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Veröffentlicht am 15.05.2025

Eine kurze Geschichte mit philosophischer Tiefe

Der alte Mann und der Bär. Eine philosophische Weihnachtsgeschichte von Janosch – Platz 3 der SPIEGEL-Bestsellerliste – Reclams Universal-Bibliothek
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„Der alte Mann und der Bär“ ist eine weihnachtliche Kurzgeschichte von Janosch. Sie handelt – wie der Titel schon ankündigt – von einem Mann und einem Bären, zwei gutherzigen Figuren, die abseits der Gesellschaft ...

„Der alte Mann und der Bär“ ist eine weihnachtliche Kurzgeschichte von Janosch. Sie handelt – wie der Titel schon ankündigt – von einem Mann und einem Bären, zwei gutherzigen Figuren, die abseits der Gesellschaft leben, aber auf ihre Art für Andere da sind – was ihnen nicht unbedingt gedankt wird. Dementsprechend werden in der Geschichte unterschiedliche Themen angeschnitten: Rücksicht und Rücksichtslosigkeit, Leben und Tod, Geborgenheit und Einsamkeit. Illustriert ist die Kurzgeschichte mit großformatigen Aquarellen im Janosch-Stil. Die Ausgabe des Reclam Verlags wird durch ein Nachwort von Sabine Rückert abgerundet, in dem eine kurze Einführung in das Leben Janoschs erfolgt sowie ein Interpretationsansatz zu „Der alte Mann und der Bär“ vorgestellt wird. Insgesamt ist „Der alte Mann und der Bär“ eine zeitlose Weihnachtsgeschichte, die trotz ihrer Kürze philosophische Tiefe besitzt.

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Veröffentlicht am 08.05.2025

Eine Sammlung humoriger Krimis

Wer mordet schon am Rhein?
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„Wer mordet schon am Rhein?“ ist eine Krimikurzgeschichtensammlung von Barbara Saladin, Nadine Buranaseda und Anne Grießer. Versammelt sind hier elf Geschichten, die am Rhein spielen: beginnend in Calanda, ...

„Wer mordet schon am Rhein?“ ist eine Krimikurzgeschichtensammlung von Barbara Saladin, Nadine Buranaseda und Anne Grießer. Versammelt sind hier elf Geschichten, die am Rhein spielen: beginnend in Calanda, endend bei Duisburg, mit Zwischenhalten am Rheinfall, in Basel, Breisach, Strasbourg, Mannheim, Mainz, der Loreley, Bonn und Köln. Jedem Ort ist eine Kurzgeschichte gewidmet, verbunden werden die Geschichten durch ein Kreuzfahrtschiff, das jeden Ort ansteuert (dementsprechend erkennt man in späteren Geschichten auch einige alte Bekannte aus früheren wieder) – prinzipiell eine interessante Herangehensweise, die viel Lokalkolorit verspricht. Allerdings ist die Umsetzung eher durchwachsen. Teilweise – wie bei der Loreley, Bonn oder Strasbourg – sind die Orte eher Kulissen; Strasbourg z. B. wird gar nicht betreten, die Geschichte spielt ausschließlich auf dem Kreuzfahrtschiff. Andere Orte hingegen (Köln, Mainz oder Mannheim) werden dreidimensional beschrieben und die Figuren interagieren mit/in den Städten. Die Kriminalgeschichten sind meist humorvoll gehalten: Sie leben von ungewöhnlich handelnden Protagonisten, wodurch am Ende meist ein Twist erfolgt (dieser war für mich aber häufig recht vorhersehbar). Durch den Fokus auf den Humor kam für mich leider oft die Spannung zu kurz. Meine Highlights waren dementsprechend die Krimis, die eher spannungsgeladen waren: „Dunkle Wolken“, in der ein Mann schrittweise die Erinnerung an die letzten erlebten Stunden wiedergewinnt; „Herr Kloppstock sucht das Glück“, in der der titelgebende Protagonist (ungewollt) ein Verbrechen aufklärt, sowie „Die Taschen-Leserin“, in der eine Frau einer Serienmörderin auf der Spur ist. Jeder Kurzgeschichte sind Freizeitttipps nachgestellt, die fundiert recherchiert sind. Insgesamt ist „Wer mordet schon am Rhein?“ eine Kurzkrimisammlung, die sich besonders für Fans von humorigen Kriminalgeschichten eignet.

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Veröffentlicht am 08.05.2025

Ein dystopischer Roman, der unsere nahe Zukunft literarisch durchspielt

Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft
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Inhalt: Die 15-jährige Era schaut gerne Streams von zwei Mädchen, die maskiert Dinge auf einer Waldlichtung in die Luft sprengen. Nur Era kennt die Identität der Mädchen: Es handelt sich um ihre Mitschülerin ...

Inhalt: Die 15-jährige Era schaut gerne Streams von zwei Mädchen, die maskiert Dinge auf einer Waldlichtung in die Luft sprengen. Nur Era kennt die Identität der Mädchen: Es handelt sich um ihre Mitschülerin Maja und deren Schwester Merle, Töchter von Momfluencern. Kurzerhand geht Era zur Lichtung, auf der Maja und Merle ihre Sprengungen durchführen, und freundet sich mit beiden an. Doch kurze Zeit später brennt der Wald, bedroht das Haus, in dem Era und ihre Mutter leben, wobei die Brandursache nicht ganz deutlich ist…

Persönliche Meinung: „Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und sprengen Sachen in die Luft“ ist ein dystopischer Roman von Fiona Sironic. Erzählt wird die Handlung aus der Ich-Perspektive Eras, die meist einen nüchternen, desillusionierten Ton anschlägt. Der Roman spielt einige Jahre in der Zukunft, in einem dystopischen Setting, das gerade aufgrund seiner Realitätsnähe erschreckend ist. Das Klima ist gekippt: Der Asphalt platzt auf den Schulhöfen auf, sodass die Pausen nicht mehr draußen verbracht werden können; generell muss man aufpassen, wenn man rausgeht, da die UV-Strahlung stark zugenommen hat. Viele Tierarten sterben aus (bzw. sind es schon), was insbesondere Era beschäftigt, die diese Tierarten dokumentiert. Auch die Medien zeigen ihre Schattenseiten: Majas und Merles Mütter haben in ihrer Karriere als Influencer alles gefilmt und hochgeladen – somit auch die Kindheit der beiden der Öffentlichkeit preisgegeben, womit besonders Maja stark hadert. Man merkt: Die Welt in „Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und sprengen Sachen in die Luft“ ist unserer nur ein paar Jahre voraus, ihre Charakteristika aus heutiger Perspektive nicht undenkbar, wodurch sie für mich sehr eindrücklich war. Neben diesen dystopischen Zügen besitzt der Roman auch Elemente einer Liebesgeschichte: Zwischen Era und Maja entfaltet sich eine Beziehung. Wobei: Der Funke springt hier nicht wirklich auf die Lesenden über – zu lakonisch, nüchtern, ja teilweise kalt sind die beiden. Auf einer Metaebene ist dies aber stimmig, wird doch die Frage berührt, wie in einer lebensfeindlichen Welt Liebe überhaupt möglich ist. Insgesamt ist „Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und sprengen Sachen in die Luft“ ein eindrücklicher dystopischer Roman, der literarisch durchspielt, wie unsere (nahe) Zukunft aussehen könnte.

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Veröffentlicht am 08.05.2025

Vielschichtige Sci-Fi-Fantasy

Die Krone der Sterne
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Inhalt: Im Reich Tiamande herrscht die Gottkaiserin mit ihrem Hexenorden. Zur Besänftigung dieser werden ihr regelmäßig Bräute von unterschiedlichen Planeten zugeführt – so auch die junge Adlige Iniza. ...

Inhalt: Im Reich Tiamande herrscht die Gottkaiserin mit ihrem Hexenorden. Zur Besänftigung dieser werden ihr regelmäßig Bräute von unterschiedlichen Planeten zugeführt – so auch die junge Adlige Iniza. Doch: Glanis, Inizas heimlicher Geliebter und Leibwächter, will dies nicht zulassen, sodass beide einen Fluchtplan schmieden. Allerdings gestaltet sich die Flucht schwieriger als gedacht, sodass Glanis und Iniza Hilfe benötigen. Wie gut, dass sie zufällig auf den Kopfgeldjäger Kranit und die Alleshändlerin Shara Bitterstern treffen…

Persönliche Meinung: „Die Krone der Sterne“ ist ein Roman von Kai Meyer. Es handelt sich um den Auftakt der gleichnamigen Trilogie. Vereint werden hier Science Fiction und Fantasy: Wenngleich die Handlung in einer fernen Galaxie spielt, die Protagonisten mit Raumschiffen reisen und fremde Planeten erkunden, finden sich auch eher typische Fantasyelemente wie rätselhafte Magie, ein mysteriöser Kult und dunkle Legenden. Subkutan, unter dieser Sci-Fi-Fantasy, ist „Die Krone der Sterne“ auch eine Familiengeschichte: Irrungen und Wirrungen um Inizas Familie, die ich hier nicht spoilern möchte, sind ein wichtiger Bestandteil der Handlung. Der Plot generell ist durch mehrere nicht zu erwartende Wendungen überraschend, sodass „Die Krone der Sterne“ zu einer fesselnden Lektüre wird. Klasse fand ich auch das Worldbuilding und die Figurenausarbeitung. Die Welt mit ihren Baronien, die der Gottkaiserin unterstehen, ihren Kulten („die Stille“) sowie Mysterien (Der Pilgerkorridor) ist schön komplex; die Figuren mit ihren sich schrittweise offenbarenden Motiven vielschichtig. Insbesondere möchte ich hier Iniza hervorheben, die – anders als mein Inhaltsteaser suggerieren könnte – weit von der „damsel in distress“ entfernt ist: Sie ist klug, schlagfertig und lehnt sich gegen den für sie vorbestimmten Weg auf. Kai Meyer erzählt in „Die Krone der Sterne“ gewohnt bildgewaltig und atmosphärisch: Die Reisen durch die Galaxie, die tiefgründigen wie humorvollen Dialoge sowie die epischen Schlachten muten schon fast cineastisch an, wodurch unweigerlich ein Kopfkino entsteht. Insgesamt ist „Die Krone der Sterne“ ein starker Auftakt einer vielschichtigen Sci-Fi-Fantasy-Trilogie.

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Veröffentlicht am 08.05.2025

Spannende Krimis mit viel Lokalkolorit

Wer mordet schon in Köln?
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„Wer mordet schon in Köln?“ ist eine Sammlung von elf Kriminalgeschichten aus der Feder von Regina Schleheck. Teilweise spielen die Geschichten in der Gegenwart, teilweise in der Vergangenheit; Handlungsort ...

„Wer mordet schon in Köln?“ ist eine Sammlung von elf Kriminalgeschichten aus der Feder von Regina Schleheck. Teilweise spielen die Geschichten in der Gegenwart, teilweise in der Vergangenheit; Handlungsort ist – wie der Titel schon nahelegt – immer Köln. Es würde den Rahmen einer Rezension sprengen, alle Geschichten detailliert vorzustellen, daher hier nur ein kurzer Teaser der Inhalte der Geschichten: Eine junge Frau trifft einen Fremden an Karneval, was ihrer Familie missfällt; 1867 findet ein Mord im Schauspielermilieu statt; eine junge Frau geht eine Beziehung mit ungeahnten Folgen ein; eine jüdische Schule in Köln wird von den Nationalsozialisten bedrängt; ein Obdachloser geht auf einen Rachefeldzug; ein Mann muss sich seiner Familiengeschichte stellen; ein Schulausflug verläuft anders als geplant; eine Entführung rund um den Effzeh geht schief; ein Nachbarschaftsstreit eskaliert; ein Mann erfährt etwas über seine Kindheit und ein Sohn will den Tod seines Vaters und Großvaters rächen. Man merkt schon: Inhaltlich sind die Geschichten sehr vielfältig. Was sie eint, ist der Handlungsort Köln: So spazieren wir durchs Eigelstein-Viertel, begeben uns nach Deutz, besuchen das Römisch-Germanische Museum, die Hohenzollernbrücke und die Goldene Kammer in St. Ursula. Einzelne Handlungsorte und Hintergrundinformationen sind in allen Geschichten fundiert recherchiert und werden jeweils nach den Geschichten in 125 sog. „Freizeittipps“ erläutert (Der Begriff Freizeittipp ist hier weit gefasst und beinhaltet eher Informationen zur Geschichte Kölner Orte (z. B. zum Hauptbahnhof, Museen oder dem Volksgarten)). Die Erzählperspektive der einzelnen Geschichten differiert: So finden sich neben Er-/Sie- und Ich-Erzähler auch allwissende Erzählinstanzen und ein Du-Erzähler. Tempomäßig werden die Geschichten spannungsreich und durchdacht erzählt, wobei auch mit Lesegewohnheiten gespielt wird (insbesondere „Vatermörder“ ist hier hervorzuheben). Insgesamt ist „Wer mordet schon in Köln?“ eine spannende Kriminalgeschichten-Anthologie mit viel Lokalkolorit.

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