Das eine Leben, das wir haben
Ein wenig Leben73 / 100
Der Hype war (und ist?) groß um dieses Buch. Wie viele Stimmen habe ich dazu gehört und gesehen, wie schrecklich, wie traurig, wie niederschlagend die Story sei, jedoch gespickt mit erhebenden, ...
73 / 100
Der Hype war (und ist?) groß um dieses Buch. Wie viele Stimmen habe ich dazu gehört und gesehen, wie schrecklich, wie traurig, wie niederschlagend die Story sei, jedoch gespickt mit erhebenden, lebensbejahenden Momenten. Entsprechend hoch war meine Erwartungshaltung und – nun ja, zum größten Teil wurde sie doch erfüllt.
Die Gesamtgeschichte ist einfühlsam erzählt, wobei ich immer wieder den Eindruck hatte, dass sich die Autorin in Details und der Ausformulierung von Kleinigkeiten versteigt, die die Story nicht voranbringen. Auch das Verschieben des Fokus’ vom Freundschaftsgeflecht hin zu einer einzelnen Figur ist etwas bedauerlich, obgleich dem Einzelschicksal durchaus viel Platz zukommen darf. Die sehr zersplitterte Erzählweise mit extrem vielen Zeit- und Perspektivsprüngen muss man mögen, das gilt auch für die genauen Hintergründe der Hauptfigur, die zwar schon früh erkennbar, jedoch über das gesamte Buch verteilt sind.
Was mich wirklich etwas stört, ist dieser nicht endende Fluss von Ungerechtigkeiten und üblen Dingen, der sich durch die ganze Geschichte zieht. Musste ich doch anfangs und über die Mitte immer wieder schlucken und gelegentlich mit den Tränen kämpfen, wirkte es ab einem gewissen Punkt leider sehr künstlich und der inhaltliche Bruch zum letzten Fünftel hatte ehrlich gesagt den Charakter einer reinen Plakativität, nur um alles noch zu toppen. Auch dass die Figuren kaum eine der erzählten Zeit angemessene sprachliche Entwicklung durchleben und im Buch der Satz „Es tut mir leid“ so oft wie noch nirgendwo fällt, war etwas befremdlich.
Darüber hinaus ist es aber ein durchaus ergreifendes, lesenswertes Stück Geschichte, das alle möglichen Berge und Täler durchläuft und einen bleibenden Eindruck hinterlassen dürfte.