Strategien des Ersten Weltkriegs (AT)
Luther im Fronteinsatz
Das Buch schildert zunächst Deutschlands ideologische Grundannahmen für die Rechtfertigung des Krieges, konzentriert in den »Ideen von 1914«. Diese feierten das kriegerische Einheitserlebnis der im 19. Jahrhundert immer noch tief gespaltenen Nation. Sie stellten die Freiheit des puren Egoismus auf Seiten der Kriegsgegner gegen die deutsche Freiheit, dem Ganzen zu dienen. Diese »Ideen« kontrastierten die »oberflächliche Zivilisation« der Franzosen und Engländer mit der »tiefen Innerlichkeit« der Deutschen; sie stellten die nur auf Kommerz ausgerichtete Mentalität der Franzosen und Engländer gegen die »tiefe Bildung« der deutschen Soldaten und Ähnliches. Für alle diese Wesenzüge suchte man Eideshelfer in der deutschen Geschichte und stieß vor allem auf Martin Luther: auf seine einheitsstiftende Tat der Bibelübersetzung, auf seine Grundannahme von der Freiheit eines Christenmenschen, die gleichwohl ein permanentes Dienen impliziert. Man rühmte die Bildung der deutschen Soldaten und den Reformator als eigentlichen Schöpfer der deutschen Bildungsidee. Man feierte seine Abwendung vom äußerlichen Pompwesen des Papstes hin zur Innerlichkeit eines unmittelbaren Gottesbezugs. ...