Profilbild von Franci

Franci

Lesejury Star
offline

Franci ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Franci über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.05.2025

Queerer Zeitreise-Young-Adult mit wichtigen Themen.

Pride und Prejudice und Pittsburgh
0

Zugegeben, historische Romane gehören eher selten in meine Read-List, aber eine Zeitreise-Story, in der Selbstfindung, der Kampf um die eigene Freiheit, eine seichte Sapphic-Romanze und Opposites-Attract ...

Zugegeben, historische Romane gehören eher selten in meine Read-List, aber eine Zeitreise-Story, in der Selbstfindung, der Kampf um die eigene Freiheit, eine seichte Sapphic-Romanze und Opposites-Attract eine gewichtige Rolle spielen? Nun, her damit!



2023
Seit Audrey Cameron von ihrer ersten Liebe verlassen wurde, ihr Traum, an einer renommierten Kunstakademie zu studieren, in der Schwebe hängt und auch ihre Inspiration – vielleicht sogar ihre Leidenschaft – abhanden kam, läuft das Leben der Schülerin auf Autopilot. Neben dem Unterricht, Hund Cooper und der Arbeit in dem kleinen Laden ihrer Eltern bleibt für Audrey nichts. Außer Leere. Monotonie. Resignation. Dabei war ihr Pittsburgh immer zu klein, zu eng; dabei wollte sie immer mehr.

1812
Nur noch ein paar Monate bleiben Lucy Sinclair, bis sie in die Ehe gedrängt, bis ihr Wohlergehen von einem weiteren Mann abhängig sein wird. Jede Minute, die der Graf dem Anwesen Radcliffe fern ist, kommt der 18-Jährigen wie ein Hauch Freiheit, ein Stück Himmel vor. Raum, um mit Martha zu scherzen, um mit Grace zu tratschen.
Denn für ihren Vater war sie nie mehr als eine Investition, die es zu formen und gewinnbringend zu verkaufen galt.

Mr. Montgomery ist es, der das Unmögliche möglich macht und diese unterschiedlichen Lebensstränge verknüpft. Der Audrey aus ihrer Sicherheit, ihrer Blase reißt und Lucy zeigt, dass alles möglich sein könnte … Denn Glück, Erfahrungen, Inspiration und Träume finden wir nicht drinnen, nicht im Immergleich, sondern draußen, anderswo, genau wie die Liebe …

„Pride und Prejudice und Pittsburgh" ist ein Young-Adult-Roman, der passend zur Zielgruppe einfach und verständlich geschrieben wurde. Dennoch verleiht Lippincott den jeweiligen Perspektiven eine eigene Note und damit Authentizität.
Sind Audreys Kapitel eher umgangssprachlich und salopp gehalten, übertünchen Selbstbewusstsein und Sarkasmus doch nicht die Angst, für immer festzustecken, die Wut darüber, planlos im frühen 19. Jahrhundert herumstolpern, sich in Korsetts pressen, knicksen zu müssen.
Lucy – ernster, formeller – hat gelernt, Gefühlsregungen und Sehnsüchte unter Verschluss zu halten, stoisch zu nicken, sich zu fügen. Dass eine wilde Fremde binnen weniger Wochen ihre sorgsam errichtete Mauer niederreißt, sie hoffen lässt, kann die vorbildliche Lady, kurz vor ihrer Hochzeit, kurz bevor sie von einem ins andere Gefängnis geschoben wird, gar nicht gebrauchen – und hat doch nie mehr gebraucht.
Während Lucy Audrey darauf vorbereitet, sich in die gehobene Gesellschaft einzufügen, sich zu verlieben – denn was sonst sollte ihre Aufgabe hier sein, hier 200 Jahre in der Vergangenheit? –, lockt Audrey Lucy aus der Reserve, weckt in ihr befristete Verwegenheit. Und Funken. Jene Funken, nach denen beide so unbedingt lechzen, Funken, die ein Feuer werden könnten – wären da nur nicht die strengen Konventionen der Regency-Zeit, der nahende Skandal und der Umstand, dass Miss Cameron nicht hierhergehört.

∞„Vielleicht ging es ja gar nicht darum, die wahre Liebe zu finden, sondern bloß darum, mir klarzumachen, (...) Dass ich nach einem gebrochenen Herzen wieder lieben kann.“

Die Autorin macht es den LeserInnen leicht, sich in die Figuren, ihre Situationen und Gedanken hineinzuversetzen, ihre Unsicherheiten und Ängste, das Ausbrechen zarter Schmetterlinge, heimliche Sehnsüchte und unbekannte Empfindungen zu sehen.
Nahbar, nicht frei von Missverständnissen, von kurz mutig sein und Zögern verlief die sachte romantische Entwicklung. Gerade Lucys Inneres, hin und her gerissen zwischen Ausweglosigkeit und manierlichem Verhalten, dem Wunsch, auszubrechen, zu rebellieren, frei zu sein, endlich zu fühlen – in Audreys Welt, einer, die Gleichberechtigung und Selbstbestimmung predigt, zu existieren –, war berührend.
Sowohl der abwechslungsreiche Verlauf als auch das Setting, die Bälle und die Versuche, die Zeitreisende für das andere Geschlecht interessant zu machen – was definitiv funktionierte! – kamen lebendig, manchesmal mit Witz untermalt, zur Geltung. Ein weiterer Pluspunkt sind die Nebenfiguren: James, Mr. Shepherd und Alexander – Junggesellen, die mir gerne den Hof machen dürften – über Mr. Sinclair und Mr. Caldwell, Männer, deren Einstellung die Jahrhunderte leider überdauerte und nicht mehr als Abscheu erzeugt.

Obgleich es viele melancholische, wehmütige Szenen gab – vor allem mit Blick auf die strengen Regeln des frühen 19. Jahrhunderts, die Stimmlosigkeit der Frau –, seicht knisternde Wohlfühl-Momente, hält dieses Buch Romantik, Charme, Humor und Tiefe, Stoff zum Nachdenken, bereit. Themen, die für die Zielgruppe ebenso relevant sind wie für ältere Lesende. Eine Erinnerung daran, dass sich die Zeiten verändert haben. Wir heute zwar ohne Ballkleider, pompöse Festivitäten und schicke Anwesen leben, dafür mit Rechten, Privilegien, Unabhängigkeit – und Technik. Rachel Lippincott schreibt von TeenagerInnen-Strugglen, dem ersten Herzschmerz, Zukunftsorgen und Perspektivlosigkeit, von der Angst, außerhalb der Komfortzone (wieder) verletzt zu werden, zu scheitern. Von den Risiken, die Veränderungen und Wagnisse, Laut werden mit sich bringen – und von den vielen Möglichkeiten. Die draußen warten.
Selbstfindung und ‑bestimmung, Coming-out, Neuanfänge, sich endlich trauen werden mitsamt zahlreichen Erkenntnissen, charakterlichen Entwicklungen und überraschenden Wendungen großgeschrieben. Und das alles ummantelt von Bridgerton-Flair.

»Manchmal kümmert sich Liebe – echte Liebe – einfach nicht darum, was anständig ist oder was die Leute denken. Sie findet einen, wenn man sie am wenigsten erwartet (...)«


Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen und kann es von Herzen all jenen empfehlen, die eine kurze Auszeit vom Alltag brauchen, sich in der Regency-Epoche verlieren wollen, nach Hoffnung und einem Funken Magie suchen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.05.2025

Da hat der Verlag wohl vergessen zu erwähnen, dass es sich um einen Serienauftakt handelt

Der Flug der Drachenreiter
0

Einst war Jai der Sohn eines machthungrigen Herrschers, heute ist er ein Sklave des sabinischen Reiches, rechte Hand und in die Knie gezwungener Diener von Leonid. Nun soll am kaiserlichen Hofe Hochzeit ...

Einst war Jai der Sohn eines machthungrigen Herrschers, heute ist er ein Sklave des sabinischen Reiches, rechte Hand und in die Knie gezwungener Diener von Leonid. Nun soll am kaiserlichen Hofe Hochzeit gefeiert werden – um die Position der Sabiner zu sichern. Doch bevor es so weit ist, deckt der Junge eine Verschwörung auf, verliert in wenigen Augenblicken das einzige Zuhause, das er kennt. Um sein Leben zu schützen, ergreift er die Flucht gen ungewisse Freiheit und gerät an ein begehrtes Drachenei. Jetzt steht Jai vor schweren Herausforderungen, muss Entscheidungen treffen, darf nie stillstehen. Und zum Glück ist es Frida, auf die er trifft …


😤 Zuerst muss ich sagen, dass ich es als Unart empfinde, wenn Verlage bewusst nicht und nirgendwo darauf hinweisen, dass es sich bei einem (übersetzten) Buch um einen Serienteil handelt. Wieso? Um LeserInnen zum direkten Kauf zu bewegen, statt zum Warten? Weil eine Fortsetzung noch nicht geplant ist, aber Band 1 trotzdem Interesse wecken soll? Allein dieser – zufällig entdeckte – Umstand sorgte dafür, dass meine Lust auf „𝐃𝐞𝐫 𝐅𝐥𝐮𝐠 𝐝𝐞𝐫 𝐃𝐫𝐚𝐜𝐡𝐞𝐧𝐫𝐞𝐢𝐭𝐞𝐫“ vor der ersten Seite einen Dämpfer erhielt.



Taran Matharu führt uns gemächlich, in einem passenden, klaren Stil in das Leben des 18-Jährigen, der am Hofe des Kaisers kein leichtes Dasein führt. Sowohl die Gründe seiner „Gefangenschaft“ als auch jene der politischen Heirat wurden verständlich ausgearbeitet. Je weiter die Handlung voranschreitet, umso mehr überschlagen sich die Ereignisse, die die LeserInnen unweigerlich mitreißen. Dass Titus sich an dem (Beinahe-)Gelingen seines perfiden Planes erfreut, Jai entkommt und ein Ei entdeckt, ist aus dem Klappentext ersichtlich. Plötzlich hat der Sklave ein neues Ziel, eine neue Aufgabe. Ein Erbe. An seiner Seite Winter – ahw! – und Frida.



Es war spannend, den Weg der Flüchtigen zu verfolgen, was vor allem daran lag, dass das Tempo – begünstigt durch kurze Kapitel und etliche Wendungen – großteils hoch war und es nur selten zu langatmigen Abschnitten kam. Der Autor schuf eine komplexe, einfallsreiche Welt – die magischen Gegebenheiten, inkl. der Wesen und der Seelenbindung, waren logisch und informativ in den Verlauf, der mit starken Entwicklungen gespickt ist, gebettet. Die unterschiedlichen Völker und Kriege, denen eine gewisse Brutalität zugrunde liegt, sowie die diversen, sich neu bildenden Dynamiken – Wie jene zwischen Jai, der einige Verluste verkraften, Wahrheiten verdauen muss, und Winter. Oder mit der ehemaligen Zofe, die sich mit ihrem Wissen, ihrer Findigkeit gekonnt in dieses gefährliche Abenteuer einbrachte. – wurden nach und nach griffig konturiert. Zu der kleinen Gruppe gesellen sich weitere, unterschiedliche Menschen, und es scheint, dass, sobald eine Hürde überwunden, eine Strecke geglückt ist, schon das nächste Übel wartet, was der Storyline durchaus einen gewissen Unterhaltungsfaktor gibt. Da wir insgesamt auf etliche Charaktere – viele undurchsichtig, weder einzuschätzen noch vertrauenswürdig – treffen, hätte ich vor allem für die wichtigsten ein Personenverzeichnis sinnvoll gefunden, auch eine Landkarte fehlt, um einen genaueren Überblick zu erlangen. Waren die Drachen imposante, faszinierende Gestalten, Magie- und Weltsystem gut, gelangen auch die Protagonisten mit Fehlern und Eigenheiten, Ängsten und Unsicherheiten nahbar. Matharu öffnet viele Stränge, wirft Fragen auf, macht neugierig – und so heißt es nun: warten. Denn wer am Ende angelangt ist, wird unbedingt wissen wollen, ob der einstige Sklave seinen rechtmäßigen Platz einnimmt.



„Der Flug der Drachenreiter“ ist eine klassische Fantasy, die mit detailreichen Worten, actionreichen und blutigen, manches Mal rührenden und vielen interessanten Szenen eine wendungsreiche Geschichte erzählt, die eine ebenso starke Entwicklung wie ein ausgefeiltes Worldbuilding bereithält. Dass wir einen Roman lesen, der Griffons und Drachen beinhaltet und sich weder auf eine Romanze noch auf Zwischenmenschliches fokussiert, macht die fehlende „Serien“-Information fast schon wett.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.05.2025

Spannende, emotional mitreißende, queere High-Fantasy

Faebound
0

„Faebound: Divided by Blood“ ist der Auftakt der Fantasy-Trilogie „Battle of the Drumfire“, in der uns eine Welt erwartet, die durch Krieg und Uneinigkeit, Lügen und Mythen gesplittet wurde.

Einst schufen ...

„Faebound: Divided by Blood“ ist der Auftakt der Fantasy-Trilogie „Battle of the Drumfire“, in der uns eine Welt erwartet, die durch Krieg und Uneinigkeit, Lügen und Mythen gesplittet wurde.

Einst schufen drei Götter die Elfen, Menschen und Faes.
Während die Menschen keine Rolle mehr spielen und die Fae, als blutrünstiges Volk besungen, als ausgestorben gelten, leben die Elfen in einem kriegerischen, machthungrigen Reich, in dem die Gesellschaftsschichten klar, Armut, Ungerechtigkeiten und Kindersoldaten allgegenwärtig sind.

Yeeran, stolz auf ihren neuen Rang, doch unzufrieden mit den herrschenden Bedingungen, trifft gleich an ihrem ersten Tag als Colonel eine verhängnisvolle Entscheidung, die nicht nur zahlreiche Leben kostet, sondern auch all das, was sie sich eigenhändig aufbaute. Statt Exekution wird sie alleine ins Exil geschickt und als Ausgestoßene gezeichnet …
Lettle, eine Seherin und das komplette Gegenteil der Soldatin, ist nicht bereit, dieses Urteil zu akzeptieren, und macht sich erst unfreiwillig, letztlich gemeinsam mit dem ehemaligen Oberst Rayan, auf die kräftezehrende Suche nach Yeeran. Doch die Wiedersehensfreude währt nicht lang, bevor die drei in die Fänge der Fae geraten und alles, woran sie glaubten, wofür sie kämpften, plötzlich nichtig, falsch erscheint …

„Faebound“ wird aus wechselnder Perspektive von Lettle und Yeeran erzählt, sodass wir einen guten Eindruck der ungleichen Schwestern, ihrer gegensätzlichen Empfindungen und Überzeugungen bekommen. Zudem lässt uns die Autorin manche Situationen aus beiden, somit verschiedenen, Blickwinkeln erleben, was dem Geschehen und den Figuren eine unerwartete Tiefe verleiht. Mit dem Auftauchen der Fae erhält die Storyline eine Spannungskomponente, die die Neugier anheizt, den Horizont der Elfen auf ungeahnte Weise erweitert und zahlreiche Überraschungen parat hält. Dass Yeeran erneut nur knapp dem Tod entkommt, ist Pila zu verdanken. Doch vor einer Strafe kann der charmante Obeah die Kriegerin nicht bewahren.

Saara El-Arifi führt uns in malerischen, klaren Zügen, häufig von einer bedrückenden, bedrohlichen Atmosphäre begleitet, durch ihre oft aufwühlende Geschichte, in der wir vordergründig das Reich der Fae, Mosima, ihre Lebensumstände und die Politik kennenlernen, ihren Zorn und die harten Bedingungen sehen. Der direkte Ton unterstreicht die jeweiligen Emotionen und Sequenzen, während die Stimmung den Umständen entsprechend wankt – wir spüren nagende Panik und Trauer, Hoffnung und das Schwinden dieser. Schwere Tristesse und leichtes Glück. All die Geheimnisse, die ungeahnten Wahrheiten und auch die Gefahren, mit denen Yeeran, Lettle und Rayan konfrontiert werden, waren vorstellbar und interessant in die im Kern abwechslungsreiche Handlung eingebettet. Auch in Sachen Worldbuilding punktet die Autorin, war dieses komplex, jedoch griffig ausgearbeitet. Die Szenen über die „Entstehungsgeschichte“ der Spezies, Informationen über die Mythologie sowie die Naturverbundenheit der Fae samt der magischen Komponenten gaben der Handlung eine mystische Note.
Es war leicht, einmal angekommen, zur Gänze in das Geschehen einzutauchen, sich mitreißen zu lassen, die einzelnen Figuren, ihre Intentionen und ihre Wahrheiten hinterfragen und ergründen zu wollen.
Neben den drei Elfen gibt es weitere wichtige, detailreich ausgearbeitete Charaktere – bspw. die unnahbare Furi, den aufgeschlossenen Prinzen Nerad, Stylist Golan und Komi, der dem Rausch nie abgeneigt ist – die den Verlauf mit Individualität bereichern, ernste und humorvolle, informative, spannende wie romantische Momente schaffen. Feindseligkeit versprühen und für anhaltendes Misstrauen sorgen. Denn so eng die Dynamik der Faes auch wirkt, Geheimnisse, Uneinigkeit und Intrigen schwelen im Inneren des Volkes …

Trotz der Ausweglosigkeit, in der sich die „Neuankömmlinge“ befinden, der ihnen zuteil werdenden Ablehnung, trotz der Prüfung, die vor Yeeran liegt, und ihrem Plan, dem Gedanken an Flucht, trotz unheilvoller Prophezeiungen, Schuld und Angst: knistert es – und zwar doppelt. Die Autorin kreierte u. A. eine der seltenen, echten Enemies-to-lovers-Romanzen, voller Hass und Vorsicht, voller Wanken zwischen Gefühlen und Stolz. Und doch nehmen die beiden Slow-Burn-Lovestorys zu keiner Zeit überhand, weben sich perfekt in die Storyline – und in LeserInnen-Herzen.

Band eins der „Battle of the Drumfire“-Trilogie beinhaltet rührende Augenblicke, wütende Ungerechtigkeit, Tragik, Tod und Twists. Abgesehen von Krieg und den verhärteten Fronten, dem Streben nach Macht und den aus Angst und Unterdrückung erschaffenen Vorurteilen hat die Autorin ihre High-Fantasy-Serie auch mit ihrem genderneutralen Stil in die aktuelle Zeit geholt. Zudem dürfen wir POCs, Queerness und Handicaps als Normalität statt Besonderheit erleben. „Faebound“ fesselt nicht mit Action und Kampf, sondern mit zarten Tönen, vielschichtigen Charakteren und Mysterien. Fasziniert auf ganz eigene Art. Am Ende holt uns ein Abschied, ein Cliffhanger, zurück in die Realität, der gebannt auf die Fortsetzung warten lässt.

Auch sei gesagt, dass die Hardcover-Ausgabe wunderschön aufgemacht ist und mit Details wie etwa einer farbigen Karte, einem Glossar und einem Namensregister bestückt wurde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.05.2025

Erneut ein wunderbarer Roman aus den Federn der Autorinnen

My Dark Desire
0

In „My Dark Desire“ trifft Billionaire-Romance auf ein modernes Cinderella-Retelling, moralische Fragwürdigkeit auf gebrochene Charaktere, Traumas auf Humor.

In ihrer Reihe über die Dark-Prince-Road führen ...

In „My Dark Desire“ trifft Billionaire-Romance auf ein modernes Cinderella-Retelling, moralische Fragwürdigkeit auf gebrochene Charaktere, Traumas auf Humor.

In ihrer Reihe über die Dark-Prince-Road führen uns die Autorinnen L. J. Shen & Parker S. Huntington direkt in eine Welt aus Dekadenz, Arroganz und Prestiges. Geld in Hülle und Fülle. Haben wir im Auftakt die Geschichte von Romeo und Dallas gelesen, wartet im September jene von Ollie auf uns, begleiten wir in diesem Buch das abwechslungsreiche, oft skurrile, ein bisschen schräge Zusammenspiel von Zachary Sun und Farrow Ballantine.

Im Kindesalter verlor der milliardenschwere Geschäftsmann, schon damals äußerst intelligent, rational und pragmatisch, auf traumatische Weise seinen Vater. Unnahbar, verschlossen und in seinem Lebensstil festgefahren, hatten weder Freude, Gefühle noch unnötige Interaktionen in dem bis ins Kleinste durchgeplanten, strukturierten Alltag des CEOs Platz. Lediglich seinen beiden Nachbarn/besten Freunden, seiner umtriebenen Tante und seiner überfürsorglichen, bevormundenden Mutter, die ihn dazu drängt, eine Frau zu finden und Erben zu produzieren, gewährt er hier und da seine Aufmerksamkeit – doch ohne Berührungen, ohne echte Emotionen. Statt sich auf den gegenwärtigen Feierlichkeiten zu amüsieren und eine Hochzeitskandidatin zu wählen, verbringt Zach den Großteil des Abends mit einer herausfordernden Fremden bei einer Partie Go. Der Beginn von etwas, das Suns Leben, sein Denken ins Chaos stürzen wird.

Farrow Ballantine war immer mehr Zuschauerin als Teil ihrer Familie. Seit sie ihren Vater und mit ihm ihre Karriere begraben musste, arbeitet sie unermüdlich, um die Firma am Laufen und ihre verwöhnten, arbeitsunwilligen Mitbewohnerinnen zu unterhalten. Um sich das einzige zurückzuholen, das Fae von ihrem Papa geblieben ist, schleust sich die 23-Jährige auf jener Brautschau ein, von der ganz Potomac redet. In einem geliehenen Negligé, von der heimlichen Fahrt im Kofferraum ihrer drei Stiefmonster zerknittert, ist die taffe Fechterin für alles – Einbruch, Diebstahl und Flucht – gewappnet. Nur nicht für die Konfrontation mit dem düsteren Gastgeber. Nicht für das, was kommen soll …

„My Dark Desire“ besticht nicht nur mit einer detailreichen Aufmachung, die den Geschehnissen – Royale-Vibes meets Aschenputtel – angemessen ist, sondern auch mit einer äußerst unterhaltsamen, mitreißenden Storyline. Erzählt wird aus wechselnder Perspektive, was es zum einen leichter macht, sich der Vergangenheiten und der Hintergründe der Protagonisten gewahr zu werden, zum anderen, sie, ihre Intentionen und Reaktionen, die Zweifel zu verstehen – denn wo Farrow schon immer um alles kämpfen, ständig einstecken musste, trotz ihrer Cleverness und ihrer charakterlichen Stärke nicht vor Trauer und Selbstzweifeln gefeit ist, trägt Zach eine fest verankerte Angst in sich, falsches Schuld- und Pflichtgefühl. In „Okti“ findet er etwas, das einer Heilung gleichkommt, ein wirksames Mittel gegen die Monotonie. Und Fae sieht in diesem erfolgsorientierten Eisblock eine unschätzbare Hilfe, mit der sie endlich Vergeltung üben kann.

Shen & Huntington verstehen es, eine dichte Storyline zu konzipieren, in der etliche Feinheiten, kleinste Regungen und Gedankenblitze zu einer lückenlosen, griffigen Handlung verschmelzen, die jedwede Unsicherheit, jedes Stillstehen, jeden überbrodelnden Wutausbruch erklärt. Es war so leicht, sich mitreißen zu lassen, Mitgefühl zu empfinden und zu hoffen. Während Zach und seine Haushaltshilfe in ihrem eigenen Duell gefangen sind, miteinander aufblühen, aneinander wachsen und sich langsam, aber deutlich verändern, das Setting neidvoll betrachtet werden kann, sind es die spannenden, intriganten Stränge außerhalb der Romanze, die für Aufregung und Neugier sorgen, und die Nebenfiguren, die Abwechslung bringen: Romeo, Dallas und Ollie stehen dem ungleichen Paar mit ihren „besonderen Eigenschaften“ und ihrem Einfluss zur Seite. Zachs Mutter, die sich nie von ihrem Verlust erholt hat, scheint eine herrische Komponente zu sein, dabei sind es die inneren Blessuren, die sie leiten. Faes Stieffamilie – nun, die ist das moderne Pendant zu dem Klassiker, und Eileen? Lasst euch überraschen.

„My Dark Desire“ hält so viel Witz bereit, Schlagabtausche, die sich gewaschen haben, heiße, detailreiche Szenen und etliche neue Erfahrungen, vor allem für Zachary. Es wird romantisch, amüsant und aufregend. Dunkel, düster und schwer – doch mit jedem Kapitel häufen sich die leichten, freien Momente. Dass das Autorinnenduo moralisch fragwürdige Figuren mit teilweise bösartigen Wesenszügen und einem Hang dazu, sich außerhalb der Legalität zu bewegen, gezeichnet hat, diese jedoch mit Hintergründen und Authentizität, verschiedenen Nuancen ausgestattet wurden, mit Erfahrungen, die verstehen lassen, gibt der Romance etwas Tiefbewegendes. In Kombination mit grausamen Wahrheiten, starken, einzigartigen Charakteren und Twists, mit temporeichen wie schmerzhaften Szenen, dem Wechsel von eiskalt zu glühend heiß und den Oktopus-Funfacts kann ich auch den zweiten Teil über die Dark-Prince-Road von Herzen empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.05.2025

Kurzweilig, unterhaltsam und trotz kleiner Schwächen eine mitreißende Geschichte.

Supernatural Academy: Year One (Supernatural Academy 1)
0

In der Nacht zu ihrem 22. Geburtstag entwickelt sich das Leben von Maddison James in eine gänzlich neue Richtung, die die junge Frau trotz ihres Unglaubens begrüßt. Denn bisher hat es das Schicksal nicht ...

In der Nacht zu ihrem 22. Geburtstag entwickelt sich das Leben von Maddison James in eine gänzlich neue Richtung, die die junge Frau trotz ihres Unglaubens begrüßt. Denn bisher hat es das Schicksal nicht gut mit ihr gemeint. Da sie der Tatsache, dass Magie und Fantasywesen existieren, sie sogar selbst ein Teil des Übernatürlichen sein soll, offen gegenübersteht, kann sich Maddi schneller als gedacht in die „Supernatural Academy“ und deren Annehmlichkeiten einleben – genügend Essen, ein weiches Bett und finanzielle Unterstützung sind mehr, als sich die Neue je zu hoffen wagte. Und dann wären da noch Ilia und Larissa, die Maddison in ihre Mitte nehmen und zu einer schmerzlich vermissten Art von Familie werden.

Nun gilt es, herauszufinden, zu welcher Wesenheit Maddi gehört und was für – mächtige – Kräfte in ihr verborgen liegen … Dieses Unterfangen gestaltet sich nur leider schwieriger als gedacht, zusätzlich warten selbst auf einer Schule für Magische und Sagengestalten die typischen Dramen, Cliquen, Unterrichtsstunden und … nunja, atemberaubende Schönlinge …

Jaymin Eve führt uns in einem lockeren, authentischen und amüsanten Ton durch ihre urbane Fantasy-Story, sodass die Seiten nur so dahinflogen. Es war leicht, sich in die hier erschaffene Welt und die Protagonistin, die ihr Glück, endlich ein Zuhause zu haben, irgendwo dazuzugehören, kaum fassen kann, hineinzuversetzen. Zwar birgt dieser erste Band nicht viel Anspruchsvolles, dafür wurden die Gegebenheiten zu einfach und eher hintergründig behandelt, viele Szenen – hauptsächlich actionreiche, entscheidende – zu knapp und oberflächlich, dennoch bietet die Handlung allerhand Kreatives, Interessantes, Geheimnisse und Fragen. Neben dem Academy-Setting und den Tropes Found Family, Hidden Power und Slow Burn war zusätzlich auch der Mythos um Atlantis eingeflochten.

Maddison schafft es mehrfach zu überraschen – wir haben hier kein naives Mädchen, das von falscher Überlegenheit und Stolz dazu gedrängt wird, sich Anweisungen zu widersetzen und Hilfe abzulehnen. Die Neue ist schlagfertig (wortwörtlich), aufmerksam, des selbstständigen Denkens und Entscheidens mächtig und in der Lage, für sich einzustehen. Wir erfahren einiges aus ihrer Vergangenheit, das nicht nur Mitgefühl auslöst, sondern auch ihr selbstbewusstes, vorsichtiges Auftreten nachvollziehbar macht.
Welche gewaltige Kraft in Maddie schlummert, von welcher Linie sie abstammt und wer ihre Fähigkeiten gebunden hat, bleibt in diesem Auftakt zwar großteils noch verborgen, aber es war wirklich total schön, ihr Ankommen, ihre Neugier und ihre Entwicklung zu verfolgen.

Hier und da hält der Verlauf Ansätze von Tempo und Spannung bereit, gibt uns eine Ahnung über das Können des einen oder anderen Schülers, leider vergehen diese Sequenzen – im Gegensatz zu zwischenmenschlichem Trara, romantischen und freundschaftlichen Empfindungen/Beziehungen – unspektakulär und rasant. In diesem Punkt fehlte es mir an einer detailreichen Ausarbeitung und passenderer Inszenierung, wenn Intrigen, Bedrohungen sowie Angriffe selbst auch unerwartet kamen.

Dafür hat Eve ihre amüsante Story mit allerhand individuellen Figuren gespickt, die oft mehr als nur Randerscheinungen oder bloße Statisten waren. Die Atlantischen Fünf – bestehend aus Calen, Jesse, Rone, Axl und Asher – bspw. warten jeder für sich mit unterschiedlichen Eigenschaften auf und sind, wie auch Ilia und Larissa, ein fester Bestandteil des Geschehens. Die Hintergründe und Veränderungen des/der Einzelnen, die sich festigende Dynamik der Gruppe(n) und das Kennenlernen selbst brachten Spaß und Abwechslung mit sich. Ebenfalls positiv empfand ich die sachte Intensivierung der Beziehung zwischen Asher und Maddi und das überschaubare, zu keiner Zeit dominierende Maß an Spice.

„Year One“ umfasst ein Jahr, in dem wir einen ausreichenden Überblick über die schulischen Aktivitäten und Gegebenheiten bekommen, Charaktere treffen, die LeserIn ins Herz schließen muss, und zum Miträtseln und Seufzen animiert werden.
Band eins endet kurz vor Maddison James' 23. Geburtstag – mit einer neuen Herausforderung, einem weiteren Schritt gen Wahrheit. Einer neuen Haarfarbe.

Ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzung und hoffe, dort mehr über die komplette Welt der Magischen und Mythen zu erfahren.

Fazit: Kurzweilig, unterhaltsam und trotz kleiner Schwächen eine mitreißende Geschichte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere