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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.09.2025

Das eine Leben, das wir haben

Ein wenig Leben
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73 / 100
Der Hype war (und ist?) groß um dieses Buch. Wie viele Stimmen habe ich dazu gehört und gesehen, wie schrecklich, wie traurig, wie niederschlagend die Story sei, jedoch gespickt mit erhebenden, ...

73 / 100
Der Hype war (und ist?) groß um dieses Buch. Wie viele Stimmen habe ich dazu gehört und gesehen, wie schrecklich, wie traurig, wie niederschlagend die Story sei, jedoch gespickt mit erhebenden, lebensbejahenden Momenten. Entsprechend hoch war meine Erwartungshaltung und – nun ja, zum größten Teil wurde sie doch erfüllt.

Die Gesamtgeschichte ist einfühlsam erzählt, wobei ich immer wieder den Eindruck hatte, dass sich die Autorin in Details und der Ausformulierung von Kleinigkeiten versteigt, die die Story nicht voranbringen. Auch das Verschieben des Fokus’ vom Freundschaftsgeflecht hin zu einer einzelnen Figur ist etwas bedauerlich, obgleich dem Einzelschicksal durchaus viel Platz zukommen darf. Die sehr zersplitterte Erzählweise mit extrem vielen Zeit- und Perspektivsprüngen muss man mögen, das gilt auch für die genauen Hintergründe der Hauptfigur, die zwar schon früh erkennbar, jedoch über das gesamte Buch verteilt sind.

Was mich wirklich etwas stört, ist dieser nicht endende Fluss von Ungerechtigkeiten und üblen Dingen, der sich durch die ganze Geschichte zieht. Musste ich doch anfangs und über die Mitte immer wieder schlucken und gelegentlich mit den Tränen kämpfen, wirkte es ab einem gewissen Punkt leider sehr künstlich und der inhaltliche Bruch zum letzten Fünftel hatte ehrlich gesagt den Charakter einer reinen Plakativität, nur um alles noch zu toppen. Auch dass die Figuren kaum eine der erzählten Zeit angemessene sprachliche Entwicklung durchleben und im Buch der Satz „Es tut mir leid“ so oft wie noch nirgendwo fällt, war etwas befremdlich.

Darüber hinaus ist es aber ein durchaus ergreifendes, lesenswertes Stück Geschichte, das alle möglichen Berge und Täler durchläuft und einen bleibenden Eindruck hinterlassen dürfte.

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Veröffentlicht am 23.09.2025

Was die Menschen schon oft hörten

Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten
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60 / 100
Es ist nicht infrage zu stellen, dass Bücher wie dieses trotz all der vergangenen Zeit weiterhin einen kaum greifbar wichtigen Beitrag leisten, unsere Gesellschaft für alle Menschen lebenswert ...

60 / 100
Es ist nicht infrage zu stellen, dass Bücher wie dieses trotz all der vergangenen Zeit weiterhin einen kaum greifbar wichtigen Beitrag leisten, unsere Gesellschaft für alle Menschen lebenswert zu gestalten. Alice Hasters vereint in diesem Buch allerdings sehr viele Aspekte rund um den riesigen Themenkomplex Rassismus, ich möchte sagen: zu viele.

Versteht mich nicht falsch, die Inhalte und deren Aufzeigen sind nach wie vor notwendig. Doch ich finde, insbesondere bei diesen hochsensiblen Themen bedarf es einer gewissen Struktur, Konzeption und Tiefe, um wirklich in den Geist der Lesenden vorzudringen – beides ist in diesem Buch nicht ausreichend gegeben. Schon die ungleiche Mischung aus sachlichen und subjektiven Eindrücken macht es schwer, etwas für sich selbst mitzunehmen. Es hilft irgendwann nur noch bedingt, jedes Mal dieselben unübersehbaren Elefanten im Kontext von Missständen anzusprechen, da ist dieses Werk leider nicht anders. Klar versteht man plakative Äußerungen besser, aber dieser niederschwellige Anspruch kann auf Dauer nicht die Lösung sein (das gilt ebenfalls für den Pathos am Ende des Buchs).

So bleibt für mich als jemand, der schon einige Zeit versucht, sich selbst für Rassismus zu sensibilisieren, kaum etwas hängen. Das ist sehr bedauerlich und ich hoffe, es wird in Zukunft im großen Stil tiefergehende Literatur auf dieser stilistisch greifbaren Ebene geben.

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Veröffentlicht am 23.09.2025

Ein Buch für jeden Menschen

Jede_ Frau
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70 / 100
Es ist bei diesen Themen jedes Mal dasselbe Problem: Wie fachlich und tiefgründig darf ein Buch sein, dass man einerseits nicht inhaltlich überfordert wird und andererseits auch noch etwas lernen ...

70 / 100
Es ist bei diesen Themen jedes Mal dasselbe Problem: Wie fachlich und tiefgründig darf ein Buch sein, dass man einerseits nicht inhaltlich überfordert wird und andererseits auch noch etwas lernen kann, auch wenn man sich schon mit der Thematik beschäftigt hat? Ich bilde mir ein, dass ich schon etwas zu weit bin, um im großen Stil neue Dinge zu erfahren. Dafür bietet das Buch einen ziemlich barrierefreien Einstieg in das Thema (und ich denke, das ist auch der wichtigere Aspekt).

Auch dieses Buch ist für das Verständnis sexualisierter Gewalt richtig und wichtig. Besonders im Fokus bleibt wohl das überaus kurze Kapitel zur Popkultur, bei dem manche Menschen aus den falschen Gründen anfangen zu schäumen. Wieder kann ich mich jedoch des Eindrucks nicht erwehren, dass die Autorin beim Verfassen mitunter große Pausen gemacht hat und dadurch regelmäßig inhaltliche Wiederholungen im Text auftreten (wobei sie nicht in der Schriftstellung zuhause ist, wie sie im Nachwort betont).

Am Ende bleibt der Eindruck, dass dieses Werk wohl wieder überwiegend von Personen rezipiert wird, die sich ohnehin damit beschäftigen wollen – und leider nicht von jenen, die sich damit beschäftigen sollten.

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Veröffentlicht am 23.09.2025

Den Tag nicht vor dem Elternabend loben

Elternabend
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53 / 100
Vielleicht habe ich einen Fehler gemacht, als ich als erstes Buch von Fitzek keinen Thriller, sondern sein zweites Kein-Thriller-Buch gelesen habe. Insofern fehlt mir der Vergleich zu seinem sonstigen ...

53 / 100
Vielleicht habe ich einen Fehler gemacht, als ich als erstes Buch von Fitzek keinen Thriller, sondern sein zweites Kein-Thriller-Buch gelesen habe. Insofern fehlt mir der Vergleich zu seinem sonstigen Stil; ich hoffe jedoch, dass er bei seinen weniger humorigen Romanen mehr Bodenständigkeit an den Tag (oder Abend (!)) legt.

Das ist mein Hauptkritikpunkt: Die Figuren und der Rahmen, in dem sie sich während der Geschichte bewegen, ist derart überzogen, dass der Begriff „grotesk“ eigentlich gar nicht ausreicht. Jedes Mal, wenn man denkt, nun sei der Höhepunkt der Verrücktheit erreicht, konnte man sich eigentlich schon sicher sein, dass genau das nicht der Fall ist und zwingend noch einer draufgesetzt werden muss(te). Dadurch geht ungefähr jede Nahbarkeit und jedes Mitgefühl verloren. Da hilft es auch nicht, dass zumindest ein kleiner Teil der Story auf wahren Tatsachen beruht.

Ich bin Freund von schrägem Humor und subtil verpackten ehrenhaften Botschaften, doch diese hyperbolisch-komprimierte Aneinanderreihung von Einfällen hat es mir eher verleidet.

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Veröffentlicht am 22.09.2025

Der Marsch am A...bend (und am Tag)

Todesmarsch
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53 / 100
Mittlerweile das 4. Buch, das ich von Stephen King gelesen habe. Sein Erstlingswerk unter dem Pseudonym Richard Bachman, „Amok“, ist in der Lesejury leider nicht gelistet, kommt für meinen Teil ...

53 / 100
Mittlerweile das 4. Buch, das ich von Stephen King gelesen habe. Sein Erstlingswerk unter dem Pseudonym Richard Bachman, „Amok“, ist in der Lesejury leider nicht gelistet, kommt für meinen Teil aber ebenfalls nur auf zweieinhalb Sterne.

Ein Problem, das sich beide Bücher teilen, ist die Absurdität der beschriebenen Charaktere. Bei beiden Romanen hatte ich erhebliche Schwierigkeiten, eine einigermaßen statthafte Nähe zu den Figuren aufzubauen (wobei eine solche in „Amok“ auch eher kritisch zu sehen wäre).

Überhaupt könnte man sich bei Todesmarsch fragen, inwieweit eine solche Idee zu einem Text dieses Umfangs aufgeblasen werden kann (dasselbe frage ich mich beim Spielfilm, den ich bisher nicht gesehen habe). Ich meine: Leute laufen durch die Gegend, bis nur noch eine Person übrig ist. That's it. Das Ganze über einen Zeitraum, der die natürlichen Grenzen nicht nur sprengt, sondern sie geradezu ins Lächerliche zieht. Ob das eine bewusste Übertreibung seitens des Autors ist – ich weiß es nicht, aber selbst wenn: Welche Bedeutung hat sie? Und hätte für diese Menge Gesellschaftskritik nicht eine Novelle ausgereicht?

Was mir inhaltlich außerdem sauer aufgestoßen ist: Die mir vorliegende Übersetzung von Nora Jensen ist substanziell wie orthografisch so gnadenlos fehlerhaft, dass ich mich frage, ob bei Heyne überhaupt jemand im Korrektorat gesessen hat (ich hoffe inständig, dass für die Neuauflage nochmal etwas Geld in die Qualitätssicherung gesteckt wurde). Erschwerend hinzu kommt, dass die Umstände, unter denen die Ereignisse im Buch stattfinden, gar nicht weiter beschrieben und in der deutschen Ausgabe allein im Klappentext kurz angesprochen werden.

So bleibt mir von dieser Story ebenfalls wieder nur ein sanftes Kopfschütteln, das sich auch mit dem Finale nicht löst.

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