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Veröffentlicht am 11.01.2025

Eine atmosphärische Sammlung winterlicher Gruselgeschichten

Wintergeister
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„Wintergeister“ ist eine Anthologie mit Grusel- und Geistergeschichten, zu der sechs unter-schiedliche Autorinnen eine Erzählung beigesteuert haben. Den Auftakt macht „Der steiner-ne Dämon“ von Bridget ...

„Wintergeister“ ist eine Anthologie mit Grusel- und Geistergeschichten, zu der sechs unter-schiedliche Autorinnen eine Erzählung beigesteuert haben. Den Auftakt macht „Der steiner-ne Dämon“ von Bridget Collins (mein persönliches Highlight des Bandes): Eine an klassische Gothic Novels erinnernde Erzählung, die von einer Schriftstellerin handelt, die in einem klei-nen Städtchen Inspiration für ihr nächstes Buchprojekt sucht. In Andrew Michael Hurleys „Das alte Theaterstück“ begegnen wir einem alternden Schauspieler, der im traditionellen Jah-resabschlussstück auftritt. Hier changieren Traum und Wirklichkeit, sodass die Erzählung eine besondere atmosphärische Intensität erhält. Die dritte Geschichte, „Ada Lark“ von Jess Kidd, handelt von einem Waisenmädchen, das dazu gezwungen wird, einem selbsternannten Medi-um bei dessen Machenschaften zu unterstützen. Diese Geschichte wird mit schnellen Schnit-ten erzählt, was für mich allerdings zuungunsten der Atmosphäre verlief. „Jenkin“ von Catrio-na Ward thematisiert das Schicksal zweier Schwestern, wobei eine der Schwestern von einem schattenhaften Wesen verfolgt wird, das immer erscheint, sobald sie lügt. Die Erzählung ist wendungsreich und endet mit einem schönen Twist. In der folgenden Erzählung „Der Wit-wenweg“ treffen wir auf Honoria Joseph, Herstellerin von Fächern, deren Mann vor einiger Zeit verschwunden ist. Diese Geschichte ist spannungstechnisch die interessanteste, fragt man sich doch die ganze Zeit, was mit Herrn Joseph geschehen ist – mehr möchte ich hier nicht verraten. Den Abschluss bildet „Das Lied von Glocken und Ketten“ aus der Feder von Laura Purcell (ein weiteres Highlight für mich). Diese Geschichte, die den Krampus-Stoff aufgreift, ist rätselhaft sowie fesselnd erzählt und weist zudem ein überraschendes Ende auf. Man merkt: Trotz des gemeinsamen winterlichen Settings sind die Geschichten thematisch breit gestreut. Der Grusel, der dabei erzeugt wird, kommt nicht mit dem Vorschlaghammer, son-dern ist subtil und zieht sich atmosphärisch latent durch jede Geschichte. Natürlich kann nicht jede Geschichte gleich gut gefallen; jeder wird eigene Lieblinge haben. Bei einem bin ich mir aber sicher: Die Zahl der Geschichten, die man mochte bzw. die einen (mehr oder weniger wohligen) Schauer über den Rücken laufen lassen, werden überwiegen. Insgesamt ist „Win-tergeister“ eine abwechslungsreiche Anthologie mit schönen Schauergeschichten – nicht nur aber insbesondere perfekt für Halloweenliebhaber*innen, die dem Grusel am 31. Oktober noch nicht ade sagen möchten, sondern diesen in die Winter- und Weihnachtszeit verlängern möchten.

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Veröffentlicht am 09.01.2025

Ein schönes Kompendium zu Museen der Romantik

Schatzhäuser der Romantik
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Reclams „Schatzhäuser der Romantik“, hrsg. von Anne Bohnenkamp, Wolfgang Bunzel und Cornelia Ilbrig, ist ein literarischer Reiseführer zu Museen, Wohnhäusern und Gedenkstätten der deutschen Romantik. Vorgestellt ...

Reclams „Schatzhäuser der Romantik“, hrsg. von Anne Bohnenkamp, Wolfgang Bunzel und Cornelia Ilbrig, ist ein literarischer Reiseführer zu Museen, Wohnhäusern und Gedenkstätten der deutschen Romantik. Vorgestellt werden hier 50 Einrichtungen, die sich dem Gedenken, Erforschen und Näherbringen von deutschen Geistesgrößen der Romantik widmen. Dabei finden sich einerseits Einrichtungen, die speziell einzelne Personen fokussieren (wie bspw. das Brentano-Haus in Oestrich-Winkel, die GRIMMWELT in Kassel, der Hölderlinturm in Tübingen oder das Beethoven-Haus in Bonn), andererseits Einrichtun-gen, die die Epoche der Romantik personenübergreifend darzustellen suchen (wie das Deut-sche Romantik-Museum Frankfurt a. M. oder das Koblenzer Romanticum). Jede Einrichtung wird in einem ca. 6-seitigen, reich bebilderten Lexikoneintrag vorgestellt, wobei sich neben praktischen Informationen (Publikationen, Veranstaltungen, Museumspädagogik etc.) außer-dem jeweils Informationen zum Ort, zur gezeigten Ausstellung sowie zum personenbezogenen wie thematischen Schwerpunkt der Einrichtung finden. Die einzelnen, sehr verständlich ver-fassten Einträge sind dementsprechend trotz ihrer Kürze perfekt dazu geeignet, sich auf den Besuch vorzubereiten. Generell ist „Schatzhäuser der Romantik“ ein schönes Kompendium, um Anregungen für (Tages-)Ausflüge zu Museen, Wohnhäusern und Gedenkstätten der Romantik zu erhalten.

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Veröffentlicht am 08.01.2025

Eine kurzweilige, spannende sowie tragikomische Lektüre

Kalmann
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Inhalt: Kalmann übernimmt Verantwortung – und zwar als selbsternannter Sheriff von Raufarhöfn. Zwar ist damit nicht jeder gleich einverstanden, aber irgendwer muss sich ja um das Dorf kümmern. Doch auch ...

Inhalt: Kalmann übernimmt Verantwortung – und zwar als selbsternannter Sheriff von Raufarhöfn. Zwar ist damit nicht jeder gleich einverstanden, aber irgendwer muss sich ja um das Dorf kümmern. Doch auch ein Kalmann ist nicht vor Unheil gefeit: Bei einem Rundgang um das Dorf findet er eine große Blutlache; gleichzeitig ist außerdem Róbert McKenzie, Hotelbetreiber und Hüter der Fangquoten, verschwunden. Und plötzlich richtet die Nation ihre Aufmerksamkeit auf Raufarhöfn – was Kalmann eigentlich lieber verhindert wissen würde…

Persönliche Meinung: „Kalmann“ ist ein Roman von Joachim B. Schmidt. Es handelt sich um den ersten Roman, der sich um den eigenwilligen Sheriff des kleinen isländischen Fischerdorfes Raufarhöfn dreht. Erzählt wird die Handlung aus der Ich-Perspektive Kalmanns, einem Außenseiter mit dem Herz am rechten Fleck, der auf der Suche nach seinem Platz in der Gesellschaft ist, dabei manchmal kindlich naiv auftritt, manchmal aber auch abgeklärter ist, als man auf den ersten Blick vermutet. Der Plot des Romans folgt einerseits der Struktur einer Kriminalgeschichte: Zunächst Kalmann, später auch die Polizistin Birna versuchen das rätselhafte Verschwinden von Róbert McKenzie zu klären – wobei beide ganz eigene Intentionen verfolgen, die hier allerdings nicht gespoilert werden sollen. „Kalmann“ geht allerdings über einen reinen Kriminalroman hinaus: Zugleich ist er ein literarisches Psychogramm des titelgebenden Protagonisten. In mehreren Rückblicken wird das nicht immer einfache Leben Kalmanns beleuchtet, sodass seine Sorgen und Ängste (z. B. die Angst vor dem Verlust seiner wichtigsten Bezugsperson: seinem Großvater, der an Demenz erkrankt ist), Wünsche und Hoffnungen (z. B. Suche nach Anerkennung und Liebe) sowie Individualitäten (Vorliebe für Gammelhai, Cocoa Puffs und amerikanische Reality-Shows) sehr plastisch greifbar werden. Durch die Krimianteile sowie die Eigenheiten Kalmanns ist „Kalmann“ ein abwechslungsreicher, kurzweiliger Roman; das Ende wartet zudem mit einem schönen Twist auf. Stimmig zum Plot empfand ich auch den ruhigen, behutsamen Erzählstil Joachim B. Schmidts, der zudem mit einer Prise Humor gewürzt ist. Auch Fans Islands werden von „Kalmann“ nicht enttäuscht werden: Die eisige, bisweilen raue Landschaft der Insel wird atmosphärisch und dicht beschrieben, sodass während der Lektüre ein schönes Kopfkino entsteht. Insgesamt ist „Kalmann“ eine kurzweilige, spannende sowie tragikomische Lektüre mit einem interessanten Protagonisten.

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Veröffentlicht am 07.01.2025

Ein mal etwas anderer Goethe

Ein Weihnachtsabend mit Johann Wolfgang Goethe
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„Ein Weihnachtsabend mit Johann Wolfgang Goethe“ ist eine Anthologie mit weihnachtlichen Texten aus der Goethezeit. Den Auftakt bildet dabei das Gedicht „Weihnachten“, in dem Goethe Gefühle zum Weihnachtsfest ...

„Ein Weihnachtsabend mit Johann Wolfgang Goethe“ ist eine Anthologie mit weihnachtlichen Texten aus der Goethezeit. Den Auftakt bildet dabei das Gedicht „Weihnachten“, in dem Goethe Gefühle zum Weihnachtsfest anspricht. Es folgt das Kapitel „Goethe auf dem Glatteis“. Hier finden sich u.a. Auszüge aus „Dichtung und Wahrheit“, die das winterliche Schlittschuhfahren am Weimarer Hof beleuchten, Klopstocks Gedicht „Der Eislauf“ sowie Briefe Goethes, in denen er hofft, seine reparierten Schlittschuhe würden bald geliefert werden. Das zweite Kapitel „Unterwegs in Schnee und Eis“ beinhaltet u.a. die Gedichte „Rastlose Liebe“ und „Freundliches Begegnen“, in denen sich Liebe mit Naturerleben vermischt, sowie Briefe Goethes, in denen er von seiner Harzwanderung berichtet. Das kurze Kapitel „Freude des Schenkens“ beginnt erneut mit einem Gedicht („Christgeschenk“), stellt Dankesverse Goethes an Charlotte von Stein vor und erzählt mithilfe eines Briefes von einem besonderen Tauschhandel Goethes. Im folgenden Kapitel „Ein Fest für Kinder“ erzählt Goethe u.a. aus der Retrospektive von dem Puppenspiel seiner Großmutter Cornelia (inklusive im Kapitel ist auch die literarische Verarbeitung des Puppenspiels in „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“). Das 5. Kapitel mit dem sprechenden Titel „Werther und Weihnachten“ beinhaltet nicht nur Werthers Weihnachtsfest, sondern auch Briefe Goethes an Johann Christian Kestner. Den Abschluss des weihnachtlichen Reigens bildet das Kapitel „Am Weihnachtsabend“, in dem sich u.a. Weihnachtsgrüße aus Rom und Erzählungen über Weihnachtsbesuche von Goethe (bei Georg Wilhelm Lorsbach und Johanna Schopenhauer) finden. Man merkt: Einerseits sind die Texte sehr abwechslungsreich – nicht lediglich literarische Texte werden angeführt. Andererseits lernt man Goethe dadurch auf eine andere – persönlichere – Weise als Menschen, weniger als Dichterfürsten, kennen, was ich sehr interessant fand. Insgesamt ist „Ein Weihnachtsabend mit Johann Wolfgang Goethe“ ein stimmungsvolles Büchlein – perfekt als weihnachtliche Abendlektüre für Winterstunden geeignet.

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Veröffentlicht am 06.01.2025

Ein unkonventioneller und abwechslungsreicher Adventskalender

Reclams heiterer Adventskalender
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„Reclams heiterer Adventskalender“ ist ein literarischer Adventskalender der besonderen Art, da er nicht ausschließlich literarische Texte (wie bspw. aus dem Geschwisterbuch „Reclams klassischer Adventskalender“ ...

„Reclams heiterer Adventskalender“ ist ein literarischer Adventskalender der besonderen Art, da er nicht ausschließlich literarische Texte (wie bspw. aus dem Geschwisterbuch „Reclams klassischer Adventskalender“ bekannt) versammelt: So finden sich neben klassischen Gedichten auch weihnachtliche Comicstrips, Auszüge aus Kinderbüchern und Postkarten. Um die tägliche Vorfreude nicht durch detaillierte Ausführungen zu einzelnen Türchen zu schmälern, sollen an dieser Stelle keine konkreten Texte/Comics/Bildergeschichten vorgestellt werden. Nur so viel: Das Cover mit Hinweisen auf „Vater und Sohn“, „Max und Moritz“ oder Comicstrips von TOM gibt bereits einen guten Eindruck, was einem im Adventskalender erwartet. Weihnachten ist hier nicht nur das besinnliche Fest, sondern wird auch mal – gemäß dem Adjektiv „heiter“ – aufs Korn genommen. So spielt die (immer zu spät beginnende) Suche nach Geschenken ebenso eine Rolle wie humorvoll verpackte Kapitalismus- und Gesellschaftskritik. Auch die Aufmachung des Kalenders ist ansprechend: Die Comics sind – sofern im Original – durchgehend farbig, jedes Türchen ist mit einem stimmigen „Kalenderblatt“ verziert. Die Länge der einzelnen Texte bzw. die Zeit, die man für die einzelnen Türchen benötigt, fand ich angemessen. Gerade in der Adventszeit ist die Zeit ja manchmal knapp bemessen, sodass es mir schon öfter passiert ist, dass ich meinen buchigen Adventskalender den ein oder anderen Tag nicht öffnete (und die Türchen dann gedrängt an den Weihnachtsfeiertagen las). Dieses Problem hat man bei „Reclams heiterem Adventskalender“ nicht: Die Türchen nehmen meist 5 Minuten in Anspruch. Insgesamt ist „Reclams heiterer Adventskalender“ eine unkonventionelle und abwechslungsreiche Einstimmung auf das Weihnachtsfest.

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