Zwischen Faszination und Distanz
"Rahnsdorf Ripper und andere Männergeschichten" von Emeli Glaser hat bei mir ein zwiegespaltenes Gefühl hinterlassen. Die Sammlung gibt kurze Einblicke in das Verhalten verschiedenster Männer – von alltäglichen ...
"Rahnsdorf Ripper und andere Männergeschichten" von Emeli Glaser hat bei mir ein zwiegespaltenes Gefühl hinterlassen. Die Sammlung gibt kurze Einblicke in das Verhalten verschiedenster Männer – von alltäglichen Eigenheiten bis hin zu verstörenden Abgründen. Glaser zeigt ein feines Gespür für Details und Charakterzüge, wodurch die Figuren oft lebendig wirken. Manche Geschichten haben mich richtig gefesselt, andere blieben eher flach und hinterließen keinen nachhaltigen Eindruck.
Besonders spannend fand ich die Vielfalt der Charaktere und Situationen. Einige Geschichten wirkten bedrohlich, andere melancholisch oder nachdenklich, und es war interessant, diese unterschiedlichen Facetten zu beobachten. Dennoch fehlte mir manchmal ein verbindender roter Faden, der die Sammlung stärker zusammenhält. Die Mischung aus Momenten der Spannung und längeren, reflektierenden Passagen erzeugte beim Lesen ein ständiges Auf und Ab.
Mein Lesegefühl war intensiv, aber wechselhaft. Ich war neugierig und irritiert zugleich, habe nachgedacht und mich stellenweise etwas distanziert gefühlt. Besonders gelungen fand ich die Passagen, die psychologische Tiefe andeuten und zum Nachdenken über menschliches Verhalten anregen. Weniger gelungen waren für mich die Geschichten, die sich zu schnell erschöpften oder deren Wirkung auf mich nicht wirklich durchdrang.
Insgesamt bietet Glaser interessante Ansätze und Momente, die neugierig machen und die menschliche Psyche beleuchten. Das Buch kann aber nicht durchgehend fesseln, was den Gesamteindruck etwas getrübt hat. Wer kurze, teils intensive Einblicke in das Verhalten verschiedener Männer schätzt, findet hier Lesestoff – allerdings mit deutlichen Höhen und Tiefen. 3 Sterne.