Cover-Bild Der wahrhaftige Volkskontrolleur
22,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Haymon Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 432
  • Ersterscheinung: 25.11.2011
  • ISBN: 9783852186795
Andrej Kurkow

Der wahrhaftige Volkskontrolleur

Roman
Kerstin Monschein (Übersetzer)

Andrej Kurkows großer Sowjetunion-Roman: Der ukrainische Autor erzählt von der Suche nach dem Paradies auf Erden, einem sprechenden Papagei und Lenins Laubhütte hinter dem Kreml.

Eine Geschichte zwischen Fantasie und Wirklichkeit in der Sowjetunion
Es ist unglaublich, was Pawel Dobrynin erlebt, nachdem er unerwartet zum „Volkskontrolleur auf Lebenszeit für die ganze Sowjetunion“ gewählt wird. Auf seiner Reise durch die Sowjetunion begleitet ihn eine Vielzahl von schillernden Figuren: darunter der geheimnisvolle Kremlträumer, der Gedichte vortragende Papagei Kusma und ein Engel, der aus dem Paradies desertiert ist. Der Engel ist auf der Suche nach einem Gerechten, um mit ihm gemeinsam ins Paradies zurückzukehren, denn bislang ist noch kein einziger Sowjetbürger dort eingegangen …

„Einst entstand aus hunderttausenden russischer und nicht russischer Soldaten, Bäuerinnen, Arbeiterinnen und Matrosen die sowjetische Nation. Darauf ging sie ihren Weg und entwickelte sich völlig abgeschnitten von der übrigen Welt und anders als diese. Nur ein Sowjetmensch konnte den sowjetischen Menschen richtig verstehen, ein Ausländer dagegen niemals.
Darum habe ich dieses Buch geschrieben – um aufzuzeigen, wie all die echten Sowjetmenschen damals dachten und lebten. Heute gibt es keine Sowjetmenschen mehr, aber ich habe sie noch angetroffen, erinnere mich gut an sie und liebe sie. Ich möchte gern, dass auch Sie sie verstehen und, wenn möglich, lieb gewinnen. Und wenn Sie sie nicht lieb gewinnen können, aber wenigstens verstehen, dann bin ich auch damit zufrieden!“

Aus dem Russischen von Kerstin Monschein

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Die Trilogie „Geografie eines einzelnen Schusses“
• Der wahrhaftige Volkskontrolleur
• Der unbeugsame Papagei
• Die Kugel auf dem Weg zum Helden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2016

Sehr anspruchsvoll

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„Naja weißt du … er lebt!! Karpowitsch flüsterte nun leise.

„Wer?“

„Na er, du weißt schon: Er lebte, er lebt, er wird leben … na Lenin, der Kremlträmer … so nennt man ihn dort unten!“

„Unten?“ Banow ...

„Naja weißt du … er lebt!! Karpowitsch flüsterte nun leise.

„Wer?“

„Na er, du weißt schon: Er lebte, er lebt, er wird leben … na Lenin, der Kremlträmer … so nennt man ihn dort unten!“

„Unten?“ Banow bohrte nachdenklich in seinem Ohr, dann blickte er Karpowitsch fragend an. „Wo unten?“

Karpowitsch seufzte tief. Es war offensichtlich, dass er nicht vorgehabt hatte, mehr preiszugeben, als er bereits getan hatte, aber er beschloss, seinem verständnislosen Kampfgenossen entgegenzukommen, und flüsterte: „Unter dem Kreml …“

Andrej Kurkow beschert uns einen Einblick in die russische Volksseele zu Zeiten des Kommunismus’. Ein unbescholtener Kolchosbauer wird auserwählt zum „Volkskontrolleur“ der gesamten Sowetunion. Von da an verändert sich sein Leben auf wundersame und gleichzeitig tragisch traurige Weise. Von den Mühlen der Bürokratie wird er weitergereicht von einem Büro zum nächsten, Zeuge von kriminellen und zerstörerischen Machenschaften – vorbei am allwissenden Auge der Genossen und muss bald auch um sein eigenes Leben fürchten.

Auch erfahren wir die Geschichte eines „gefallenen“ Engels, wobei dieser Engel sich freiwillig aus dem Paradies nach Russland aufmacht, um zu sehen warum keine Menschen von diesem kühlen Flecken in den Himmel aufsteigen. Auch seine Reise nimmt verschlungene Wendungen und bald findet er sich wieder auf der Suche nach dem „Neuen Gelobten Land“ auf Erden.

Und als dritten dürfen wir dem Schuldirektor Banow über die Schulter schauen und erleben wie er seine Schule auf feinfühlige, sorgsame Art und Weise führt und vielleicht auch sein privates Glück findet.

Zugegeben ein spannendes Buch ist es nicht. Aber dafür ein berührendes. Ein Buch das mich ganz sanft berührt hat und gerade deswegen tief bewegt. Allerdings glaube ich, dass viele Zwischentöne, die der Autor uns spüren lassen wollte, in der Übersetzung verloren gingen.

Insgesamt fand ich das Lesen streckenweise anspruchsvoll, vor allem die russische Namenskultur fand ich ausreichend verwirrend. Trotzdem ein tolles Buch, dass ich sehr gerne gelesen habe.

Veröffentlicht am 17.09.2021

Sowjet-Märchen

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Der getreue Bürger und Bewohner eines abgelegenen Dorfes Pawel Dobrynin wird quasi aus dem Nichts zum Volkskontrolleur ernannt - auf Neudeutsch wäre das der Controller des gesamten Sowjetvolkes bzw. einer ...


Der getreue Bürger und Bewohner eines abgelegenen Dorfes Pawel Dobrynin wird quasi aus dem Nichts zum Volkskontrolleur ernannt - auf Neudeutsch wäre das der Controller des gesamten Sowjetvolkes bzw. einer davon, der für einen Teilbereich zuständig ist: bei Pawel ist das eine sehr, sehr abgelegene, eisbedeckte Region. Wir befinden uns in den frühen Jahren der Sowjetunion - es dreht sich alles um den Genossen Lenin, der leider vor einigen Jahren verstorben ist - oder doch nicht?

Zudem taucht ein Engel auf, der durch einen Kleiderwechsel mit dem Deserteur Sergunkow zu einem Flüchtigen wird und mit seinesgleichen ein neues Leben im "gelobten Land" beginnt, eine ganz eigene Form des sowjetischen Gemeinschaftslebens.

Weitere Handlungsstränge drehen sich um den liebenswerten Schuldirektor Banow, der das Gute im Menschen sieht und um den Künstler Mark Iwanow, der mit seinem Gedichte rezitierenden Papagei durch die Lande zieht.

Ein Haufen verschrobener Menschen also, der da im frühen Sowjetreich sein Leben fristet, das trotz etlicher Brutalitäten seltsam harmlos scheint - märchenhaft eben. Eine herrliche Satire in bewährter kurkowscher Manier?

Nun, ich bin ein großer Fan der frühen Kurkow-Werke: der Doppelroman um den Pinguin Mischa und Viktor, einen Verfasser von Nekrologen, die zunächst einträchtig in einer WG in Kiew leben, sich dann jedoch aus den Augen verlieren und auf einer Odysee wiederfinden müssen, hat mich sowohl amüsiert als auch bewegt. Auch "Ein Freund des Verblichenen", in dem der lebensmüde Tolja einen Killer für sich selbst engagiert und dann verzweifelt versucht, diesen wieder abzubestellen, hat mir gut gefallen. Daher habe ich mich sehr auf das vorliegende Werk gefreut!

Doch ohje: Bei dem "Wahrhaftigen Volkskontrolleur" Pawel, der für Gerechtigkeit steht : der mal naiv, dann wieder fast philosophisch wirkt - Eigenschaften, die auch die parallel agierenden Akteure Engel, Banow und Ivanov aufzuweisen haben, wurde ich bezüglich des Lesegenusses sehr enttäuscht. Der von mir so geschätzte Osthumor blitzt zwar durchaus von Zeit zu Zeit auf, größtenteils wird der Bogen aber ganz schön überspannt. Dadurch ist es leider nicht die erhoffte geniale Satire auf den Kommunismus, sondern ein schwer zu lesender Mix von Absurditäten. Für mich sehr schade, reiht sich der Volkskontrolleur nicht in die von mir so sehr geschätzten oben genannten kurkowschen Juwelen ein! Dazu trägt auch bei, dass die einzelnen Erzählstränge vor sich hinplätschern und nicht zu einer Handlung zusammenfließen - dadurch ist es kein richtiger Roman, sondern eine Aneinanderreihung einzelner Geschichten.

Mir fiel es sehr schwer, mich auf die Handlung zu konzentrieren und am Ball zu bleiben, ich hoffe sehr auf den nächsten Kurkow - denn nach meinem grandiosen Start mit diesem Autor mag ich ihn noch nicht ganz aufgeben!