Cover-Bild Als wir die Maikäfer waren
(2)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
14,80
inkl. MwSt
  • Verlag: Steidl Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 96
  • Ersterscheinung: 01.02.2023
  • ISBN: 9783969992005
Christoph Heubner

Als wir die Maikäfer waren

Wenn die kleine Eva auf dem Rücken ihres Vaters im berühmten Budapester Gellert-Bad auftaucht, bringen sich die alten Damen in Sicherheit. Denn der Vater stürzt sich vom Beckenrand ins Wasser, dass es nur so spritzt. Immer muss Eva mit. Schwimmen lernt sie dann schon. Wer kann ahnen, dass dies später ihr Leben retten wird. Denn Eva ist zwölf, als sie wieder ins Wasser geworfen wird, diesmal in die eisig kalte Donau, mit einem Seil an zwei andere jüdische Mädchen gefesselt. Ungarische Nazis, die Pfeilkreuzler, tun ihr das an.
Die Geschichten in diesem Buch erzählen von Menschen, die den Holocaust überlebt haben und in ihrem zweiten Leben weiterleben müssen mit ihren Toten und ihren Schuldgefühlen, mit ihrer Trauer und ihrem Zorn. Sie beruhen auf den Erinnerungen der Menschen, die Christoph Heubner im Rahmen seiner Tätigkeit als Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees kennenlernen durfte. Menschen, die bis heute hoffen, dass ihre Erinnerungen der Welt nützlich und eine Warnung sind. Die zutiefst beunruhigt sind und doch nicht aufgehört haben daran zu glauben, dass eine Welt ohne Hass und ohne Antisemitismus möglich ist.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.05.2023

Die Handschrift der Mörder

0

„Und jetzt stand ich hier, ein alter Mann, der die Welt wie durch einen Regenschleier sah, weil er weinte und weinte. Niemand sagte ein Wort, und auch der Reporter hatte seine Kamera vergessen.“ (Seite ...

„Und jetzt stand ich hier, ein alter Mann, der die Welt wie durch einen Regenschleier sah, weil er weinte und weinte. Niemand sagte ein Wort, und auch der Reporter hatte seine Kamera vergessen.“ (Seite 51)

Christoph Heubner ist Schriftsteller und hat im Rahmen seiner Tätigkeit als Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees viele Menschen kennengelernt, anhand deren Erinnerungen er Geschichten geschrieben hat; es sind Erzählungen gegen das Vergessen. Das vorliegende Buch ist der dritte Band seiner Trilogie der Auschwitz-Erzählungen. Es geht um Menschen, die das Grauen erlebt und überlebt haben, die Zeit ihres Lebens gekämpft haben mit Erinnerungen, Scham, Trauer, Hass, Zorn und Wut.

Die Storys haben mich tief bewegt, besonders die titelgebende Geschichte brachte mich zum weinen und beschäftigte mich noch lange danach. Die Grausamkeit und Kaltschnäuzigkeit erschüttern mich immer noch, während ich darüber schreibe, riesig ist mein Entsetzen, mein Mitgefühl, mein Mitleid und auch meine Wut.

„Du musst nix sagen, sagt sie zu mir. Und ich sage leise: Drei Mädchen, zusammengebunden, mit einem Seil. Ich bin zwölf.“ (Seite 15)

Das Grauen ist schwer in Worte zu fassen, umso wichtiger ist es, den Überlebenden eine Stimme zu geben und dies hat der Autor mit viel Fingerspitzengefühl und auf einem hohen sprachlichen Niveau geschafft. Ein schmales, feines, leises Buch, das umso lauter ist, während man es liest und danach. Es ist richtig und wichtig, vor allem aber ist es notwendig, dass man diese Zeit nie vergisst. Lest es!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.03.2023

ch will Zeugnis ablegen bis zum letzten (V. Klemperer)

1

Christoph Heubner lässt in seinem Buch " Als wir die Maikäfer waren" die dunkelste Zeit unserer Geschichte aus den Seiten steigen und ermöglicht Überlebenden des Holocaust, von ihren Erlebnissen, ihren ...

Christoph Heubner lässt in seinem Buch " Als wir die Maikäfer waren" die dunkelste Zeit unserer Geschichte aus den Seiten steigen und ermöglicht Überlebenden des Holocaust, von ihren Erlebnissen, ihren Dämonen und ihrem Schmerz zu erzählen. Jede einzelne Seite des kleinen Büchleins lässt sowohl die Toten, als auch die Lebenden, an die Orte ihrer Knechtschaft zurückkehren und mit den Erinnerungen kämpfen. Denn das, was zwischen Stacheldraht, Baracken und Todesmarsch stattgefunden hat, hat für immer tiefe Wunden hinterlassen, deren Narben nie ganz verheilen werden.

Die Überlebenden erzählen aber auch vom Glück in ihrem Leben ,auch wenn es auf den ersten Blick nicht danach ausgesehen hat. So wird Eva zweimal ins kalte Wasser geworfen - einmal, um schwimmen zu lernen und das andere Mal, um, trotz Fesseln, zu überleben. Raphael kehrt an den Ort seiner Flucht zurück, um endlich die bohrenden Fragen nach dem Schicksal von Ernest beantwortet zu bekommen. Worte sind wie Peitschenhiebe und können uns ein Leben lang verfolgen - auch dann, wenn eine zufällige Begegnung der Erinnerung einen Streich spielt Das daraus eine Erfolgsgeschichte wird, die die Verarbeitung des Schmerzes in sich trägt, ahnt die Betroffene zunächst nicht.

Es sind kurze Kapitel, die den Schmerz, die Grausamkeit und die immer wiederkehrenden Erinnerungen wie in Wellen an die Leser,innen herantragen. Und doch spricht aus ihnen Hoffnung, denn zwischen all dem Schwarz findet auch die Farbe wieder zurück ins Leben. Das Buch mahnt an, die Toten nicht zu vergessen und den noch Lebenden zuzuhören, denn auch sie verstummen nach und nach. Sie haben den Mut gefunden, aus ihrer Pein und Qual auszubrechen und die Schicksale hinter den Nummern ein Gesicht und eine Stimme zu geben.

Ein sehr aufwühlendes und eindringliches Buch gegen das Vergessen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere