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Veröffentlicht am 15.09.2016

Sehr eindrucksvoll!

Das Schweigen der Bienen
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Kurz nachdem ihre Mutter gestorben ist, leben die fünfzehnjährige Sam und ihre elfjährige Schwester Ollie bei ihrem Vater Bear, einem auf einer Weide im ländlichen Oregon lebenden Eigenbrötler, der Bienen ...

Kurz nachdem ihre Mutter gestorben ist, leben die fünfzehnjährige Sam und ihre elfjährige Schwester Ollie bei ihrem Vater Bear, einem auf einer Weide im ländlichen Oregon lebenden Eigenbrötler, der Bienen züchtet und sich weitestgehend selbstzuversorgen versucht. Daher gibt es bei ihm nicht den Luxus eines Hauses, wie es Verwandte für die Mädchen vorsehen, sodass ihr Vater vorerst nur eine Art Probezeit bekommt, in der er sich als verantwortungsvolles Elternteil beweisen soll. Doch für die beiden Mädchen ist die Weide der schönste erdenkbare Ort auf der gesamten Welt, ihr kleines Paradies. Jedoch beginnt dieses zu bröckeln, als sie kurz nach ihrer Ankunft die Leiche einer Frau im an die Weide angrenzenden Fluss, dem Crooked River, entdecken.
Bald schon wird Bear verdächtigt, da dieser doch so anders lebt als alle anderen in der Gegend. Der Aussteiger war sowieso jedem suspekt. Als dann noch Indizien auf Bear als Täter schließen lassen, ist der Mörder scheinbar für die Polizei bereits gefunden. Selbst Zeb und Franny, die Bears einzigen Freunde zu sein scheinen, beginnen an seiner Unschuld zu zweifeln. Trotzdem können seine Töchter nicht glauben, dass der mit den Bienen Sprechende und ihren Liedern Lauschende Bear, der keiner Fliege etwas zu Leide tun könnte, mit dem Mord an der jungen Frau in Verbindung gebracht werden könnte. Also bleibt der praktisch veranlagten und stets anpackenden Sam nur übrig, selbst die Initiative zu ergreifen und den tatsächlichen Täter zu entlarven. Das ist die einzige Möglichkeit, um ihren bereits festgenommenen Vater zu befreien, das, was nach dem Tod ihrer Mutter noch von der Familie übrig geblieben ist, zu retten und nicht zu ihren Großeltern geschickt werden zu müssen. Aber leider bleibt ihr dafür nur wenig Zeit.
Bei ihren Ermittlungen stößt sie auf immer mehr Ungereimtheiten, sodass sie sich jedes Mal wieder aufraffen muss, um nicht die Hoffnung zu verlieren. Denn wenn sie nicht auf ihren Vater aufpasst, wer soll es dann tun?
So gerne Ollie ihrer großen Schwester auch helfen möchte – sie kann es nicht. Denn seit dem Tod ihrer Mutter ist sie verstummt. Das gleiche ist ihr zuvor bereits als ihre Tante verstorben war passiert. Doch ist es nun etwas anderes: Jetzt muss sie schließlich auch auf ihre Schwester aufpassen, sie müssen sich gegenseitig beschützen! Denn wenn Bear nicht der Mörder ist muss dieser noch irgendwo dort draußen umherstreifen – und er wird keineswegs davon begeistert sein, wenn man ihm auf die Schliche zu kommen droht.
Auch sieht Ollie „Schimmernde“; Tote, die ihren Frieden noch nicht gefunden haben, weswegen sie noch umherwandeln. So auch die tote Frau aus dem Crooked River, von der Ollie um Hilfe angefleht wird und die dem Mädchen seine Stimme stiehlt. Aber Ollie kann nichts von alledem, nichts von dem was sie weiß, erzählen. Und so muss sie mit ansehen, wie der Albtraum seinen Lauf nimmt…

Abwechselnd wird das Geschehen aus der Sicht von Sam und Ollie beschrieben, sodass man zu beiden Mädchen sehr schnell eine Bindung aufbauen kann. Beide möchten aufeinander Acht geben und halten sich aneinander fest. Man merkt wie schwer sie es haben und es ist beeindruckend wie sie dennoch nicht die Hoffnung aufgeben. Außerdem sind sie von ihren Charakteren her sehr angenehm: Ollie zum Beispiel hat eine auf der einen Seite kindliche Sicht auf die Welt, ist auf der anderen Seite aber immer wieder sehr erwachsen für ihr Alter. Ich habe ihre Art zu beschreiben, was sie sieht, denkt und fühlt sehr genossen, da ihre verträumte, poetische und außergewöhnlich bildhafte Sprache dafür sorgt, dass man sofort in die Geschichte gezogen wird und sie trotz ihrer Stärke am liebsten in den Arm nehmen und ihr Mut zusprechen möchte. Außerdem finde ich die Idee sehr süß, dass Ollie hin und wieder versucht auf ihre ganz eigene Art mit ihrer Schwester zu sprechen, indem sie Stellen in dem Alice im Wunderland-Buch, das sie mit ihrer Mutter nicht zu Ende zu lesen geschafft hat, unterstreicht. Aber auch die Passagen, welche aus Sams Sicht geschrieben wurden, lassen einen nicht los. Auch sie schafft es, den Leser mit ruhigen Tönen zu verzaubern, ihn die Bienen summen und den Crooked River fließen zu hören. Mich hat der bezaubernde Schreibstil der Autorin sehr beeindruckt.
Wie ich bereits angesprochen habe, sind für mich die Charaktere auch sehr eindrucksvoll: Sie sind alle vielschichtig und man spürt beim Lesen von Seite zu Seite stärker, dass sich bei dem ein oder anderen Bewohner unter der Oberfläche etwas Düsteres verbirgt. Aber auch wenn ich mit jedem Kapitel misstrauischer – und neugieriger – wurde, kam ich nicht auf die Lösung des Falles. Und das obwohl doch gefühlt jeder schon auf meiner Verdächtigenliste stand. So gelingt es der Autorin, den Leser direkt mit auf die Mördersuche zu nehmen, ihn in die Irre zu führen, um das Ganze zu einem feuerwerksartigen, krönenden Abschluss zu bringen, der zwar sehr überraschend und eindrucksvoll, jedoch auch sehr nachvollziehbar und in sich schlüssig ist.
Mich hat das Buch mit seiner wunderbar ruhigen sowie leisen Sprache und der subtilen Spannung bemerkenswerter Weise von der ersten Seite an gepackt und nicht mehr losgelassen. Nach und nach entwickelt sich die Handlung, Stück für Stück, was die Spannung immer aufrecht erhält. Sehr hat mir auch die Idee mit den schimmernden Geistern, die Ollie sieht, gefallen.

Alles in allem ist „Das Schweigen der Bienen“ ein sehr sanftes und leises Buch mit subtiler Spannung, ganz liebenswerten und authentischen Charakteren – und auch solchen vor denen man am liebsten davonrennen würde. Der Schreibstil ist wirklich herausragend, da einem beim Lesen sofort Bilder in den Kopf gepflanzt werden und man so beispielsweise Bear an seinen Langstroth-Beuten herumwerkeln sehen, die Bienen summen hören, die Sonne über und das Gras unter einem spüren sowie den süßen Duft von frisch abgefülltem Honig riechen kann.
Ich bin von diesem facettenreichen Buch ganz begeistert und hoffe, dass ich schon bald ein weiteres wunderbares Werk der Autorin werde lesen können.

Von mir gibt es daher 5/5 honiggelbe und -süße Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sollte in keiner Ostseestrand-Reisetasche fehlen!

Mein Ostseebuch - Entdecken & Erleben
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In diesem wunderschönen Büchlein wird jungen Lesern die Ostsee näher gebracht. Dabei werden ganz verschiedene Aspekte angesprochen und sehr anschaulich erklärt.
So wird zuerst auf die Ostsee selbst eingegangen, ...

In diesem wunderschönen Büchlein wird jungen Lesern die Ostsee näher gebracht. Dabei werden ganz verschiedene Aspekte angesprochen und sehr anschaulich erklärt.
So wird zuerst auf die Ostsee selbst eingegangen, wobei zum Beispiel ihre Entstehung erklärt oder verschiedene Küstenformen kindgerecht erläutert werden. Auch auf verschiedene Gefahren an Steilküsten wird hingewiesen und Wissen über sie vermittelt.
Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit Strandsteinen, sodass Versteinerungen, Granit, Porphyr, Gneis, Sandstein, Kalkstein, Feuerstein und noch vieles mehr in den Fokus gerückt werden. Man erhält nicht nur interessante Angaben zur Entstehung dieser, sondern auch zu Auftreten oder Zusammensetzung. Sehr spannend ist meines Erachtens auch der Teil, welcher sich ausschließlich mit verschiedenen Fossilien befasst, zumalen, wie sonst auch im gesamten Buch, Fotografien, Infoboxen und Zeichnungen alles gleichermaßen bündig und verständlich zusammengefasste Wissenswerte sowie Tipps und Tricks zum Suchen und Finden wunderbar veranschaulichen. Selbstverständlich wird auch das Thema Bernstein sehr ansprechend ausgeführt, sodass man sich am liebsten direkt auf die Suche nach diesem begeben möchte.
In „Tiere und Pflanzen“ dann ist von Großalgen und Strandpflanzen über Muscheln und Schnecken bis hin zu Seesternen, Möwen, Quallen und Krebstieren alles vertreten.
Im Anschluss daran wird sich mit Fischen und Fischern befasst; verschiedene Ostseefische und Fangmethoden werden vorgestellt. Auch vielversprechende Ausflugsziele werden aufgezeigt und verschiedene Leuchttürme und Schiffe miteinander verglichen.
Abgerundet wird das Buch noch durch das Unterkapitel „Mehr über die Küste – Was du noch wissen solltest“.

Die Gestaltung des 80 Seiten umfassenden Buches ist unglaublich ansprechend. Dank der vielen Farbfotografien ist es ganz lebendig und lädt zum Weiterstöbern und Selberentdecken ein. Auch die vielen Schaubilder machen die in dem Ostseebuch vermittelten Informationen wunderbar verständlich. Da auch viel anspruchsvolles Wissen kindgerecht vermittelt wird, eignet sich das Buch für die ganze Familie und sollte meiner Meinung nach bei keinem gemeinsamen Urlaub an der Ostsee fehlen. Darüber hinaus lockern viele „(Schon) Gewusst?“- oder „Tipp“-Boxen den Lesefluss auf. Da die einzelnen Textpassagen auch kurz gehalten sind, wird das Lesen auch nie anstrengend.
Des Weiteren bin ich von dem Wissensumfang des Buches trotz seiner geringen Seitenzahl – was es auch sehr schön handlich zum Mitnehmen macht – begeistert: es werden so viele Themen behandelt, dass man Seite für Seite die Ostsee für sich entdecken kann.

Alles in allem handelt es sich bei „Mein Ostseebuch“ von Rolf und Matthias Reinicke um ein liebevoll gestaltetes Buch, welches viel Wissen (für Kinder) verständlich vermittelt. Durch die tolle Gestaltung macht es noch mehr Spaß, sich mit der Ostsee auseinanderzusetzen.
Dieses Buch sollte in keiner Ostseestrand-Reisetasche fehlen!

Daher vergebe ich 5/5 bernsteinfarbene & tangbehangene (See-) Sterne!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Einfach bemerkenswert!

"War mein Großvater ein Nazi?"
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Als die Entnazifizierungsakte des Großvater von Lorenz Völker auftaucht, versetzte dies seine Mutter und ihn in Aufregung. Schon bald kam die Frage auf, ob Hans Dombois, welcher als Jurist im Dritten Reich ...

Als die Entnazifizierungsakte des Großvater von Lorenz Völker auftaucht, versetzte dies seine Mutter und ihn in Aufregung. Schon bald kam die Frage auf, ob Hans Dombois, welcher als Jurist im Dritten Reich arbeitete, ein „Mitläufer“ oder gar ein „Nazi“ war. Gerade Fotografien, auf denen er in SA-Uniform zu sehen war, oder eine Kopie seiner NSDAP-Mitgliedskarte ließen annehmen, dass er doch besser in das System integriert war, als seine Familie angenommen hatte.
Doch hatte der „kluge Hans“, wie er manchmal genannt wurde, nie etwas in der Richtung erzählt. So erinnert sich der Autor des Buches an seinen Großvater als einen warmen, herzlichen Erzähler und Zuhörer, einen sanften und gemütlichen Menschen, als jemanden mit einem sehr guten Gedächtnis und der Fähigkeit, zu reflektieren und der völlig in seine Briefmarken vertieft am Schreibtisch sitzen konnte. Aber hier war die Frage bereits aufgekommen, die Recherchen wurden aufgenommen.
Von da an macht sich Lorenz Völker auf die Suche nach Dokumenten, die zeigen könnten, was sein Großvater im Dritten Reich gemacht, wie er sich gegenüber dem System verhalten hat. Da die Entnazifizierungsakte auch eher keine Hilfe darstellt, weil sich Hans Dombois dort einwandsfrei als „Mitläufer“ dargestellt hat und einige Details weitere Fragen aufwerfen, startet der Autor eine Suche nach Personen, die (in Strafsache „3Kls 26/35“ verwickelt waren und) Auskunft zu den Entscheidungen und Taten als Jurist geben könnten. Jedoch leben immer weniger Zeitzeugen und eine vermeindliche Antwort wirft immer mehrere neue Fragen auf.
Dadurch, dass sich Lorenz Völker auch mit den Schicksalen von an Strafprozessen Beteiligten auseinandersetzt, erhält man als Leser einen viel detailierteren Blick auf den Staatsanwalt, der sich nicht nur aus seinen eigenen Erlebnisberichten zusammensetzt. So zeichnet der Autor beispielsweise das Leben eines jüdischen Pärchens, auf das er in der oben genannte Strafsache gestoßen war, so gut es geht nach, um nicht nur Fakten herunter zu schreiben, sondern Ereignisse auch mit Menschen und Schicksalen verknüpfen kann.
Auch dadurch, dass Völker den Lebensweg von Alfred Lehmann, der, ein Jahr jünger, ebenfalls Jurist und aus vergleichbaren familiären und gesellschaftlichen Verhältnissen stammend, so etwas wie Hans Dombois‘ „Alter Ego“ war, erhält man noch einmal einen anderen Blickwinkel. Denn auch wenn sich ihre Lebenswege zu Beginn sehr ähneln, sich sogar kurz bei einem Gerichtsverfahren – beide die jeweils andere Seite vertretend – kreuzen, verlaufen sie dann in zwei vollkommen unterschiedliche Richtungen: Während Dombois noch einige Jahrzehnte weiterleben wird, stirbt Lehmann kurz vor seinem 31. Geburtstag im Konzentrationslager Groß-Rosen.

So zeigt Lorenz Völker anhand einer Vielzahl von Quellen den Lebensweg seines Großvaters Hans Dombois auf. Dabei hat er einiges über das Leben und Wirken des damals jungen Juristen herausgefunden, kann jedoch keine eindeutige Antwort geben, sodass er aus verschiedenen Perspektiven betrachtet verschiedene Schlussfolgerungen erläutert.
Während der gesamten Lesezeit war ich von dem Umfang seiner Recherchen, der Objektivität und Sachlichkeit sowie der zeitweise persönlichen Einordnung sehr angetan. Es ist schier unglaublich, wie viel Arbeit Lorenz Völker in seine Recherchen gesteckt und wie viele Spuren er gefunden hat.
Außerdem wird einem beim Lesen durch Fotografien und das Einbeziehen einiger von den Taten des Staatsanwaltes beeinflussten Menschen bewusst, dass es sich hier nicht nur um Zahlen, sondern um Schicksale handelt, was meines Erachtens ein sehr wichtiger Aspekt dieses Buches ist.
Darüber hinaus ermutigt das Buch, sich selber auf Spurensuche zu begeben und zeigt durch das Beschreiben der Verschiedenen Anlaufstellen und Schritten im Zuge der Recherchen, wie man eine solche angehen könnte.
Deswegen kann ich das Buch sehr empfehlen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Hilfreiches und verständliches Werk!

Hochsensibel - Wie Sie Ihre Stärken erkennen und Ihr wirkliches Potenzial entfalten
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Was Hochsensibilität ist, was sie ausmacht, ob man wahrscheinlich hochsensibel ist, was Hochsensible über dieses Persönlichkeitsmerkmal wissen müssen oder wie man mit HS umgeht, erklärt Eliane Reichardt, ...

Was Hochsensibilität ist, was sie ausmacht, ob man wahrscheinlich hochsensibel ist, was Hochsensible über dieses Persönlichkeitsmerkmal wissen müssen oder wie man mit HS umgeht, erklärt Eliane Reichardt, welche selbst hochsensibel, hochbegabt und Synästhetin ist, in ihrem Buch „Hochsensibel“.

Nach einer sehr ansprechenden Einführung erhält der Leser bei einem Selbsttest, der in die Kategorien „Das Fremdbild“, „Sensorisches“, „Körperliches“, „Das Innenleben“ und „Weiteres“ unterteilt ist, die Möglichkeit, herauszufinden, ob die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass er zu den etwa 15% HSM gehört.
Nach dieser Einschätzung beginnt der erste Teil des Buches, in welchem besonders auf die Forschungsgeschichte eingeht. Zuerst wird auf mitunter bestimmte Eigenschaften von HSM und ihre Denkweise eingegangen, sodass man ein sehr gutes Gespür davon erhält, was alles im Zusammenhang mit Hochsensibilität steht. Des Weiteren erklärt Eliane Reichardt von Einflüssen, die sich in den letzten Jahrzehnten zusätzlich ergeben haben und bei HSM beispielsweise Stress auslösen können. Im Anschluss daran werden introvertierte und extrovertierte HSM voneinander anhand einer Tabelle sehr anschaulich abgegrenzt. Auch der Sonderfall HSS (High Sensation Seaker) wird behandelt und durch ein Interview sehr verständlich deutlich gemacht. Danach soll das Denken von HSM erläutert werden, weswegen die Autorin zum Beispiel auf divergentes Denken eingeht.
Als nächstes beschäftigt sie sich mit Hochbegabung, welche wohl häufig mit Hochsensibilität einhergehe, von dieser aber stark abzugrenzen sei. Hier räumt sie mit Mythen auf, macht wichtige Begriffe und Merkmale fest, behandelt verschiedene Definitionen, zeigt verschiedene Dimensionen (Psychosomatische, Sensorische Imaginative, Intellektuelle und Emotionale Dimension) der Überregbarkeiten nach Kazimierz Dabrowski auf. Außerdem nimmt sie zu der Frage der Notwendigkeit von IQ-Tests stellung und gibt für Leser die einen solchen gerne machen würden Tipps.
In dem nächsten Unterkapitel wird Synästhesie in ihren unterschiedlichten Formen behandelt und verständlich erklärt.
Dann beginnt auch schon der 2. Teil des Buches, der Hilfestellungen für Alltagssituationen geben soll. Hierzu werden verschiedene realistische Szenen geschildert und wichtige Punkte dieser in Bezug auf HSM erläutert. Außerdem werden Hilfestellungen zum Bewältigen überfordernder oder in hohem Maße stressigen und daher belastenden Situationen gegeben – ob in der Schule oder beim Einkaufen. Aber auch auf das Thema des Arztbesuches wird eingegangen, da HSM sich von Ärzten oder Therapeuten häufig missverstanden oder nicht ernstgenommen fühlen. Ein -wie ich finde – auch sehr interessantes Kapitel zeigt, wie man mit einem hochsensiblen Körper umgehen sollte, da auch dieser saehr empfindlich ist. In „Hochsensible und Psychotherapie“ wird erklärt, weswegen es sich bei HS um keine psychische Störung handelt, sie aber oft als solche eingestuft und behandelt wird. Ebenso wird erklärt, wieso es zu Diagnosen wie „AD(H)S“, „Narzissmus“, „Angst- und Anpassungsstörungen“, „Sozialphobie“, „Autismus“ oder „Borderline“ kommt.
Als letztes wird auf den langfristigen Umgang mit Hochsensibilität eingegangen. Dabei werden auch ein paar Methoden genannt um den Alltag zu meistern und nützliche weiterführende Literatur sowie Internetadressen angegeben.

Dieses Buch führt einen auf sehr verständliche Weise in die Thematik der Hochsensibilität ein. Egal ob man sich bereits mit dieser beschäftigt hat oder noch nicht: Durch die möglichst ganzheitliche Betrachtung auf 256 Seiten erhält man einen guten Überblick. Beim Lesen merkt man wirklich, wie intensiv sich die Autorin mit dem Thema beschäftigt hat. Sehr ansprechend finde ich auch, dass sie sich nicht nur auf Wissenschaftler bezieht, sondern auch auf ihre eigenen Erfahrungen eingeht sowie immer wieder kleine Interviews einstreut. So wird der Text auch sehr lebendig und bleibt ständig spannend; er lässt sich angenehm flüssig lesen. Sehr gut waren für mich auch Darstellungen wie Statistiken oder Modelle, die einem die Vorstellung beispielsweise von verschiedenen Denkmustern erleichtern.
Auch macht die Autorin Mut, sich selbst so anzunehmen wie man ist, seine Stärken zu erkennen, keinen Druck aufzubauen und das bestmögliche aus Hochsensibilität zu machen.

Ich kann dieses Buch sehr weiterempfehlen, da es sich intensiv mit Hochsensibilität auseinandersetzt, sie aus vielen verschiedenen Perspektiven betrachtet, Verknüpfungen erstellt, wissenschaftlich fundiert aber durchgehend verständlich und anschaulich erklärt und darüber hinaus Hilfestellungen für den Alltag gibt. Ich bin von diesem Buch begeistert!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wunderbar unterhaltsam!

In der ersten Reihe sieht man Meer
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Alexander Klein steckt mitten in den Vorbereitungen für den Familienurlaub: Schon morgen soll es auf nach Italien an die Adria gehen, was sich in der Familie durch immer hektischeres Suchen von Pässen ...

Alexander Klein steckt mitten in den Vorbereitungen für den Familienurlaub: Schon morgen soll es auf nach Italien an die Adria gehen, was sich in der Familie durch immer hektischeres Suchen von Pässen und Ähnlichem bemerkbar macht. Schließlich handelt es sich auch nicht nur um irgendeinen, sondern einen Nostalgie-Urlaub, der wirklich die ganze Familie zusammenschweißen soll.
Noch als seine Frau und ihre beiden pubertierenden Kinder zu Bett gehen, schließlich soll die Fahrt um fünf Uhr morgens beginnen, versucht Alex urlaubswichtige Vorbereitungen zu treffen – bis er schließlich mit einer Flasche Wein und dem Fotoalbum von seinem ersten Urlaub an der Adria auf dem Schoß auf dem Sofa sitz und … einschläft.
Als er plötzlich geweckt wird scheint irgendetwas verkehrt zu sein: Er wird von seiner Mutter geweckt und als dann auch noch seine Schwester Niki in einem schrillen Neonleggins-Aufzug, der ausschließlich in die 80er-Jahre-Hölle passt, in seinem Zimmer auftaucht, ist die Verwirrung bei Alex komplett. Auf die Stacheleien seiner Schwester etwas erwidern wollend setzt er an – und bringt nur noch ein Quiken heraus. Er scheint wohl doch mehr Wein getrunken zu haben, als ihm guttut.
Doch dann lässt ein Blick in den Spiegel keinen Zweifel daran, was genau hier so falsch läuft: Alex ist in seinem pickelig-pummeligen Teenagerkörper mit Oberlippenflaum gefangen. Auch das noch.
Welch ein Glück, dass es sich hier nur um einen Traum handelt…
Der vierzigjährige muss wohl über das Fotoalbum eingeschlafen sein, denn tatsächlich macht sich die Familie Klein gerade auf den Weg nach Italien an die Adria. Und zwar nicht irgendwie sondern mit drei Generationen und fünf Leuten in einem bis zum Bersten vollgepackten Ford Sierra. Auch wenn der Anblick seiner vor ein paar Jahren verstorbenen Großmutter schon ein leichter Schock ist, versucht Alex natürlich nicht vollkommen aufzufallen; auch wenn sein Gebrabbel von „Navi programmieren“ und Ähnlichem schon auf reichlich Unverständnis stößt. Eine Begebenheit, die noch für manches Missverständnis sorgen wird, wenn Euros plötzlich als eine brandneue Bonbonsorte ausgegeben werden müssen.
Jedenfalls sind die Torturen mit dem Ende der Fahrt noch längst nicht vorbei: Überall drohen Italiener Autos, Handtaschen und sonst noch alles, was nicht niet- und nagelfest ist, zu stehlen, arme Urlauber über den Tisch zu ziehen oder ihnen wenigstens mit merkwürdigem Essen den feinfühligen Magen zu verderben; zumindest aus der Sicht von Alex‘ Eltern und Großmutter…
Allerdings gibt es ohne Handy und Computer am Strand herzlich wenig zu tun, sodass sich der nicht genügend ernst genommene Alex seine Zeit am Kiosk der Berlusconi-Familie verbringt. Als einer der einzigen Deutschen Kunden in der gesamten Kiosk-Geschichte ist die Neugierde auf beiden Seiten groß. Auf Alex‘ Seite wächst sie jedenfalls noch mehr, als die schöne Maria auftaucht, die, wenn mehr Arbeit ansteht, aushilft. Da das aber nicht häufig der Fall ist, weil die Deutschen Besucher nur das deutsch anmutende Essen der Konkurrenz verspeisen, beschließt Alex seine Fähigkeiten aus der Berufswelt zu nutzen. Schon bald betreibt er mit dem auch jugendlichen Andrea Marktanalysen, um den Kiosk perfekt auf die Zielgruppe anzupassen. Irgendwie muss man es doch schaffen, mehr Kundschaft (und damit Maria) zum Kiosk zu locken.
Aber auch Niki ist völlig mit dem braun – oder besser rosa – Werden und Flirten beschäftigt.
Von da an schlittern die Kleins von einem in das nächste Abenteuer. Besonders für Alex, dem sein pubertierender Körper zu Zeiten des Oben-Ohne schwer zu schaffen macht, versprechen dies die aufregendsten Ferien zu werden. Wobei die Frage, ob er nicht vielleicht seine Vergangenheit tatsächlich ändert, noch zu klären wäre…

Es ist einfach herrlich in das „entartete Jahrzehnt“ abzutauchen und die Kleins bei ihrem Urlaubsabenteuer zu begleiten. In diesem Buch wird gekonnt mit Vorurteilen gespielt, ohne dass es zuviel und deswegen nervig oder ermüdend würde. Mich hat „In der ersten Reihe sieht man Meer“ sehr gut unterhalten, da der zweiwöchige Urlaub so humorvoll und mit etwas Selbst-Ironie und die Charaktere so genial beschrieben werden. ich konnte von der ersten Seite problemlos in die Geschichte abtauchen und mich an den „Teutonengrill“ versetzt fühlen.
Darüber hinaus ist die Geschichte wunderbar authentisch erzählt, und der flüssige Schreibstil trägt auch zum Lesevergnügen bei. Es kommt nicht soo häufig vor, dass mich das Lesen von als unterhaltsam angepriesenen Büchern wirklich zum Lachen bringt – dem für die Kluftinger-Krimis bekannten Autoren Duo Klüpfel/Kobr ist dies mit diesem Buch aber definitiv gelungen!
Auch sehr schön ist die Idee, dass jedes Kapitel nach einem 80er oder 90er Jahre Hit benannt und durch ein nostalgisches Urlaubsfoto der Autoren eingeleitet wird.

Von mir gibt es daher 5/5 eisgekühlte Sterne