Cover-Bild Roman Scheidl – Die verdichtete Zeit | Compressing time
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Bibliothek der Provinz
  • Themenbereich: Kunst
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 128
  • Ersterscheinung: 17.03.2015
  • ISBN: 9783990284391
Roman Scheidl

Roman Scheidl – Die verdichtete Zeit | Compressing time

Radierungen | Etchings 1969–1983
Roman Scheidl kam 1949 auf die Welt, nur vier Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als Wien noch teilweise in Trümmern lag. Doch Krieg ist nicht beendet, wenn die Gefangenen heimkehren oder die Politik es verkündet, Krieg verheilt ganz langsam. Und so traf die Atmosphäre der verlorenen und zerstörten Welt auch die Kinder der 1950er Jahre und prägte sie auf unterschiedlichste Weise. Roman Scheidl entschied sich für den künstlerischen Weg.

Es entstanden Radierungen, die den Umbruch der Zeit zwischen dem Abbruch der zerstörten Häuser und dem Wiederaufbau der Stadt in eindrucksvollen Darstellungen erfassten.

Doch es ging nicht um die Schilderung der Zerstörung, es ging vielmehr um einen Schnitt durch Zerstörung, Verwundung und die Folgen auf materieller und psychischer Ebene. Es ging auch nicht um Flucht ins Phantastische oder Skurrile, wohin man das Schreckliche verbannen konnte. Das Beklemmende an den Schilderungen Roman Scheidls war das Gesehene, das Erlebte und das Mögliche.

Bereits kurz nach Abschluss seines Studiums 1975 wurde Scheid – damals erst 26 Jaher alt – eingeladen gerade diese Arbeiten unter dem Titel „Hauseinsturz“ in der Albertina zu zeigen. Auch der Direktor der Albertina – in diesen Jahren Walter Koschatzky – hatte die Erlebnisse des Krieges noch in lebhafter Erinnerung. (…)

Schon in seiner ersten Ausstellung 1976 überraschte Scheidl mit seiner Arbeit „Hauseinsturz“, die bereits den Weg wies. Eingestürzte Häuser waren nicht bloß eingestürzt, sie waren bereits zur Baustelle eines anderen Gebäudes geworden. Eisenstangen ragen aus dem aufgebrochenen Mauerwerk, gerade und wie vom Reißbrett bestimmt. Körperlich und geistig behinderte Wesen lungern auf den Absätzen. Prophetisch erscheint im Hintergrund die Ansicht des Himeji Palastes in der Nähe von Kyoto.

In den folgenden Jahren sollten ihn Reisen zu den Tempeln der japanischen Vergangenheit führen und ihm den Weg zu asiatischen Denkweisen zeigen. Auch Zitate europäischer Kunstgeschichte tauchen immer wieder auf – Rembrandt, Bruegel oder Goya kreuzen seinen Weg, Nahes und Fernes verschmelzen.

Erst viel später sollte sich zeigen, dass alles hier schon angelegt war, um nach und nach zum Vorschein zu kommen. Rückblickend wirken diese frühen Arbeiten wie Parameter von Zerstörung und Wiederaufbau dieser Zeit…

(Veronika Birke)

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