Nahbare Charaktere, die Fehler machen
In „The Rise of Daisy“, der Debüt Roman von Stefanie Hepska begleiten wir Aurelie und Emil. Beide arbeiten in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung in der Pflege. Aurelie fängt gerade dort an ...
In „The Rise of Daisy“, der Debüt Roman von Stefanie Hepska begleiten wir Aurelie und Emil. Beide arbeiten in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung in der Pflege. Aurelie fängt gerade dort an und ist sehr glücklich mit ihrem neuen Job. Und eigentlich dachte sie, sie sei auch sehr glücklich in ihrer Beziehung...
Besagtes Heim und Setting des Romans ist übrigens die Oberlausitz, was ich super spannend fand.
Stefanies Schreibstil lässt sich angenehm lesen. Schnell und klar und nicht zu verschnörkelt, so dass man nicht ständig Sätze mehrfach lesen muss.
Manche Wiederholungen fand ich dann allerdings etwas zu Häufig, zum Beispiel, wenn eine WhatsApp-Nachricht bereits für sich alleine sprechen könnte (weil abgedruckt für uns Leser), der Inhalt dann aber direkt nochmal mündlich von einer der Figuren wiedergegen wird. Auch manche Ausdrücke waren mir persönlich etwas zu Umgangssprachlich, aber das beides ist sicherlich Geschmackssache.
Was mich wirklich sehr kalt erwischt hat, war der erste Teil der Story an sich.
Aufgrund des Klappentextes und Covers, hätte ich niemals mit einer so intensiven, toxischen ersten Hälfte des Buches gerechnet. Ich hatte, ganz ehrlich, eine eher leichtere Geschichte erwartet über eine Frau die sich aus einer schwierigen Beziehung löst und sich neu verliebt.
Das hierbei schwere psychische Gewalt vorkommt, hat mich (trotz der Content Warnung) ziemlich mitgenommen. Ist auch einfach nicht mein bevorzugtes Genre (wie gesagt, durch Cover und Klappentext wäre ich nicht drauf gekommen).
Ich bin aber wirklich froh, dass ich weitergelesen habe. Aurelies Entwicklung hat mir sehr gut gefallen, und ab der zweiten Hälfte konnte mich das Buch richtig mitnehmen. Es war schön zu sehen, dass die Figuren Zeit hatten, sich zu entwickeln – und nicht einfach nach dem Motto „zack, zusammen und Happy End“.
Hier und da gab es auch in der zweiten Hälfte Szenen die mich haben stutzen lassen, vor allem das Handeln von einigen Charakteren, aber das lässt sie auch irgendwie nur menschlicher wirken. Keiner ist hier der reine, strahlende Held/die Heldin in weißer Rüstung.
So haben die Figuren Ecken und Kanten und auch definitiv ihre Fehler und diese reflektieren sie (zum Teil) auch.
Ein bisschen mehr Bernie-Action hätte ich mir persönlich noch gewünscht. ;)
Besonders gut fand ich, dass das Thema Arbeit mit Menschen mit Behinderung mit im Fokus steht. Wie Stefanie selbst mal auf Instagram geschrieben hatte: Das kommt wirklich viel zu selten in Romanen vor.
Es war richtig schön soziale Arbeit im Buch wiederzufinden!
Alles in allem haben wir hier ein schönes Erstlingswerk einer Autorin, die mit Herzblut dabei ist und von der ich hoffe, dass sie noch den ein oder anderen Roman schreiben wird.