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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.03.2018

Kühn - Klappe die Zweite

Kühn hat Ärger
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Nach gut drei Jahren Wartezeit erlöst uns der Erfolgsautor Jan Weiler endlich mit dem zweiten Teil der "Kühn"-Reihe. "Kühn hat Ärger" lautet der Titel dieses Romans. Erschienen im Piper Verlag als schön ...

Nach gut drei Jahren Wartezeit erlöst uns der Erfolgsautor Jan Weiler endlich mit dem zweiten Teil der "Kühn"-Reihe. "Kühn hat Ärger" lautet der Titel dieses Romans. Erschienen im Piper Verlag als schön gebundene Hardcover-Ausgabe und für 20 Euro zu haben.

Kühn hat Ärger - oh ja. Und zwar nicht nur im Berufsleben sondern auch privat. Nachdem er an einem Burnout litt steigt er nun mit dem Fall um den brutal ermordeten Libanesen Amir wieder in die Arbeitswelt ein. Und muss zu seinem Seelenleid in der gehobenen Münchner Gesellschaft ermitteln. Dort fühlt er sich nicht wohl - oder ist neidisch, wie man es auch immer sehen mag. Denn dort erscheint das Leben so lebenswert im Vergleich zu seiner derzeitigen privaten Situation. Es kriselt in seiner Ehe, sein Sohn distanziert sich von ihm, eine Affäre lockt und die Angst vor Prostatakrebs beherrscht seine Gedanken. Aber zurück zum Fall Amir: Der libanesische Kleinkriminelle war nämlich der Freund einer Tochter aus gutem Haus. Zwar wurde er von den Eltern freundlich in der Familie aufgenommen doch ob dieser Schein trügt? Lasst euch überraschen.

Meine Meinung:
Zunächst brauchte ich ein wenig um wieder in Kühn`s Gedankenwelt anzukommen. Doch dann bedachte er mich wieder mit grandiosen Ideen, sicherem Ermittler-Spürsinn und seiner besonderen Art von Humor. In erster Linie geht es im vorliegenden Roman nicht nur um den Fall Amir an sich - gesellschaftskritisch zeigt uns der Autor an Hand vieler Beispiele die Kluft zwischen Reich und Arm, dem Gutmenschen und dem "schlechten" Erdbürger, dem Wohlstand und der Unterschicht.

Jan Weiler hat für mich eine schöne Art zu erzählen, es finden sich einige Längen im Buch und doch liest es sich im Großen und Ganzen recht flüssig. Vielleicht ist die Bandbreite der Themen im Buch zu viel. Ob es um die verseuchte Neubausiedlung geht in der Kühn mit seiner Familie lebt - seine Krankheit - seine beruflichen Konflikte wegen der anstehenden Beförderung - dann natürlich der Fall "Amir" an sich usw. Und doch holt mich Herr Weiler genau damit ab und verschafft mir ein tolles Leseerlebnis.

Der Autor hat mit Martin Kühn einen sonderbaren Charakter erschaffen. Einerseits der geniale Ermittler der es scheinbar mühelos schafft seine Fälle zu lösen. Doch hinter seiner Stirn steckt ein Typ der sein Leben nicht leicht nimmt. Der viel in seiner Gedankenwelt lebt und sehr tiefgründig ist. Der Angst hat vor der Zukunft. Nicht umsonst landete er im Burnout.

Mein Fazit:
Jan Weiler hat es einfach drauf. Ich freue mich immer wieder auf seine Bücher und hoffe auch auf mehr Bände dieser Reihe. Und doch kann ich für "Kühn hat Ärger" nicht die volle Punktzahlt vergeben - aber von Herzen vier hoch glänzende Sterne und eine eindeutige Leseempfehlung für alle Weiler-Fans und die, die es noch werden wollen.

Veröffentlicht am 22.02.2018

knüpft nahtlos an das "glücksmädchen" an

Böse Schwestern
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Nachdem ich vor einem guten Jahr das "Glücksmädchen" nahezu verschlungen hatte, freute ich mich schon riesig auf den zweiten Teil der "Ellen-Tamm-Reihe". "Böse Schwestern" erschien nun im Februar als Taschenbuch ...

Nachdem ich vor einem guten Jahr das "Glücksmädchen" nahezu verschlungen hatte, freute ich mich schon riesig auf den zweiten Teil der "Ellen-Tamm-Reihe". "Böse Schwestern" erschien nun im Februar als Taschenbuch sowie E-Book im Ullstein Verlag. Es handelt sich um den zweiten Psychothriller der schwedischen Autorin Mikaela Bley.

Ich möchte gerne gleich vorwegsagen, dass ich unbedingt empfehle zunächst den ersten Teil "Glücksmädchen" zu lesen da Teil 2 der Reihe aus meiner Sicht nahtlos an der Vorgeschichte ansetzt. Es handelt sich zwar theoretisch um einen in sich abgeschlossenen Kriminalfall - aber: Es geht in beiden Büchern auch sehr viel um Ellen-Tamm`s eigene Geschichte und ich denke dass man viele Dinge besser begreift wenn man damit von Beginn an startet.

Zum Inhalt:
Die Kriminalreporterin Ellen Tamm kehrt im Sommer zurück in Ihre Heimat auf das Gut Ihrer Familie. Dort starb vor vielen Jahren im Kindesalter Ellen`s Zwillingsschwester Elsa. Diese Tragödie hat Ellen nie überwunden und kämpft mit Ängsten, Panik und Depressionen. Doch wie es der Zufall will geschieht natürlich hier ein Mord. Eine junge schwangere Frau wurde erschlagen. Und Ellen lässt dieses Verbrechen nicht kalt und so beginnt Sie mit ihren eigenen Ermittlungen.

Meine Meinung:
Das Buch ist in viele kurze Kapitel unterteilt und wird aus Sicht von Ellen sowie von zwei weiteren Protagonistinnen - Hannah und Alexandra - erzählt. Zunächst erscheint dies etwas verwirrend aber schon nach kurzer Zeit weiß man wer dieses anderen beiden Frauen sind. Die Kapitel werden jeweils mit dem Datum, der Uhrzeit und der jeweiligen Erzählerin voneinander abgegrenzt. Diese 3 Stränge bauen aufeinander auf, steigern sich in Ihrer Spannung und Intensität und fließen letztendlich zum großen Finale zusammen.

Am intensivsten und bedeutungsvollsten ist natürlich die Erzählung aus Sicht von Ellen. Ich muss dazu sagen, im Teil 1 war mir die Hauptprotagonistin sympathischer und ich konnte mich mehr mit Ihr identifizieren. Dies gelang mir im vorliegenden Buch nicht mehr. Ellen ist geprägt von den schrecklichem Ereignis aus Ihrer Kindheit. Sie hatte nie die Möglichkeit dieses Vorkommnis aufzuarbeiten. Wie schrecklich muss es auch sein die Schwester - noch dazu den Zwilling - zu verlieren. Sie kämpft mit Ihren eigenen Dämonen und schafft es nicht ein geordnetes bzw. zufriedenstellendes Leben zu führen. Auch wenn ich es in Kriminalromanen bzw. Psychothrillern sehr gerne mag, wenn man viel persönliches von den Ermittlern / Reportern erfährt so ist dies bei "Böse Schwestern" in meinen Augen zu sehr ausgeprägt und verschafft teilweise unnötige Längen im Buch. Das ist aber auch der einzige Minuspunkt für diesen Psychothriller. Denn sprachlich und allgemein vom Fall her fasziniert mich die Autorin auch wieder mit Ihrem zweiten Werk.

Ich möchte gerne noch einen Absatz zitieren der mir ziemlich nahe ging:

" Der Schock, wenn Menschen begreifen, dass es zu spät ist.
Dass man nichts mehr in Ordnung bringen kann.
Wenn alle Worte und Taten endgültig sind.
Und man nicht mehr um Verzeihung bitten kann.
Oder sagen: ich liebe dich. Der Tod bedeutet >>nie wieder>> . "

(im Ebook Seite 103 erster Absatz). Genau wegen solcher Absätze und sprachlichen Spielerein liebe ich die Bücher von Mikaela Bley. Sie gehen mir sehr nahe und geben mir viel Stoff zum Denken mit. Vielen Dank hierfür.

Mein Fazit:
Zum guten Schluss möchte ich beide Bücher der Autorin allen Liebhabern von schwedischer Krimikunst ans Herz legen. Die Geschichten sind beide sehr schön zu lesen, auch wenn bei dem Buch "Böse Schwestern" der Spannungsbogen etwas überzogen wird und dadurch diverse Länge entstehen. Ich vergebe sehr gerne 4 von 5 Sterne und freue mich schon auf einen hoffentlich erscheinenden 3. Teil der Ellen-Tamm-Reihe.


Veröffentlicht am 21.02.2018

lustig, wenn auch teilweise überzogen

Ziemlich beste Schwestern – Quatsch mit Soße (Ziemlich beste Schwestern 1)
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Mimi und Flo muss man einfach lieb haben - eine 5 und eine 7-jährige machen ein beschauliches Dörfchen unsicher und haben uns die ein oder andere Lausemädchen-Geschichte mitgebracht. In sechs ...

Mimi und Flo muss man einfach lieb haben - eine 5 und eine 7-jährige machen ein beschauliches Dörfchen unsicher und haben uns die ein oder andere Lausemädchen-Geschichte mitgebracht. In sechs aufeinander aufbauenden und wirklich kurzweiligen Geschichten dürfen wir dabei sein: an einem richtig Langweiligen "Scheiß-Kack-Sonntag" , beim dressieren von "Zirkusmäusen" und noch viel mehr. Zunächst habe ich befürchtet dass mein 8jähriger Junge schon zu alt dafür wäre und er es zu kitschig und mädchenhaft findet aber nein - weit gefehlt: Er hat sich darüber zusammen mit seiner 7-jährigen Schwester kringelig gelacht. So viel sei vorab schon mal verraten.

Ziemlich beste Schwestern - Quatsch mit Soße
Alleine den Titel fand ich schon von Anfang an genial. Was mich ein bisschen zwiespältig hinterlassen hat war die Leseprobe des 1. Kapitel. Ich wusste einerseits genau, dass meine Kinder darauf abfahren würden aber mir bereiteten die vielen Schimpfwörter in Geschichte eins erst mal ein bisschen Kopfzerbrechen. Schlussendlich habe ich mich aber für das Vorlesen entschieden und meine beiden waren kaum zu bremsen - so viel haben sie gelacht. Und ich glaub sie haben die vielen "Scheiße" auch nicht ernst aufgefasst und wissen insgeheim schon was man sagt und was nicht

Die Bilder sind süß gezeichnet und farbig ansprechend gestaltet und auch die Wörter sind größtenteils wirklich kindgerecht gewählt - egal ob zum Vor- oder Selberlesen. Als Altersempfehlung würde ich das Buch für Kinder in den ersten beiden Grundschuljahre als ideal ansehen. Wir werden gerne mehr lesen von den beiden niedlichen Mädels. Daumen hoch dafür!

Veröffentlicht am 12.02.2018

bittersüßer sarkastischer Humor

Die Königin von Lankwitz
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"Humor ist wenn man trotzdem lacht" - wie zum Beispiel über diese bitter-süße, böse und zugleich witzige Romanidee zu "Die Königin von Lankwitz" aus der Feder von Max Urlacher. Ein Berliner der mit typischer ...

"Humor ist wenn man trotzdem lacht" - wie zum Beispiel über diese bitter-süße, böse und zugleich witzige Romanidee zu "Die Königin von Lankwitz" aus der Feder von Max Urlacher. Ein Berliner der mit typischer Berliner Schnauze und viel sarkastischem Einwurf diesen Roman schrieb. Erschienen ist das Buch am 09.02.2018 im Ullstein Verlag und ist als Taschenbuch sowie als E-Book erhältlich.

Bea und Irene - zwei Damen in den 50zigern und gerade frisch aus dem Frauenknast entlassen. Beide hatten bisher Pech mit Männern, Irene hatte Ihren ehemaligen Göttergatten sogar über den Haufen gefahren. Extra. Mit voller Absicht. Vor und zurück. Aus - Ende.
Und somit haben die beiden Ladys jetzt eine 1A-Gründer-Idee für ihre "nach-Knast-Zeit". Denn ein seriöser Arbeitgeber wird Damen Ihres Alters mit 8 Jahren Vollzugs-Erfahrung wohl eher keinen Job mehr geben und zum "Beine-Breit-Machen" ist sich zumindest Irene zu schade. Also ran an den Mann oder eher ans Auto und den Mann darunter begraben. Und somit ab ins "Ich-AG" Leben.

Meine Meinung:
In kurzen, knackigen und vor allen Dingen berlinerischen Sätzen startet der Roman "Die Königin von Lankwitz". Man braucht zunächst etwas bis man (wie ich zumindest als Weißwurstäquator-Bewohnerin zugeben muss) in die Sprache so richtig hineinfindet. Aber was mir von Beginn an gefällt ist dieser derbe und spritzige Humor der hinter jedem Absatz versteckt ist. Schon bald bin ich richtig im Lesefieber und bin wirklich begeistert über die Idee hinter dem vorliegenden Roman. Ich finde die Geschichte ist eine ideale Vorlage für einen tollen Samstags-Abend-Fernseh-Film. Ich hätte da auch schon ein paar Schauspielerinnen im Hinterkopf die göttlich in die Rollen von Irene und Bea schlüpfen könnten.

Doch das Ganze hätte meiner Meinung nach noch tiefgründiger abgehandelt werden können. Aufgrund der verhältnismäßig großen Schriftart verfliegen die eh nur knapp 200 Seiten wie im Fluge. Ein tolles Buch für Zwischendurch - ohne großartigen Anspruch und das Gefühl etwas zu verpassen wenn man aufgrund der Länge tagelang an einer Geschichte hängt.

Und was ganz wichtig ist - man darf das ganze Buch natürlich nicht ernst nehmen. Im wahrem Leben würde man über Bea und Irene bestimmt nicht lachen, nein, ganz im Gegenteil. Man würde sich die Ladys ganz schnell wieder dorthin zurück wünschen wo sie hingehören - ins Kittchen. Aber dank des schwarzen Humors darf hier ordentlich gelacht werden und auch eine Freudenträne fließen wenn ein Mann mal wieder so ordentlich gequält wird

Fazit:
Ein lustiges Buch, eine 1A-Idee dahinter, allerdings noch ausbaufähig. Von daher gibt es von mir 4 von 5 glänzenden Sternen - und wer weiß - vielleicht dürfen wir uns ja irgendwann im Fernsehen von Bea und Irene unterhalten lassen. Ich würde es mir auf jeden Fall wünschen.

Veröffentlicht am 11.02.2018

Unser aller Vergangenheit

Ein mögliches Leben
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Mit "Ein mögliches Leben" nimmt uns der Autor Hannes Köhler mit in die dunkle Vergangenheit von uns Deutschen. Man merkt anhand des fast schon Tatsachenberichtes deutlich, dass er sich für diesen ...

Mit "Ein mögliches Leben" nimmt uns der Autor Hannes Köhler mit in die dunkle Vergangenheit von uns Deutschen. Man merkt anhand des fast schon Tatsachenberichtes deutlich, dass er sich für diesen Roman sehr viel Zeit genommen und tief in der Geschichte des 2. Weltkrieges gewühlt hat. Über den Blog des Ullstein Buchverlages, in dem das Buch erschienen ist, habe ich einen Reisebericht von Herrn Köhler bezüglich seiner USA-Reise gefunden. Da mir die Geschichte nach dem Lesen des Buches nicht aus dem Kopf ging konnte ich hier nochmal seine Recherche-Arbeit nachverfolgen und mir auch Fotos und Zeichnungen ansehen.

Zum Inhalt:
Martin erfüllt seinem Großvater, zu dem er bisher keinen großartigen Bezug hatte, einen großen Wunsch und begleitet ihn auf eine Reise in die USA. Franz verbrachte hier die Zeit im Krieg sowie im Anschluss darauf in einem Gefangenenlager. Im hohen Alter will der ehemalige Soldat die Zeit von damals noch einmal aufleben lassen. Scheinbar braucht er dies um mit der düsteren Vergangenheit abzuschließen. Durch viele Tatsachenberichte und Gespräche wird das Damals wieder lebendig und Martin begreift, warum sein Opa so ist wie er eben ist und spürt am eigenen Leib, warum auch die Nachkriegsgeneration noch immer unter den Folgen des Krieges zu leiden hat.

Meine Meinung:
Ich brauchte am Anfang eine gewisse Zeit um in die Geschichte hineinzufinden. Der Autor benutzt einen schon fast außergewöhnlichen Schreibstil. Es sind lange Sätze aus denen sich mir die Bedeutung nicht immer erschließt und die bruchstückhaft erscheinen. Und doch fesselte mich das Buch von der ersten Seite weg. Auch mein Großvater erlebte den Krieg und die Gefangenschaft ähnlich wie der Hauptprotagonist Franz. Leider verstarb mein Opa bereits in meiner Kindheit und von daher konnte ich die Geschichten und seine Erlebnisse bzw. Erfahrungen nie von ihm selbst hören. Irgendwie macht dieses Buch auch meine eigene Familiengeschichte lebendiger und lässt mich tief fühlen.

Was ich auch erwähnen möchte ist durch und durch positive Art und Weise wie es der Autor schafft, die Geschichte, die Landschaften, das Geschehen bildlich darzustellen und somit lebendig zu machen.

Nicht zu vergessen ist, dass es sich bei "Ein mögliches Leben" nicht nur um die Vergangenheit dreht sondern auch um Deutschland im Hier und Jetzt. Dies ist sehr politisch orientiert und zeigt deutlich auf, in welcher Lage wir uns derzeit (wieder) befinden.

Mein Fazit:
Eine tolle Geschichte, unsere deutsche Vergangenheit und unsere Gegenwart. Einerseits schwere Kost und doch so wichtig für unsere Zukunft. Ein Stück unserer Geschichte die niemals vergessen werden darf. Ich vergebe 4 glänzende Sterne für diesen Roman und empfehle ihn sehr gerne weiter.