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Veröffentlicht am 11.05.2024

Gutes Sachbuch über Populismus, dass mir nochmal Einiges verdeutlicht hat

Was Populisten wollen
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Marcel Lewandowsky hat mit „Was Populisten wollen - Wie sie die Gesellschaft herausfordern - und wie man ihnen begegnen sollte“ ein Sachbuch zum Thema Populismus vorgelegt. Erschienen ist das Buch im Mai ...

Marcel Lewandowsky hat mit „Was Populisten wollen - Wie sie die Gesellschaft herausfordern - und wie man ihnen begegnen sollte“ ein Sachbuch zum Thema Populismus vorgelegt. Erschienen ist das Buch im Mai 2024 bei Kiepenheuer & Witsch.

Populismus, insbesondere der Rechtspopulismus, scheinen unaufhaltsam auf dem Vormarsch zu sein. Giorgia Meloni in Italien, Donald Trump in den USA oder auch Victor Orban in Ungarn sind nur einige Namen. Bisherige Gegenstrategien scheinen kaum Wirkung zu zeigen. Marcel Lewandowsky ist Politikwissenschaftler und befasst sich in diesem Buch ausführlich mit dem Thema. Er klärt über die Grundlagen der Ideologie auf, zeigt die Methoden der Rechtspopulisten und analysiert wer die Wähler dieser Parteien sind. Im abschließenden Kapitel geht der Autor auf Gegenstrategien ein, die auf mehreren Ebenen funktionieren. Auch Beispiele aus dem In- und Ausland werden genannt.

Auf Marcel Lewandosky wurde ich aufmerksam durch Twitch. Dort war er im Format „nachsitzen“ auf dem Kanal von WildMics zu sehen. Seitdem folge ich ihm und bin so dann auch auf dieses Buch aufmerksam geworden.
Dies ist nicht mein erstes Sachbuch zum Thema Populismus und Demokratie. Ich besitze daher schon ein gewisses Vorwissen. Ich empfand dieses Buch allerdings grundsätzlich als recht ausführlich, von daher kann es denke ich durchaus auch als Einstieg genutzt werden. Ich würde allerdings vermuten, dass man sich danach noch weiter mit bestimmten Aspekten im Buch auseinandersetzen möchte.
Marcel Lewandowski behandelt unterschiedliche Aspekte von Populismus und fängt hier mit dem Demokratieverständnis der Populisten an. Dabei werden auch grundsätzliche Begriffe erklärt und die kleinen Nuancen, die etwas populistisch werden lassen. Das hat mir gut gefallen, denn ich empfinde den Grat manchmal als recht klein und das wurde hier gut erfasst. Auch die Spannungsfelder, die unsere Demokratie aushalten muss, werden gut erklärt.
In den weiteren Kapiteln geht es um den Begriff des Volkes, die Inszenierung des Populismus, wie Populisten das System verändern, wenn sie an der Macht sind und wer die Wähler*innen sind. Durch das gesamte Buch ziehen sich konkrete Beispiele und ich merke schon jetzt, dass ich Populismus noch besser erkenne. Dies empfinde ich als eine große Stärke des Buches.
Durch diese Beispiele habe ich auch viel über Populismus in anderen Ländern gelernt. Das Hauptaugenmerk lag auf Rechtspopulismus, aber auch Linkspopulismus wird kurz erklärt. Es waren da viele interessante Fakten dabei, die ich vorher so nicht wusste. Die USA werden viel herangezogen, aber auch Großbritannien, Ungarn, Schweden, Spanien und Griechenland.
Insgesamt hat mich das Buch viel zum Nachdenken gebracht. Es hat vieles bestätigt, was ich vorher schon wusste, an manchen Stellen hat es mir Dinge noch deutlicher begreiflich gemacht oder einen Zusammenhang hergestellt, wo ich vorher keinen gesehen habe. Wahrscheinlich wird das Buch auch noch längere Zeit in mir arbeiten.
Bei einem Sachbuch kommt es noch mehr vor als bei historischen Romanen, dass ich zu bestimmten Dingen im Internet recherchiere. In Sachbüchern gibt es grundsätzlich deutlich mehr Quellenangaben und Fußnoten. Zu einigen der genannten Beispiele habe ich selber ein wenig recherchiert oder mir eben auch die Quellen angeschaut. Das hilft mir auch nochmal dabei das Gelesene zu verarbeiten und besser einzuordnen.
Vom letzten Kapitel, wie man denn nun Populisten begegnen sollte, hatte ich mir ein bisschen mehr erwartet. Ich hatte gehofft, dass da vielleicht etwas bahnbrechend Neues dabei ist. Ich konnte Vieles nachvollziehen, es war aber eben mehr auf Medien und Politik bezogen. Wahrscheinlich kann ich Beiträge in den Medien oder in den sozialen Medien besser einordnen, aber die Erkenntnis bleibt, dass es sehr schwer ist, dem Populismus beizukommen und dass es dafür eben auch langfristige Strategien braucht.

Fazit: Ein gutes Sachbuch zur Ideologie und den Strategien des Populismus. Es zeigt gut den schmalen Grat, ab wann etwas populistisch wird. Es sind viele Beispiele aus den letzten Jahren und anderen Ländern dabei, die die Thesen des Buches unterstützen. Es ist gut verständlich und gibt einen guten Überblick zum Thema.

Veröffentlicht am 14.04.2024

Überzeugt auf ganzer Linie

Fräulein Gold: Die Stunde der Frauen
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„Fräulein Gold - Die Stunde der Frauen“ ist der 4. Band rund um die Hebamme Hulda Gold. In diesem Band geht um die Geschichte eines geheimnisvollen Bildes und eine Liebe über Standesgrenzen hinweg. Erschienen ...

„Fräulein Gold - Die Stunde der Frauen“ ist der 4. Band rund um die Hebamme Hulda Gold. In diesem Band geht um die Geschichte eines geheimnisvollen Bildes und eine Liebe über Standesgrenzen hinweg. Erschienen ist der Roman im November 2021 bei Rowohlt Polaris.

Berlin, 1925: Hulda Gold arbeitet weiterhin in der Frauenklinik Mitte und ist zwischenzeitlich zur leitenden Hebamme aufgestiegen. Sie konnte sich einige Freiheiten erkämpfen und darf die ein oder andere Geburt ohne andere Ärzte durchführen und auch sonst kämpft sie für die Belange der Schwangeren.
Privat ist Hulda mit dem jungen Arzt Johann Wenckow verbandelt. Dieser stammt aus der Villengegend Frohnau. Eine ganz andere Welt, in der sie sich nicht immer wohlfühlt und dann ist da auch noch Johanns Vater, der mit der Verbindung seines Sohnes zu ihr so überhaupt nicht gutheißen kann.
Auf einem Fest bei einer adeligen Familie begegnet Hulda einer jungen Hausangestellten, die in Schwierigkeiten geraten ist. Ein Bild ist verschwunden und das Geheimnis dieses Bildes soll Hulda nicht so schnell loslassen.

Bis zum Erscheinen des 7. Bandes im Dezember möchte ich alle bisher erschienen Bücher dieser Reihe gelesen haben. Nachdem ich Band 4 nun beendet habe, fehlen noch 2.
Der Prolog mit dem Maler und der Schauspielerin als Modell hat sofort neugierig gemacht und zu Spekulationen angeregt, worum es in diesem Buch gehen könnte. Die anschließenden Kapitel haben mich umgehend in die Geschichte gezogen und ich war froh wieder in Huldas Welt und den 20er Jahren der Weimarer Republik eintauchen zu dürfen.
Ich bin immer sehr gespannt darauf, was sich denn zum vorherigen Band verändert hat. Auf Hulda bezogen ist das diesmal nicht so extrem wie im vorherigen Band. Sie arbeitet weiterhin in der Frauenklinik, hat allerdings mehr Verantwortung übernommen und ist leitende Hebamme und somit eine Respektsperson, die mittlerweile 30 Jahre alt ist. An Berts Zeitungskiosk am Winterfeldplatz erfahren wir immer ein wenig zur politischen Lage der Zeit und auch diesmal ist klar, dass sich die Gefahr durch die Nazis vergrößert hat. Ich bekomme da immer eine Gänsehaut. Sicher auch weil ich weiß was kommen wird. Darüber hinaus behandelt der Roman noch weitere Themen, u.a. Abtreibung und den Paragrafen 218. Geburten und die Probleme der Schwangeren spielen weiterhin eine große Rolle.
Was mir diesmal besonders aufgefallen ist: Diese Reihe enthält viele Alltagssituationen und doch ist es niemals oberflächlich, sondern hat viel Tiefe. Hulda versteht es grandios mit ihrer neugierigen Hauswirtin umzugehen und teilt mit ihr den neuesten Klatsch und Tratsch. Hulda besucht Bert am Winterfeldplatz um mit ihm zu quatschen und seine Liebe für Hulda lies mir das Herz aufgehen. Die Freundschaft zwischen ihr und Helene ist klasse. Es gibt das Kinodate mit Johann, der der großzügige Charmeur sein darf. Und dies sind nur einige Szenen und Situationen.
Ich bin Hulda und dem Leben der Personen um sie herum wieder gerne gefolgt. Ich verfolge die Gedanken Huldas gerne, auch wenn ich nicht alle Entscheidungen gut finde, die sie trifft. Sie macht sich zum Teil tatsächlich selber das Leben etwas schwerer als es sein müsste. Ich bewundere allerdings auch ihren Mut das so durchzuziehen und dann auch Lösungen zu finden.
Auch in diesem Band wird etwas aufgeklärt und somit ist die Minimalanforderung an einen Krimi erfüllt. Für mich fühlt es sich dennoch eher wie ein historischer Roman an, weil es die Zeit der Weimarer Republik klasse einfängt. Der Fall rund um dieses Bild und die Hausangestellte ist da, aber irgendwie ist es auch ein Nebenschauplatz. Die anderen Themen nehmen für mich viel mehr Raum ein. Festhalten kann man dennoch, die Einordnung historischer Krimi stimmt faktisch, ob ich es nun anders empfinde oder nicht, ist da zweitrangig.
In einem kurzen Nachwort klärt Anne Stern über Wahrheit und Fiktion auf und erzählt noch ein wenig mehr zu den Hintergründen der einzelnen Themen im Buch. Darüber hinaus gibt es noch eine kurze Danksagung sowie den Anfang des nächsten Bandes zu lesen.

Fazit: Wieder ein klasse Roman aus der Feder Anne Sterns. Ich liebe die „Fräulein Gold“-Reihe und die Zeit der Weimarer Republik, die auch diesmal klasse eingefangen worden ist. Für mich hat diese Reihe die perfekte Mischung und packt mich darüber hinaus auch emotional sehr. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 06.04.2024

Klasse Sachbuch von Anfang bis Ende

Beklaute Frauen
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„Beklaute Frauen: Denkerinnen, Forscherinnen, Pionierinnen: Die unsichtbaren Heldinnen der Geschichte“ von Leonie Schöler ist ein Sachbuch, dass in Vergessenheit geratene Frauen in den Vordergrund rückt ...

„Beklaute Frauen: Denkerinnen, Forscherinnen, Pionierinnen: Die unsichtbaren Heldinnen der Geschichte“ von Leonie Schöler ist ein Sachbuch, dass in Vergessenheit geratene Frauen in den Vordergrund rückt und zeigt, welchen wichtigen Beitrag Frauen in vielen unterschiedlichen Bereichen geleistet haben. Erschienen ist das Buch im Februar 2024 im Penguin Verlag.

Frauen und ihr Einfluss auf unsere Gesellschaft und Geschichte wurden immer wieder unsichtbar gemacht und sind so in Vergessenheit geraten. Dabei gibt es viele beeindruckende Beispiele: Wissenschaftlerinnen deren Anteil an wichtigen Errungenschaften nicht anerkannt wurde. Autorinnen, die ihre Werke unter einem männlichen Pseudonym veröffentlicht haben. Oder Künstlerinnen, bei denen die Werke ihrer Ehemänner präsent blieben, während die Kunst der Ehefrauen zunehmend verschwand. Die Historikerin Leonie Schöler wagt sich hier in viele Bereiche und zeigt wie Frauen entscheidend unsere Gesellschaft mitgeprägt haben und dennoch kaum Beachtung erhalten. Dabei wird deutlich, dass es heute wichtiger denn je ist, über Teilhabe und Sichtbarkeit zu sprechen und das nicht nur im Falle von Frauen, sondern auch bei anderen marginalisierten Gruppen.

In meinem Lesealltag spielen Sachbücher mittlerweile eine wichtige Rolle. Die Bundeszentrale für politische Bildung hat mir den Einstieg mit seinen günstigen Angeboten leicht gemacht und ich wage mich nun auch an andere Themen ran, die mich interessieren. Dieses Buch ist glaube ich tatsächlich das erste feministische Sachbuch, dass ich gelesen habe und es hat mich insbesondere auch wegen der historischen Komponente sehr angesprochen.
In sechs Kapiteln behandelt Leonie Schöler unterschiedliche Themen und führt uns so von der französichen Revolution bis in die Neuzeit. Dabei habe ich viel Neues erfahren und über viele Frauen gelesen, die Großartiges geleistet haben, sei es als Gruppe oder als Einzelperson. Beschämt musste ich feststellen, dass ich von Vielem bisher nichts wusste und auch ich sehr von den patriacharchischen Strukturen beeinflusst bin und sich das auch in meinem Denken wiederspiegelt. Ich denke, hier wurde ein wichtiger Anstoß gegeben, um das mehr zu hinterfragen und diese Strukturen aufzubrechen.
Mich hat Einiges beim Lesen sehr wütend gemacht. Da wurden Veränderungen angestoßen und dann wieder zurückgedreht. Da wurden Frauen wirklich sehr dreist um ihre Anerkennung betrogen oder sie mussten mehrere Rollen gleichzeitig erfüllen. Ich fand es sehr spannend von all diesen Phänomenen zu lesen, die Frauen betreffen und so ihr Leben entscheidend beeinflussen.
Vorangig geht es in diesem Buch um Frauen, Leonie Schöler hat aber auch auf andere marginalisierte Gruppen aufmerksam gemacht und aufgezeigt, dass verschiedene Themen miteinander verbunden sind. So geht es hier nicht nur um Feminismus, sondern u.a. auch um Rassismus, Ableismus und Intersektionalität. Das Buch hat mir dabei geholfen, einiger dieser Begriffe besser zu verstehen.
Sehr gut gefallen hat mir, dass die Autorin schon zu Beginn sehr klar benennt, wo ihre Expertise liegt und dass sie auf die Literaturempfehlungen am Ende des Buches verweist. Diese Liste werde ich mir sehr genau anschauen und bin sehr gespannt, welche neuen Blickwinkel mir diese Bücher eröffnen werden.
Vor manchen Kapiteln gibt es Inhaltswarnungen, die mir gut gefallen haben. Ich habe einen Eindruck gewonnen, was auf den darauffolgenden Seiten thematisiert wird und konnte entscheiden, ob ich mich in dem Moment damit beschäftigen möchte oder dafür einen anderen Zeitpunkt wähle, an dem ich mehr Ruhe und den nötigen Freiraum dafür habe.

Fazit: Von Anfang bis Ende ein gelungenes und sehr spannendes Sachbuch, das gut verständlich geschrieben ist. Mich hat das Buch sehr zum Nachdenken gebracht und einen guten Einstieg für weitere Bücher zu diesem Themenkomplex geschaffen. Für mich ganz klar ein Buch, dass ich allen empfehlen würde.

Veröffentlicht am 31.03.2024

Auch viele Jahre später noch sehr lesenswert

Die Wachsmalerin: Das Leben der Madame Tussaud
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„Die Wachsmalerin - Das Leben der Madame Tussauds“ von Sabine Weiß ist ein historischer Roman über Madame Tussauds, ihrer Ausbildung zur Wachsmalerin und ihrem Leben in Paris. Erschienen ist der Roman ...

„Die Wachsmalerin - Das Leben der Madame Tussauds“ von Sabine Weiß ist ein historischer Roman über Madame Tussauds, ihrer Ausbildung zur Wachsmalerin und ihrem Leben in Paris. Erschienen ist der Roman erstmals 2007 im List-Verlag. Die Neuauflage als ebook erschien 2016 bei dotbooks.

Paris, 1794: Im heißesten Sommer, an den Marie Großholtz sich erinnern kann, schwitzen die Leute nicht nur, sondern es rollen auch die Köpfe. Die Französische Revolution fordert täglich ihre Opfer. 30 Menschen täglich werden hingerichtet. Auch Marie wird festgenommen. Die Anklage: Verschwörung gegen die Republik. Im Angesicht des Todes lässt sie ihr Leben nochmals Revue passieren: Mit fünf Jahren zieht sie gemeinsam mit ihrer Mutter nach Paris zu Onkel Curtius. Dort ist sie schnell fasziniert von seiner Arbeit. Er modelliert aus Wachs lebensechte Figuren und als er ihr Talent entdeckt, führt er Marie in die Geheimnisse seine Kunst ein. Mit der Zeit übernimmt sie immer mehr Aufgaben im Kabinett und wächst zu einer ernstzunehmenden Künstlerin heran, doch dann stellt sie die Französiche Revolution vor neue Herausforderungen. Immer wieder muss sie Totenmasken der Enthaupteten abnehmen und diese im Wachfigurenkabinett ausstellen.

Bei diesem Roman handelt es sich um ihr Debüt. Auf ihrer Seite erfährt man, dass Sabine Weiß 10 Jahre an diesem Roman gearbeitet hat. Ihre später erschienenen historischen Romane gefielen mir alle sehr und so war ich auch neugierig auf dieses Buch und die Zeit.
Der Einstieg in diesen Roman war spannend, denn es fängt mit der Verhaftung an und ich habe mich sofort gefragt, wie es soweit kommen konnte. Dann gibt es eine Zeitsprung zurück in ihre Kindheit und da wurde es ein bisschen holprig für mich. Die Jahre ihrer Kindheit vergehen schnell und es sind einzelne Ereignisse, die erzählt werden. Je älter Marie wird, umso flüssiger wurde der Roman für mich und dann war ich von diesem Roman vollkommen eingenommen.
Der Roman behandelt viele spannende Themen. Den Mittelpunkt bildet allerdings die Wachskunst und das Wachsfigurenkabinett. Ich war bei Maries ersten Versuchen mit Wachs dabei, habe ihre Ausbildung bei Doktor Curtius miterlebt und wie sie mit den Jahren immer besser wurde in der Erstellung neuer Ausstellungsstücke und auch immer mehr Verantwortung übernommen hat. Da der Roman immer sehr nah bei Marie bleibt, bekommen wir durchaus viel von der Französichen Revolution mit, aber vieles davon eben auch nur aus zweiter Hand und eher bezogen auf die Auswirkungen für das Wachsfigurenkabinett.
Den Personen im Roman bin ich gerne gefolgt, allen voran habe ich mit Marie mitgefiebert, die hier eindeutig im Mittelpunkt steht. Schon als Kind ist sie wissbegierig, was bald darauf zum Glück auch Curtius bemerkt und sie in seiner Kunst ausbildet. Maries Mutter und Curtius konnte ich oftmals nicht so gut nachvollziehen. Maries Verhältnis zu ihrer Mutter fand ich komisch und ich habe teilweise nicht verstanden, warum ihre Mutter so distanziert zu ihr war. Bei Curtius habe ich mich fast schon gewundert, dass er Marie in die Lehre genommen hat. Ich empfand ihn nicht wirklich als sympathisch und auch im weiteren Verlauf trifft er so manch zwielichtige Entscheidung. Sobald Marie älter ist, werden seine Beweggründe allerdings nachvollziehbarer. Andere Personen in diesem Roman erfahren eine recht dramatische Wendung. Die Französische Revolution lässt die Unterschiede zu Tage treten und zerstört Freundschaften.
Am Ende des Romanes schließt sich ein kurzes Nachwort an, in dem sie ihre Beweggründe darlegt, uns einige Recherchequellen für diesen Roman nennt und sich bei einigen Personen bedankt. Es war wirklich sehr kurz, zumindest für meinen Geschmack. Nichtsdestotrotz hat es dieser Roman geschafft, dass ich mich sehr für die Französische Revolution interessiere und unbedingt noch mehr dazu erfahren will.

Fazit: Ein toller historischer Roman über das Leben von Marie Großholtz, die in späteren Jahren als Madame Tussauds in die Geschichte eingehen soll. Ich habe viel über die Wachskunst erfahren und wie sich die Französische Revolution auf das Wachsfigurenkabinett ausgewirkt hat. Der Start war etwas holprig, doch dann hat mich dieser Roman doch noch voll in seinen Bann gezogen. Ein starkes Debüt, dass auch noch viele Jahre nach Erscheinen sehr lesenswert ist.

Veröffentlicht am 02.03.2024

Unterhaltsame Science-Fiction im Multiversum

Das Artefakt - Sterneningenieure
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„Artefakt: Sterneningenieure“ von Stephen Baxter ist der zweite Teil einer Dulogie, in der es um ein Multiversum mit mehreren Zeitsträngen geht. Erschienen ist der Roman im Februar 2022 bei Heyne.

Reid ...

„Artefakt: Sterneningenieure“ von Stephen Baxter ist der zweite Teil einer Dulogie, in der es um ein Multiversum mit mehreren Zeitsträngen geht. Erschienen ist der Roman im Februar 2022 bei Heyne.

Reid Malenfant wurde nach 400 Jahren aus dem Kälteschlaf geweckt, weil seine Ehefrau Emma einen Notruf vom Phobos gesendet hat. Er reist gemeinsam mit seiner Nachfahrin Greggson Deirdra dorthin, um der Sache auf den Grund zu gehen und entdeckt dort etwas Unglaubliches: Die Existenz von Paralleluniversen und die Möglichkeit dorthin zu reisen. Die Erschaffer werden Sterneningenieure genannt. Doch warum wurden diese Paralleluniversen erschaffen? Diese Frage versucht Malenfant gemeinsam mit seinen Gefährten aus unterschiedlichen Paralleluniversen zu beantworten.

Ich hatte ursprünglich zuerst dieses Buch entdeckt, wollte dann aber natürlich die gesamte Reihe lesen. Die Idee mit den Paralleluniversen und das man zwischen diesen Reisen kann, finde ich klasse und so war ich sehr neugierig, was es damit auf sich hat.
Der Einstieg in diesen Teil ist mir gut gelungen. Dieser Band lässt sich auch eigenständig lesen, da das Wichtigste aus dem Vorgängerband geschickt am Anfang dieses Buches eingebunden wird. Der Roman lässt sich gut und flüssig lesen und ich hatte ein gutes Kopfkino das gesamte Buch über.
Die Geschichte wird meist aus der Sicht Malenfants erzählt. Es gibt zwischendrin immer wieder Kapitel, in denen quasi Gespräche zwischen zwei Personen eingewoben werden und neue Informationen ausgetauscht werden. Mir gefiel das gut, weil dies andere Ansichten besser eingebracht hat. Es ist eine sehr komplexe Geschichte, die ihre Zeit braucht und eher langsam erzählt wird.
Dafür war ich dadurch auf einer Reise durch mehrere Universen dabei. Ich fand es immer wieder spannend zu erfahren, welche Unterschiede es zwischen den einzelnen Universen gibt. Manchmal war die Erde bewohnt, manchmal nicht; manchmal hatte der Saturn Ringe und in einem anderen Universum wiederum nicht. Teilweise sind wir der gleichen Person in unterschiedlichen Universen begegnet oder manchmal gab es auch Planeten, die es in unserem Universum nicht gibt mit einer ganz eigenen Flora und Fauna. Das Buch nimmt sich die Zeit, das alles zu erkunden und nach und nach setzt sich ein Gesamtbild zusammen, dass am Ende dann ausführlich erklärt wird.
Dies ist nicht immer ganz unkritisch zu betrachten, denn beispielsweise begegnen die Protagonisten dieses Buches auch anderen Menschenarten. Hier werden Menschen dann teilweise wie Tiere beschrieben. Versöhnlicher gestimmt hat mich in dieser Hinsicht dann, dass sich hier auch reflektiert wird und ihnen auffällt, dass sie in ihren Beschreibungen so manches Mal eher herablassend sind und sich für etwas Besseres halten. Es passieren in diesem Roman auch ethisch unvertretbare Sachen, wie z.B. Sklaverei, andererseits begegnet man durch die Erkundung des Multiversums auch einen anderen Aufbau der Gesellschaft. Unterschiedliche Entwicklungen in der Geschichte führen zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Ich mochte die Protagonisten und bin ihrer Reise gerne gefolgt. Malenfant und Greggson Deirdra stechen hier ein wenig mehr hervor. Greggson Deirdra durch ihre Entschlossenheit, dem Geheimnis der Mannigfalktigkeit, wie sie in diesem Buch genannt wird, auf den Grund zu gehen. Malenfant, weil er zusammen mit Greggson Deirdra die komplette Reise mitmacht und manchmal etwas ruppig, aber dennoch liebenswert ist. Der Androide Bartholomew hat die Gruppe mit seinem unerschöpflichen Schatz an Wissen unterstützt. Die Gruppe wird im Verlaufe des Buches immer wieder verändert und an unterschiedlichen Stellen im Buch begegnen sie starken Persönlichkeiten, die der Reise immer wieder eine neue Richtung geben.
Mir hat hier insgesamt die Reise durch die Mannigfaltigkeit besser gefallen als das Ende zum Schluss. Das Ende war schlüssig und durchaus interessant, aber irgendwie wirkte es auf mich auch ein wenig antiklimaktisch. Ich hatte am Ende leider nicht diesen Wow-Effekt, den ich mir gewünscht hätte. Als Zusatzmaterial gibt es „nur“ ein kurzes Nachwort, das ein bisschen was zum Hintergrund der Geschichte erzählt.

Fazit: Ein unterhaltsamer Science-Fiction-Roman, der ein Multiversum und seine Möglichkeiten erkundet. Die Reise durch die Mannigfaltigkeit hat mir insgesamt gut gefalllen und das Ende war interessant aber antiklimaktisch. Wer gerne auch mal Bücher mit ruhiger Erzählweise mag und dem Science-Fiction-Genre nicht abgeneigt ist, fühlt sich hier wahrscheinlich wohl.