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Veröffentlicht am 10.01.2018

Eine berührende Familiengeschichte

Das Erbe der Rosenthals
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Im Gedenkjahr 2018 erscheint im Bastei Lübbe Verlag ein ganz besonders berührendes Buch von Armando Lucas Correa: „Das Erbe der Rosenthals“, eine jüdische Familiengeschichte.
Berlin 1939. Die einst hochangesehe ...

Im Gedenkjahr 2018 erscheint im Bastei Lübbe Verlag ein ganz besonders berührendes Buch von Armando Lucas Correa: „Das Erbe der Rosenthals“, eine jüdische Familiengeschichte.
Berlin 1939. Die einst hochangesehe und geachtete, jüdische Familie Rosenthal wird nun auf offener Straße beschimpft und verachtet. Die Familie beschließt Deutschland zu verlassen. Die St. Louis soll die Rosenthals sicher von Hamburg nach Havanna bringen. Auch Hannahs Freund Leo ist an Bord. Doch in Kuba angekommen will die kubanische Regierung nicht alle 937 Flüchtlinge an Land lassen.
New York 2014. Die elfjährige Anna lebt gemeinsam mit ihrer Mutter. Den Vater hat sie nie kennengelernt, da dieser vor ihrer Geburt beim Anschlag auf das World Trade Center ums Leben kam. Anna, die von ihrer Familiengeschichte nicht viel weiß, freut sich, als sie ein Brief ihrer Großtante aus Kuba erreicht. Sie beschließt zusammen mit ihrer Mutter nach Kuba zu reisen, um ihre Vergangenheit kennenzulernen.
Beide Handlungsstränge sind jeweils aus der Sicht von Hannah Rosenthal und Anna Rosen beschrieben. Die Familienzusammenführung der beiden jungen Frauen ist dem Autor sehr gut gelungen. Auch Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen gut miteinander und beide Handlungsstränge sind durchgehend spannend beschrieben.
Erschreckend fand ich vor allem die Tatsache, dass sich die Geschichte überall zu wiederholen beginnt. Die jüdische Familie, die von der Verfolgung der Nationalsozialisten nach Kuba flieht und dort während der kubanischen Revolution miterlebt, wie Menschen wieder zu Verfolgten werden und Nachbarn wieder ihre Nachbarn verraten und denunzieren. Vor allem das traurige Schicksal von Hannahs Freund Leo und seinem Vater hat mich sehr berührt. Die beiden bleiben am Schiff zurück und hätten doch noch Hoffnung in einem anderen Land gefunden. Ich hoffe viele (junge) LeserInnen nehmen aus dem Buch mit, dass sie Verfolgung und Ausgrenzung nicht mehr zulassen und die einzelnen Menschen und nicht deren Herkunftsländer und Religionen sehen. Gerade in einer Zeit in der frischgeborene Neujahrsbabys Opfer von Hassreden werden, weil sie von einer Mutter mit Kopftuch stammen sind solche Familiengeschichten besonders wichtig. Lassen wir Unrecht nie wieder zu Recht werden.

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