Cover-Bild Für euch würde ich kämpfen
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15,99
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Ersterscheinung: 15.10.2025
  • ISBN: 9783406840173
Artur Weigandt

Für euch würde ich kämpfen

Mein Bruch mit dem Pazifismus
Artur Weigandt war überzeugter Pazifist, für den Gewalt ein Zeichen von Schwäche war. Doch als Bomben fielen, hörte und spürte er die Verzweiflung der Überlebenden. Aus dem Idealisten wurde ein Realist: Wer überfallen wird, muss sich wehren – notfalls mit der Waffe in der Hand. Auch er selbst wäre dazu bereit. Als Dolmetscher für ukrainische Soldaten auf einem deutschen Truppenübungsplatz erlebte Weigandt, was es heißt, inmitten von Leopard-Panzern, militärischer Routine und persönlichen Schicksalen nicht nur zu übersetzen, sondern Haltung zu zeigen. Dieses Buch erzählt von Panzerausbildung und Propaganda, von Müdigkeit und Mut – und von der Frage, was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen.Artur Weigandt schreibt dieses Buch für jene, die Krieg nur aus Nachrichten kennen, in Wohlstand verharren, nie die Erschütterung einer Explosion spürten, aber in sozialen Medien die Einstellung von Waffenlieferungen fordern – angeblich aus Menschlichkeit. Er schreibt für Soldaten, Veteranen und alle, die seit dem 24. Februar 2022 den wahren Preis der Freiheit kennen. Ein radikales Buch über die Zumutungen der Gegenwart, über Verrat, Solidarität – und darüber, warum Wehrhaftigkeit mehr ist als ein militärischer Begriff.

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei Schnick in einem Regal.
  • Schnick hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.11.2025

Geht unter die Haut.

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"Freiheit ist kein Geschenk, sie wird erkämpft. Ich hatte das verdrängt, weil ich es mir leisten konnte, in Sicherheit zu leben."

Anfang des Jahres 2014 überfiel Russland die ukrainische Krim und annektierte ...

"Freiheit ist kein Geschenk, sie wird erkämpft. Ich hatte das verdrängt, weil ich es mir leisten konnte, in Sicherheit zu leben."

Anfang des Jahres 2014 überfiel Russland die ukrainische Krim und annektierte diese. Im Februar 2022 startete Russland den Angriffskrieg auf den Rest der Ukraine. Seitdem ist viel Zeit vergangen. Die UkrainerInnen wehren sich standhaft. Derweil reden wir in Deutschland.

Wenn ich mich zwischen Krieg oder Frieden entscheiden müsste, würde ich mir natürlich Frieden wünschen. Die Idee des Pazifismus ist selbstverständlich wunderbar und ich kann verstehen, dass man sich selbst als Pazifist sieht. Jedoch - und das arbeitet Artur Weigandt in "Für euch würde ich kämpfen" auf sehr persönliche und gut nachvollziehbare Weise heraus - sind Frieden und Freiheit Privilegien und keine Selbstverständlichkeiten. Das bekommen in Europa gerade vor allem die UkrainerInnen zu spüren: Natürlich wollen sie auch in Frieden leben. Sie haben keinen Krieg begonnen. Sie wurden allerdings von Russland angegriffen und schon war es das mit dem Frieden und der Freiheit.

"Pazifismus bedeutete nicht nur, gegen Krieg und Gewalt zu sein - sondern auf der Seite zu stehen. Auf der Seite der Guten, der Verletzlichen."

Artur Weigandt erzählt aus seiner Sicht und sehr persönlich. Da gibt es nichts Abstraktes, sondern viel Handfestes - was die Erfahrungen, die Weigandt beschreibt, für uns LeserInnen sehr viel nachvollziehbarer macht. Er erzählt von seinem pazifistischen (jüngeren) Ich und ich würde wetten, dass sich viele Menschen, vor allem solche, die sich eher links positionieren, gerade diese Passagen sehr gut nachvollziehen können. Zumindest mir ging es so. Aber dann der Cut durch den russischen Angriff auf die Ukraine und damit einhergehend die Fragen: "Was würde ich tun? Würde ich kämpfen?"

Weigandt entschied sich, als Dolmetscher zu arbeiten, als Ukrainer in Deutschland an Panzern geschult wurden. Was er dort erlebt hat, hat offensichtlich Spuren hinterlassen. Er hat Bekanntschaften mit den Soldaten geschlossen, hat erlebt, wie sie mit der Bedrohung - keine abstrakte, sondern eine ganz konkrete - umgehen. Es sind diese Passagen - die Passagen, in denen die betroffenen Menschen dank Weigandt ein Gesicht bekommen -, die mir besonders nah gegangen sind. Denn es sind ganz normale, die einfach nur in Frieden leben woll(t)en, die durch Russlands Angriff aus ihrem "normalen" Leben gerissen wurden, die nicht mehr in Frieden leben können, sondern stattdessen in einem Krieg, den sie sich weder gewünscht noch begonnen haben. Menschen wie du und ich.

"Die Ukraine zeigt uns, was passiert, wenn ein Land keine Wahl hat. Sie kämpft, weil Kapitulation Auslöschung bedeutet."

Wie zynisch ist es, wenn selbsternannte PazifistInnen oder PolitikerInnen von der Ukraine fordern, doch bitte endlich aufzugeben, damit wieder Frieden einkehren kann? Ist das noch Pazifismus oder ist es nicht eher Bequemlichkeit und Gleichgültigkeit unter dem Deckmantel des Pazifismus? Und was ist ein Frieden wert, der faktisch eine Kapitulation vor den Russen darstellt? Wollen wir wirklich, dass die UkrainerInnen einmal mehr der potenziell tödlichen Willkür russischer Besatzer ausgesetzt sind? Und selbst wenn man zynisch genug ist, dies zu bejahen, glaubt wirklich irgendjemand, dass Russland dann zufrieden wäre? Nach allem, was Putin und Konsorten geäußert haben, wird Russland NICHT aufhören, wenn es sich die Ukraine einverleibt hat.

Mir hat sehr gut gefallen, dass Artur Weigandt eben NICHT blinde Kriegstreiberei, sondern einen "wehrhaften Pazifismus" fordert. Soll heißen: Nein, wir wollen keine Kriege beginnen. Wir wollen Kriege verhindern. Aber wenn es darauf ankommt, verteidigen wir unsere Freiheit mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln: mit Worten, mit Taten und - wenn es nicht anders geht - auch mit Waffen. Mehrfach weist Weigandt in seinem Buch darauf hin, dass Pazifismus vom lateinischen Pax (Frieden) und facere (machen) kommt, dass man also Frieden macht. Insofern ergibt die Idee des wehrhaften Pazifismus auch Sinn.

"Ich frage mich, ob er nicht recht hat - und ob das, was wir so oft als Friedensliebe bezeichnen, in Wahrheit oft nichts anderes ist als fehlende Verantwortung."

Am Ende geht es auch um Wertschätzung. Wie wichtig ist mir Freiheit? Wie wichtig ist mir Frieden? Ehrlich gesagt: Mir sind Freiheit und Frieden wichtig. Sie sind für mich nicht nur Worte, sondern sie sind für mich essentiell. Ich gönne jedem Menschen Frieden und Freiheit und ginge es nach mir, gäbe es keine Kriege (mehr). Nur manchmal ist es so, dass Worte mit Leben gefüllt werden müssen. Genau da setzt "Für euch würde ich kämpfen" an. Weigandt lässt uns teilhaben an seiner Suche nach Antworten, er erweckt die Menschen, denen er begegnet, zum Leben, macht sie und ihre Schicksale für uns nah- und erlebbar.

Wer nach der Lektüre dieses Buches immer noch meint, Pazifismus schließe (militärische) Unterstützung für die Ukraine aus, der hat meiner Meinung nach kein Herz, kein Mitgefühl und hat das Wesen des Pazifismus und der Freiheit nicht verstanden. Wer dem sich wehrenden Angegriffenen Kriegstreiberei vorwirft, weil dieser partout nicht aufgeben will, dem geht es nicht um die Sache (Frieden und Freiheit), sondern darum, die Augen zu verschließen, um weiter in seiner selbstherrlichen Blase schwimmen zu können.

Wir leben in schwierigen Zeiten. "Für euch würde ich kämpfen" ist ein wichtiges Buch, das zum Nachdenken anregt. Das Leben ist eine Reise. Manchmal muss man Überzeugungen (und ihre Motive) zumindest hinterfragen, gegebenenfalls anpassen oder sogar über Bord werfen. "Für euch würde ich kämpfen" ist eine Einladung, die Realität anzuerkennen. Man muss nicht zu den gleichen Schlüssen gelangen wie Artur Weigandt, aber zumindest mal nachzudenken, ob das, was in dem Buch geschrieben steht, nicht seine Berechtigung hat, ist meiner Meinung schon viel wert.

"Solange du noch entscheiden kannst, ob du kämpfst oder fliehst - bist du frei. Aber wenn du es nicht mehr kannst, wenn der Krieg dich einholt, egal wo du bist - dann bleibt dir nur noch eins: Dann kämpfst du für deine Freiheit."

CN: Tod, Vergewaltigung, Verstümmelung

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Veröffentlicht am 17.11.2025

enttäuschender Etikettenschwindel

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Auf S. 34 beschreibt Weigandt kurz und prägnant, was Pazifismus ist und hätte damit eine erstklassige Abgrenzung zu den Worthülsen und Phrasendrescher des nachgeplapperten Schlagwortpazifismus, der „akademischen ...

Auf S. 34 beschreibt Weigandt kurz und prägnant, was Pazifismus ist und hätte damit eine erstklassige Abgrenzung zu den Worthülsen und Phrasendrescher des nachgeplapperten Schlagwortpazifismus, der „akademischen Pseudo-Pazifismus-Bubble“, der er einst selbst angehörte. Aber in seiner 200 Seiten langen Schmähschrift bezieht er sich ausschließlich auf letzteres. Es ist Weigandt zugute zu halten, dass er diesen Pseudopazifismus aufgrund eigener Reisen, Erlebnisse und Recherchen durchschaut hat und seine Inhaltsleere seziert. Übernommen hat er aber dafür die Narrative der Bellizisten. Kritiklos, er stolpert über keine einzige ihrer inneren Widersprüche. Er redet subtil einer strikten Militarisierung das Wort, offenbart aber ein immenses Unwissen über Diplomatie, Sozialer Verteidigung, internationaler Beziehungsarbeit und viele andere Werkzeuge des Pazifismus. Was ihn in keinster Weise daran hindert, Pazifismus übel zu diffamieren. Sich als „früherer überzeugter Pazifist“ zu bezeichnen, grenzt an Meineid.

Das Buch ist leicht zu lesen, da es zu gut 2/3 den Schreibstil eines Groschenromans pflegt. Leider gehen damit die durchaus diskussionswürdigen Gedanken unter. Vielleicht fasst Weigandt dies mal auf 15 Seiten zusammen, dann würden wenigstens weniger Stunden und Euros für eine Sammlung gängiger Narrative der Freunde militärischer Scheinlösungen draufgehen.

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