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Veröffentlicht am 26.10.2020

Auch außerhalb der Weihnachtszeit gut zu lesen

Weihnachtshaus
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Zwei Bücher der Autorin kenne ich bereits („Schlafen werden wir später“, „Sterben im Sommer“). In diesem Buch treffen wir erneut auf den der Autorin so eigenen poetischen, melancholischen, manchmal märchenhaften ...

Zwei Bücher der Autorin kenne ich bereits („Schlafen werden wir später“, „Sterben im Sommer“). In diesem Buch treffen wir erneut auf den der Autorin so eigenen poetischen, melancholischen, manchmal märchenhaften Schreibstil – Wiederholungen, Wortschöpfungen – und die von ihr bevorzugte Thematik – Trauer(bewältigung). Für jeden ist das vielleicht nichts, auch nicht in jeder Lebenssituation. Die Protagonistin hat vor wenigen Jahren ihren Ehemann durch plötzlichen Herztod verloren. Eine große Stütze in dieser für sie und ihre kleinen Kinder schweren Zeit ist ihre Freundin, die selbst ihr familiäres Päckchen trägt. Gemeinsam haben sie eine Bauruine auf dem Land gekauft in der Hoffnung, hier irgendwann einmal zusammen und mit ihren Lieben Weihnachten feiern zu können. Ihrem Ziel rücken sie näher durch die Hilfe des Amerikaners Bill, der in der Adventszeit in ihr Leben schneit.
Trauerbewältigung, neue Hoffnung und unverbrüchliche Freundschaft sind die beherrschenden Themen, die die Geschichte durchziehen. Das passt natürlich gut in die stimmungsvolle Vorweihnachtszeit. Viele geschilderte Bräuche versetzen uns Leser in Weihnachtsstimmung. Doch auch jenseits dieser Zeit lässt sich das Büchlein gut lesen.

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Veröffentlicht am 23.10.2020

Die Perspektivlosigkeit des Landlebens

Niemand ist bei den Kälbern
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Dieser Roman zeichnet ein gutes Bild davon, wie wenig Perspektive die jungen Leute im ländlichen Bereich der ehemaligen DDR haben.
Angesiedelt ist die Geschichte im früheren Zonenrandgebiet in einem nordwestmecklenburgischen ...

Dieser Roman zeichnet ein gutes Bild davon, wie wenig Perspektive die jungen Leute im ländlichen Bereich der ehemaligen DDR haben.
Angesiedelt ist die Geschichte im früheren Zonenrandgebiet in einem nordwestmecklenburgischen Dorf bei Lübeck und sie spielt an wenigen Tagen in einem Sommer. Die Protagonistin Christin ist zu ihrem Freund auf den Milchviehbetrieb von dessen Vater gezogen, der sie aufgrund ihrer desolaten Herkunft (Vater ein Alkoholiker, Mutter abgehauen) nicht als Bäuerin akzeptiert. Nur zu gerne würde sie in die Stadt flüchten, doch ohne Ausbildung und eigenes Geld kein realistisches Unterfangen. So bleiben ihr nur die regelmäßigen Dorffeste, der Alkohol und Vergnügungen mit Männern. Ähnlich leben die wenigen anderen jungen Dorfbewohner, die gar noch kriminelle Energie entfalten und sich den „Glatzen“ anschließen.
Von ländlicher Idylle kann überhaupt keine Rede sein. Zu der ganzen Trostlosigkeit passt der melancholische Stil des Buches sehr gut. Christin ist eine Antiheldin, aber keineswegs eine unsympathische, hat sie doch so manche gute Seite wie Hilfsbereitschaft ihrem alkoholkranken Vater gegenüber oder ihre Mühen auf dem Hof. Am liebsten würde man sie schütteln und an die Hand nehmen, damit sie etwas aus sich macht.
Ein lesenswertes Romandebüt.

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Veröffentlicht am 20.10.2020

Vom Ehemann verlassen

Ausgemustert
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Von der Autorin kenne ich alle Romane rundum Andrea Schnidt. Das vorliegende Buch nun ist keine Fortsetzung dieser Reihe, sondern eigenständig. Dennoch ähnelt es von der Thematik her den eingangs erwähnten ...

Von der Autorin kenne ich alle Romane rundum Andrea Schnidt. Das vorliegende Buch nun ist keine Fortsetzung dieser Reihe, sondern eigenständig. Dennoch ähnelt es von der Thematik her den eingangs erwähnten Büchern. Die Protagonistin Ulrike, Endvierzigerin, wird Knall auf Fall von ihrem Ehemann wegen einer Jüngeren verlassen. Lange sinnt sie darüber nach, wie sie ihn wieder zurückgewinnen kann. Parallel sucht sie über Tinder einen neuen Mann. Wer wird wohl am Ende der neue Mann an ihrer Seite – ihr Noch-Ehemann oder ein Tinder-Kandidat?
Dies ist ein typischer Frauenroman, der für angenehme Unterhaltung zwischendurch sorgt. Es wird gut dargestellt, vor welche Probleme eine Frau Ende 40 auf einmal gestellt wird, wenn ihre vermeintlich glückliche Ehe seitens des Mannes aufgekündigt wird. Als Frau der ähnlichen Generation wie die Protagonistin kann ich mich gut in sie und ihre Situation hineinversetzen. So manch gute Erkenntnis lässt sich aus den eingestreuten philosophierenden Gedankengängen Ulrikes bzgl. des Wesens von Mann und Frau sowie ihres Verhältnisses zueinander gewinnen. Etwas gestoßen habe ich mich an dem Umstand, dass für Ulrike das Thema Sex recht schnell an Bedeutung gewann.
Das Ende ruft nach einer Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 16.10.2020

Fortsetzung von "Der Apfelbaum"

Ada
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Dieser Roman ist die Fortsetzung von Christian Berkels biografisch geprägtem früherem Buch „Der Apfelbaum“, in dem er erzählte, wie seine Mutter von den Nationalsozialisten wegen ihrer (halb)jüdischen ...

Dieser Roman ist die Fortsetzung von Christian Berkels biografisch geprägtem früherem Buch „Der Apfelbaum“, in dem er erzählte, wie seine Mutter von den Nationalsozialisten wegen ihrer (halb)jüdischen Abstammung verfolgt wurde und sein Vater als Arzt im Zweiten Weltkrieg diente, dann in russische Kriegsgefangenschaft geriet und endlich mit der Frau zusammenzukam, die er schon als 17jähriger in den 30er Jahren geliebt hatte. In „Ada“ (vielleicht die ältere Schwester von Berkel?) lässt er diese Hauptfigur in der Ich-Perspektive davon erzählen, wie die Generation der nach Kriegsende Geborenen in den 1960er Jahren gegen das Schweigen der Eltern über die Zeit des Nationalsozialismus kämpft. Tabuthemen sind in Adas Elternhaus aber auch Angaben zu ihrem wahren Vater, zu ihrer jüdischen Herkunft und zur Sexualität. Ada selbst traut sich nicht zu fragen, erhält Informationen wenn überhaupt nur zufällig durch Dritte oder bruchstückhaft von ihrer Mutter. Der Autor verarbeitet wichtige geschichtliche Stationen wie den Mauerbau, die Studentenunruhen, die 68er Kommunen, Woodstock, den Mauerfall. Das Buch regt zum Nachdenken an und lehrt, wie wichtig es ist, miteinander zu sprechen. Diesen Aspekt hat die 68er Generation in Gang gebracht.
Geplant ist laut Angaben des Autors eine Trilogie, so dass ich mich schon jetzt auf den dritten Roman freue.


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Veröffentlicht am 13.10.2020

Familienleben in den 1970er Jahren

Die Wahrheit über Metting
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Es war für mich das erste Buch des bereits durch zahlreiche Romane in Erscheinung getretenen Autors und hat mich sehr beeindruckt. Eingenommen hat mich die Geschichte schon deshalb, weil sie – soweit es ...

Es war für mich das erste Buch des bereits durch zahlreiche Romane in Erscheinung getretenen Autors und hat mich sehr beeindruckt. Eingenommen hat mich die Geschichte schon deshalb, weil sie – soweit es ihren längeren ersten Teil betrifft – in den 1970er Jahren in einer niedersächsischen Kleinstadt angesiedelt ist und der Protagonist seinerzeit 12 Jahre alt war; denn auch ich bin Niedersächsin und in den 1960er/70er Jahren aufgewachsen.
An viele der angesprochenen Begebenheiten bzw. Gegenstände habe ich selbst noch Erinnerungen, z.B. die samstagabendliche Rudi Carrell-Show im Fernsehen, die Fleischmann-Modelleisenbahn, HB-Zigaretten, PKW Ford Capri und Granada. Thematisch verarbeitet das Buch für mich interessante Themen wie Familie, Älterwerden in einem Altenheim, Vorurteile andersartigen Menschen gegenüber. Aufhänger für alles ist der 12jährige Tomás, der in einer Kleinstadt in dem von seinen Eltern betriebenen Altenheim aufwächst. Den vorurteilsbehafteten Ansichten der Kleinstädter gerade zulasten von Minderheiten ist er in vielfältiger Weise ausgesetzt – sein Vater ist homosexuell, sein Freund entstammt einer Familie mit Sinti-Hintergrund und wird als „Zigeuner“ angefeindet, er selbst wird aufgrund einer Lese-Rechtschreibschwäche in der Schule als „Idiot“ abgestempelt.
Der erste Teil des Buchs, der mit Eintritt der Volljährigkeit von Tomás endet, als er seine ihn vermeintlich nicht liebenden und ihn nicht unterstützenden Eltern verlässt, hat mich durchweg überzeugt. Der kürzer gehaltene zweite Teil spielt 30 Jahre später und Tomás kehrt an den Ort seiner Kindheit zurück. Hier stoße ich mich etwas daran, dass sich zu schnell alles in Wohlgefallen und Harmonie auflöst, wodurch die Geschichte eine etwas unrealistisch wirkende Färbung erhält. Aus diesem Grund „nur“ eine Vier-Sterne-Bewertung.

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