„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Oder?“
Der letzte erste BlickDer letzte erste Blick von Bianca Iosivoni
Vertrauen liebe Lesende. Was denkt ihr? Ist es einmal gebrochen, wurde es einmal gebrochen, ist es schwer, es wieder fassen zu können. Auch anderen Leuten gegenüber, ...
Der letzte erste Blick von Bianca Iosivoni
Vertrauen liebe Lesende. Was denkt ihr? Ist es einmal gebrochen, wurde es einmal gebrochen, ist es schwer, es wieder fassen zu können. Auch anderen Leuten gegenüber, die mit dem Vertrauensbruch gar nichts zu tun haben. Wir wollen vertrauen, wollen ein Urvertrauen in andere Menschen haben, dass einige Dinge niemals getan werden, dass es Red Flags und Grenzen gibt, die nicht überschritten werden dürfen. Und trotzdem gibt es immer wieder Menschen, die genau das tun. Unser Urvertrauen in die Menschheit und andere Menschen erschüttern, so dass man sich völlig allein auf der Welt fühlt, und meint, man könne niemals mehr auch nur Vertrauen fassen. Wieso ich davon rede, ist klar: In folgendem Buch geht es ein wenig, oder auch ganz viel um Vertrauen, das missbraucht wurde, das wiederaufgebaut werden muss, oder überhaupt erstmal keimen. Denn der Vertrauensbruch ist groß, das Ergebnis davon fatal und eigentlich nie mehr gut zu machen, so dass man nur akzeptieren kann, dass es ein Teil des Lebens bleiben wird. Und wie kann man diesen Teil akzeptieren? Richtig. Mit Menschen, die zu einem stehen, und denen man vertraut. Hier also der Inhalt der Geschichte.
Was das Buch uns erzählt:
Emery, unsere Hauptprotagonistin, braucht einen Neuanfang. Und der beginnt für die in West Virginia. Ihr wisst schon, County Roads, take me home und so. Hier will sie den Gerüchten, dem Getuschel, den Vorverurteilungen und den Anfeindungen zu Hause entkommen. Klingt nach einem guten Plan, wäre da nicht die Sache, dass ihr ein WG Zimmer mit Mason zugeteilt wird. Und dann ist da ja auch noch Dylan, der beste Freund von Mason. Der genau das zu sein scheint, vor dem Emery sich in Acht nehmen und fernhalten sollte, weil er genau das zu sein scheint, vor dem Emery flüchtet. Oder lohnt sich ein zweiter erster Blick, und Dylan ist ganz anders? Denn er ist nett, lustig, gutaussehend und ….. gefährlich für Emerys Herz, das immer noch unter Misstrauen und Verrat leidet. Wer also wissen will was genau passiert ist, sollte einen genauen ersten und auch zweiten und dritten Blick ins Buch werfen.
Cover und Buch-Titel:
Das Cover gefällt mir richtig gut. Dazu möchte ich tatsächlich auch noch sagen, dass das Buch, so wie es jetzt vorliegt, eine Neuauflage ist. Gerade auch das Cover betreffend, und damit auch alle 4 Teile der Reihe. Ein neues Kleid für das Buch, ein neuer Look. Und ich finde, der ist total gelungen. Mir gefällt es richtig gut. Der Titel? Kommt diesmal erst richtig raus, wenn man die Geschichte liest. Auch wenn jedes Buch der Buchreihe ein erstes Mal ist, so lasst euch diesen ersten Blick nicht entgehen, und schaut gerne ein zweites Mal hin. Vielleicht auch bei Menschen, und hinter ihre Geschichten, und was alles dahintersteckt.
Fazit und Gedankenallerlei:
Ich bin gut in das Buch hineingekommen, und was mir gleich als erstes aufgefallen ist, war diese „College Atmosphäre“ die gleich vorherrscht, die ich sehr gerne mag, und die hier wirklich gut umgesetzt wurde. Also: Was ihr geboten bekommt ist die ganze Bandbreite eines Collegelebens inklusive Zusammenhalt, Lernproblemen, gemütlichen Freundeabenden und partyähnlichen Zusammenkünften und dem realen Leben, das uns zwischen dem ganzen Studium Sorgen bereitet, weil es unsere Gedankenwelt einnimmt. Diese Atmosphäre ist so toll ausgearbeitet, dass man sich unweigerlich sofort auf den Campus einer Universität versetzt fühlt und die Dinge irgendwie miterlebt. Schuld daran ist natürlich auch der Schreibstil, der einen tatsächlich catcht, und wirklich mitnimmt. Danke Bianca Iosivoni :).
Doch all das ist fast schon natürlich in seinem Vorkommen in einem Collegeroman. Im Buch gibt es viele andere Thematiken, die unterschwellig mit dabei sind, aber an Wichtigkeit fast genauso präsent sein sollten und sind. Zum einen natürlich das Thema Freundschaft. Hier wird einem aufgezeigt, was wahre Freundschaft ist, was Zusammenhalt bedeutet. Denn Emery hat selbst erlebt, dass in ihrem alten Leben selbst die beste Freundin sich von ihr abwendet, und alle anderen sie fallen lassen.
Da der Roman und die Geschichte von seinen Protagonistinnen und Protagonisten lebt, von ihrem Zusammenspiel und von der Wichtigkeit ihres Handelns, vielleicht mal et was zu den Leuten, deren Geschichte uns erzählt wird.
Emery als Protagonistin habe ich gleich ins Herz geschlossen, und das obwohl sie es einem ja anfangs nicht wirklich leichtmacht. Sie ist rebellisch, wobei das das falsche Wort ist. Sie lässt sich nichts gefallen, ist manchmal etwas überaggressiv, ABER ……. Ganz ehrlich ………. Bei ihrer Vergangenheit, kann man die Wut und die Enttäuschung und den Vertrauensbruch sogar fast körperlich während des Lesens nachempfinden, wenn man die Geschichte ganz kennt. Keine Freunde mehr, alle lassen einen fallen, man wird beschimpft, geächtet, zur Person abgestempelt die man gar nicht ist, weil alle denken man sei so und einen vorverurteilen. Genau da hat es in mir gebrodelt bei der Lektüre. Aber wenn ein Buch Emotionen in einem wecken kann, ist das ja schon mal eine gute Sache. Wenn man Dinge empfinden und nachvollziehen kann, und mit der Protagonistin leidet.
Auch Dylan als Protagonist kann ich größtenteils einfach nur mögen. Er ist ein Good Guy, einer der Guten, und genau das fühlt man in fast jeder Zeile im Buch, in der er agiert, erscheint, nachdenkt, und uns auch an seinen Gedanken teilhaben lässt. Besonders gut hat mir hier gefallen, dass eine Thematik angesprochen wurde, die gar nicht so häufig in Büchern vorkommt, nämlich Geldprobleme. Und zwar genau die Art von Geldproblemen, in denen man sich in mehreren Nebenjobs neben dem Studium abrackert, um am Ende doch immer viel zu wenig zu besitzen und zu haben. Die Art von Geldproblemen, bei denen man nicht alles mitmachen kann, und sich einfach viel weniger leisten kann als andere aus dem eigenen Freundeskreis. Schön, dass auch sowas mal angesprochen wird, und die Menschen nicht immer denken „Oh wow, ich habe Geld, jetzt kann ich‘s zum Fenster rausschmeißen“. Und schön, dass das einem Protagonisten passiert. Wobei das für ihn natürlich nicht schön ist, und für mich eher auch nicht, aber trotzdem schön, dass es Menschen eventuell mal die Augen öffnet, was manche Menschen tun müssen, um durch dieses Leben zu kommen. Auch sonst mag ich Dylan, weil er schon der selbstbewusste Typ ist, der weiß wie er auf Frauen wirken kann (wirken kann, nicht exakt wirkt), aber auch sehr bescheiden ist, weil er mal nicht der reiche Kerl ist, dem alles zufliegt, sondern wirklich mit Geld wirtschaften muss, weil er nicht viel hat. Schon mal erwähnt, ich kann es aber nicht oft genug tun: Finde toll, dass sowas auch mal erwähnt wird, und nicht alle immer nur reich und abgesichert in Büchern sind, und einer sicheren Zukunft entgegenblicken. Gerade weil es einfach nicht der Realität entspricht, denn heutzutage sind viel mehr Menschen arm, als man denkt. Und wo mir richtig warm ums Herz wurde ist der Zusammenhalt in der Collegetruppe, in der man sich gegenseitig hilft, füreinander da ist, und sich so akzeptiert, wie man ist. Obwohl sie alle tatsächlich ganz unterschiedliche Charaktere haben, und ihre Individualität gelebt wird. Sogar die Nebencharaktere lernt man hier schon mal richtig gut kennen in Vorbereitung auf die weiteren Teile der Reihe, wenn dann ihre Geschichte erzählt wird.
Die Chemie zwischen den Charakteren mag ich sehr gerne. Zuerst einmal tatsächlich die, die man zwischen der Gruppe aus Mitstudentinnen und -studenten fühlt. Da weht ein Vibe voller Freundschaft und Zusammenhalt, den man einfach nicht ignorieren kann, und sofort mag. Auch zwischen Dylan und Emery fühlt man, dass sich zwischen den Buchseiten etwas aufbaut, das definitiv mehr ist als nur ein bloßes Kribbeln, und was mit Zueinander stehen und Liebe zu tun hat. Auch wenn ich diese Dinge im 2. Teil des Buches mehr gespürt habe, so waren sie eigentlich von Anfang an da, anfangs eben etwas weniger.
Was ich geliebt habe, ist die Gruppe des Freundeskreises am College, und dass sie Emery so herzlich aufnehmen. Trotzdem kann ich nachvollziehen, dass es für jemanden der neu in eine Gruppe kommt, die schon lange besteht, immer auch schwer ist. Schwer zu vertrauen, schwer sich fallen zu lassen, schwer seinen Platz zu finden, weil viele Dinge hinzukommen, wie Neid, dass man das niemals haben wird, was die anderen miteinander aufgebaut haben. Und trotzdem fand ich es einfach so toll, wie Emery in die Gruppe eingespannt wurde, trotz ihrer dunklen Gedanken. Allen voran natürlich Dylan der mir anfangs in der Geschichte fast schon ein wenig zu zögerlich war, und ein wenig an Tempo hätte zulegen können, was dann aber im 2. Teil der Geschichte besser wurde. Denn ich schätze, das ist seine Art. Und zum Glück lernen wir die Geschichte nicht nur aus Emerys Sicht kennen, sondern auch der von Dylan. Denn die Geschichte wurde aus beiden Erzählperspektiven erzählt.
Ich muss dazu sagen, dass es dieses Buch schon einmal gab, und dass wir jetzt die überarbeitete Version in einer Neuauflage haben. Ich habe die Geschichte aber tatsächlich vorher nicht gekannt, und kann deswegen nichts zu Verbesserungen sagen, sondern bin neutral rangegangen an die Story, und habe das Buch als mir völlig neue Geschichte kennengelernt. Mit einem wirklich tollen Cover, das mir besser als das frühere gefällt.
Ebenso toll ist, dass hier unterschwellig auch thematisiert wird, dass manche Leute, die nicht mit uns verwandt sind, uns mehr prägen als die eigenen Blutsverwandten. Schöne Aussage, wenn es schöne und gute Prägungen sind. Und ach ja: Manchmal kann man sich übrigens Hals über Kopf in jemanden verlieben, der neu ins Leben tritt. Ich finde auch mal schön, dass es nicht immer nur die Menschen sind, die sich schon ewig kennen und dann eben lieben. Obwohl, Luke und Elle? Aww <3 :D. Mal schauen, ob sie in einem der weiteren Bände ihre beste Freundschaft beibehalten, oder ob da mehr draus wird. Sie tut ihm gut. Und Emery tut Dylan gut (um bei den Hauptprotagonisten dieses Buches zu bleiben), auch wenn er es nicht so wahrhaben will. Und dann? Kommt dieser Autsch-Moment, in dem kurz das Herz bricht, auch uns Lesenden. Richtig gut gefallen haben mir einige Szenerien, wie Wanderausflüge und Camping, in denen man durch die Beschreibungen der Natur fast mit dabei war.
Fakt, mir hat der zweite Teil des Buches besser gefallen als Teil 1, weil ich etwas mehr die Verbindung zwischen Dylan und Emery gespürt habe. Ihr solltet es mögen, wenn sich Menschen gegenseitig Streiche spielen. Da bin ich nämlich in echt gar nicht so dafür zu haben (weil es mein Vertrauen in Menschen zerstört :D), aber hier hat es gepasst, weil es für die Geschichte wichtig war. Und wenn Menschen es mögen und sich darüber einig sind, und keine Grenzen überschritten werden, soll es so sein. Denn ja. Grenzüberschreitung ist definitiv ein Thema, das Emery verfolgt, nichts mit ihrer Gegenwart zu tun hat, aber sie aus der Vergangenheit direkt bis in die Gegenwart verfolgt. Da ist etwas, das seine Fühler nach dem Jetzt ausfährt. Das müsst ihr aber selbst herausfinden. Es geht nämlich im Buch auch darum, ein neues Leben anzufangen und ein unbeschriebenes Blatt zu sein. Aber auch damit leben zu müssen, wenn dieses Blatt sich immer wieder neu mit Dingen füllt.
Aber vielleicht ist das auch genau die Lehre aus dem Buch: Manches wird nie vergessen, egal wie sehr man es unter den Teppich kehren will, und man sollte vorsichtig sein, wem man vertraut, und welche Dinge von sich man herausgibt, mit anderen Menschen teilt, weil man nie weiß, was diese damit anstellen, wenn sie einem nicht mehr so gut gesinnt sind. Dieses Thema ist es auch, was ich am Buch gut finde. Dass es angesprochen wird, und dass einem aufgezeigt wird, was alles passieren kann, wenn man nur einmal denkt „Ach, einmal ist keinmal“.
Super war der Zusammenhalt der Gruppe, dass alle zu Emery stehen, und sich nicht beeinflussen lassen, um sie fallen zu lassen. Also alles genau so, wie es im echten Leben sein sollte, aber nicht immer ist, weil immer noch viel zu viel verurteilt und vorverurteilt wird, und sehr gerne mal üble Nachrede praktiziert wird. Einfach mal so wichtige Themen. Dass Dylan zu Emery steht fand ich auch ganz toll, und in Teil 2 des Buches habe ich es ihm dann auch abgekauft. In Abschnitt 1 war er mir noch etwas zu sehr in Gedanken, dass er Emery eigentlich ja gar nicht kennt und ihr nichts schuldig ist. Unsicherheit, ich weiß. Bei mir kam es trotzdem so rüber. Aber dann auch wieder dieser Zusammenhalt, dieses Vertrauen, und diese Wandlung von Fremden zu Liebenden. Die Sicherheit, die man braucht, um vertrauen zu können, und die Sicherheit, die Menschen einen geben können, wenn sie nur zu uns stehen, und dafür nichts von uns verlangen. Aber auch die Sicherheit, nicht wieder von Menschen enttäuscht zu werden.
Da wir hier Strangers to Lovers hatten, bin ich bei Band 2 dann tatsächlich auch mit Vorfreude auch gespannt auf die Geschichte von Elle und Luke weil …….. Friends to Lovers und so :). Muss aber gestehen, dass Band 1 neugierig auf jede Geschichte dieser Reihe gemacht hat, weil man meint nun schon alle aus der Freundesgruppe zu kennen.
Heutiges Rezensionslied? Vertrauen kann fallen, ein Vertrauensfall, ein Trustfall, oder man kann das eigene Vertrauen fallen lassen, WEIL man jemandem zu 100% vertraut. Deshalb:
„Close your eyes and leave it all behind. Go where love is on our side.
It's a trustfall, baby. It's a trustfall, baby.“