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Veröffentlicht am 15.07.2019

zwischen lachen und weinen

Wir von der anderen Seite
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Ich wusste nicht so recht was mich hier erwarten wird, und fand mich zwischen Mitgefühl und lautem Auflachen. Eine Geschichte über den Nahtod? Das schwierige Leben nach dem Koma? Rahel Wald, mittelmäßige ...

Ich wusste nicht so recht was mich hier erwarten wird, und fand mich zwischen Mitgefühl und lautem Auflachen. Eine Geschichte über den Nahtod? Das schwierige Leben nach dem Koma? Rahel Wald, mittelmäßige Komödienautorin versucht nach einer anfänglichen einfachen OP, die doch tragischere Folgen mit sich bringt als gedacht, wieder zurück ins Leben zu finden. Mit Witz, frischer Ehrlichkeit und großartigem Humor erzählt die Protagonistin von ihrem Leben vor, während und nach ihren langen Krankenhausaufenthalten. Von einer Krankenstation zur Nächsten, bis zu einer Zeit in der Reha, schafft die Autorin Spannung, indem sie Andeutungen auf verdeckte Wahrheiten macht, sie aber nicht gleich auf den Tisch legt. Nach und nach erfährt man mit der Protagonistin, wie es zu ihrem Schicksalsschlag gekommen ist, hofft und fiebert mit jeder Untersuchung ihrer Genesung entgegen und dass sie bezüglich ihrer Beziehung die richtige Entscheidung trifft.

In einem lockeren Stil beschreibt die Autorin nicht nur die Zustände und Gedanken der Protagonistin, sondern gewährt uns auch einen Einblick hinter die Kulissen der Filmindustrie. Mit Zielstrebigkeit und Kampfgeist bringt sie ihre Hauptfigur zurück ins Leben, und zeigt wie wichtig es ist, hinter sich selbst zu stehen und gegen Erwartungen Aller das zu tun, was einem gut tut.

Rahel ist trotz ihrer traurigen Situation eine Figur, die sich treu ist, kein Blatt vor den Mund nimmt und ehrlich zu ihren Gefühlen ist. Authentisch, manchmal trotzig und doch liebenswert, kämpft sie sich zurück in ihren Alltag. Ihre spritzigen Bemerkungen und der kecke Humor den sie ihren Charakteren als Autorin zuschreibt findet sich auch in ihrer Person wieder. Sehr positiv empfand ich ebenfalls, wie offen und ohne Zögern sie sich ihre Macken und Maroden zugestehen konnte, und somit mit jeder Seite über sich hinauswachsen konnte.
Die Nebenfiguren wie ihre tolle, liebevolle Familie ist großartig, sowie auch ihr Kumpel, der Kevster. Auch ihre langjährige Beziehung Olli war eine gut geschnittene Figur, die anfänglich reserviert war, doch zum Verlauf der Geschichte sehr entsprechend porträtiert wurde.

Das Cover finde ich sehr gelungen. Das bunte Eichhörnchen, dass als Imagination immer wieder im Buch auftaucht, wird durch die Illustration sehr gut widergespiegelt. Auch die gelbe Typo auf dem dunklen Schwarz zeigt, dass am Ende des Tunnels immer ein Licht brennt.

Veröffentlicht am 05.07.2019

dunkel und erschütternd, doch eine wahre kraftvolle Geschichte

Die Nickel Boys
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"Man kann ein Gesetz ändern, aber nicht die Menschen und die Art, wie sie miteinander umgehen."

"Zu überleben reichte nicht, man musste sein Leben auch in die Hand nehmen."

Die Geschichte erzählt von ...

"Man kann ein Gesetz ändern, aber nicht die Menschen und die Art, wie sie miteinander umgehen."

"Zu überleben reichte nicht, man musste sein Leben auch in die Hand nehmen."

Die Geschichte erzählt von Elwood Curtis, einem Afro-Amerikanischen Teenager in den frühen 60ern, der in der Schule fleißig und bestrebt ist, und inspiriert durch die Reden von Dr. King dabei ist ein Studium zu beginnen. Als ein unschuldiges Opfer das sich zur falschen Zeit am falschen Ort wiederfindet, wird Elwood verhaftet und in die Nickel Besserungsanstalt gebracht. Was dort geschieht gehört zu den erschreckendsten und grauenhaftesten Erzählungen.

Die Anstalt wird von Unterdrückung und Gewalt durch Weiße bestimmt. Aus der Reihe tanzen und sich widersetzen wird bestraft, was folglich auch zum Tod führen kann. Durch die Freundschaften die er knüpft kann er sich von einigen Bestrafungen schützen. Zunächst noch bestrebt alles zu tun, um seine Freilassung zu beschleunigen, muss Elwood sich entscheiden, ob er sich weiterhin im Schatten der Anstalt beugt oder sich von der Hoffnung auf Veränderung weitertreiben lässt.

Mit rund 200 Seiten ist es nicht gerade ein langer Roman, doch ist jede einzelne Seite mit so viel Inhalt und Emotion gefüllt. Ich konnte mich schnell in die Geschichte von Elwood einfinden, die während des Anfangs des Civil Right Movements stattfindet. Die Lehren und Reden von Martin Luther King wurden zur Inspiration für den Jungen und gaben ihn Kraft und eine neue Perspektive. Im Vergleich seines mir bekannten Werkes „The Underground Railroad“ wird die Geschichte der Nickel Boys in einem eher ruhigeren Ton erzählt und kommt ohne große Ausschmückungen sehr gut aus. Die Handlungen bauen sich langsam auf und gelangen zu einem Höhepunkt, der so unerwartet und fesselnd ist, dass es mich erschüttert hat. Die Wortwahl ist präzise und intensiv, doch enthält sie mehrere Ebenen.

Dieses fiktive Buch basiert auf realen Ereignissen und macht diese erschreckenden Enthüllungen umso grausamer. Trotz aller Traumata lassen die Hauptfiguren die Geschichte der Anstalt nicht in der Vergangenheit verschwinden. Whitehead hat ein unglaublich wundervolles Buch über ein schreckliches Stück Geschichte geschrieben, das zeigt, dass man mit Kraft, Hoffnung und Entschlossenheit, Ungerechtigkeit und Elend überwinden kann. Die Nickel Boys sind eine Hommage an die Jungs, als auch eine Anklage gegen die Welt, die sie im Stich gelassen hat.

Veröffentlicht am 02.07.2019

ein rundum nettes Buch

Find mich da, wo Liebe ist
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Grace betreibt einen Laden, wo sie Instrumente wie Geigen, Cellos und Violinen repariert. Sie ist eine begnadetet Cellistin, doch nach einem traumatischem Erlebnis spielt sie nicht mehr vor Anderen. Wenn ...

Grace betreibt einen Laden, wo sie Instrumente wie Geigen, Cellos und Violinen repariert. Sie ist eine begnadetet Cellistin, doch nach einem traumatischem Erlebnis spielt sie nicht mehr vor Anderen. Wenn sie nicht in einem kleinen englischen Ort Instrumente restauriert, fährt sie nach Paris, da sie seit fast neun Jahren eine Beziehung zu einem verheirateten Mann führt.

Das Buch hat mich zeitweise unterhalten, doch es hat mich nicht sonderlich berührt.

Die Protragonistin wirkt nicht wie eine 40-jährige auf mich, sondern eher wie Anfang 20. Grace hat nur davon geredet, was sie und David tun werden, sobald seine Kinder erwachsen sind und er sich von seiner Frau trennen kann. Als Leser wird einem schnell klar, dass es niemals so kommen wird, schließlich ist sie seit fast neun Jahren seine Geliebte. Ich war mir nicht sicher ob sie mir leid tun sollte oder ob ich sie nur dämlich finde. David ist ein selbstsüchtiger Idiot, während Grace alles stehen lässt sobald er ruft. Es fiel mir schwer zu verstehen, wieso Grace sich so von ihm blenden lässt und seine ständigen Ausreden runterschluckt. Auch sehr unrealistisch fand ich, wie sie mit ihrem kleinen Laden ständig nach Paris fahren konnte. Es gab noch so einige Momente, wo ich nur die Augen gerollt habe, denn manche Erleuchtungen kamen ihr einfach so spät oder gar nicht.

Die Nebenfiguren, Mr. Williams, ein Kunde von Grace, ist wirklich gelungen. Seine Gelassenheit, Unterstützung und Freundlichkeit hat Grace gebraucht. Ein Charakter so weise, liebenswert und mit so viel Herz. Die trotzige Teenagern und talentierte Geigerin Nadia, die im Laden von Grace aushilft hat zu Hause mit ihren Eltern zu kämpfen, doch auch sie entpuppt sich als eine große Stütze. Ihre Lockerheit und Passion für die Musik und das Spielen waren bewundernswert. Die Freundschaft die sich zwischen drei dreien entwickelt war vermutlich der spannendste Teil dieser Geschichte.

Ich kenne mich mit klassischer Musik nicht großartig aus, und die Autorin scheint viel Zeit in die Recherche für die präzisen Beschreibungen der Restaurierungen investiert zu haben, doch oftmals war das alles sehr langatmig, ausschweifend und die Geschichte selbst verlief dadurch schleppend.

Den Originaltitel "Goodbye, Paris" finde ich viel entsprechender und das letzte Kapitel das auf den Titel hinweist hat mir auch gut gefallen.

Das Ende war nahezu perfekt, was generell zu diesem Wohlfühlroman gepasst hat. Rundum ein nettes Buch.

Veröffentlicht am 30.06.2019

gute Balance zwischen mitreißender Atmosphäre und zwischenmenschlichen Spannungen

Dunkelsommer
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Es gibt zwei Handlungsstränge die parallel laufen. Einmal Lelles Geschichte, wo er nach seiner seit drei Jahren verschwundenen Tochter Lina sucht, und die der 17-jährigen Meja, die mit ihrer Mutter in ...

Es gibt zwei Handlungsstränge die parallel laufen. Einmal Lelles Geschichte, wo er nach seiner seit drei Jahren verschwundenen Tochter Lina sucht, und die der 17-jährigen Meja, die mit ihrer Mutter in den kleinen Ort zieht, um einen einen neuen Start bei ihrem Liebhaber anzufangen.

Eingeteilt in zwei Teile erzählt das Buch von Verlust, Trauer, Erlösung und komplizierten Familiendynamiken. Die Beschreibungen des nordischen Schwedens mit den Wäldern, den verlassenen Häusern und Grundstücken, die früher kommende Dunkelheit am Ende des Tages, sowie die Gerüche und Kälte, bringen einem schnell an den Ort des Geschehens. Die Atmosphäre ist kühl, traurig, doch zugleich eindringlich und spannend, als würde man ständig im Dunkel tappen. Man spürt, dass Meja etwas zustoßen wird, doch es gibt keine klaren Anzeichen wer oder was ihr was antun wird. Bei jeder Spur die Lelle nachgeht hofft man auf einen Zusammenstoß mit Meja und einer Erklärung, wie ihre Wege sich kreuzen.

Ich empfand den ersten Teil ein wenig langsam und schleppend. Jedem Hinweis den Lelle nachgeht wird schnell aufgelöst, so dass es sehr wiederholend wurde. Seine verzweifelte Besessenheit wurde schon fast zum Wahnsinn. Der zweite Teil verlief schneller und die Verdächtigen konnten schnell eingegrenzt werden. Die Enthüllung war dennoch unerwartet und erschreckend. Das Ende hingegen war sehr glatt, schon zu unglaubwürdig und ein wenig gezwungen. Ohne was davon verraten zu wollen, würde ich dieses Buch dennoch weiterempfehlen. Ein langsamer, mysteriöser, spannender Roman, der von seinen Charakteren lebt und unter die Haut geht.

Veröffentlicht am 25.05.2019

eine Geschichte über Freundschaft und den Gemeinschaftssinn

Im Freibad
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Dies ist eine ermutigende, sanfte Geschichte zum Wohlfühlen. Die Handlung ist vorhersehbar, doch lässt sie einen mitfiebern was die Rettung des Freibads anbelangt.

Die Erzählweise hat eine beruhigende ...

Dies ist eine ermutigende, sanfte Geschichte zum Wohlfühlen. Die Handlung ist vorhersehbar, doch lässt sie einen mitfiebern was die Rettung des Freibads anbelangt.

Die Erzählweise hat eine beruhigende Art. Sehr still, unaufgeregt und klar, manchmal ein wenig langsam, aber im Ganzen einfach und zugänglich.

Rosemarys Leben und Geschichten waren herzergreifend schön, so dass ich einige Male den Tränen nah war. Die Entwicklung ihrer Freundschaft zu Kate war wundervoll mitzuerleben, denn durch ihre Verbindung konnten beide für sich heilen und wieder zu sich finden. Das Gemeinschaftsgefühl der Nebencharaktere wurde großartig porträtiert. Sowohl die Einzelhändler mit ihren kleinen Geschäften als auch die Besucher des Freibads, die zwischendurch ohne Vorstellungen mühelos in die Geschichte eingeführt wurden, haben bestärkt wie wichtig und bedeutsam öffentliche Einrichtungen als Freizeitorte für die Gemeinde sind.

Eine charmante und ergreifende Geschichte über Freundschaft, Hoffnung, neuen Anfängen und den kleinen Freuden am Leben.