Reitkunst, die heilt — Alt trifft Neu und es passt
Wer ein Buch sucht, das Tradition und Wissenschaft nicht gegeneinander ausspielt, sondern wie zwei gut gelaunte Alte Herren zusammen an einen Tisch setzt, wird hier fündig. Sonja Leitenstern serviert keine ...
Wer ein Buch sucht, das Tradition und Wissenschaft nicht gegeneinander ausspielt, sondern wie zwei gut gelaunte Alte Herren zusammen an einen Tisch setzt, wird hier fündig. Sonja Leitenstern serviert keine trockene Therapie-Anleitung, sondern einen Rundumschlag aus jahrhundertealter Reitkunst und aktuellen sportwissenschaftlichen Befunden — und zwar so, dass sogar der Stallbesitzer, der lieber mit Händen als mit Fachbüchern redet, hängenbleibt. Praktische Trainingspläne treffen auf sensible Beobachtungen: Kraft statt Zwang, Aufbauen statt Brechen. Genau das, was man braucht, wenn das Pferd älter wird oder schon ein bisschen angeschlagen ist.
Zwischen Ernährungsempfehlungen und Mikronährstoff-Therapie gibt es keine Belehrungen, nur klare Vorschläge — individuell und nachvollziehbar. Schön: Keine Universalrezepte, sondern Anleitungen, die man an den eigenen Vierbeiner anpasst. Die Übungen sind präzise beschrieben, mit Blick auf Pferdealter, Typ und Ausbildungsstand. Manche Passagen lesen sich fast wie ein Gespräch mit einer erfahrenen Reitlehrerin, andere sind fast wissenschaftlich und doch so geerdet, dass sie sofort in die Stallpraxis passen.
Kleiner Schmunzler am Rande: Beim letzten Kapitel herrschte Ruhe im Stall — bis die beiden großen Pferdekinder neugierig die Seiten inspizierten und fanden es sehr interessant. Ein paar Fachbegriffe hätten noch ein Glossar vertragen, und manches Kapitel bleibt bewusst offen, weil Pferde nun mal keine Maschinen sind. Trotzdem: Wer sein Pferd verstehen und langfristig gesund halten will, bekommt hier ein liebevolles, fundiertes und praktisches Kompendium. Herzblut trifft Verstand — Empfehlung klar ausgesprochen.