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Veröffentlicht am 18.05.2020

Zum Nachdenken anregende Rechtsfälle

Strafe
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Der Autor ist ausgebildeter Strafverteidiger. Mit diesem Buch knüpft er an die früheren Erzählungsbände „Verbrechen“ und „Schuld“ an. Erneut erzählt er auch hier in zwölf kurzen, unabhängig voneinander ...

Der Autor ist ausgebildeter Strafverteidiger. Mit diesem Buch knüpft er an die früheren Erzählungsbände „Verbrechen“ und „Schuld“ an. Erneut erzählt er auch hier in zwölf kurzen, unabhängig voneinander lesbaren Rechtsfällen über menschliche Schicksale, zu denen ihn wohl sein früherer Berufsalltag inspiriert hat. In ihnen spielen oft einsame Menschen, Außenseiter eine wichtige Rolle. Alle Geschichten hat das Leben geschrieben, weshalb man einen guten Bezug zu ihnen bekommt. Sie regen zum Nachdenken an. Die zugleich sachlich und gefühlvoll gehaltene Schreibweise verschafft die notwendige Objektivität bei der eigenen Beurteilung der Sachverhalte. Juristische Fachbegriffe spielen keine große Rolle.
Sehr zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 17.05.2020

Fremdelte mit der Geschichte

Mädelsabend
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Der frühere Roman der Autorin „Wir sind doch Schwestern“ hat mir vor einigen Jahren so gut gefallen, dass ich durch ihn animiert wurde, auch das vorliegende Buch zu lesen. Leider wurde ich dieses Mal enttäuscht. ...

Der frühere Roman der Autorin „Wir sind doch Schwestern“ hat mir vor einigen Jahren so gut gefallen, dass ich durch ihn animiert wurde, auch das vorliegende Buch zu lesen. Leider wurde ich dieses Mal enttäuscht. Ich habe einfach keinen Zugang zu der Geschichte gefunden, alles erschien mir irgendwie künstlich aufgesetzt.
Dabei ist das Grundthema des Buchs sehr interessant. Es nimmt sich anhand der einen Protagonistin Ruth der Stellung der Frauen in der späteren Nachkriegszeit an und stellt gut dar, wie sie zu Gehorsam gegenüber Ehemann und Schwiegereltern verpflichtet waren. Interessant war das für mich vor allem deshalb, weil Ruth in etwa zur Generation meiner Mutter gehört. Anhand der zweiten Protagonistin – der Enkeltochter Sara - wird aufgezeigt, wie ihr Hang zur beruflichen Selbstverwirklichung zu Problemen mit dem Lebenspartner führt, für den Kind und Familie von Vorrang sind. Das ist für moderne Frauen ebenfalls interessant zu lesen. Allerdings bezweifle ich, ob alle das Fazit gut heißen können.
Künstlich aufgesetzt (s.o.) empfand ich den Roman, weil das Leben von Ruth im Seniorenstift sehr realitätsfremd beschrieben ist und eine Frau wie sie, die 65 Jahre mit einem Patriarchen verheiratet ist, wohl kaum im Handumdrehen Freundschaft mit einem Konvolut extrovertierter betagter Mitbewohnerinnen schließen wird, die sie zur Rebellion gegen den Ehemann anstiften.

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Veröffentlicht am 15.05.2020

Über ein politisch wichtiges Thema

Gehen, ging, gegangen
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Dieses im Jahr 2015 erschienene Buch war gerade damals angesichts der Flüchtlingsströme nach Deutschland brandaktuell, ist es aber noch nach wie vor.

Der Protagonist dieser Geschichte ist der gerade emeritierte ...

Dieses im Jahr 2015 erschienene Buch war gerade damals angesichts der Flüchtlingsströme nach Deutschland brandaktuell, ist es aber noch nach wie vor.

Der Protagonist dieser Geschichte ist der gerade emeritierte Professor für Alte Sprachen Richard aus einem Berliner Vorort. Um seine Zeit zu füllen, nimmt er ein neues Projekt in Angriff, zu dem er sich durch eine Gruppe Asylsuchender animieren lässt, die schon geraume Zeit auf dem Oranienplatz campieren und eigentlich nichts lieber tun würden als in Deutschland zu arbeiten. In Befragungen lässt er sich von ihnen ihre ergreifenden Schicksale erzählen und erhält so Einblick in die konfuse Rechtslage von Flüchtlingen, die sich in den Maschen von Dublin II verfangen. Richard kniet sich immer mehr in die Sache hinein und wird zum Wohltäter für eine Reihe von Afrikanern. Das macht er nicht ungern, da er Parallelen zu seinem eigenen Leben sieht, der als Ostdeutscher nach der Wiedervereinigung heimatlos geworden ist. Seine Sichtweise auf sein Leben beginnt sich zu verändern.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr besonders. Auffällig sind verschachtelte Sätze im Gegensatz zu dann wieder sehr kurzen und stetige Wiederholungen. Angesichts des Themas ist das Buch sehr interessant für jene mit Interesse an Asyl- und Flüchtlingspolitik, außerdem auch für jene mit Interesse an der Zeit der DDR.

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Veröffentlicht am 10.05.2020

Märchenhaft schön

Die Geschichtensammlerin
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Solch eine gelungene Vermischung von Märchen und Schilderung wahrer Begebenheiten habe ich selten gelesen. Lob verdient dieser schöne Debütroman der Autorin über die Zeit des Ceausescu-Regimes in Rumänien ...

Solch eine gelungene Vermischung von Märchen und Schilderung wahrer Begebenheiten habe ich selten gelesen. Lob verdient dieser schöne Debütroman der Autorin über die Zeit des Ceausescu-Regimes in Rumänien im Jahre 1989 umso mehr, als die amerikanische Autorin ausweislich ihres Nachwortes praktisch nichts über das Land wusste und erst durch rumänische Kolleginnen an einer internationalen Schule Einzelheiten über Rumänien hörte, die sie dann zu diesem Roman verarbeitete.
Schon dass die Geschichte aus der Sicht der zehnjährigen Ileana erzählt wird, ruft bei mir Begeisterung hervor. Denn das Mädchen ist einfach nur liebenswert und sympathisch. Sie verfügt über eine enorme Fantasie, die sich darin äußert, dass sie eine wirklich gute Geschichtenerzählerin ist, als die sie sich selbst auch ansieht. Schon von klein auf sammelt sie selbst erdachte und ihr erzählte Geschichten in einem immer dicker werdenden Pappschnellhefter. Das Talent dazu stammt aus der väterlichen Linie, denn ihr Vater ist Professor für Literatur in Bukarest und ihr Onkel Dichter. Dessen Regimekritik wird dann aber zu einer Gefahr für die ganze Familie, weshalb die Eltern Ileana weit weg in ein Bergdorf zu den ihr bis dahin unbekannten Großeltern schicken. Leider spürt die Geheimpolizei den sich ebenfalls dorthin geflüchteten Onkel und damit einhergehend Ileana dort auf und ist auf einmal das gesamte Dorf in tödlicher Gefahr. Ileana und ein ihr zur Freundin gewordenes Mädchen aus dem Dorf ersinnen eine verwegene Rettungsaktion, bei der Ileanas Geschichten eine Rolle spielen. Werden sie Erfolg haben?
Durch das Buch habe ich so viel über die blutige Revolution in Rumänien 1989 und die vorausgehende Schreckensherrschaft Ceausescus mit seiner berüchtigten Geheimpolizei Securitate anschaulich erfahren, wodurch ich auch mehr Verständnis für die Bevölkerung heute erlangt habe. Denn diese litt wahrhaft unter dem sog. Conducator, was sich in wirtschaftlichem Mangel auf jeglichem Gebiet und Bespitzelungen äußerte. In schönem Gegensatz zu dieser bedrückenden Situation stehen die immer wieder in die Geschichte eingeflochtenen Volksmärchen, die von Ileana in immer wieder neuen Varianten erzählt werden und zeigen, wie sich Ileana selbst sieht.
Das Buch zählt zu den schönsten Büchern, die ich dieses Jahr gelesen habe.

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Veröffentlicht am 08.05.2020

Eine Frau probiert sich aus

Mrs Fletcher
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Für mich persönlich ist das Buch zu sehr auf die Themen Sex und Liebe bezogen, außerdem typisch amerikanisch, was ich ebenso wenig mag.
Die 46jährige geschiedene Protagonistin Eve Fletcher (s. Buchtitel) ...

Für mich persönlich ist das Buch zu sehr auf die Themen Sex und Liebe bezogen, außerdem typisch amerikanisch, was ich ebenso wenig mag.
Die 46jährige geschiedene Protagonistin Eve Fletcher (s. Buchtitel) versucht dem drohenden Empty-Nest-Syndrom nach dem Weggang ihres Sohnes aufs College gegenzusteuern, indem sie sich in ihrem Sexualleben neu ausprobiert. Sie probiert Tinder, Internet-Porno-Schauen, Liebe zu einer Arbeitskollegin und einem jungen früheren Mitschüler ihres Sohnes. Letzterer wiederum macht eine positive Entwicklung durch, nachdem er zunächst Frauen gegenüber herablassend eingestellt ist. So vielfältig die angesprochenen Themen auch sind: Feminismus, Vielfalt der Geschlechter, Behinderung – mich vermochte die Geschichte nicht wirklich zu erreichen.

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