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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.12.2019

Beeindruckender Debutroman

Regenroman
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Ein junges Paar zieht aufs Land und renoviert ein altes Haus. Alles ganz normal, nur regnet es , regnet es , regnet es. So wie Regen und Schlamm das Mauerwerk zerstören , so bekommt auch die Beziehung ...

Ein junges Paar zieht aufs Land und renoviert ein altes Haus. Alles ganz normal, nur regnet es , regnet es , regnet es. So wie Regen und Schlamm das Mauerwerk zerstören , so bekommt auch die Beziehung der beiden schleichend die ersten Risse.
Regen, Pfützen, Schlammlöcher, Feuchtigkeit und Schimmelpilz im Haus, der Garten durchzogen von Abwassergräben und kahlgefressen von nimmersatten sich ständig begattenden Schnecken, alles wird von Tag zu Tag schlimmer und zieht das Haus und seine Bewohner immer tiefer in den Morast. Das ist alles sehr unappetitlich, aber die Art der Schilderung ist es keineswegs:
mir hat der Roman grandios gefallen!

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Veröffentlicht am 19.12.2019

Ein Cosy-Krimi von J.K. Rowling ??

Ein plötzlicher Todesfall
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Es handelt sich hier aber weder um einen Krimi noch um einen Abklatsch von Harry Potter. "Ein plötzlicher Todesfall" gestattet einen Blick hinter die Kulissen einer spießigen englischen Kleinstadt mit ...

Es handelt sich hier aber weder um einen Krimi noch um einen Abklatsch von Harry Potter. "Ein plötzlicher Todesfall" gestattet einen Blick hinter die Kulissen einer spießigen englischen Kleinstadt mit allen ihren Abgründen und Hässlichkeiten. Denn nur auf den ersten Blick ist die englische Kleinstadt Pagford ein verträumtes und friedliches Idyll.

Das hat mir richtig gut gefallen. Besonders die Vielschichtigkeit der zahlreichen agierenden Personen fand ich spannend, zumal durch die wechselnden Erzählperspektiven die Charaktere immer mehr Tiefe erhielten, nur der Auslöser der geschilderte Ereignisse, Barry, bleibt recht blass, aber der ist ja schließlich auch schon tot. Der Roman ist nicht ohne Witz, macht aber ziemlich nachdenklich.

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Veröffentlicht am 16.12.2019

Recherche vor Ort

Hotel Amerika
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Warum diese Autorin so gut wie vergessen wurde, ist mir unerklärlich. Zum Leben dieser bemerkenswerten Frau, das tragisch 1941 in Südfrankreich endete, hier nur soviel im Hinblick auf den vorliegenden ...

Warum diese Autorin so gut wie vergessen wurde, ist mir unerklärlich. Zum Leben dieser bemerkenswerten Frau, das tragisch 1941 in Südfrankreich endete, hier nur soviel im Hinblick auf den vorliegenden sozialkritischen Roman:
1925 wurde Maria Leitner vom Ullstein-Verlag in die Staaten geschickt, wo sie drei Jahre lang in diversen Jobs das Leben im "Land der Freien und Gleichen" studierte, nicht aus der Perspektive der Journalistin sondern der mittellosen Einwanderin. Sie arbeitete im Automatenrestaurant, als Fließbandarbeiterin, Dienstmädchen bei einem reichen Alkoholschmuggler, Putzfrau im Luxushotel, Verkäuferin im Warenhaus etc.
Maria Leitner hat sich nie damit zufrieden gegeben, Zustände zu beschreiben und anzuklagen, sie hat sie vor Ort studiert. So z.B. auch als sie 1932 untersuchte, warum ein kleines Dorf fast geschlossen für Hitler gestimmt hat ("Im Krug eines Hitler Dorfes"). Noch nachdem sie 1934 endgültig ins Exil gegangen war, reiste sie mehrmals illegal nach Deutschland, um dort für ihre Reportagen zu recherchieren.

Faszinierend an dem Roman "Hotel Amerika" fand ich, dass eine Geschichte vorwiegend aus der Perspektive einzelner Beschäftigten in dem Riesenbetrieb des Luxushotels erzählt wird, in dem die niederen Dienste vor allem von mittellosen Einwanderern und Frauen schwarzer Hautfarbe verrichtet werden. Die geschilderten Arbeitsbedingungen sind so erschütternd wie die Gegenmaßnahmen der Direktion, um aufkommenden Unmut im Keim zu ersticken, vertraut sind.
Auch Maria Leitner gehört zu den verbrannten Autoren, d.h. den Autoren deren Bücher 1933 öffentlich verbrannt wurden.

Veröffentlicht am 16.12.2019

Fronturlaub

Zeit zu leben und Zeit zu sterben
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Dieser Roman hat mich so gefesselt wie schon lange vorher keiner mehr. Ich habe ihn sogar unterwegs immer dabei gehabt, wo ich doch sonst leichte Krimis für die S-Bahn bevorzuge.
"Ich bin so traurig, daß ...

Dieser Roman hat mich so gefesselt wie schon lange vorher keiner mehr. Ich habe ihn sogar unterwegs immer dabei gehabt, wo ich doch sonst leichte Krimis für die S-Bahn bevorzuge.
"Ich bin so traurig, daß ich glaube, ich werde morgen sterben, wenn ich dich verlasse. Aber wenn ich dann denke, was geschehen müßte, damit ich nicht so traurig wäre, dann gibt es nur das eine, daß ich dich nie getroffen hätte. Dann würde ich nicht traurig sein, sondern leer und gleichgültig wieder abfahren. Und wenn ich das denke, dann ist die Trauer keine Trauer mehr. Sie ist ein schwarzes Glück. Die andere Seite des Glücks." (S. 214)
Zum guten Schluss bin ich noch über die Verfilmung im Internet gestolpert, die einerseits sehr amerikanisch war, aber andererseits in den Dialogen näher an der Urfassung des Romans, die dem deutschen Publikum bis vor kurzem verwehrt worden war.
Leider basiert diese Ausgabe auch auf der von 1954.

Veröffentlicht am 16.12.2019

Kindheit in Dresden

Als ich ein kleiner Junge war
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So nun hab ich es endlich auch gelesen, ein Buch, das so schön handlich für die Fahrten mit der S-Bahn ist. Und wieder ging es mir mit Kästner so, dass ich mich köstlich unterhalten gefühlt habe, auch ...

So nun hab ich es endlich auch gelesen, ein Buch, das so schön handlich für die Fahrten mit der S-Bahn ist. Und wieder ging es mir mit Kästner so, dass ich mich köstlich unterhalten gefühlt habe, auch sehr die Wärme seiner Schilderungen genossen habe, und zudem weiß ich endlich, warum mir bisher bei seinem Frauenbild immer so unbehaglich zumute war. Ja, er setzt hier tatsächlich seiner Mutter ein Denkmal, er war ja auch geschlagen mit so einer patenten, wie er sagt "vollkommenen" Mutter. Ich werde beim Lesen weiterer Bücher von Kästner etwas mehr Nachsicht üben.