Cover-Bild Identitätskrise
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: hanserblau in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Soziale und ethische Themen
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 23.10.2023
  • ISBN: 9783446273917
Alice Hasters

Identitätskrise

Wer Bestsellerautorin Alice Hasters in ihrem neuen Buch in den Kaninchenbau der Identitätskrise folgt, wird die Welt mit anderen Augen sehen – und sich selbst auch

Wir sind klimabewusst. Wir haben eine Erinnerungskultur. Freiheit und Frieden sind westliche Tugenden. Das erzählen wir uns über uns selbst und über die Gesellschaft, in der wir leben. Doch diese Geschichte stimmt nicht ganz, oder?
Wir kaufen in Sweatshops hergestellte Kleidung, schrecken vor unserer Familiengeschichte zurück, und in unserer Gesellschaft grassieren Rechtsradikalismus und Polizeigewalt. Unsere Selbsterzählung stimmt nicht mit der Realität überein. Kein Wunder also, dass wir in einer Identitätskrise stecken.
Es ist Zeit, sich dieser Identitätskrise zu stellen und herauszufinden, wer wir wirklich sind, sagt Alice Hasters – denn nur so können sich Menschen und Gesellschaften verändern.

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei nessabo in einem Regal.
  • nessabo hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.08.2024

so wichtig!

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In den letzten Wochen habe ich „Identitäskrise“ von Alice Hasters gelesen (& geliebt) und fand es aktueller denn je.
Ich kann euch dieses Buch wirklich nur ans Herz legen und empfehlen und dachte, bevor ...

In den letzten Wochen habe ich „Identitäskrise“ von Alice Hasters gelesen (& geliebt) und fand es aktueller denn je.
Ich kann euch dieses Buch wirklich nur ans Herz legen und empfehlen und dachte, bevor ich euch mit meinen Worten überzeugen möchte, lasse ich ein paar Zitate für sich sprechen:

„Aber wenn wir Veränderung wollen, dann müssen wir durch den dunklen, engen, gruseligen Kaninchenbau namens Iden-titätskrise.“
🩷
„Und 1933 hat Hitler die Macht nicht einfach ergriffen, ihm wurde die Macht übergeben. (…) Mit dem Wort »Befreiung« übernehmen die Deutschen eine Opferperspektive, die ihnen nicht zusteht.“
🖤
„Ich möchte keine Gesellschaft, die denkt, dass sie schon alles weiß, sondern eine, die daran glaubt, dass sie noch etwas zu lernen hat, von- und miteinander. Nennt mich naiv, aber ich glaube, dass das friedensstiftender ist als internationaler Handel.“
🩷
„Eine Entscheidung gegen Seenotrettung mag vielleicht hinauszögern, dass wir unser Leben umgestalten müssen. Doch es ist auch die Entscheidung, Menschen sterben zu lassen.“
🖤
„Medien und Politik zerbrechen sich den Kopf darüber, wie sie rechte Wählerinnen ansprechen können, und haben oft Angst davor, »zu links« zu wirken. Umgekehrt wird diese Sorge selten geäußert.“
🩷
„Doch im Laufe des Krieges kam heraus, dass die USA Menschenrechte gleichzeitig aufs Übelste verletzten.
Indem US-amerikanische Soldat
innen nämlich unschuldige Zivilis innen töteten und Gefangene folterten.“
🖤
„Nach dem 9. September war es falsch, sich gegen den Westen zu stellen. Denn natürlich, selbstredend, war ich gegen Terrorismus. Jedoch kam es mir auch falsch vor, den Westen zu verteidigen.“

Wie ihr seht: eine riesen Spannweite an Themen, aber alle passend zu dem Gedanken Hasters, dass die Welt (besonders der Westen) eine Identitäskrise durchlebt und bewältigen muss. Dabei werden alle Themen des 20. Jahrhunderts bis heute angesprochen und gut ins Thema eingegliedert und erklärt.

(Mal wieder) ein tolles Buch von Alice Hasters, Dankeschön!! 🩷🖤🩷🖤🩷

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Veröffentlicht am 23.04.2025

Verständlicher Gedankenanstoß rund um einen gesellschaftlichen Wandel

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Mein Leseeindruck:

Ich mag Alice Hasters als Autorin für ihre klare, verständliche Art des Schreibens sowie das Vereinen von Eindringlichkeit und Unaufgeregtheit. Das erfüllt „Identitätskrise“ auf jeden ...

Mein Leseeindruck:

Ich mag Alice Hasters als Autorin für ihre klare, verständliche Art des Schreibens sowie das Vereinen von Eindringlichkeit und Unaufgeregtheit. Das erfüllt „Identitätskrise“ auf jeden Fall auch. Und doch tue ich mich etwas schwer mit meiner Rezension, weil ich den Punkt des Buches nicht so richtig greifen kann - aber vielleicht geht es genau darum.

Irritiert war ich bereits zu Beginn, als Hasters das 20. Jhd. als das tödlichste der Menschheitsgeschichte mit „Millionen Opfern rassistischer Gewalt“ bezeichnet. Für mich klingt es hier und auch später noch einmal so, als würde sie Antisemitismus in Rassismus eingliedern, was faktisch absolut inkorrekt ist. Antisemitismus liegt ein Glaube an übermächtige Juden_Jüdinnen zugrunde, welchen mensch entgegentreten muss - daher ist Antisemitismus auch so oft Anknüpfungspunkt für Verschwörungserzählungen. Andere Diskriminierungsformen wirken dagegen insofern, dass sie die marginalisierte Gruppe abwerten und deshalb auslöschen wollen. Das Ergebnis ist natürlich das gleiche, aber der Ausgangspunkt verschieden. Damit möchte ich selbstverständlich keins von beiden irgendwie kleiner reden, mir geht es lediglich um die sprachliche Abgrenzung, welcher der Autorin am Ende dann auch doch nachkommt. Somit weiß ich einfach nicht so recht, was ich davon halten soll.

Abgesehen davon findet sich in diesem Buch viel Grundlegendes und manch Persönliches. Die Autorin schreibt zwar verständlich, aber auch etwas sprunghaft. Bis zum Ende hin fiel es mir schwer, ein konkretes Fazit aus dem Buch mitzunehmen außer: Der Westen funktioniert so nicht (mehr). Das war mir vorher schon bewusst und doch fand ich die Herleitung über verschiedene Identitätskrisen und warum es deshalb so schwer ist, bei privilegierten Menschen Verständnis und Veränderung zu erwirken, interessant. „Identitätskrise“ würde ich als eingängiges Einstiegswerk einordnen, in dem Hasters die Fakten mit der nötigen Eindringlichkeit darbietet. Den kürzeren zweiten Teil fand ich in der Idee gut und er hat das Schwere aus dem ersten Teil durch bissige Ironie und verschiedene Erzähltöne angenehm aufgelockert. Einerseits fehlte mir auch hier ein wenig Struktur, andererseits weist die Autorin hier auch völlig berechtigt auf die Notwendigkeit von mehr Ambiguitätstoleranz hin, sodass ich diese Gedankensammlung in ihrer Form passend finde.

Ich empfehle es durchaus für alle, die sich grundlegend über strukturelle Zusammenhänge informieren wollen.


Was ich besonders interessant fand:

Aufschlussreich war für mich, noch einmal das fatale Wechselspiel von Kapitalismus und Demokratie aufgezeigt zu bekommen. Im Gegensatz zu Autokratien soll in einer Demokratie von der Gesellschaft selbst entschieden werden. Grundlage dafür ist natürlich eine entsprechende Freiheit und Identitätsklarheit. Und hier kommt Kapitalismus als „stabilisierende“ Komponente ins Spiel - er soll durch ein breites Angebot die absolute (Wahl-)Freiheit garantieren. Dass das so nicht funktioniert und mittelfristig zu mehr Unfreiheit führt, dürfte mittlerweile hoffentlich vielen Menschen bewusst sein.

„Wohlstand für alle“ mag eine nette Idee sein, die aber nicht mit einem kapitalistischen System (das immer auf Ausbeutung beruht) vereinbar ist und in der Vergangenheit auch noch nie funktioniert hat. Denn Selbstverwirklichung wird immer proklamiert, doch auch hier geht die Rechnung strukturell nicht auf, denn irgendwer muss ja auch die unbeliebten Jobs machen.

Gleichberechtigung bedroht in vielerlei Hinsicht westliche Identitäten - ob Weiße oder cis Männer, ob hetero oder nicht-behindert. Denn wenn tatsächliche Gleichberechtigung geschaffen würde, würden sich die bisherigen Identitäten, die stets in Abgrenzung und konstruierter Überlegenheit zu anderen existieren, in Luft auflösen und das ist mental herausfordernd.

Auch die westliche Selbsterzählung rund um Innovation und Fortschritt wankt, wenn der Fortschritt nicht zum Nutzen echter Menschen passiert (z. B. Arbeitszeitverkürzung durch Maschinenunterstützung). Wie kann sich der Westen diese Erzählung von Freiheit eigentlich noch selbst glauben, wenn Technologien Menschen eher noch unfreier machen und den Weg ebnen für autoritäre Kräfte?

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