Zu fragmentarisch
Auf diesen Roman war ich lange Zeit sehr gespannt. Die Geschichte verspricht viel. Eine mögliche Welt in der nicht ganz so fernen Zukunft, in der Russland (mal wieder) zerbrochen ist und vom Adel geführt ...
Auf diesen Roman war ich lange Zeit sehr gespannt. Die Geschichte verspricht viel. Eine mögliche Welt in der nicht ganz so fernen Zukunft, in der Russland (mal wieder) zerbrochen ist und vom Adel geführt wird. Außerdem existiert noch das Land Telluria, in welchem es die Droge Tellur gepresst in Nägeln gibt, welche den Konsumenten direkt ins Gehirn gehämmert werden. Soweit so interessant.
Der Roman ist aber dann gar nicht so romanhaft wie erwartet. In 50 (!) Kapiteln werden collagenhaft und hochfragmentarisch Szenen aus dieser Welt, in der es auch Zwerge und Riesen gibt, der Leserin hingeworfen. Wenn der Verlag im Klappentext schreibt: "... entfaltet Sorokin ein Feuerwerk der Genre und Stile, von Märchenton und orientalischer Poesie bis zur Live-Reportage, von Marco Polo bis Viktor Pelewin." trifft er ausnahmsweise mal komplett ins Schwarze. Vor dem Lesen dachte ich diese beispielhaften Genre treten neben dem erzählten Plot auf. Aber nein, der gesamte Roman besteht daraus. Die skurilsten, häufig völlig zusammenhangslosen Situationen werden geschildert. Auftretende Personen wechseln mit jedem Kapitel. So entsteht zwar nach und nach ein Bild von dieser Fantasie-Welt, Interesse kann das alles aber nicht wecken. Spätestens ab Kapitel 14, in dem 20 cm kleine Zwerge als lebende Vibratoren von Adligen Frauen und Männern genutzt werden, bin ich gedanklich ausgestiegen. Zugegebenermaßen habe ich den Rest des Buches nur noch überflogen. Vielleicht ist mir dabei der tiefere Sinn des Ganzen entgangen.
Mich konnte das Buch mit dem auf den ersten Blick interessanten Thema nicht fesseln. Absurde Szenen wechseln sich ab, bieten sicherlich den ein oder anderen satirischen Moment. Insgesamt jedoch eine Lektüre, die ich mir gern erspart hätte.