Cover-Bild Zwischen Vogelscheuche und Hakenkreuz
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12,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Verlagshaus Schlosser
  • Themenbereich: Belletristik
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 162
  • Ersterscheinung: 05.11.2020
  • ISBN: 9783962004125
Christian Pittl

Zwischen Vogelscheuche und Hakenkreuz

Eine Biographie über Konrad Sandbichlers kuriose Erlebnisse und Überleben von 1938 - 1945
Ein Leben in der Nazizeit, geprägt von jugendlicher Arglosigkeit und einem ernüchternden, bitteren Fronteinsatz, bis hin zur Rückkehr in ein neues freies Leben.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.05.2021

Lobenswert: Mit viel Selbstironie und glaubwürdig erzählte Lebensgeschichten!

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Der seit 1969 in Wien lebende und einige Male ausgezeichnete Tiroler Schriftsteller Gerald Grassl hat dem Autor Christian Pittl, meinem Onkel. diese Rezession zukommen lassen:

Eine Kindheit und Jugend ...

Der seit 1969 in Wien lebende und einige Male ausgezeichnete Tiroler Schriftsteller Gerald Grassl hat dem Autor Christian Pittl, meinem Onkel. diese Rezession zukommen lassen:

Eine Kindheit und Jugend während des Nationalsozialismus: Vom listigen Widerstand

Bei meinen Recherchen über die wenigen Beispiele von Widerstand gegen das Naziregime in Tirol,
stieß ich zufällig (so es Zufälle gibt) auf das Buch des Gendarmen in Pension, Christian Pittl, aus
Mils im Tiroler Unterinntal.

Ich bin ja voll von Vorurteilen - die per sé - ja nicht alle „schlecht“ sind. Nämlich dann, wenn man
mehrmals zu einer Person oder Situation öfters die gleiche oder ähnliche Erfahrung erlebte, bildet
man sich ein Vor-Urteil. Zum Beispiel: lange überwogen bei mir nur negative Begegnungen mit der
Polizei (bzw. „Schandi“, wie sie in Tirol Gendarmen genannt werden) - es dauerte, bis ich auch ein
paar sehr interessante (und gute) Erlebnisse mit „Kieberern“ (im Wiener Dialekt für Polizisten)
hatte, sodass dieses Vorurteil schwand.
Und so war ich auch skeptisch gegenüber Publikationen in Form von autobiographischen
Erinnerungen während der Nazi-Zeit von Betroffenen auf Seite der Täter, die sich fast immer
entweder als „Helden“ und/oder sogar als „Opfer“ ihrer Zeit darstellen, und bei denen gleichzeitig
weiterhin ein unterschwelliger Hass gegen die (vermeintlichen) „Feinde“ mitschwingt (Juden,
Kommunisten, Sozialisten, aufmüpfige Katholiken usw.).

In meiner Jugendzeit erlebten die unerträglichen „Landser“-Heftchen-Romane und die peinlich
schlecht verfassten Kitsch-Prosa des Heinz Konsalik („Der Arzt von Stalingrad“ usw.), in denen
nichts über die Verbrechen der Deutschen Wehrmacht vorkam, Massenauflagen; die neonazistische
„Deutsche National-Zeitung“ hing ganz selbstverständlich an jedem Kiosk prominent und zum
Kauf anregend aus. Die Arbeiter-Zeitung oder gar die kommunistische Tageszeitung „Volksstimme“
hingegen war in ganz Innsbruck nur beim Kiosk des Hauptbahnhofs Innsbruck erhältlich. Verlangte
man sie, konnte es passieren, dass man vom Verkäufer wüst beschimpft wurde, was meistens mit
dem Spruch „Geahts decht umma ins Orbeiterparadies...“ endete.
Christian Pittls Buch „zwischen Vogelscheuche und Hakenkreuz“ hingegen unterscheidet sich
wohltuend von Erinnerungslektüre dieser Art.
Es ist ein gut geschriebener „schnörkelloser“ Text, der in zwei (oder doch drei?) Abschnitten mit
Schwejkiaden von Jugendlichen in einem Tiroler Dorf beginnt.

Bei einer Buchempfehlung soll nicht zu viel vom Inhalt berichtet werden, um die Spannung nicht
vorwegzunehmen, doch bereits die einleitende Geschichte MUSS einfach erzählt werden: Der
Erzähler ist zur Zeit des Einmarschs der Hitler-Truppen im März 1938 13 Jahre alt. Er und seine
zwei jüngeren Brüder sollen ebenso zur HJ (= Hitler-Jugend) wie sein bester Freund, der Sohn des
Nachbarbauern. Der Vater hatte eben eine Vogelscheuche gebastelt, die im Stadel auf ihre
Aufstellung am Feld wartet. Als die Buben wieder einmal zu einem Heimabend der HJ sollten,
marschiert der Nachbarbub mit der Vogelscheuche voran, und seine Freunde hinterdrein durch das
Dorf und skandieren: „Wir wollen nicht zur HJ!“ Das konnte nicht gut gehen!

Sie werden natürlich sogleich denunziert und kurz darauf kommt der Dorfgendarm (nun
Polizeibediensteter) ins Haus, um die Arglosen „ins Gebet“ zu nehmen. Er macht sie in strengem
Ton darauf aufmerksam in welche Gefahr sie mit dieser Aktion nicht nur sich selbst, sondern vor
allem auch ihre Eltern in Gefahr brachten.
Am nächsten Tag müssen die Buben in Innsbruck bei der Polizei zum Verhör erscheinen (haben
vielleicht die Eltern eine regimekritische Einstellung?). Der Dorfgendarm instruierte sie zuvor, wie
sie auf Fragen antworten sollten, um halbwegs gut aus dieser Affäre herauskommen zu können.
In Innsbruck werden sie dann einzeln zum Verhör herein geholt. Von drinnen ist nur das Gebrüll der
Beamten zu hören. Danach kommen die kleineren Brüder weinend heraus.

Auf die gehässig gebrüllte Frage an den Erzähler, warum er und seine Geschwister sich weigern zur
HJ zu kommen, lautet seine Antwort, dass „der Herr Führer“ Buben brauche, die zum Schießen und
Kämpfen ausgebildet werden, und nicht zum Strammstehen usw.

Und siehe da! Nun wechselt die Bösartigkeit der Nazi-Beamten in Freundlichkeit.
Aber nun hatten die Buben keine Ausrede mehr, um nicht wieder die HJ-Zusammenkünfte zu
besuchen. Als sie dort beim nächsten Mal auftauchten, gab es zwei vom „Onkel“ bei der Gestapo
gesandten Karabiner.

Doch die Buben hatten weiterhin keine Lust, ihre Zeit bei HJ-Treffen zu vergeuden, anstatt bei
anderen spielerischen Abenteuern. Da hatte des Nachbarn Sohn eine erstaunliche Erkenntnis: Das
Nazi-System ist streng hierarchisch strukturiert. Was steht über der HJ? Doch sicher die
Landwirtschaft! Daher bekam der „Rottenführer“ zu hören: Zum Wohle des Reiches muss jetzt die
Ernte eingebracht werden, und da fehlen jetzt unsere helfenden Hände…

Darauf wusste der „Rottenführer“ nichts mehr zu sagen, ließ (einerseits zähneknirschend,
andererseits aufatmend, denn wer wollte damals schon etwas mit wem zu tun haben, der einen
„Onkel“ bei der Gestapo hatte?) die Bubenbande ziehen. Sie blieben bis zum Kriegsende von der
HJ unbehelligt.

Ab der Hälfte des Buches kommt es gewissermaßen zum „Bruch": Der Held der Geschichte kann
sich als 18jähriger der Einberufung zur Wehrmacht nicht entziehen. Erst jetzt erfährt er auch
(erstaunt), dass sein älterer, introvertierter Bruder 1937 der illegalen NSDAP vorübergehend
beigetreten war und an deren Aktionen teilgenommen hatte. Doch kaum war diese Partei in der
„Ostmark“ an der Macht, begann auch er sich enttäuscht von ihr zu distanzieren. Er fiel bereits im
ersten Jahr des Krieges in der Sowjet-Union.
Und nun geschieht, was viele Eltern und Großeltern ihren Kindern und Enkeln nach der Befreiung
vom Faschismus berichteten, auch dem Erzähler: Durch die allgemeine Euphorie, die bei den
meisten aufgrund der ersten Siege in den (völkerrechtswidrigen) „Blitzkriegen“ entstand, wurde
auch er selbst zum Nazi. Nicht lange. Aufgrund seiner eigenen Kriegserlebnisse (die zur Folge
hatten, dass ihm wegen arger Erfrierungen beinahe seine Beine amputiert worden wären) kehrte er
bald wieder zur ursprünglichen Gegnerschaft zum Regime zurück.
..
Mit viel Selbstironie und glaubwürdig wird das alles erzählt. Bei den Streichen der Jugendlichen zu
Beginn der Geschichte kamen mir zuweilen Zweifel auf, ob die wirklich „wahr“ sein können -
gegen Ende des Buches (sogar mit so etwas wie ein „happy end“) wird das Rätsel gelöst.
Uns Nachgeborene treibt ja (soweit man nicht ganz abgestumpft gegenüber der nahen
Zeitgeschichte ist) die Frage um: Wie konnten unsere Altvorderen einem Schreihals wie Hitler und
dessen Anhang geradezu mit hysterischer Empathie folgen?
Christian Pittls Buch ist ein weiterer Puzzle-Stein, damit Unsereins ahnen kann wie dies
„funktionierte“…

Gerald Grassl
Herausgeber der TARANTEL, die Monatszeitschrift für Kultur von unten, Wien
Theodor-Körner-Preis 1978

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Veröffentlicht am 14.02.2021

Authentische Geschichte

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Authentische Geschichte über junge Tiroler mit vielen spannenden und auch immer wieder lustigen - aufheiternden Einblicken in der Kriegszeit!
Jugendliche Blauäugikeit, Fettnäpfchen die gerade noch „gut“ ...

Authentische Geschichte über junge Tiroler mit vielen spannenden und auch immer wieder lustigen - aufheiternden Einblicken in der Kriegszeit!
Jugendliche Blauäugikeit, Fettnäpfchen die gerade noch „gut“ ausgehen bis hin zum späteren Fronteinsatz. Trotz einer schweren Zeit immer wieder heitere Momente, es wird nie langweilig um Konrad.
Einfach und füssig zu lesen, man kann das Buch gar nicht mehr weglegen. Schönes Ende, da „Happy End“.
Sehr zu empfehlen!

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Veröffentlicht am 14.02.2021

In einem durch gelesen

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Biografie zweier Jugendlicher die die Nazizeit unterschiedlich Erleben. Ernüchternde Wahrheiten mit witzigen Ereignissen kombiniert.
Zwei Freunde ziehen durch das Dorf mit einer Vogelscheuche und protestieren ...

Biografie zweier Jugendlicher die die Nazizeit unterschiedlich Erleben. Ernüchternde Wahrheiten mit witzigen Ereignissen kombiniert.
Zwei Freunde ziehen durch das Dorf mit einer Vogelscheuche und protestieren gegen die Hitlerjugend. Was sie damit bewirken, stellt sich schnell heraus.... Das Buch lässt sich in einem Zug gut durchlesen, die tragische Wahrheit über die damalige Zeit wird kombiniert mit witzigen Handlungen. Nicht nur interessant wenn man sich für diese Zeit interessiert. Für Jedermann & Frau lesbar.

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Veröffentlicht am 27.01.2021

Spannend, teilweise humorvoll, aber WICHTIG: authentisch!

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Dieser Kurzroman wurde von meinem Onkel geschrieben. Dieser Geschichte über das kuriose Erwachsenwerdens von meinem Opa und seine dramatischen Fronteinsätze liegen Großteils seine Erzählungen aus dieser ...

Dieser Kurzroman wurde von meinem Onkel geschrieben. Dieser Geschichte über das kuriose Erwachsenwerdens von meinem Opa und seine dramatischen Fronteinsätze liegen Großteils seine Erzählungen aus dieser Zeit zugrunde. Ich kann mich noch gut erinnern - hab seine Ausdrucksweise und die Gesichtszüge gut im Kopf - als Opa von diesen dramatischen Ereignissen an der Ostfront erzählte. Oder auch von den ein oder anderen Erlebnissen vor dem Krieg, als fleißiger und "kreativer" Bauernbub!

Ich kann diesen Roman nur empfehlen, da noch mehr Echtheit aus dieser Zeit geht nicht mehr!
Vor allem kann man gut feststellen, dass es auch einige gab, welche in diesem NSDAP-Regime versuchten, den "normalen Menschen", also dem Fußvolk, zu helfen...

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