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Veröffentlicht am 27.11.2016

Ein starker zweiter Band!

Elias & Laia - Eine Fackel im Dunkel der Nacht
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Elias und Laia – Eine Fackel im Dunkel der Nacht
Hinweis: es handelt sich nachfolgend um die Rezension zum zweiten Band der Reihe. Die Rezension enthält daher Spoiler für all jene, die Band 1 noch nicht ...

Elias und Laia – Eine Fackel im Dunkel der Nacht
Hinweis: es handelt sich nachfolgend um die Rezension zum zweiten Band der Reihe. Die Rezension enthält daher Spoiler für all jene, die Band 1 noch nicht gelesen haben.

Worum geht es?
Laia gelingt es nur mit Müh und Not, Elias in allerletzter Sekunde vor der Hinrichtung zu bewahren. Im Gegenzug sichert er Laia zu, ihr bei der Befreiung ihres Bruders Darin aus dem berüchtigten Martialengefängnis in Kauf zur Seite zu stehen.

Doch ihre Flucht steht unter keinem guten Stern. Bereits in den düsteren Tunneln von Schwarzkliff erwartet sie mehr als nur eine böse Überraschung. Zudem liegt zwischen ihnen und Kauf ein gefährliches Wüstengebiet, dank eines hohen Kopfgeldes ist das gesamte Imperium ihnen auf den Fersen, während die Arglist der Kommandantin keine Grenzen kennt und die Unruhen zwischen den Kundigensklaven und dem Imperium weiter Aufwind erhalten.

Gejagt werden Elias und Laia von niemand geringerem, als dem Blutgreif selbst. Und wer könnte Elias besser durchschauen, als Helena Aquilla, dem Reich “getreu bis zum Ende” ergeben?

Meine Meinung

Meine anfängliche Skepsis dem Buch gegenüber war völlig unbegründet. Ich hatte angenommen, “Elias & Laia – die Herrschaft der Masken” sei ein Stand-alone und hatte daher Sorge, dass auf Grund des Erfolges von Band eins einfach nur schnell eine Fortsetzung hinter her geschoben wurde. Papperlapapp! Dem ist ganz klar nicht so!

Schnell wird nach dem Einstieg in das Buch klar – die Story hat Hand und Fuß und ist alles andere als langweilig. Sabaa Tahir setzt das Geschehen exakt an jener Stelle fort, an der Band eins endete. Somit wird der Leser postwendend wieder in das Geschehen hinein katapultiert. Viel Zeit zum Luftholen bleibt nicht. Auf ihrer Flucht, aus Schwarzkliff müssen sich Elias und Laia fortwährend neuen Herausforderungen stellen.

“Angst ist ein weiser Ratgeber – sie wird uns am Leben halten.” (Kapitel IV: Elias)

Geschickt verwebt Tahir die Handlungsstränge der jeweiligen Akteure miteinander, deren innere und äußere Konflikte maßgeblich zum Spannungsbogen beitragen und für mich persönlich das i-Tüpfelchen der Story darstellten.

Stärker noch als in “Die Herrschaft der Masken” liegt der Fokus auf der Entwicklung der einzelnen Charaktere. Jedes Kapitel wird abwechselnd aus Sicht von Elias, Laia und Helena erzählt, so dass der Leser nicht nur einen tieferen Einblick in deren Sichtweisen, sondern vor allem auch in deren Beweggründe erhält.

“Wem getreu? Meiner Familie? Dem Imperium? Meinem eigenen Herzen? Verflucht sei mein Herz in der Hölle.” (Kapitel V: Helena)

Sie alle haben unterschiedliche Antriebsmotive, die zwangsläufig zu Konflikten führen. Insbesondere Helenas Zerrissenheit zwischen Ihrer Treue zum Imperium und ihrer Freundschaft zu Elias drohen nicht nur sie, sondern dank der Grausamkeit des Imperators Marcus, auch ihre Familie zu spalten. Helenas Zweifel und Gewissenskonflikte sind geradezu ansteckend, ihre Ambivalenz mit jeder Zeile fast körperlich spürbar, so dass ihr eigenes Unbehagen beim Schmökern des Buches auf den Leser übergeht.

“Das Schlachtfeld ist mein Tempel. Die Klinge mein Priester. Der Todestanz mein Gebet. Der Todesstoß meine Erlösung. Ich bin nicht bereit für die Erlösung. Noch nicht. Noch nicht.” (Kapitel XLIX: Elias)

Während Elias und Laia verzweifelt versuchen nach Kauf zu gelangen, um dort Darin, Laia’s Bruder zu befreien, erwächst aus dem anfänglichen Aufruhr der Kundigenrebellen eine Revolution. Sie haben die Rechnung allerdings ohne die grausame Kommandantin gemacht, die mit aller Macht und Brutalität zurückschlägt. Hier verschönert Sabaa Tahir nichts, sondern spiegelt deutlich die Schrecken, die Unmenschlichkeiten eines solchen Regimes wieder. Ich war mehr als einmal geschockt von der Rohheit, der Härte des Buches. Ich frage mich einerseits, ob solch beklemmende Szenen wirklich notwendig sind, während ich gleichzeitig glaube die Intentionen Tahirs dahinter verstehen zu können, denn in vielen Ecken unserer Erde ist dies durchaus Realität.

Es ist beim Lesen als Hintergrundinformation interessant zu wissen, dass Sabaa Tahir lange als Redakteurin bei der Zeitung “Washington Post” arbeitete und sich vor allem mit dem Nahen Osten beschäftigte. Laut Aussage von Bastei Lübbe “wollte sie eine Geschichte erzählen, die die Gewalt in unserer Welt abbildet.” Letzteres denke ich, ist ihr mit Elias und Laia gelungen.

“Du bist mein Meisterwerk, Helena Aquilla, doch ich habe erst angefangen. Wenn du überlebst, wirst Du eine Macht sein, mit der in dieser Welt zu rechnen sein wird. Aber zuerst wirst du zerstört. Zuerst wirst du gebrochen.” (Kapitel XXXI: Helena)

Mein ganz persönlicher, kleiner Kritikpunkt: die Formulierungen, die Sprachwahl könnten etwas “runder” sein, etwas komplexer. Die Wortwahl ist mitunter eher einfacher gehalten bzw. das Potential hinsichtlich der Ausdrucksweise könnte mehr ausgeschöpft werden. Ich weiß allerdings nicht, ob es am Schreibstil von Tahir liegt oder aber an der Übersetzung. Es ist auch überhaupt nicht ausschlaggebend und tut weder der Geschichte noch der Lesefreude Abbruch – nur hier oder da wäre ein noch flüssiger Sprachgebrauch das Sahnehäubchen auf dem Buch gewesen.

Anmerkung: als Rezensionsexemplar lag mir die eBook Variante vor. Gelesen habe ich sie auf dem Kindle. Nur leider hat sich das eBook nie die letzte Seite gemerkt, auf der man gerade war und wenn man das eBook gewohnheitsmäßig zuklappte, musste man später die aktuelle Stelle neu heraussuchen. Zum Glück gibt es Lesezeichen

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