Zehn eindrückliche Geschichten über die Schrecken des Krieges
„Der Feind“ versammelt zehn Kurzgeschichten von Erich Maria Remarque, die sich mit den Schrecken des Ersten Weltkriegs auseinandersetzen. Inhaltlich lassen sich die Geschichten in zwei Gruppen einteilen: ...
„Der Feind“ versammelt zehn Kurzgeschichten von Erich Maria Remarque, die sich mit den Schrecken des Ersten Weltkriegs auseinandersetzen. Inhaltlich lassen sich die Geschichten in zwei Gruppen einteilen: Erzählungen, die an der Front spielen, und Erzählungen, die die Folgen der Kriegserfahrungen thematisieren. So handelt „Jürgen Tamen“ von einem feinfühligen Mann, der an der Front Heimweh verspürt; die titelgebende Erzählung „Der Feind“ (die für mich eine der eindrücklichsten ist) thematisiert die Erkenntnis der Soldaten, dass der sog. Feind auch ein Mensch ist; „Ich hab die Nacht geträumet - - -“ erzählt mit beklemmenden Worten den letzten Lebensgang eines Soldaten in einem Lazarett. Demgegenüber stehen Erzählungen, die das Leben nach dem Krieg darstellen. Hier finden sich einerseits Geschichten der ehemaligen Soldaten: In „Der junge Lehrer“ fällt es einem jungen Mann schwer, nach dem Krieg in den Alltag zurückzufinden; in „Karl Broeger in Fleury“ besuchen zwei ehemalige Soldaten den Ort eines Kampfes – wobei aufgezeigt wird, wie sehr sie der Krieg verfolgt; „Das seltsame Schicksal des Johann Bartok“ fokussiert die Kriegsgefangenschaft; „Unterwegs“ schließlich zeigt die Getriebenheit eines Mannes. Weiterhin existieren zwei Erzählungen, die das Schicksal der Frauen der kriegsversehrten Männer behandelt. Während „Die Geschichte von Annettes Liebe“ das Schicksal einer jung verheirateten Kriegswitwe zeigt, handelt „Josefs Frau“ von dem Kriegsheimkehrer Josef, der sein gesamtes Gedächtnis verloren hat, dessen Frau aber alles dafür tut, um ihm zu helfen. Insbesondere „Josefs Frau“ hallt durch die Aufopferung der namenlos bleibenden Frau nach. Auf eine andere Weise spricht „Schweigen um Verdun“ die Folgen des Krieges an: Mit eindrücklichen Worten wird die Veränderung der Landschaft durch den Krieg dargestellt; Idylle und Tod vermischen sich hier. Alle Geschichten eint ihr pazifistischer Grundton: Der Krieg wird als etwas Schreckliches, Sinnloses und Unmenschliches dargestellt, was für mich eine wichtige Botschaft der Sammlung insgesamt ist.