~ schwarz humorig und bitterböse ~
„A Serial Killer’s Guide to Marriage“ ist ein unglaublich unterhaltsamer Krimi von Asia Mackay, der [weibliche] Wut, das Versagen der Justiz, moralische Grauzonen und die Vielschichtigkeit einer Ehe thematisiert. ...
„A Serial Killer’s Guide to Marriage“ ist ein unglaublich unterhaltsamer Krimi von Asia Mackay, der [weibliche] Wut, das Versagen der Justiz, moralische Grauzonen und die Vielschichtigkeit einer Ehe thematisiert. Und das scharfzüngig, trocken und vor Sarkasmus triefend.
~ schwarz humorig und bitterböse ~
Als Nathaniel Cabot und Hazel Matthews sich kennenlernten, war es Liebe auf den ersten Stich – wo sie das impulsive, wütende Feuer war, war er das organisierte Eis. Penible Planung trifft auf ungestüme Gewalt. Zusammen hinterließ sie eine blutige Spur durch ganz Europa. Doch wie oft der Fall, änderte sich für die beiden alles, nachdem sich Bibi angekündigt hat – aus dem aufregenden Jetlagleben, dem glamourösen Ehepaar und den leidenschaftlichen „Urlauben“, die aus S*x, Champagner und Tod bestanden, wurde ein nettes Haus in einer eingestaubten, vorstädtischen Wohnanlage, uninteressante Nachbarschaftstreffen und Krabbelgruppen-Klatsch.
Abgesehen davon, dass das monotone Hausfrauen-und-Mutter-Dasein Hazel zu Tode langweilt, ist ihr größter Stressfaktor – seit nunmehr als 1169 Tagen – die Abmachung, die ihr Fox – mittlerweile Bürohengst – aufgedrängt hat: Abstinenz!
Mit ihrer Ausrüstung und ihrem – der Gesellschaft einen Dienst erweisenden – Handwerk hat die Enddreißigerin auch ihre Kreativität begraben. Kein Bild ist seitdem entstanden …
Dass Fox diesen Verlust ihrer Identität weitaus besser wegzustecken scheint, zum Vorzeige-Daddy und aufmerksamen Ehegatten mutierte, strapaziert die Nerven der einst erfolgreichen Künstlerin nur umso mehr.
Aber irgendwann ist auch mal gut – nach einer ihrer vielen Auseinandersetzungen hintergeht Hazel ihren Mann und hofft, dieses Malheur verheimlichen und selbst richten zu können … Während sich das ehemals strahlende Paar immer weiter voneinander entfremdet, sich Missverständnisse, Lügen und Geheimnisse zwischen ihnen stapeln, Fox immer häufiger Überstunden macht, nur noch gestresst ist und sein Handy mit Argusaugen bewacht, ist es eine unbemerkt geknüpfte Freundschaft und weitreichende, alles zum Platzen bringende Entwicklungen, die Haze erneut drängen, in ihrem Fachgebiet aktiv zu werden …
„Beide konnten wir kämpfen. Beide konnten wir töten. Bei uns lief ein Streit nicht so ab wie bei anderen Paaren.“
„A Serial Killer’s Guide to Marriage“ wird aus wechselnder Perspektive – und das in einem herrlich direkten, unverblümten Ton – erzählt, sodass wir einen echten Zugang zu den Cabots, ihren recht deftigen Eigenarten und dehnbaren Grenzen bekommen. Schnell wird klar: Die beiden haben aufgehört miteinander zu reden, sich wirklich zu sehen. Der aufgestaute Frust und Ärger ist in jeder Geste, in passiv-aggressiven Kommentaren und explosiven Konfrontation zu spüren. Zwei Serienkiller, dessen Liebe droht zu Hass und tödlicher Gefahr zu werden …
Da das aktuelle Geschehen von Einblicken in ihr – komplett verschiedenes, aber gleichsam belastendes und nachhaltig prägendes – Aufwachsen sowie in die Anfänge ihrer unkonventionellen Liebe und in ihre glorreichen Jahre bereichert wird, ist der Kontrast zum eintönigen, faden Heute samt den charakterlichen Veränderungen deutlich. (Ich hätte mich wohl auch nach dem Damals zurückgesehnt.) Auch schwingen im Verlauf immer wieder Zweifel bzgl. der Echtheit ihrer Gefühle mit, ergänzend zur schwelenden Wut und dem wachsenden Misstrauen – eine unberechenbare Stimmung.
Es war durchweg fesselnd in ihre Gedanken einzutauchen, die Basis ihrer Taten und ihre derzeitige Mentalität zu ergründen.
Fox’ Strang, der still eigenen Kompensationsmöglichkeiten nachgeht und alleine gegen seine Eltern kämpft, erzeugt durch allerhand Ungereimtheiten subtilere Spannung als Hazels' – deren Handlungen und Aktivitäten liegen offen. Die Frage, ob sie es wirklich schafft, mit ihrer Tat und den vertrackten Verschleierungstaktiken durchzukommen, hält das Interesse aufrecht und lädt – wie auch die letzten Kapitel – förmlich zum Mitfiebern ein. Charakterlich hat die Autorin hier auf jeden Fall mit Tiefe gearbeitet, zusätzlich sind die Szenen um und mit Bibi (später auch mit Würstchen xD) und der aufmerksame Umgang mit der ~2-Jährigen total süß. Die sich verändernde Beziehung zwischen Jenny und Haze samt den Entwicklungen gen Ende waren klasse inszeniert!
Zwar wäre es dem Krimi zugutegekommen, straffer gehalten zu werden, dennoch ist dieser skurrile Plot größtenteils abwechslungsreich, unterhaltsam und aufregend. Voll von Grauschattierungen.
Es geht um die Liebe zu dem eigenen Kind und was man bereit ist, für dessen Schutz aufzugeben und zu tun, um die Höhen und Tiefen einer Partnerschaft und um Freundschaften. Gedanken über Selbstjustiz, Rache, die Versäumnisse der Justiz und die große Überlegung »Rechtfertigt der Schutz anderer Menschen eine Straftat?« waren auf eine nachvollziehbare -und hallende Weise eingebettet.
Fox & Hazel sind eigenwillige, aber gute Menschen – sie hätten durchaus einer schrecklicheren Passion nachgehen können …
Von mir gibt's eine große Empfehlung!