Mahalo –Danke für dieses Buch, welches ein Paradies mit all seinen Schattenseiten zeigt, denn wo Licht ist, ist zwangsläufig auch Schatten, wie Noemi Jordan eindrucksvoll im zweiten Teil ihrer Hawaii-Trilogie zeigt.
Um 1900 lebt die deutsche Elisa mit ihrem Liebling „ipo“ Kelii zusammen in Kauai, entgegen dem ausdrücklichen Wunsch ihrer Familie hat sie sich dem Dorf Kelii's angeschlossen. Auch wenn Elisa für ihre Familie nur als „pupule“ verrückt gilt, erhält sie von ihrer Mutter eine wertvolle schwarze Perlenkette. Da diese dem Glauben der Hawaiianer Unglück bringen vergräbt sie sie außerhalb des Dorfes, um im Notfall immer etwas Geld zu besitzen. Doch das Unheil findet trotzdem seinen Weg. Die „haole“ Weißen übernehmen immer mehr das Sagen auf Hawaii und rühren die Dörfer der Einheimischen auf, da Hawaii für den Anbau von Zuckerrohr und Ananas wie geschaffen ist. Jedes Mittel ist den Europäern und Amerikanern recht, um den Einheimischen das Land zu nehmen und einen großen Profit zu erwirtschaften. Außerdem geht „Mai Pake“ Lepra um, seit günstige Arbeitskräfte aus China ins Lang geholt werden. Elisa gelingt es aufgrund ihrer medizinischen Kenntnisse alle vor der Verschleppung auf das Lepraschiff zu verhindern. Doch auch dies hilft ihrem Kelii nicht, der einen Tag nachdem Elisa ihre Zwillinge gebar, verhaftet wird aufgrund einer Intrige. Werden Elisa und Kelii wieder zusammenfinden? Welchen Problemen muss sich das Paar widersetzen?
Parallel dazu erfährt man einiges aus dem Hawaii der Gegenwart. 2011 lebt Maja gemeinsam mit Keanu auf dem geerbten Grundstück. Während die schwangere Maja versucht ihre Herkunft und das Schicksal Elisas näher zu beleuchten, macht sich Keanu für die Rechte der Hawaiianer stark. Maja tut sich noch schwer auf Hawaii und ist von Unsicherheiten umgeben. Wird sie sich eingewöhnen können, oder zieht es sie zurück in ihre Münchner Heimat? Dann ist da noch der mysteriöse Haifischmann, der den beiden das Leben schwer macht.
Der Autorin ist es gelungen, die gesellschaftlichen Entwicklungen in einen spannenden Roman zu verpacken. Die Frage, wie und ob man die Kultur bewahren kann, wurde interessant aufgeworfen und regt somit zum Nachdenken an. Die erschütternden Taten der Haole und der Versuch die uralten Traditionen der Hawaiianer zu beseitigen wirken bis heute nach.
Die Protagonisten sind sehr gut dargestellt und ihre Handlungen sind nachvollziehbar, wenn diese auch, wie im Falle des Gouverneurs, moralisch mehr als fragwürdig sind. Der Roman lässt sich sehr gut lesen und zieht den Leser schnell ins seinen Bann. Positiv ist weiterhin das Glossar zu erwähnen, dass die wichtigsten hawaiischen Begriffe beinhaltet und die Landkarte von Hawaii, damit man immer weiß, wo genau sich die Personen gerade befinden.
Einziger Kritikpunkt ist das Cover, das zwar schön gestaltet ist, allerdings den Anschein einer lockeren Strandlektüre erweckt und das ist das Buch wahrlich nicht! Es erzählt die Geschichte zweier starker Frauen, die zwar in verschiedenen Zeiten leben und verschiedene Probleme und Schicksale zu verarbeiten haben, aber trotzdem miteinander verbunden scheinen. Dass das Buch die Probleme und Skandale um das Verhalten der Weißen gegenüber den Einheimischen behandelt, würde man sicher auf den ersten Blick nicht erwarten.
Bleibt nur noch zu sagen „hele mai“ (komm zu mir) Teil 1 „Tal der Tausend Nebel“ bevor Teil 3 im Handel ist! Denn auch wenn man den zweiten Teil ohne Vorkenntnisse lesen kann, so will man doch genauer erfahren, was sich im Vorfeld schon zugetragen hat!