Cover-Bild Am See
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kein & Aber
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 12.02.2018
  • ISBN: 9783036957784
Bianca Bellová

Am See

Mirko Kraetsch (Übersetzer)

Bianca Bellová, die spannendste neue Stimme der tschechischen Literatur, erzählt bildgewaltig und schonungslos - eine Geschichte wie ein Traum. Nami wächst bei seinen Großeltern in einem Fischerdorf am Ende der Welt auf. Die Bewohner glauben an einen Seegeist, der über ihr Schicksal bestimmt. Doch als der See Nami das bisschen nimmt, das er hatte, beschließt er, sein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen. Er will seine Mutter finden und bricht in die Hauptstadt auf. Nami begegnet tiefer Grausamkeit neben echter Freundschaft.
Doch dem See entkommt er nicht.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.08.2019

Auf der Suche nach der Wahrheit …

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Im Fischerdorf Boros am großen See wächst Nami bei den Großeltern auf, Vater ist unbekannt und über die verschollene Mutter wird nicht geredet. Früher war der See sehr schön und es gab viele Fische, doch ...

Im Fischerdorf Boros am großen See wächst Nami bei den Großeltern auf, Vater ist unbekannt und über die verschollene Mutter wird nicht geredet. Früher war der See sehr schön und es gab viele Fische, doch seit einiger Zeit zieht sich er sich zurück, der Salzgehalt steigt, das Wasser wird immer giftiger. Die Menschen dort glauben an den Seegeist, der erzürnt sei und nach Opfer verlange. Doch auch als Großvater beim Fischfang im Sturm nicht mehr zurück kommt, ist der Seegeist noch nicht besänftigt, so wird ihm auch Großmutter nach einem Sturz geopfert. Nami ist nun auf sich alleine gestellt und beschließt, in die ferne Hauptstadt zu gehen. Aber auch dort ist das Leben nicht besser. Es erwarten ihn harte, schwere und dreckige Arbeiten, bis er auf eine gütige alte Dame trifft. Jetzt hat er endlich die Kraft und den Mut, seine Mutter zu suchen …

Bianca Bellová wurde 1970 in Prag geboren und hat bulgarische Wurzeln. Die ersten zwanzig Jahre ihres Lebens lebte sie hinter dem "Eisernen Vorhang", was ihre Romane sehr authentisch macht. Für den aktuellen Roman „Am See“, der in mehreren Sprachen erschien, erhielt sie den tschechischen Buchpreis Magnesia Litera, sowie den European Union Prize für Literature.

In einer außerordentlich bildreichen, aber dennoch schlichten Sprache erzählt die Autorin die Geschichte von Nami, dessen Leben untrennbar mit dem See verknüpft ist. Der See ist es auch, der neben Nami die zweite Hauptrolle spielt. Zwar ist weder der See, noch die Gegend namentlich benannt, doch da von den „verhassten Russen“ die Rede ist, ist anzunehmen, dass es sich um den Aralsee handeln muss. Auch er war einst sehr fischreich und wurde, wie der See im Roman, seit den 60/70er Jahren systematisch ausgebeutet. Die Zuflüsse wurden zur Baumwollfelder-Bewässerung umgeleitet, sodass er um die Jahrtausendwende kurz vor der Austrocknung stand. Diese Umweltzerstörung, deren Ursache die Menschen im Buch nicht erkennen wollten, sondern durch einen zürnenden Seegeist beschönigen, bestimmt maßgeblich deren Leben und Gesundheit und ist auch einer der Kernpunkte des Romans.

Bianca Bellová schont den Leser nicht, ja sie schafft es eine Geschichte zu erzählen, die jeden bis ins Innerste treffen und lange im Gedächtnis bleiben wird. Brutale Szenen werden bis ins kleinste Detail geschildert, über sexuelle Bedürfnisse wird ohne Umschweife geredet und die Diktatur der Russen wird offen beim Namen genannt. Wir lesen von den unzumutbaren, menschenverachtenden Bedingungen, in der sich der junge Nami zurecht finden muss, und über eine Welt, die von verrohten Männern beherrscht wird. Das Buch ist in vier Teile gegliedert, die Namis Entwicklung vom Kind über die Pubertät zum jungen Mann schildern, bis er im vierten Teil dann die Wahrheit erfährt. Dazwischen passiert sehr viel, ein junger Mensch dem nichts erspart bleibt und der manchmal Unmenschliches erleiden muss.

Fazit: Ein Buch, für das man starke Nerven braucht und das man nach dem Lesen nicht einfach weglegen und zur Tagesordnung übergehen kann. Für Leser, die sich darauf einlassen können, ein absoluter Gewinn.

Es gibt offenbar wieder Hoffnung – wer sich informieren möchte: http://www.newsderwoche.de/welt/asien/524-kasachstan-schenkt-dem-aralsee-ein-neues-leben.html

Veröffentlicht am 25.02.2018

Bildgewaltig, tieftraurig und schön zugleich erzählt Biance Bellová vom Schicksal des jungen Namis und seiner Suche nach Antworten.

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„Ja, ja und ja!“ — so oder so ähnlich waren meine Gedanken, als die Pressemitteilung zu Bianca Bellovás neustem Buch eintrudelten. Nicht, dass ich schon vorher was von ihr gelesen hätte, nein, aber dieser ...

„Ja, ja und ja!“ — so oder so ähnlich waren meine Gedanken, als die Pressemitteilung zu Bianca Bellovás neustem Buch eintrudelten. Nicht, dass ich schon vorher was von ihr gelesen hätte, nein, aber dieser Klappentext schien praktisch nach mir zu rufen! Es geht um den jungen Nami, der in einem kleinen Fischerdorf mitten im Nirgendwo bei seinen Großeltern wohnt. Von seiner Mutter hat er nur eine einzige, sehr flüchtige Erinnerung. Niemand will ihm auf seine Fragen antworten und im Dorf kursieren Unmengen sehr negativer Gerüchte über seine vermeintliche Mutter. Wie die Menschen in seinem Dorf wächst Nami mit dem Glauben an den Seegeist auf, der seit Urzeiten böse ist und den See austrocknen lässt. Um ihn zu besänftigen, werden die unheilbar Kranken, bereits Toten oder Kriminellen zu ihm in den See geworfen. Doch es hilft nichts, und weil der See stark austrocknet, mit Kadavern gefüllt wird und überall eine Salzkruste hinterlässt, sind die Bewohner, die am und im See arbeiten, mit Ekzemen übersät. Als bei einem Unwetter sein Großvater ums Leben kommt und wenig später auch seine Großmutter dem Seegeist übergeben wird, ist Nami auf sich allein gestellt. Der Kolchosvorsitzende, seine Frau und deren dreiarmiges Baby ziehen kurzerhand ungefragt in das Haus seiner Großeltern und Nami erlebt keine schöne Zeit, er ist den Launen des Vorsitzenden ausgesetzt und wird in den Hühnerstall eingesperrt. Kurzerhand beschließt er, in die Hauptstadt zu reisen, um dort seine Mutter zu finden. Eine weiter Weg steht ihm bevor, gespickt mit viel harter Arbeit und Freunden, die keine Freunde sind.

Bianca Bellová zeichnet hier das Portrait eines kleinen Dorfes, das irgendwo zwischen Aberglauben, Krankheit und Rückständigkeit steckt. Und mittendrin ist Nami. Nami, der sich vor keiner Arbeit scheut, sich nicht beschwert, dass er zwischen den Hühnern schlafen muss, Nami, der alles verloren hat und auf der Suche nach seiner Mutter eine weite Reise zurücklegt und Situationen erleben muss, die ihm lieber erspart gewesen wären. So asphaltiert er Straßen, arbeitet in einem Schwefelwerk und landet schließlich bei einem reichen Drogendealer, wo er zum ersten Mal in seinem Leben auf einer richtigen Matratze schläft – ein ungeahnter Luxus für ihn. Nami versteht nicht, warum in diesem Haus alles so protzig und „auf dumme, sinnlose Weise teuer und luxuriös“ sein muss und zieht auch bald, nach einer Episode, die das fragwürdige Töten von Tieren beinhaltet, weiter. Müde, erschöpft und am Ende seiner Kräfte, physisch wie psychisch, wird er schließlich von einer alten Dame aufgenommen. Weiß sie etwas über seine Mutter? Und wird er sie schließlich nach all den Strapazen finden?

Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: https://killmonotony.de/rezension/bianca-bellova-am-see

Veröffentlicht am 01.02.2019

Ein Buch weniger Worte

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Nüchtern, distanziert, emotionslos. Dieses Werk beschränkt sich in seinen Erzählungen wirklich auf das Wesentlichste.

Teilweise fand ich den Roman dennoch stark, da die Enge und Beklommenheit dieser ...

Nüchtern, distanziert, emotionslos. Dieses Werk beschränkt sich in seinen Erzählungen wirklich auf das Wesentlichste.

Teilweise fand ich den Roman dennoch stark, da die Enge und Beklommenheit dieser Geschichte sehr gut eingefangen wurde. An anderen Stellen war die Geschichte wiederum derart langatmig, dass es mir echt schwer fiel, weiterzulesen.

Am Ende bleibt mir dieses Buch nicht wirklich in positiver Erinnerung, da mir der Protagonist über das gesamte Buch sehr blass und schwer fassbar blieb, wodurch die Geschichte insgesamt ziemlich an mir vorbeigeplätschert ist.