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Veröffentlicht am 13.04.2022

Wunderschöne Gute-Nacht Geschichte

Wie sagst du Gute Nacht?
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Zoey, das kleine, süße Zebrakind, muss jetzt schlafen. Doch wie es so ist, wenn es Schlafenszeit ist, hat es noch eine dringende Frage. Es sieht über die Steppe hinaus und fragt sich, wie sagen wohl die ...

Zoey, das kleine, süße Zebrakind, muss jetzt schlafen. Doch wie es so ist, wenn es Schlafenszeit ist, hat es noch eine dringende Frage. Es sieht über die Steppe hinaus und fragt sich, wie sagen wohl die anderen Tiere Gute Nacht?

Zoey macht sich gleich auf den Weg. Zuerst spricht das kleine Zebra mit den Löwen, dann mit den Warzenschweinen, den Elefanten, den Straußen, den Affen und schließlich den Flusspferden. Jetzt ist Zoey aber sehr erschöpft und läuft ganz schnell wieder nach Hause. Geborgen schläft das kleine Zebra ein.

Die zart gezeichnete Bilder dieses Kinderbuchs strahlen Ruhe und Geborgenheit aus. Die Tiere sehen fröhlich aus und ihre Reime machen Spaß. Neben einer Antwort, die zur jeweiligen Tierart passt, preist jedes Tier auf seine Weise den Schöpfer. So betet das eine Tier um Bewahrung, das andere Tier dankt Gott für den Spaß des Tages und ein drittes Tier lobt ganz einfach Gott.

Dieses Buch eignet sich für Kinder im Kindergartenalter, doch auch Erstleser haben sicher ihren Spaß an den Reimen und am Entdecken der Tiere. Mit zehn Doppelseiten beträgt die Lesezeit zehn bis fünfzehn Minuten, je nach Interaktion mit den kleinen Zuhörern.

Fazit: Eine wunderschöne kurze Gute-Nacht Geschichte, die Geborgenheit ausstrahlt und auf selbstverständliche Weise auf den Schöpfer hinweist. Sehr empfehlenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
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Veröffentlicht am 13.04.2022

Endlich frei

Rebellin
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Januar 2019. Ein Fluchtversuch. Lange geplant und sehnsüchtig erwartet. Rahaf ist auf der Flucht vor ihrer eigenen Familie. Das 18jährige Mädchen kommt aus Saudi-Arabien, einem Land, in dem Frauen kaum ...

Januar 2019. Ein Fluchtversuch. Lange geplant und sehnsüchtig erwartet. Rahaf ist auf der Flucht vor ihrer eigenen Familie. Das 18jährige Mädchen kommt aus Saudi-Arabien, einem Land, in dem Frauen kaum Rechte haben. Da sie sich außerdem vom Islam abgewandt hat, ist ihr Leben in Gefahr.

Aber ihre sorgfältig geplante Flucht gelingt nicht. Sie möchte nach Australien, doch auf dem Weg dorthin wird sie in Thailand aufgehalten. Die Flughafenmitarbeiter wollen sie auf Wunsch ihres Vaters zurück nach Saudi-Arabien schicken. Da gerät Rahaf in Panik. Sie appelliert an die Öffentlichkeit, indem sie verzweifelte Hilferufe und Videos übers Internet sendet. Nach mehreren panischen Tagen wird sie gerettet, denn Kanada gewährt dem verzweifelten Mädchen Asyl.

In diesem Buch beschreibt Rahaf nicht nur ihre Flucht, sie lässt den Leser vor allem teilhaben an ihren Kindheits- und Jugenderfahrungen in Saudi-Arabien. Schon früh merkt sie, dass sie als Mädchen weniger zählt als ihre Brüder. Sie versteht nicht, warum ihre Brüder so viel mehr dürfen – Fahrrad fahren, draußen spielen, das alles bleibt ihr verwehrt.

Als sie in die Pubertät kommt wird es ganz schlimm. Zu dem formlosen Gewand, das sie schon lange trägt, kommt ein Schleier. Sie darf nicht mehr allein das Haus verlassen. Selbst bei Arztbesuchen muss ein männlicher Vertreter der Familie für sie sprechen. Ihre Brüder nutzen ihre Macht aus. Rahaf leidet nicht nur unter den Repressionen, sie wird regelmäßig von ihren Brüdern körperlich misshandelt.

Im Internet entdeckt sie, dass das Leben nicht überall so ist. Sie findet Gleichgesinnte, Mädchen, die teilweise schon fliehen konnten. Mit ihrer Hilfe plant sie ihre eigene Flucht, denn sie will endlich selbstbestimmt leben.

Dieses Buch beschreibt neben der scheinbar unmöglichen Flucht aus einer stark kontrollierenden Familie, wie es ist als Mädchen in Saudi-Arabien aufzuwachsen. Rahafs inneren Kämpfe und Fragen werden ebenso deutlich, wie die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, die sie sogar in eine Depression führen.

Während ich nicht alle persönliche Lebensentscheidungen Rahafs gutheiße, freue ich mich, dass es ihr gelungen ist endlich in Freiheit zu leben. Dieses Buch zeugt von einer großen Portion Mut, denn Rahaf scheut sich nicht offen die Religion und Politik ihres Landes zu kritisieren.

Fazit: Ein authentischer Blick in eine konservative saudi-arabische Familie, der zeigt, wie stark Frauen in diesem Land immer noch benachteiligt werden. Spannend und gut geschrieben, ist dieses Buch besonders empfehlenswert für Menschen, die sich für fremde Kulturen und für Frauenrechte interessieren.

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Veröffentlicht am 01.04.2022

Legale Sklaverei in Deutschland

Entmenschlicht
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Huschke hat keine glückliche Kindheit. Ihr sadistischer Stiefvater kontrolliert und quält die Familie. Mit 17 Jahren hält sie es nicht mehr aus, sie kann fliehen und kommt in einer Jugendeinrichtung unter. ...

Huschke hat keine glückliche Kindheit. Ihr sadistischer Stiefvater kontrolliert und quält die Familie. Mit 17 Jahren hält sie es nicht mehr aus, sie kann fliehen und kommt in einer Jugendeinrichtung unter. Als die staatliche Hilfe endet, weiß Huschke nicht weiter. Die Behörden sagen ihre Eltern seien für ihre Unterstützung zuständig, aber von ihnen kann sie keine Hilfe erwarten. Sie würde liebend gerne studieren, ach was, einfach nur die Miete bezahlen und Geld für Lebensmittel haben, aber sie weiß nicht wie.

Mit abwertenden und sexistischen Bemerkungen aufgewachsen, hat die Autorin kein gesundes Selbstwertgefühl. Es stört sie sehr, wenn Männer sie anmachen – irgendwann beginnt sie mit dem Spruch, „Bei mir kostet es aber!“ zu kontern. Und schließlich denkt sie, warum nicht? Warum mir nicht bezahlen lassen, was mir ohnehin angetan wird?

Ihr erster Zuhälter, ein Polizist, führt sie in die Prostitution ein. Das lässt er sich gut bezahlen. Auf einmal ist Huschke eine Gefangene. Von dem eingenommenen Geld bleibt nicht viel, und ihre Träume von einem Studium rücken in weiter Ferne. Es wird zehn Jahre dauern, bis sie den Ausstieg schafft.

In diesem Buch erzählt die Autorin offen ihre persönliche Geschichte. Dazu zeigt sie das große Bild auf, und erklärt anhand von Zahlen und Statistiken, wie schlimm das Problem der Prostitution in Deutschland ist. Besonders erschütternd sind seitenlange Aufzählungen von ermordeten Frauen und die vielen Zitaten aus Freier-Foren. Hier bewerten Männer die Frauen, mit denen sie Sex hatten. Das zu lesen ist einfach nur schaurig, und spätestens da wird klar: Prostitution ist unmenschlich und mit Sicherheit nicht eine Arbeit wie jede andere. Es sind andere, die große Gewinne machen, Zuhälter, Menschenhändler, und nicht zuletzt der Staat, da die Einkünfte versteuert werden müssen. Hilfen zum Ausstieg sind nur eine begrenzte Lösung, denn solange es eine Nachfrage gibt, werden neue Frauen gesucht, geworben, versklavt, um das Geschäft aufrechtzuerhalten.

Die Autorin macht sehr deutlich, dass Prostitution Gewalt an Frauen ist, legaler sexueller Missbrauch. Sie zeigt auch eine Lösung auf, das Nordische Modell, in dem Frauen Hilfe und Unterstützung beim Ausstieg bekommen, gleichzeitig jedoch jeder, der Sex kauft, als Täter angesehen und bestraft wird.

Gewöhnungsbedürftig ist die manchmal derbe Sprache, doch sie passt zum Thema. Ein weiterer Nachteil sind einige Wiederholungen, allerdings führt das auch dazu, dass die Problematik eindeutig klar wird.

Fazit: Ein wichtiges Buch, das zwar wegen den Schilderungen der schrecklichen Gewalt und Not schwer zu lesen ist, und doch unverzichtbar ist. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 22.03.2022

Ein Mann, durch den Gott wirkte

Luther
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1517 – ein Jahr, das in die Geschichte eingeht. Der Theologe Martin Luther verfasst 95 Thesen, in denen er auf Missstände in der Kirche hinweist. Doch was steht hinter diesen Glaubensaussagen, die die ...

1517 – ein Jahr, das in die Geschichte eingeht. Der Theologe Martin Luther verfasst 95 Thesen, in denen er auf Missstände in der Kirche hinweist. Doch was steht hinter diesen Glaubensaussagen, die die Welt verändert haben?

Martin Luther ist sich seiner Sünde sehr bewusst. Er bemüht sich nach Kräften von Gott angenommen zu werden. Die Kirche verkauft Ablassbriefe, die Sündenvergebung garantieren sollen, ein gutes Geschäft. Das heilige Buch des Glaubens ist Kirchenmännern vorbehalten, das einfache Volk kennt die Bibel nicht - darum funktioniert dieses System so gut. Martin Luther jedoch, der Mönch ist, studiert die Schriften und entdeckt, Vergebung ist ein freies Geschenk Gottes. Diese befreiende Botschaft möchte er bekanntmachen.

Seine Thesen, als Diskussionsgrundlage gedacht, sind nicht gern gesehen, denn die Kirche möchte nicht auf die Einnahmen für die Zusprechung der Sündenvergebung verzichten. Martin Luther soll sterben. Doch Freunde retten ihn und er weist weiterhin auf Missstände in der Kirche hin. Von ihm unbeabsichtigt, führt das zu einer Spaltung der Kirche.

Dieses dicke Buch ist faszinierend und spannend. Neben einer Vielfalt an Fakten und Geschichten über bekannte Männer, wie Melanchthon oder Erasmus, erfährt der Leser auch manches über kuriose Gestalten, wie die Frau, die jahrelang weder aß noch trank, oder die Toilette aufsuchen musste. Luthers derbe, doch lebensnahe Art kommt gut zur Geltung, so zum Beispiel in dem Kapitel mit der Überschrift, „Der Heilige Geist in der Toilette“.

Der Autor, Eric Metaxas, hat schon einige Bestseller über berühmte Christen geschrieben. Er versteht es geistliche Inhalte auf einfache Weise zu erklären. Das ist in diesem Buch besonders hilfreich, wenn es beispielsweise um die Rechtfertigung durch den Glauben geht, oder um die unterschiedliche Auffassungen vom Abendmahl.

Auch problematische Themen kommen zur Sprache, zum Beispiel Luthers Aussagen über Juden oder seine Einstellung zu den Bauernkriegen. Dabei schlägt sich der Autor, trotz manchem Unverständnis, auf die Seite Luthers. So entsteht fast ein Heldenepos, was manchen Lesern vielleicht nicht gefallen wird. Kritiker zweifeln außerdem die Historizität mancher Aussagen des Autors an, doch vieles wird mit Quellen belegt.

Fazit: Eine faszinierende Biografie über eine schillernde Persönlichkeit. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 15.03.2022

Das Beste aus der Gabe der Hochsensibilität machen

Mit allen Sinnen auf Empfang
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Am Ende des Buchs dankt die Autorin ihrem Vater und widmet ihm das Buch, da er als hochsensibler Mensch zeitlebens als nervenkrank angesehen wurde. Das ist berührend und macht deutlich, dass dies ein Thema ...

Am Ende des Buchs dankt die Autorin ihrem Vater und widmet ihm das Buch, da er als hochsensibler Mensch zeitlebens als nervenkrank angesehen wurde. Das ist berührend und macht deutlich, dass dies ein Thema ist, das ihr sehr am Herzen liegt. Die Autorin erklärt, dass Hochsensibilität keine Modererscheinung ist. Es hat schon immer Menschen gegeben, deren Sinne empfänglicher waren. Doch ihr Anderssein wurde oft als ein Makel angesehen.

Nach zwei informativen Kapiteln über Erscheinungsweisen, Forschungsergebnissen und die Geschichte der Hochsensibilität, erzählt Debora Sommer ihre eigene Geschichte. Sie berichtet von kleinen Erlebnissen aus Kindheit und Jugend, die sie zutiefst prägen oder auch verletzen, von der ersten Ahnung, dass sie hochsensibel sein könnte, und schließlich von dem weiten Weg bis zum Annehmen dieser Eigenschaft und einem positiven Umgang damit.

In der zweiten Hälfte des Buchs geht es um das Zusammenleben von Hochsensiblen und Normalsensiblen in christlichen Gemeinden. Dieses Thema wird ausführlich aus drei verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Zuerst geht es um vier Zugänge zur übernatürlichen Welt, das Gebet, die Sinne, die Natur und der Körper. Im nächsten Kapitel dient der israelitische Tempel als Sinnbild für die Innen- und Außenwelt. Im letzten Kapitel geht es schließlich um das Miteinander in der Gemeinde.

Das Thema hochsensibles Christsein bildet den Schwerpunkt dieses Buchs. Durch die drei Zugänge gibt es manche Wiederholungen, was teilweise vielleicht stört, andererseits fühlen sich Leser vermutlich von verschiedenen Zugangsweisen angesprochen. Mir persönlich ging es beim Lesen so, dass ich mit wenig Erwartungen an das Kapitel über den Tempel als Sinnbild herangegangen bin, und dann gerade hier die meisten Schätze heben konnte.

Besonders wohltuend ist die positive Sichtweise der Hochsensibilität als Gabe, nicht als Bürde. Und doch warnt die Autorin, dass diese Gabe keinesfalls als Ausrede oder Freifahrtschein zur Sonderbehandlung dienen darf.

Die Autorin ist mit Leidenschaft Theologin. Dass sie Gottes Wort liebt und schätzt, wird sehr deutlich. Sie rechnet auch mit dem Wirken des Heiligen Geistes, für das Hochsensible unter Umständen empfänglicher sein können, wenn sie diese Gabe pflegen.

Viele Abschnitte enden mit Fragen zur persönlichen Betrachtung. Es finden sich auch immer wieder ganz praktische Ratschläge und Lebenshilfen, zum Beispiel, dass wir zwar vieles an unserer Situation nicht ändern können, wir aber selbst in der Hand haben, womit wir uns in unseren Gedanken beschäftigen. Ein weiteres Beispiel, das mir als begeisterte Leserin besonders gut gefällt, „Das Lesen, als individuelles Erlebnis und tiefgreifender Vorgang, kann zu einer heilenden Disziplin werden.“

Fazit: Persönlich, fundiert und gut recherchiert, bietet dieses wertvolle Buch eine Schatztruhe voller Fakten und Tipps rund um das Thema Hochsensibilität, mit einem Schwerpunkt auf das christliche Leben. Sehr empfehlenswert!