegendes Fundament von 18 persönlichen Erzählungen, deren eindrucksvolle Auseinandersetzung mit dem Sterben existentielle Lebensfragen aufwirft. Es ergeben sich neue Perspektiven und eine Rückschau auf den Verstorbenen. Wie soll dieser in Erinnerung bleiben? Kann der Tod auch sinngebend für das weitere Leben der Hinterbliebenen sein? Die Antworten darauf finden sich in den vielfältigen, berührenden Geschichten, in denen der Tod als Auftraggeber, Versöhner, Lebensbegleiter, Weichensteller, Lehrmeister und Berufender agiert.

Unserer Gesellschaft fehlt es an einer moralisch vertretbaren, würdevollen Sterbekultur. Der Tod wird totgeschwiegen und so getan, als würde er nicht existieren. Das nicht darüber sprechen, lässt aber auch den Verstorbenen in Vergessenheit geraten. In der Erinnerung und den Geschichten, die über die verstorbene Person weitererzählt werden, lebt nicht nur der Mensch weiter, sondern die Trauer verliert ihren finsteren Schatten. „Lass uns über den Tod reden“ fordert dazu auf, über das Sterben, die gemeinsame Geschichte mit dem verstorbenen Menschen und den Umgang, die Gefühle und Trauer zu sprechen. Daraus entwickelt sich nicht nur ein Gefühl von Gemeinsamkeit und Verständnis, sondern auch eine besondere innere Haltung zum eigenen Tod und Vorstellungen darüber, was man hinterlassen möchte. Dieses Buch bringt einem zum Nachdenken, Reflektieren und Handeln. Es sprengt die Mauer, die uns verschlossen macht und ein Thema tabuisiert, das uns alle betrifft. Es macht Mut, die Trauer abzulegen, wieder ins Handeln zu kommen und etwas daraus zu machen, was uns der Verstorbene mitgegeben hat. Es versöhnt und lässt erkennen, dass man mit seiner Hilflosigkeit, den Ängsten, der Sehnsucht, Wut und Verzweiflung nicht alleine ist. Es reicht einem die Hand und bestärkt für die nächsten Schritte. Ein großartiger Begleiter in der finsteren Zeit der Trauer, der mit Sorgfalt wieder Strahlen ins Leben bringt.


Fazit: „Lass uns über den Tod reden“ von C. Juliane Vieregge ist eine bestärkende Aufforderung, dem Tod eine Sprache zu geben. 18 bewegende, persönliche Erzählungen schenken einem neue Perspektiven und unterstützen dabei, Antworten auf existentielle Lebensfragen zu erhalten. Ein sinnstiftendes, berührendes Buch, begleitet von Liebe, Zuversicht und Hoffnung.