Wenn dein Crush der beste Freund deines Vaters ist…
Das wunderschöne Cover und der auffällige Farbschnitt haben mich sofort auf dieses Buch aufmerksam gemacht. Der geheimnisvolle Titel tat sein Übriges, sodass „Wicked Mind“ auf meinem SuB landete. Von der ...
Das wunderschöne Cover und der auffällige Farbschnitt haben mich sofort auf dieses Buch aufmerksam gemacht. Der geheimnisvolle Titel tat sein Übriges, sodass „Wicked Mind“ auf meinem SuB landete. Von der Autorin hatte ich zuvor noch nichts gelesen, daher ging ich ganz unvoreingenommen an die Geschichte heran. Letztendlich hat das Buch in mir jedoch sehr gemischte Gefühle ausgelöst.
Die Handlung dreht sich um Sienna, die versucht, eine Beziehung zu ihrem Vater aufzubauen, zu dem sie eigentlich kaum Kontakt hat. Gleichzeitig schwärmt sie für dessen besten Freund Nikolai, den sie bisher nie persönlich getroffen hat, aber über den sie spicy Romane schreibt. Schon früh hatte ich allerdings beim Lesen das Gefühl, als würde sie ihn längst kennen – aber dem war ja nicht so. Dadurch wirkte Sienna für mich teilweise etwas weltfremd und desillusioniert.
Vor allem in der ersten Hälfte des Buches bin ich immer wieder über Ungereimtheiten gestolpert, die mich fast dazu gebracht hätten, die Geschichte abzubrechen. Ohne zu spoilern: Sienna beschreibt das Verhältnis zu ihrem Vater als distanziert, weil er in ihrer Kindheit oft abwesend war. Gleichzeitig war er aber ihre einzige Familie und hat sie von klein auf allein großgezogen, bevor er sie später ins Internat schickte. Diese Konstellation wirkte auf mich widersprüchlich – denn wenn er sie tatsächlich von Geburt an betreut hat, wieso konnte sich keine intensivere Beziehung entwickeln?
Auch die Dynamik zwischen Sienna und Nikolai erschien mir zunächst stellenweise unlogisch. Ihre Flirtereien finden direkt vor den Augen des Vaters statt und obwohl mehrmals erwähnt wird, dass dieser die beiden misstrauisch beobachtet, scheint er lange nichts zu bemerken. Ihr Verhalten ist dafür, dass sie sich gerade erst kennenlernen, auffallend vertraut und intim. Das hätte Siennas Vater doch sehen müssen. Später gibt es zwar Erklärungen, warum er evtl. nicht ganz klar gedacht hat, doch insgesamt blieb es für mich nicht ganz glaubwürdig.
Darüber hinaus wirkte Sienna mit ihren 23 Jahren oft erstaunlich kindisch, was es mir schwer machte, eine Verbindung zu ihr aufzubauen. Auch ihre Freundinnen, welche die einzigen wirklich relevanten Nebenfiguren waren, blieben recht oberflächlich und unsympathisch.
Der Schreibstil von Bianca Mov ist insgesamt sehr bildhaft und ausgeschmückt, allerdings waren besonders am Anfang viele Szenen zu kurz oder abgehackt. Die Kapitel wechselten schnell, wodurch ich anfangs kaum ein Gefühl für die Figuren bekam. Erst ab der Mitte hat mich die Geschichte wirklich gepackt – dann aber richtig: Die Ereignisse wurden fesselnd, die Emotionen greifbar und auch das Ende fand ich gelungen. Der Spice war zudem sehr gut geschrieben und die spätere Beziehung zwischen Sienna und Nikolai konnte mich schließlich überzeugen. Insgesamt hätte ich mir jedoch gewünscht, dass die Geschichte von Anfang an so stimmig und mitreißend ist wie im letzten Drittel.
„Wicked Mind“ hat starke Momente und einen fesselnden Schlussteil, schwächelt jedoch im Aufbau und in der Logik mancher Handlungsstränge. Wer Geschichten mit Age Gap, Forbidden Love und etwas Drama mag sowie über ein paar Unstimmigkeiten hinwegsehen kann, wird hier sicherlich auf seine Kosten kommen.