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Veröffentlicht am 28.03.2019

Große Emotionen, wenig Story

Bestimmt schön im Sommer
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Der erste Blick fällt auf das tolle Cover. Es regt sofort zum Lesen an. Doch nach einer Weil muss man sich fragen, wie viel das farbenfrohe, fröhliche Design tatsächlich mit dem Inhgalt zu tun hat. Es ...

Der erste Blick fällt auf das tolle Cover. Es regt sofort zum Lesen an. Doch nach einer Weil muss man sich fragen, wie viel das farbenfrohe, fröhliche Design tatsächlich mit dem Inhgalt zu tun hat. Es bietet einen starken Kontrast zum Inneren des Buches. Vielleicht ist genau das der Punkt: die farbenfrohe Fassade verbirgt tiefe Abgründe und das wahre Wesen ist hinter einer fabrizierten Maske verborgen.

Das trifft wohl auch in gewisser Weise auf Maria zu. Obwohl ihre Maske doch eher einem Mantel der Unsichtbarkeit gleicht. Sie verbirgt sich vor anderen und ist so unauffällig, dass auch sie selbst daran zweifelt inwieweit sie tatsächlich eine Existenz in der Welt darstellt. Ihre Sorgen und Ängste sind etwas was wohl viele schon einmal selbst durchlebt haben. Jedem kommen mal Zweifel, was er wirklich auf der Welt zu suchen hat. Was ist meine Rolle? Wie kann ich mich von meiner Vergangenheit lösen? Oder habe ich vielleicht alles schon verloren bevor es richtig angefangen hat? Habe ich alles falsch gemacht?

Maria wird von mehr Problemen geplagt als man zählen kann und vor allem ihre Vergangenheit und ihre Schuldgefühle für den Tod ihrer Schwester lasten schwer auf ihren Schultern. Sie kann es nicht ertragen, jemanden um sich zu haben der sie voll und ganz akzeptiert und sie in und auswendig kennt. Sie fühlt sich nicht würdig der bedingungslosen Liebe eines anderen Menschen, schließlich kann sie sich selbst nicht lieben. Also schneidet sie sich von allem ab. Sie fühlt sich elend und allein, doch sie kann sich nicht öffnen, sie gönnt sich selbst kein Glück. Emotional ist sie abgestumpft, erscheint distanziert. Der einzige Mensch in ihrem Leben ist Eno. Doch Freundschaft mit ihr ist sehr einseitig. Es scheint mehr wie eine Strafe, ein Ersatz für die verlorene Schwester, die der Wirklichkeit so weit entrückt war, dass sie kaum noch eine Schwester war.

Die Emotionen sind grandios, Marias chaotische Psyche ist eindrucksvoll dargestellt und der Schreibstil verkauft ihre Einsamkeit so glaubhaft, dass der Leser sie beinahe spüren kann. Auch wenn ihre Handlungen nicht unbedingt rational sind und es schwer fällt, diese zu verstehen, versteht man doch, wer Maria ist.

Das Ende hat mich zunächst irritiert. Denn es gibt kaum eines. Doch je mehr ich darüber nachdenkke, desto verständlicher wird es. Es passt perfekt zu Maria als Figur. Und es ist definitiv kein glückliches Ende, doch es bringt Hoffnung. Noch hat Maria ihre Vergangenheit nicht zurücklassen können. Doch sie kehrt zurück nach Deutschland und vielleicht wird sie nun endlich Maria sein. Nicht Adela, einfach sie selbst. Wer das ist weiß sie selbst nicht so genau. Doch es ist ein Anfang. Sie wird auch ihre Familie wieder besuchen werden.

Was ich ein wenig kritisieren muss ist wohl die Anordnung der Kapitel. Es ist wirklich verwirrend, was wann passiert. Und der Titel. Er wird in dem Buch eingebunden in einer Art und Weise die so unspektakulär ist, wie sie wohl irgend sein könnte. Doch ich sehe auch einen gewissen Sinn dahinter. Vielleicht kehrt Maria noch einmal im Sommer in die spanische Heimat zurück. Sie entdeckt die Wunder der Gegend aufs Neue un kann endlich einen Neuanfang starten. Dafür sthet das Motiv des Sommers in meinen Augen. Für Neuanfang. Maria muss es nur mal bis zum Sommer durchhalten, dann wird es wieder besser werden. Wenn sie sich zurücklehnt, die Sonne im Gesicht, werden die Sorgen abfallen und sie kann endlich weitermachen, alles hinter sich lassen.

Insgesamt ist es eine bewegende Geschichte von innerlicher Zerrissenheit und dem Kampf gegen sich selber. Die Vergangenheit wirft noch immer große Schatten auf die Gegenwart und vielleicht, wenn der Sommer kommt und die Sonne im Zenit steht, wird sich der Schatten verziehen und das Licht fällt auf das, was wirklich wichtig ist.

In diesem Buch geht es nicht um Action oder spannende Handlung. Es geht um Gefühle und deren Darstellung. Und die ist der Autorin hervorragend gelungen.

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Veröffentlicht am 04.02.2019

Vielversprechender Thriller mit schwacher Auflösung

Anatomie eines Skandals
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"Anatomie eines Skandals" von Sarah Vaughan behandelt den fiktiven Fall des Politikers James Whitehouse. Er hat eine Bilderbuchfamilie mit Ehefrau und zwei Kindern und ist zudem noch der beste Freund des ...

"Anatomie eines Skandals" von Sarah Vaughan behandelt den fiktiven Fall des Politikers James Whitehouse. Er hat eine Bilderbuchfamilie mit Ehefrau und zwei Kindern und ist zudem noch der beste Freund des Premierministers. Sein Leben könnte kaum perfekter sein. Doch als die Presse Wind von seiner Affäre mit einer Arbeitskollegin bekommt und diese ihn auch noch der Vergewaltigung beschuldigt bricht diese Welt zusammen.

Im Fokus des Romans stehen James' Frau Sophie, sowie die Kronanwältin Kate Woodcroft. Diese hat mit einer schweren Vergangenheit zu kämpfen und zeigt großes Interesse, als der Fall Whitehouse auf ihrem Schreibtisch landet. Dieses Interesse wird zu dem beinahe zwanghaften Streben, James hinter Gitter zu bringen.

Sophie ihrerseits hat mit sich selbst zu kämpfen. Zunächst ist sie felsenfest entschlossen, standhaft an der Seite ihres Mannes zu bleiben und eine vereinte Front zu präsentieren. Doch mit der Zeit mehren sich die Zweifel und sie muss eine Entscheidung treffen. Vertraut sie James, dass er die Wahrheit sagt?

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen, wobei in der Vergangenheit das Leben von Holly eingängig beleuchtet wird. Diese scheint zunächst nichts mit den Geschehnissen zu tun zu haben und es ist erst später, als bereits bekannte Charaktere auftauchen, dass der Leser die Zusammenhänge erahnt.


Das Grundgerüst der Story hat großes Potential, ein Bestseller zu werden. Doch wer auf einen spannenden Politthriller gehofft hat, wird leider bitter enttäuscht. Beim Versuch Spannung aufzubauen, indem sie die Vergangenheit zu verschleiern versucht, hat die Autorin leider ein paar Logiklöcher in das Buch eingebaut, die durchaus vermeidbar gewesen wären. Denn so sehr sie die Vergangenheit der Charaktere zunächst auch totschweigt, einem aufmerksamen Leser wird Hollys wahrer Zusammenhang mit der Geschichte schnell klar. Und diese Auflösung war wahrlich enttäuschend. Denn umso mehr man liest, desto unschlüssiger wird diese Verbindung.

Um die Vergangenheit wird ein riesen Wirbel gemacht, doch als enthüllt wird, was vorher als unsagbar tragisches Ereignis dargestellt wurde, muss man sich als Leser fragen, warum zuvor so übertrieben wurde. Diese großen Enthüllungen, auf die das Buch hinarbeitet, statt sich mehr mit dem Gerichtsprozess zu befassen, sind nicht nur unspektakulär sondern werden auch viel zu oberflächlich behandelt.

Während der Schreibstil mich zunächst wirklich überzeugte, war er doch nicht annähernd gut genug, um die anderen Makel des Romans zu kaschieren. Mein größtes Problem, neben der Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, ist die Darstellung der Charaktere. Nicht eine der Personen war mir nach einiger Zeit auch nur noch annähernd sympathisch. Sophie tat mir zu Beginn Leid, doch ihre inkonsequenten Handlungen und plötzlichen Meinungsänderungen machen sie sehr unglaubwürdig.

Kate hingegen bleibt ihren eigenen Moralvorstellungen nicht im Ansatz treu und sie vergrault nicht nur jeden um sich herum, sondern auch den Leser, als sie nach der Enthüllung ihrer Vergangenheit ein völlig anderer Mensch zu sein scheint, als zu Beginn des Buches. Sie macht genau wie die anderen Protagonisten 180°-Wendungen, die vollkommen unrealistisch sind.

Und damit kommen wir zu James. Er ist zunächst undurchsichtig und darauf versessen, gegenüber jedem, auch seiner Frau seine Unschuld zu beweisen. Doch nachdem einige Dinge ans Licht kommen ändert sich das vollkommen. Er wird noch unsympathischer und hält sich auf einmal für unantastbar. Seine Vergangenheit mit dem Premierminister ist noch unspektakulärer als die von Kate und rechtfertigt nicht, warum dieser ihm scheinbar auf ewig etwas schuldig sein wird.

Zuletzt bleibt noch Olivia, James' Affäre. Zu ihr kann ich kaum etwas sagen, da wir ihre Sichtweise nie geschildert bekommen. Ihre Person, sowie das, was tatsächlich mit ihr und James passiert ist bleiben bis zum Ende schwammig und ihre Reaktion auf den Ausgang des Prozesses ist nicht existent. Sie hätte die eine Person sein können, die dieser Geschichte nicht nur mehr Glaubwürdigkeit sondern auch mehr Sympathie schenkt. Doch aus irgend einem Grund hat die Autorin sich dagegen entschieden auch aus Olivias Sicht zu schreiben.


Alles in allem fand ich den Roman unglaublich enttäuschend, da ich mir von der Story viel versprochen habe. Doch die Geschichte ist in sich absolut nicht schlüssig und die Charaktere sind nicht nur unrealistisch sondern auch vollkommen unsympathisch. Die zugrunde liegende Idee hätte mit einem anderen Ansatz jedoch zu einem tollen Politthriller werden können. Es ist wirklich schade, dass es anders gekommen ist.

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