Cover-Bild An den Ufern der Seine
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14,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Klett-Cotta
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 512
  • Ersterscheinung: 06.10.2020
  • ISBN: 9783608983814
Agnès Poirier

An den Ufern der Seine

Die magischen Jahre von Paris 1940 - 1950
Monika Köpfer (Übersetzer)

Vor dem Hintergrund weltgeschichtlicher Verwerfungen erlebt Paris in den Jahren 1940 bis 1950 seine Wiedergeburt: Mit großer Erzählkunst lässt Agnès Poirier den Flair und das geistig-künstlerische Leben in einer der aufregendsten Metropolen der Welt lebendig werden. Ein unvergleichlich inspirierendes Porträt einer ganzen Epoche, deren Errungenschaften unser Dasein und Lebensgefühl bis heute revolutionieren.

Im besetzten und im befreiten Paris trafen sich während und nach dem Zweiten Weltkrieg die kreativsten Köpfe, die originellsten Stimmen und die leidenschaftlichsten Selbstdarsteller ihrer Generation. Sie brachen mit dem kapitalistischen System und errichteten eine antibürgerliche Gegenwelt. Bei Absinth, Pastis und Ersatzkaffee mit Sacharin fragten sie sich im Café de Flore: Wer bin ich? Wie können wir überleben? Wie wollen wir leben? Jetzt, heute, morgen, überhaupt. Mit unwiderstehlichem Charme und großer Sachkenntnis erzählt Agnès Poirier von den menschlichen Dramen, die die Entstehung großer Werke der Kunst und Literatur begleiteten: In dem magischen Jahrzehnt zwischen 1940 und 1950 wagten es de Beauvoir, Sartre, Giacometti, Picasso, Beckett, Koestler u.v.a., radikal anders zu denken, zu handeln, zu leben.
Was sie damals intellektuell und künstlerisch entfalteten, prägt noch heute unser Denken und unsere Lebensweise und beeinflusst uns bis in die Art, wie wir uns kleiden und uns geben. Agnès Poirier entführt uns mitten hinein in eine Stadt mit all ihren Leidenschaften, menschlichen Tragödien und künstlerischen Triumphen.

»Paris ist eine mythische Stadt, und fast keine Periode ist reicher an Mythen als das Jahrzehnt, das Agnès Poirier in ihrem ausgezeichneten Buch entfaltet.«
Daily Telegraph

»Agnès Poiriers umfangreiches Porträt, das die „magischen Jahre“ „An den
Ufern der Seine“ schildert, ist [...] keine Studie über Sartre oder die
Seine, sondern letztlich eine kaum verschleierte Liebeserklärung an
Simone de Beauvoir. In Abwandlung eines berühmten Sartre-Titels lässt
sich Poiriers Gelungene Geste so resümieren: Der Existenzialismus ist
ein Feminismus«
Eckhart Goebel, Die Welt, 20.04.2019

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Veröffentlicht am 12.04.2020

Dies soll ein Sachbuch sein?

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Leute, dies ist allerspannendste hochprozentigste Kulturgeschichte! Poirier stellt uns ein Buch vor, das sich schwer in eine Schublade fassen lässt. Einerseits Geschichte: wie Paris kurz vor dem Ausbruch ...

Leute, dies ist allerspannendste hochprozentigste Kulturgeschichte! Poirier stellt uns ein Buch vor, das sich schwer in eine Schublade fassen lässt. Einerseits Geschichte: wie Paris kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war, wie es sich während des Krieges durchgerungen und –gedrungen hat, und die Jahre des Aufschwungs nach dem Krieg. Das ist aber eine Facette. Das andere sind die vielen französischen und internationalen Schriftsteller, Maler, Bildhauer, Philosophen, Journalisten, Mäzenen, Verleger, Regisseure, Sänger, Schauspieler die gerade in diesen Jahren ihre höchste Schaffensphasen hatten, und wie sie die Jahre der Besatzung und die Fünfziger Jahre gelebt und gewirkt haben und dadurch die Mitte des vergangenen Jahrhunderts geprägt haben. So erfahren wir vom Schicksal Simone de Beauvoirs, der Schriftstellerin und Philosophin, ihrem Partner Jean-Paul Sartre, ebenfalls Philosoph und Literat, Albert Camus, Literaturnobelpreisträger, genau wie Sartre, Jean Marais, dem Schauspieler oder der Chansonsängerin Juliette Gréco und vielen vielen anderen die Paris intellektuell und künstlerische zur Welthauptstadt der Kultur gemacht haben.
Das Buch ist nicht nur ein Denkmal für all die Künstler, die in Paris während der Besatzung ausgeharrt haben, sondern zugleich eine Hommage an all jene, die im Stillen Kopf und Kragen riskiert haben, um die Kultur Frankreichs zu retten. So lernen wir Jaques Jaujard kennen, der als Direktor der staatlichen Museen Frankreichs die Kunstschätze in den staatlichen Museen vor dem Raub der Nazis geschützt hat. Was aber das Buch zusätzlich so interessant macht, ist die Anerkennung jener wenigen Deutschen, die dazu beigetragen haben, Paris zu retten. Wenn Franz von Wolff Metternich, als Leiter des Kunstschutzes im besetzten Frankreich seine Mission anders verstanden hätte, wäre wohl das Schicksal der Mona Lisa ein anderes gewesen. Jaujard und Metternich retteten die Kunstschätze in einem Pakt ohne Worte. „Sie waren allein der Kunst und der Menschheit verpflichtet“.
Wir erfahren auch von Kollaborateuren, jenen Franzosen die sich entschieden hatten, mit der Petain-Regierung in Vichy und den Nazis in Berlin zusammen zu arbeiten. Aber wenige nur wissen, dass viele das nur zum Schein taten, im Geheimen vielen Flüchtlingen und Juden halfen, den Nazischergen zu entkommen. So zum Beispiel der Journalist Jean Luchaire der zwar mit Otto Abetz befreundet war, dem deutschen Botschafter in Paris. Aber beide, Luchaire und Abetz halfen heimlich Menschen in Not. Seine vielleicht berühmteste Sekretärin, die junge Simone Signoret ahnt freilich davon nichts. Sie kündigt ihm und droht ihm sogar mit der Hinrichtung nach dem Krieg wegen Hochverrat.
Ein anderes Beispiel einer Schein-Kollaboration bietet das Verlagshaus Gallimard. Drieu la Rochelle ist der „Hausfaschist“ von Gallimard, ein überzeugter Anhänger der nationalsozialistischen Ideologie. Gaston Gallimard benützt einerseits Drieu la Rochelle als Aushängeschild für die deutschen Besatzer und druckt entsprechenden antisemitischen und faschistischen Schund und andererseits Werke von Simone de Beauvoir, Jean-Paul Sartre, Albert Camus, James Joyce, Paul Claudel, Iwan Turgenjew, Raymond Queneau, Paul Morand und sogar Louis Aragon, einen Kommunisten, Mitglied der Résistance, zu veröffentlichen. Jean Paulhan, Lektor bei Gallimard, betreut diese Veröffentlichungen, gründet mitten in Gallimard-Verlagshaus eine Résistance-Zelle und versteckt in seinem Büro eine Vervielfältigungsmaschine für Flugblätter. Gerhard Heller, zuständig von deutscher Seite aus für sämtliche Veröffentlichungen in Frankreich liebt Literatur über alles, empfindet eine wahre Abscheu, die von den Nazis indexierten Bücher zu verbrennen. Dass so viele progressive liberale und linksgerichtete Schriftsteller in Frankreich die Zeit der Besatzung überlebten, ist auch Hellers stillschweigendes und vergessenes Verdienst.
Das Buch ist großartig. Geschichtsbuch und Who’s Who zugleich, lässt man es nur aus der Hand um in anderen Werken zusätzliche Einzelheiten über die Persönlichkeiten und ihre Werke nachzuschlagen.
Chapeau, Mme Poirier!

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