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Veröffentlicht am 23.05.2025

Zu viele Erzählstränge geben der Geschichte leider nicht genügend Raum

Die Frauen von Château Blanc
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Florence und Tochter Ambre kehren Paris den Rücken, um in Sète noch einmal ganz von vorne anzufangen. Aus der vermeintlich guten Idee wird schon bald ein Hürdenlauf, denn so einfach, wie sie sich Florence ...

Florence und Tochter Ambre kehren Paris den Rücken, um in Sète noch einmal ganz von vorne anzufangen. Aus der vermeintlich guten Idee wird schon bald ein Hürdenlauf, denn so einfach, wie sie sich Florence das Ganze vorgestellt hat, lässt sich ein Familienleben mit fünf Genartionen unter einem Dach nicht gestalten. Da sind Geheimnisse und Unklarheiten, alte Narben und schwerwiegende Erinnerungen, die plötzlich hochkommen. Ungesagtes wird nicht länger unter den Teppich gekejrt und lässt so manche Träne fließen. Auch im Job steht Florence der einen oder anderen Herausforderung gegenüber und und dann ist da auch noch Julien, der Vater ihrer Tochter. Eigentlich wollte sie ihn nie wieder so nah an sich heranlassen, doch manchmal geht das Leben eigene Wege...

Silke Ziegler lädte ihre Leser;innen dazu ein, eine aufregende, emotionale und aufwühlende Reise nach Südfrankreich anzutreten und heißt sie als Gäste in der Rosenvilla willkommen. Sie zaubert eine ganz besondere Stimmung, die sich nach liebveoller Umarmung, Heimkehr und Geborgenheit anfühlt.

Jede der fünf Fraunen hat ihr eigenes Päckchen zu tragen und der Generationenkonflikt wird mitunter sehr deutlich dargestellt. Auf der einen Seite öffnet die Schreibende Türen, veschließt diese jedoch sofort wieder, denn zu viele Erzählstränge geben der Geschichte leider nicht genügend Raum, um sich vollends zu entfalten.

Gerade den Erinnerungen von Antoinette sollte mehr Aufmerksam gewidmet werden, denn ihr Leben und Wirken in der Résistance verdienen es, eienm breitem Punlbujum zugänglich gemach zu werden. Es sind grausame Bilder des Krieges, die durch die Worte von Antoinette wieder lebendig werden und den Leser;innen zeigen, dass es im Krieg nur Verlierer:innen gibt, auch wenn sich andere dafür einsetzen, Leben zu retten - koste es , was es wolle.

Die Arbeit von Florence wird ohne Tabus geschildert und auch hier gelingt es Ziegler, einen ungeschönten Einblick in Familiengefüge zu geben, die mit Suchtproblematiken, Gewalt, Misshandlungen und den daraus folgenenden emotionalen Abhängigkeiten zu kämpfen haben.

Zwischen all diesen schwerwiegenden Themen flicht Ziegler dennoch Romantik und Leichtigkeit ein und zeigt, dass familiärer Zusammenhalt stärker ist als alle Widrigkeiten. Ein Generationenroman mit Konflikten, großen Gefühlen und der Erkenntnis, das Vergebung Wunden heilen kann.

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Veröffentlicht am 22.05.2025

Ein sehr intensives und persönliches Zeitdokument

Zwei Leben
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Manchmal stellt das Leben die größten Herausforderungen und würfelt alles durcheinander. So ergeht es Nora, denn sie muss nicht nur den Verlust der geliebten Großmutter verkraften, sondern auch die Scherben ...

Manchmal stellt das Leben die größten Herausforderungen und würfelt alles durcheinander. So ergeht es Nora, denn sie muss nicht nur den Verlust der geliebten Großmutter verkraften, sondern auch die Scherben ihrer Ehe zusammenkehren. Beim Sichten des Nachlasses fällt ihr ein kleines Kästchen in die Hände, dessen Inhalt mehr Fragen aufwirft, als Nora lieb ist. Zwischen tanzenden Staubpartikeln und unzähligen Fragen im Kopf bahnt sich eine entscheidende Frage ihren Weg: Welche Lebensgeschichte verbirgt sich hinter dem lebenslangen Schweigen ihrer Großmutter ?


Bisher war mir Astrid Korten als Autorin unbekannt. Umso größer natürlich die Neugier auf eines ihrer Bücher. Mit "Zwei Leben - Hinter dem Schweigen" legt die Autorin ein sehr intensives und persönliches Zeitdokument vor, das zum einen eine Erzählung gegen das Vergessen ist und zum anderen einen Einblick in die Familiengeschichte der Schreibenden bietet.

Korten wählt zwei Zeitebenen, um ihre Leser;innen tief in die Geschehnisse eintauchen zu lassen. Während die Gegenwart im Jahr 2013 mit einer envervierenden weiblichen Hauptfigur bestückt ist, fasziniert der Charakter Hannah in der Vergangenheit. Sie wächst über sich hinaus, schildert die Ereignisse in unglaublich plastischen Bildern und nimmt die Lesenden an die Hand, um die schreckliche und grausame Fratze des Krieges in aller Deutlichkeit vor sich zu sehen.

Inmmer wieder taucht dabei die Frage auf, ob und wie weit wir unsere eigenen Großeltern und ihre Lebensgeschichte kennen. Die Nachkriegsenkel:innen haben oft keinen oder nur wenig Einblick in die Vita derer, die den Krieg miterlebt haben.

Die Kapitel aus der Sicht von Hannah sind fesselnd erzählt und die Seiten fliegen nur so dahin. Jedoch wird der Lesefluss immer wieder unterbrochen, da die Formatierung des Textes nicht ganz so glücklich gewählt ist und dadurch Zeilenumbrüche entstehen, die mitunter eine halbe bis dreiviertel Leerzeile verursachen. Auch fehlerhafte oder nicht vorhandene Interpunktion, Differenzen in der Rechtschreibung und ausgelassene Worte reißen mitunter die Sinnhaftigkeit der Sätze auseinander.

Die Schatten des Zweiten Weltkrieges, das Wirken der Partisanen und Noras Erkenntnis, dass sie sich in den Jahren ihrer Beziehung auf halbem Weg selbst verlroen hat, sind als zentrale Idee ansprechend. Das Fundament ist aufgrund der aufgeführten Kritikpunkte jedoch etwas wackelig und bedarf einer Überarbeitung. Daher sehr gute 3, 5 Sternchen.

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Veröffentlicht am 21.05.2025

Take a chance on me (ABBA)

Noch immer Zeit zu lieben
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Isabel steht wieder einmal vor einem Neuanfang - vor Jahren musste sie den Tod ihres Verlobten verarbeiten und jetzt steht sie erneut vor dem Prozess, einen geliebten Menschen für immer loszulassen. Da ...

Isabel steht wieder einmal vor einem Neuanfang - vor Jahren musste sie den Tod ihres Verlobten verarbeiten und jetzt steht sie erneut vor dem Prozess, einen geliebten Menschen für immer loszulassen. Da kommt der neue Auftrag gerade zur richtigen Zeit, denn Ablenkung ist immer gut ...aber warum muss diese Fotostrecke ausgrechnet in Stockhom stattfinden ? Zu sehr schmerzen noch die Erinnerungen und Isabel muss über ihren Schatten springen, wenn sie beruflichen Erfolg verbuchen möchte. Mit Hotelchef Lennart hat sie einen smarne Typen an der Seite, der alles dafür tut, dass Isabel sich wohlfühlt. Er zeigt ihr wundervolle Settings und so langsam taut Isabel auf. Doch dann entdeckt sie zufällig ein Foto, das alles verändert...


Heike Abidi hat mit "Noch immer Zeit zu lieben" d e n Sommerroman 2025 geschrieben und entführt ihre Leser:innen in die wundervollen Landschaften Schwedens Das weiche Licht der Junisonne zeichnet wunderschöne Farben, die Sonnenstrahlen tanzen auf der Haut, verwandeln das Wasser in flüssiges Gold und der Duft von Zimtschnecken liegt in der Luft.

Zwischen der malerischen Kulisse, die sich wie ein wundervolles Coffe-Table-Book beim Umblättern der Seiten immer mehr entfaltet, entsteht eine romantische Liebesgeschichte, die von den einzenlen Stufen eines Trauerprozesses über Flausen im Kopf bis hin zu Schmetterlingen im Bauch reicht und die Leser:innen mit Erinnerungen, teileweise auch eigenen schönen oder schmerzhaften, in den Verlauf der Handlung einbezieht.

Die Figuren sind sehr authentisch gezeichnet und so fällt es leicht, sich an die Fersen von Isabel zu heften und ihre Entwicklung mitzuerleben.Wundervolle ABBA-Evergreens schleichen sich ins Ohr und werden ein Teil der Handlung. Denn wenn Isabel verzweifelt auf einen Anruf wartet (RIng, ring), sich bei einem tiefen Blick in Lennarts Augen regelrecht verliert (Angeleyes), den Tag verflucht, bevor sie Schweden wieder betreten hat (The day befor you came) oder sich endlich ein Missverständins aufklärt (Cassandra) ist für Fans der schwedischen Kultband klar, dass auch Isabel die Songs von ganzem Herzen liebt.

Abidi blättert in imaginären Fotoalben, lässt Erinnerungen, die das Herz wie eine Wärmflasche wärmen, lebendig werden und schüttelt kräftig das Gefühlschaos in Isabels Herz, damit ein kleines Wunder daraus wird. Großartig erzählt und mit einer wundervollen Botschaft versehen, verlieben sich die Lesenden Herz über Kopf in diesen Roman. "Kopf hoch, sonst kannst du die Sterne nicht sehen" ....genau dieser Aufforderung geht isabel nach, entdeckt sich selbst dabei neu und lernt, dass man nie zu alt ist, um sein Herz erneut für die Liebe zu öffnen.

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Veröffentlicht am 18.05.2025

„Die Hoffnung sieht, dass es trotz aller Dunkelheit Licht gibt.“

Wie Blätter im Sturm
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Das Nazi-Regime hat mit der Invasion in Polen den Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Viele Menschen stehen vor den Nichts, der braune Sumpf mordet, brandschatzt und vernichtet. Für Viktor, Musterschüler eine ...

Das Nazi-Regime hat mit der Invasion in Polen den Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Viele Menschen stehen vor den Nichts, der braune Sumpf mordet, brandschatzt und vernichtet. Für Viktor, Musterschüler eine Napola, ist die Stunde der Wahrheit gekommen, denn sein Geheimnis wurde enttarnt. Fortan rächt und wütet er als seelensloes Monster, waltzt alles nierder, was ihm vor die Füße und vor den Lauf seiner Pistole kommt. Er kämpft gegen jedes Licht, jeden Funken Hoffnung, gegen die Menschlichkeit und gegen die Liebe, merzt alles aus und hinterlässt eine Spur der Verwüstung. Seine Wege kreuzen sich mit Frank Weber, Alina, Gregor, Claire und Katharina, die alle in eigener Misson unterwegs sind. Nicht immer mit guten Absichten, doch immer ihr Ziel vor Augen. Manche wollen Menschenleben retten, manche einfach nur lieben und andere widerum wollen, genau wie Viktor, Vergeltung und Rache. Die Jahre ziehen ins Land und Viktor verliert immer mehr sich selbst....


Anja Lehmann legt mit "Wie Blätter im Sturm" einen zeitgeschichtliche Roman vor, der tief unter die Haut geht und lange nachhallt. Sie projiziert schonungslose Bilder, die verstörend und zugleich provakant sind, schildert Panik in Echtzeit und fasst alles zu einem fast schon klaustrophobischen Nervenzerrer zusammen.

Es ist ein Roman, der vom dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte handelt und von Menschen erzählt, die "Wie Blätter im Sturm" von den Ästen geweht werden, die ihnen einst Halt und Hoffnung gegeben haben. Unbedingter Gehorsam, der Zwang zu Vernichten, Verrat und menschenverachtende Handlungen verweben die komplexen und tragischen Erzählstränge zu einer Geschichte die erinnirt, um nicht zu wiederholen und aufmerksam macht auf das, was im tagespolitischen Geschehen wieder mit einem deutlichen Rechtsruck zu verzeichnen ist. Die Schreibende macht mit ihrem Roman deutlich, wie wichtig es ist, noch genauer zu hinterfragen und sensibler, aufmerksamer mit der Thematik umzugehen.

Ihre Figuren sind sehr authentisch beschrieben und zeigen, wie sehr sich der Mensch durch Manioulation, Machtmissbrauch und Geltungsdrang verändert. Auch finden sich Menschen mit Herz zwischen den Seiten, die ihr Leben riskieren, um Unterdrückte und Verfolgte zur retten.

Hass, Hetze uns Antisemitismus vergiften diie Atmosphäre, doch Anja Lehemann zeigt immer wieder, wie sich Loyalität, Menschlichkeit und ein liebendes Herz als Hoffnungschimmer ihren Weg bahnen und sich dem absurd aufgeblähten Drang nach Tod, Gewalt und Vernichtung entgegenstellen.

Nicht immer ist das Schriftbild stimmig, denn es sind Fehler im Fließtext zu finden - Nutzung von Umgangssprache, fehlerhafte Interpunktion (falsche oder fehlende Satzzeichen verändern die Bedeutung des Satzes) führt machmal zu Missverständnissen und auch der ein oder andere Rechtschreibfehler sind dem Korrektorat durchgechlüpft.

Es bleiben dennoch 4,5 Sternchen übrig, denn diese Geschichte gegen das Vergessen m u s s einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden

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Veröffentlicht am 18.05.2025

Ein unbekanntes Land öffnet sich und seine Türen

Saudi-Arabien
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Saudi-Arabien - ein Land, das nur durch die bisher veröffentlichten Fotos, Reportagen und seit 2021 auch durch die Formel-1-Rennen seine Außenwirkung zeigt. So haben sich die Bilder von Männern mit Schimaghs ...

Saudi-Arabien - ein Land, das nur durch die bisher veröffentlichten Fotos, Reportagen und seit 2021 auch durch die Formel-1-Rennen seine Außenwirkung zeigt. So haben sich die Bilder von Männern mit Schimaghs und Thawbs, Frauen mit Abaya und Niqab, Wüstensand, Reichtum durch Erdöl und konservativer Traditionalität in den den Köpfen eingeprägt.

Doch Saudi-Arabien erfindet sich seit 2019 neu, öffnet sich und seine Türen und ermöglicht so einen Blick hinter spektakuläre Berg- & Wüstenlandschaften. Das Reisebuch bietet eine sehr persönliche Einsichtnahme von den Erlebnissen und Eindrücken, die Lutz Jäkel auf seiner Tour durch das Könirgreich gesammelt hat. Glitzernde Fassenden, prunkvolle Moscheen und der Duft von Weihrauch, Rosen, Kardamom und Kaffee finden sich ebenso auf und zwischen den Seiten wie bittere Armut, der Kampf ums Überleben und die kritische Sicht auf Frauen- & Menschrechtslage.

Geschichte auf Schritt und Tritt, dazwischen moderne Architektur und Digitalisierung - ein Spagat, der nicht immer gelingt, weil viele Verbote wie Geschlechtertrennnung oder das Aufheben des Kopftuchzwangs noch relativ jung sind, in ländlichend und traditionell behafteten Regionen nocht nicht gelebt werden und trotzdem der Staat - gerade durch die digitalen Möglichkeiten - "ein Auge auf alle hat", die sich im Königreich aufhalten.

Die Berichte geben oft einen interessanten Einblick, sind Momentaufnahmen und die Fotos zeigen eine erstaunliche Naturvielfalt, glamouröse Städte und laden zum Wüstenabeteuer ein. Sie könnten jedoch ein wenig mehr Farbbrillanz vertragen, um genau jene intimen Einblicke noch großartiger zu transportieren, damit der Reisebildband noch spannder wird und bleibende Eindrücke hinterlässt.

3,5 Sternchen

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