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Veröffentlicht am 26.11.2023

Ein runder Abschluss für die Reihe

Paradox 3
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„Paradox 3 - Ewigkeit“ von Phillip P. Peterson ist der finale Band der Paradox-Reihe, in der es um eine vierköpfige Astronautencrew geht, die geleitet von einer künstlichen Intelligenz den Geheimnissen ...

„Paradox 3 - Ewigkeit“ von Phillip P. Peterson ist der finale Band der Paradox-Reihe, in der es um eine vierköpfige Astronautencrew geht, die geleitet von einer künstlichen Intelligenz den Geheimnissen des Universums auf den Grund geht. Dieser Roman ist im Juli 2019 im Selbstverlag erschienen.

Achtung! Spoiler enthalten, da finaler Band einer Reihe.

Von ihrer letzten Mission für Q haben Ed, Grace, Wendy und David ein Wurmloch für die Menschheit mitgebracht. Ein Wurmloch, dass eine Zukunft für die Menschheit bereithält, dass jedoch sofort von dieser abgelehnt und zerstört wird. Die Zukunft der Menschheit scheint somit besiegelt, doch Q hat noch eine weitere Aufgabe für die vier Astronauten. Er schickt diese zu einem Planeten, der den Gesetzmäßigkeiten des Universums trotzt und in dieser Form gar nicht existieren sollte. Ed, Grace, Wendy und David sollen die Geheimnisse dieses Planeten lösen.

Dieses Buch versprach unterhaltsame Lektüre für die Rückfahrt von der FBM zu werden und mit seinen 340 Seiten war es auch nicht allzu lang.
Die Ereignisse schließen direkt an denen aus dem vorherigen Band an und so war ich direkt wieder drin im Geschehen. Ich war gespannt, was sich der Autor diesmal ausdenkt, denn mit dem Ende des zweiten Bandes hätte man zufrieden sein können.
Dieses Buch legt einen gewissen Pessimismus an den Tag, was die Menschheit betrifft, den ich für gerechtfertigt halte. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass genauso gehandelt wird, sollten wir eine solche Chance wie im Buch erhalten. Allerdings hat der Autor auch einen Plan B eingebaut, den wir in diesem finalen Band erkunden. Jedes Buch dieser Reihe hatte seine ganz individuelle Geschichte, aber auch übergeordnet ergibt sich am Ende ein harmonisches Bild.
Diesmal sollen die vier Protagonisten also einen fernen Planeten erkunden, der der künstlichen Intelligenz Q Rätsel aufgibt. Hierbei werden diesmal Themen wie die Relativitätstheorie, schwarze Löcher, Quantenphysik, der Omega-Punkt und noch einiges mehr behandelt. Es war nicht ganz so überladen wie der mittlere Band, aber auch hier wurden wieder viele Theorien angesprochen, die es wirklich gibt. Dabei versteht es der Autor gut, den wesentlichen Kern dieser Theorien zu vermitteln, so dass es auch für mich als Laien verständlich war.
Bei Science-Fiction kann ich deutlich besser Dinge hinnehmen als in anderen Genres, wie z.B. dass es mit gewissen Antrieben ein Leichtes sein könnte, durch unser gesamtes Universum zu fliegen. Es gibt echte Theorien dazu und diese werden in dieser Reihe halt erkundet. Ob es wirklich so ist, werden wir wahrscheinlich nicht erfahren, aber ich mag es einfach mir das vorzustellen. Diese Reihe appelliert an mein kindliches „Was wäre, wenn das Universum so und so funktionieren würde“ und ich liebe es.
Die Protagonisten habe ich ausreichend kennen und schätzen gelernt. Ed legt auch diesmal wieder seinen gewohnten Sarkasmus an den Tag. David ist ein bisschen vorsichtiger unterwegs, hat aber viel zum Gelingen der Mission beizutragen. Wendy und Grace muss ich im Nachhinein sagen, sind wieder einmal etwas blass geblieben. Insgesamt hat die Crew sich sehr gut ergänzt und jeder hatte seine Daseinsberechtigung. Q hat mit seiner unvergleichlichen Art wieder für eine interessante Reise gesorgt. Q schlüpft gerne in die Rolle eines Wissenschaftlers, dessen Theorie etwas mit der Aufgabe für die Crew zu tun hat und dessen diebische Freude ansteckend ist.
Am Ende gibt es noch ein kurzes Nachwort, in dem der Autor Informationen zu den verwendeten Theorien ergänzt und zu manchen auch Lektüre empfiehlt, sollte man sich tiefergehend mit diesen beschäftigen wollen.

Fazit: Die Paradox-Reihe hat mit diesem Band einen runden Abschluss erhalten. Mir hat die Reise der vierköpfigen Astronautencrew zum rätselhaften Planeten sehr gut gefallen. Ich wurde gut unterhalten und der Autor versteht es die Theorien verständlich zu vermitteln.

Veröffentlicht am 18.11.2023

Ein mega Abschluss für eine ganz wunderbare Reihe

Die Totenärztin: Schattenwalzer
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„Die Totenärztin - Schattenwalzer“ von René Anour ist der vierte und letzte Teil dieser Reihe, in der es um die Gerichtsmedizinerin Fanny Goldmann geht. Erschienen ist der Roman bei Rowohlt im März 2023. ...

„Die Totenärztin - Schattenwalzer“ von René Anour ist der vierte und letzte Teil dieser Reihe, in der es um die Gerichtsmedizinerin Fanny Goldmann geht. Erschienen ist der Roman bei Rowohlt im März 2023.

Wien 1909: Erneut eine Leichenbeschau am Tatort für Gerichtsmedizinerin Fanny Goldmann und ihren Kollegen Franz. Diesmal ist es ein besonders heikler Fall. Ein Diplomat wurde nackt auf seinem Schreibtisch vorgefunden - umgeben von Rosen. Bei der Ermittlung der Todesursache kommt ihr die Warnung eines alten Bekannten wieder in den Sinn und es soll nicht nur bei einer Leiche bleiben. Dieser Fall wird gefährlicher denn je und eines der Opfer wird Fanny sehr nahe stehen.

Das Lesen dieses Buches wird mir wahrscheinlich noch länger in Erinnerung bleiben. Die letzten 100 Seiten habe ich auf dem Weg zur FBM gelesen. Ich wollte das Buch unbedingt beenden, bevor ich auf der Messe bin. Einerseits weil ich so neugierig auf das Ende dieser Reihe war und anderseits auch, weil ich etwas Angst vor Spoilern hatte. Die meisten, die ich kenne, hatten die Reihe nämlich bereits beendet.
Diesmal war ich sofort in der Geschichte drin, was sicher auch daran lag, dass ich nicht viel Zeit zwischen dem Lesen von Band 3 und 4 verstreichen lassen habe. Der Einstieg ins Geschehen war gut gewählt. Der Prolog war geheimnisvoll und hat neugierig auf die weiteren Geschehnisse gemacht. Der erste Mord lässt diesmal nicht lange auf sich warten.
Der Spannungsaufbau war wie in den vorherigen Romanen. Es fängt recht ruhig und interessant an, ich habe mich gefreut die altbekannten Personen wieder zu treffen und ein bisschen etwas aus deren Leben zu erfahren und dann fängt es an sich kontinuierlich von der Spannung her zu steigern. Ab der Hälfte des Buches mag ich nicht mehr wirklich aufhören zu lesen und zum Ende hin ist die Spannung kaum noch zu ertragen.
Für mich macht diese Reihe ihre tolle Mischung aus. Einerseits habe ich ein bisschen was zu Wien und den Entwicklungen Anfang des 20. Jahrhunderts erfahren, andererseits gibt es die Kriminalfälle, die Fanny aufzuklären versucht und dann gibt es noch die Ebene der Protagonisten, an deren Leben ich total beteiligt bin. Zusätzlich kommt dieser grandiose Humor hinzu, der für mich das ganze abrundet. Die Szene kann noch so spannend sein und doch gibt es oftmals noch etwas zum Schmunzeln sowie zwischendrin Ereignisse, die alles wieder etwas auflockern und einen zum Lachen bringen.
Ich hatte bei diesem Band die ganze Zeit einen gewissen Abschiedsschmerz. Ein letztes Mal Frotzeleien von Franz in Richtung Dr. Valdéry, ein letztes Mal Fanny, die Dr. Valdérys Eitelkeit für sich nutzt, ein letztes Mal Tilde, die die unpassendsten Sprüche bringt und ein letztes Mal Schlomo, der Fanny für so manches Abenteuer verkleidet hat. Umso mehr habe ich das alles beim Lesen genossen.
Ich liebe die Charaktere dieser Reihe. Ich liebe die Freundschaft von Fanny, Tilde und Schlomo, die in diesem Band besonders zur Geltung kommt. Ich liebe es, wie viel Vertrauen und Stolz Fannys Vater für seine Tochter hat. Ich mochte sogar Tante Agathe, auch wenn sie manchmal etwas übergriffig ist. Max hat sich in diesem Band allerdings eher unbeliebt gemacht. Gut hingegen fand ich, dass auch mal eine Beziehung gezeigt wird, in der nicht immer eitel Sonnenschein herrscht. Fanny und Max haben ihre Differenzen, die sie lösen müssen. Franz ist mir sympathisch wie eh und je und ich habe in diesem Band ganz neue Talente entdeckt. Fanny und Franz gemeinsam zu erleben, finde ich immer wieder schön.
Insgesamt hat mir der Abschlussband dieser Reihe sehr gut gefallen. Die Reihe hat ein rundes Ende bekommen. Manches hat mich zum Schluss etwas überrascht, beim längeren drüber nachdenken, hingegen wiederum auch nicht. Einige Entwicklungen in diesem Roman haben mir zwischendrin so gar nicht gefallen, wurden aber gut aufgelöst und manche sind an den Aufgaben, die ihnen gestellt wurden gewachsen.
Natürlich gibt es auch diesmal wieder ein Nachwort, dass ein bisschen was zu Wahrheit und Fiktion verrät. Im Glossar kann man den ein oder anderen medizinischen bzw. österreichischen Begriff nachschlagen und vorne findet man noch eine Karte von Wien mit den wichtigsten Schauplätzen.

Fazit: Ein wunderbarer Abschluss für eine grandiose Reihe. Mir haben alle vier Bände dieser Reihe sehr gut gefallen und das sage ich über eine historische Krimi-Reihe. Diese hat meinen Nerv mit ihrer Mischung aus Krimi, Historie und Humor total getroffen. Ich bin froh, dass sich mir dadurch ein neues Genre erschlossen hat und ich freue mich auf viele weitere Bücher von René Anour. Also auch wenn ihr bisher keine Krimis mochtet, traut euch gerne an diese Reihe ran.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.05.2023

Ein solider historischer Roman aus und über Österreich mit Fokus auf die einfachen Leute

In den Klauen der Macht
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„In den Klauen der Macht“ ist der Auftaktband einer Reihe, in der Ana Pawlik die Übergangsphase vom böhmischen König Premysl Ottokars auf die Habsburger beschreibt und das Leben der einfachen Menschen ...

„In den Klauen der Macht“ ist der Auftaktband einer Reihe, in der Ana Pawlik die Übergangsphase vom böhmischen König Premysl Ottokars auf die Habsburger beschreibt und das Leben der einfachen Menschen in den Fokus nimmt. Erschienen ist der Roman im April 2021 beim Bucher-Verlag.

Herzogtum Österreich, 1269: Die Familie Losenstein hat das Amt des Burggrafen an Irenfried von Styra verloren, der mit harter Hand herrscht und seine Untertanen schikaniert. In diesem Dunstkreis befindet sich auch der junge Knecht Claus, der das Pferd als Arbeitstier ins Ennstal bringen soll. Gehorsam und Unterwürfigkeit liegen ihm nicht so und so ist klar, dass er sich über kurz oder lang mit den Herrschenden anlegen wird. Gleichzeitig verliebt er sich in die junge Ännlin, die ganz anders aufgewachsen ist als viele andere.

Die Autorin dieses Romanes habe ich in Leipzig kennengelernt. Auf der Hubertusburg habe ich ihre Lesung verpasst, doch dies konnte ich auf der Buchmesse noch korrigieren. Österreich ist eine Gegend, aus der ich noch nicht so viele historische Romane gelesen habe und so war ich neugierig, was mich hier erwartet.
Gleich mit einer Vergewaltigung und sehr brutalen Szene zu starten, war nicht so ganz mein Ding, danach wechseln wir allerdings direkt zu den Protagonisten des Buches und lernen diese näher kennen. Ich konnte mir die Gegend, in der beide leben, wunderbar vorstellen und war schnell neugierig darauf zu erfahren, wie sich ihre Wege kreuzen werden.
Das gesamte Buch hat einen eher gleichbleibenden Spannungsbogen mit einzelnen Ausreißern. Ich habe viel über das Leben der einfachen Leute zu jener Zeit erfahren. Deren Wohn- und Arbeitssituation, etwas über ihre Schicksale, welche Themen sie beschäftigen und wie sich Fortschritt nur recht langsam verbreitet und länger in entlegene Gegenden braucht. Darüber hinaus erfahren wir auch ein wenig über den niederen Adel und dessen Lebensumstände.
Ich bin den Personen im Buch gerne gefolgt. Claus ist ein netter Kerl mit gefühlt sehr modernen Gedanken in vielen Belangen. Er hält viel von Respekt, ist stolz auf seine Stellung und möchte neue Methoden in der Landwirtschaft durchsetzen. Die Unterwürfigkeit, die die meisten anderen an den Tag legen, liegt ihm eher nicht. Solche Leute muss es gegeben haben, sonst wären wir heute nicht da wo wir sind und vielleicht sind diese Begriffe bei ihm dennoch anders besetzt als für mich in meiner Interpretation.
Ännlin ist im Wald aufgewachsen und dadurch recht weltfremd. Sie musste sich immer auf sich und ihre Mutter verlassen, einen anderen Herren hatte sie nie. Als sie anfängt unter Menschen zu leben, stößt sie daher auf einige Probleme. Das Buch hat es ganz gut gelöst, wie die beiden im Wald überleben konnten.
Beim niederen Adel haben wir den Ritter Arnulf, Dietmar von Losenstein und Irenfried von Styra. Die Aufteilung in Gut und Böse ist hier sehr klar. Irenfried von Styra war mir fast schon zu böse und überspitzt gezeichnet. Euphemia von Ebersdorf ist mir positiv in Erinnerung geblieben. Ich hoffe, im nächsten Teil etwas mehr von ihr zu lesen.
Der historische Hintergund mit Premysl Ottokar kommt vor, ist aber wirklich sehr im Hintergrund der Geschichte. Über die Adligen erfährt man im Nachgang einiges zu den Schlachten und den Loyalitäten. Für die Geschichte Österreichs an sich, habe ich daher eher weniger ein Gefühl bekommen. Insgesamt ist es eher eine fiktive Geschichte, was die Autorin im Nachwort auch darlegt. Ich vermute, dass hier viel zur Zeit und dem Leben an sich im 13. Jahrhundert recherchiert wurde.

Fazit: Ein historischer Roman, der mich insgesamt gut unterhalten konnte und bei dem das Leben der einfachen Menschen mehr im Vordergrund steht. Claus und Ännlin konnten mich für sich einnehmen und so bin ich gespannt, wie es mit ihnen weitergehen wird. Empfehlenswert für alle, die nicht immer nur von der großen Politik und den umwälzenden Ereignissen lesen wollen.

Veröffentlicht am 21.05.2023

Ein zweiter Teil, der den ersten Band für mich deutlich überflügelt hat

Grandhotel Odessa. Der Garten des Fauns
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„Grandhotel Odessa - Der Garten des Fauns“ von Charlotte Roth ist der zweite Band rund um die Stadt Odessa und der Veränderungen durch den Kommunismus und den zweiten Weltkrieg. Erschienen ist der Roman ...

„Grandhotel Odessa - Der Garten des Fauns“ von Charlotte Roth ist der zweite Band rund um die Stadt Odessa und der Veränderungen durch den Kommunismus und den zweiten Weltkrieg. Erschienen ist der Roman bei Droemer im März 2021.

Odessa 1920 - 1945: Oda Liebenthal führt wie eh und je das Grandhotel, dass in Schönheit und Reichtum über der Stadt thront. Eine neue Generation schickt sich an, die Welt mit ihrem Idealismus zu übernehmen, doch davor stehen große Herausforderungen. Der Kommunismus streckt seine Fühler jetzt auch in die Vielvölkerstadt Odessa aus. Hunger und Mangel drohen und doch schafft es das Grandhotel sich einen gewissen Charme zu erhalten. Es wird zu einem Schmelztiegel der unterschiedlichsten Akteure und zieht Abenteurer, Künstler und Politiker an. So auch den Dichter Ossip Mandelstam und seine Frau Nadeshda, die Oda mit ihrem Mut und der Treue zu ihrem Mann beeindrucken kann.

Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich die Reihe weiterlesen möchte, doch dann hat das Schicksal sein Übriges getan und mich auch den zweiten Band als Mängelexemplar finden lassen. Manchmal brauchen Bücher auch diesen Weg, um zu mir zu finden und ich bin froh, diese Familiensaga entdeckt zu haben. Der zweite Band gefiel mir deutlich besser und letzen Endes empfand ich die Reihe auch als nicht so oberflächlich wie vom Klappentext her gedacht.
Ich bin gut in die Geschichte reingekommen und direkt vom Start an, hatte ich ein gutes Gefühl für dieses Buch. Clara und Manon rücken in den Vordergrund. Es gibt durchaus Parallelen zu Oda und Belle, aber es gibt eben auch genügend, was sie unterscheidet und sie zu deutlich sympathischeren Protagonisten macht.
Clara hat in ihrer Mutter Valerie ein sehr durchsetzungsstarkes Vorbild und so nimmt sie sich von Beginn an vor gegen die Nazis in Deutschland zu kämpfen. Es hat mir sehr imponiert, dass sie diesen Weg ganz klar für sich vor Augen sieht und dieser Weg ist mit einigen Herausforderungen und Rückschlägen gespickt. Nicht mit all ihren Entscheidungen im Buch war ich glücklich, letztendlich waren diese dennoch nachvollziehbar.
Manon trägt einige Züge ihrer Mutter in sich. Sie mag das Schöne, sie geht ein wenig naiv durch die Welt und doch hat sie sich die willensstarke Oda als Vorbild gesucht und entscheidet sich für Odessa als ihre unbedingte Heimat. Ihr Weg hat mir gefallen, weil sie in diesem Band gewachsen ist, sich zusätzlich aber ihrer positiven Art bewahren konnte.
Bodo hat mir sehr als Vater und Großvater gefallen und hatte einige starke Momente. Oda und Belle gefielen mir mehr im Hintergrund deutlich besser. Mir hat es sehr imponiert, dass sie auch weiterhin alles fürs Hotel tut und nicht aufgibt. Belles Schicksal hat mich etwas traurig gestimmt. Lidija Petrowna macht auch im zweiten Band eine gute Figur und ist ihr unverwechselbares Selbst. Gemeinsam mit Leo Ullrich und Maxim bekommen so die Künstler die angemessene Aufmerksamkeit. Insgesamt hat mir die Mischung der Personen sehr gut gefallen, weil dadurch ein weites Spektrum an Themen abgedeckt werden konnte.
In diesem Roman befinden wir uns in einer sehr wechselvollen Zeit. Der erste Weltkrieg ist vorbei, der Kommunismus setzt sich immer mehr in der Sowjetunion durch und erreicht schließlich auch Odessa. Diese Veränderungen stehen in diesem zweiten Roman im Vordergrund und diesen Herausforderungen muss sich das Grandhotel Odessa stellen. Etwas im Hintergrund, aber durchaus ebenso wichtig, steigen in Deutschland die Nazis zur Macht auf und Auswirkungen davon sind in Odessa zu spüren. Immerhin handelt es sich bei Familie Liebenthal, die das Grandhotel leitet, um eine deutschsprachige Familie und diese sind in der kommenden Zeit nicht mehr all zu gern gesehen. Bei einem Roman, der von 1920 - 1945 spielt, kann das Thema Judenverfolgung und Antisemitismus niemals außen vor bleiben. Das Thema wird hier allerdings im Spannungsfeld zwischen Deutschland und der Sowjetunion betrachtet.
Auch Widerstand sowohl gegen den Kommunismus als auch Nazideutschland spielen in diesem Roman eine Rolle. Hier fand ich es spannend zu sehen, wie die unterschiedlichen Generationen damit umgehen und in Konflikt miteinander geraten. Die ältere Generation passt sich teilweise den Gegebenheiten hat, möchte manchmal unpolitisch sein oder sucht subtilere Wege Gutes zu tun. Die jüngere Generation ist mehr vom Idealismus geprägt. Manche gehen daran kaputt, andere wiederum finden einen Weg, um für ihre Ideale zu kämpfen. Es gibt auch Personen, die überzeugte Kommunisten bzw. Nazis sind, aber diese sind immer Antagonisten. Das war mir ein wenig zu einfach, aber ich musste mir selber auch eingestehen, dass ich deutlich lieber Menschen folge, die sich gegen das System auflehnen und Risiken eingehen. Dies wiederum hat nur eine Minderheit getan und ich denke, es ist wichtig, sich dies ins Gedächtnis zu rufen.
Odessa als Schauplatz hat mir wieder wunderbar gefallen, aber die Entwicklungen haben mich traurig gestimmt. Diese unbedingte Liebe einiger Protagonisten zu dieser Stadt hat mich beeindruckt, mir den Ort aber auch näher gebracht. Odessa als internationale Stadt hätte ich gerne einmal besucht.
Trotz eher unschöner Entwicklungen, habe ich den Roman insgesamt sehr gemocht. Ich bin dem Geschehen jederzeit gespannt gefolgt und wollte unbedingt wissen, wie es mit der Stadt und dem Grandhotel weitergeht. Mir gefiel das Flair, das manche Szenen ausgestrahlt haben und ich mochte die überraschenden Wendungen, von denen dieser zweite Teil doch einige hatte. Ich verlasse Odessa mit einem weinenden und einem lachenden Auge und bin froh, dass ich die Stadt auf diese Weise kennenlernen durfte.

Fazit: Manche Reihen werden erst im Gesamtbild so richtig gut. Dieser zweite Teil hat mir deutlich besser gefallen und ich bin froh, die Reihe beendet zu haben. Odessa darf ein weiteres Mal seinen Charme spielen lassen und die Ereignisse zwischen 1920 und 1945 werden gut eingefangen. Die Protagonisten des zweiten Bandes haben mich mit ihren Idealen für sich eingenommen. Empfehlenswert für alle, die Odessa zumindest einmal in der Fantasie besuchen und alte Zeiten auferstehen lassen wollen.

Veröffentlicht am 14.05.2023

Im Großen und Ganzen überzeugend

Schwarze Brandung
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„Schwarze Brandung“ ist Sabine Weiß erster Krimi rund um die Kommisarin Liv Lammers und die Insel Sylt. Erschienen ist dieser im März 2017 bei Bastei Lübbe.

Kurz vor Saisonbeginn wird eine Leiche am ...

„Schwarze Brandung“ ist Sabine Weiß erster Krimi rund um die Kommisarin Liv Lammers und die Insel Sylt. Erschienen ist dieser im März 2017 bei Bastei Lübbe.

Kurz vor Saisonbeginn wird eine Leiche am Strand vor Westerland gefunden. Die vielen Verletzungen der jungen Frau deuten auf einen gewaltsamen Mord hin. Liv Lammers von der Mordkommission in Flensburg wird hinzugezogen. Ihre Familiengeschichte verbindet sie mit der Insel Sylt und kurz zuvor wurde sie von ihrem Neffen kontaktiert, der eine Freundin vermisst. Ist es möglich, dass die Tote und die Vermisste ein uns dieselbe Person sind? Und was war des Motiv des Mörders? Liv beginnt zu ermitteln und muss sich zusätzlich den Dämonen ihrer Vergangenheit stellen.

Bisher habe ich nur die historischen Romane von Sabine Weiß gelesen, doch als ich den ersten Fall ihrer Krimi-Reihe im Angebot gesehen habe, konnte ich nicht anders und musste zuschlagen. Das Krimi-Genre und ich freunden uns so langsam an.
Meine erste Feststellung war dann auch, dass ein Krimi der Autorin durchaus anders klingt, aber so ganz bekommt man das Historische nicht raus. Einige Informationen zu Flensburg und Sylt, u.a. zu historischen Gebäuden, wurden geschickt in den Text mit eingebaut und auch die Stärke der Autorin Orte zu beschreiben kommen voll zum Tragen. Ich konnte mir alles gut vorstellen und freue mich jetzt umso mehr auf das kommende gute Wetter. Ein weiteres Highlight für mich, war auch der Einbau unterschiedlicher norddeutscher Dialekte. Dies passiert in geschickt platzierten kleinen Dosen und keiner muss hier fürchten, dass nichts mehr verstanden wird, die Übersetzung folgt meist umgehend.
Der Mord an der jungen Frau bildet den Einstieg in den Roman und es war nun an mir, durchs Weiterlesen, den nötigen Kontext herzustellen. Zunächst aber galt es erstmal die Kommissarin Liv kennenzulernen und natürlich die Leiche zu finden, bevor die Ermittlungen starten konnten. Ab dann geht es erstmal recht gemächlich zu und es dauert bis es richtig spannend wird. Ich habe es interessiert verfolgt, das wurde allerdings nach einer gewissen Zeit auch etwas monoton für mich. Ich glaube tatsächlich, dass ist recht typisch für einen Krimi, dass die Ermittlungen stagnieren und nicht in die richtige Richtung führen. Als dann der entscheidende Hinweis kam, wird das Buch wieder richtig spannend und dann konnte ich es auch kaum aus der Hand legen.
Neben dem Mordfall gibt es noch weitere Themen, die behandelt werden. So geht es in diesem Buch zusätzlich um Dumpinglöhne, Schwarzarbeit und illegale Einwanderung, die spezifisch im Sylter Kontext betrachtet werden, die aber sicher auch in anderen Regionen Deutschlands eine Rolle spielen. Im Nachhinein etwas naiv von mir, dies in dem Ausmaß nicht in der Tourismus- und Gastronomiebranche zu erwarten. Ich habe von ähnlichen Verhältnissen bei der Spargel- und Erdbeerernte gelesen.
Liv Lammers als Ermittlerin in diesem Fall war mir überwiegend sympathisch. Problematisch fand ich ihren Bezug zu dem Fall, wo ich einen Abzug ihrerseits durchaus als gerechtfertigt angesehen hätte. Dies wird im Buch auch angesprochen und führt zu einigen Problemen. Letzten Endes zeigt sie, dass sie dennoch den richtigen Spürsinn für diesen Fall besitzt und ihre Hartnäckigkeit hat mir imponiert. Ihre Vergangenheit auf Sylt birgt für die zukünftigen Teile sicher noch das ein oder andere Geheimnis.
Ihr Kollege Hennes ging mir zeitweise etwas auf die Nerven und wirkte teilweise etwas unsensibel, aber auch dieser lässt sich mit der Zeit von Livs Ermittlerqualitäten überzeugen. Livs Chefin Hilke Hasselbrecht war mir sympathisch. Sie hat ein gutes Gespür für die unterschiedlichen Talente ihres Teams. Rabia ist mir noch in Erinnerung geblieben mit ihrer Wut, die manchmal etwas gezügelt werden muss, die allerdings auch zeigt, für welche Werte sie einstehen möchte. Momke wirkte mit zeitweise etwas parteiisch und hat bei den Ermittlungen manchmal nicht vehement genug nachgefragt. Wahrscheinlich braucht ein Ermittlerteam all diese unterschiedlichen Charaktere.

Fazit: Der erste Fall Liv Lammers konnte mich im Großen und Ganzen überzeugen. Es war gut, dass ich beim Hänger in der Mitte des Buches durchgehalten habe und ich wurde mit einem spannenden Ende belohnt. Krimis werden noch immer nicht mein Lieblingsgenre, aber manchmal kann ich auch den Sprung in diese Richtung wagen. Echte Krimi-Fans können hier beruhigt zugreifen, denn ich glaube durchaus, dass hier alles enthalten ist, was einen guten Krimi ausmacht.