Weltreise mit Tiefgang: Wenn Geschichte Wellen schlägt
Wellen schlagen, Möwen kreischen, und plötzlich sitze ich mit Erika Fatland auf einem rostigen Frachter irgendwo zwischen Mosambik und Malediven – zumindest fühlt es sich so an. Dieses Buch ist keine trockene ...
Wellen schlagen, Möwen kreischen, und plötzlich sitze ich mit Erika Fatland auf einem rostigen Frachter irgendwo zwischen Mosambik und Malediven – zumindest fühlt es sich so an. Dieses Buch ist keine trockene Geschichtsstunde, sondern ein Kompass voller Irrwitz, Neugier und Tiefgang, der mich auf eine Reise mitgenommen hat, die Vasco da Gama vor Neid hätte erblassen lassen. Fatland springt mit bewundernswertem Tempo von Madeira nach Malaysia, als wäre sie auf einem besonders hyperaktiven Surfbrett unterwegs – immer auf der Spur eines kolonialen Erbes, das mal verblichen, mal schmerzhaft präsent ist.
Da fliegt einem eine scharfe Beobachtung um die Ohren, dort lauert ein bittersüßer Nachhall alter Machtspiele. Zwischen historischen Fakten, persönlichen Begegnungen und kulturellen Überraschungseiern jongliert sie so leichtfüßig, dass selbst Indiana Jones neidisch mit der Peitsche knallen würde. Was für ein Ritt! Mal zum Schmunzeln, mal zum Schlucken, aber immer mit einem Hauch Rebellion gegen das glattgebügelte Reisetagebuch.
Dank Daniela Stilzebachs Übersetzung schwappt der norwegische Witz originalgetreu über die Reling. Besonders beeindruckt hat mich, wie Fatland ohne moralischen Zeigefinger durch Themen wie Kolonialismus, Identität und globale Verflechtung navigiert – dabei trotzdem klug, tiefgründig und keineswegs neutral. So gelingt es ihr, aus dem Erbe der portugiesischen Seefahrer keine trockene Chronik, sondern eine vibrierende Weltreise mit echtem Erkenntniswert zu machen.
Kurzum: Wer glaubt, mit „Seefahrer“ einfach nur ein bisschen Fernweh stillen zu können, wird mit einem ganzen Orkan belohnt. Und während die Weltkarte im Kopf um neue Linien wächst, bleibt am Ende nur noch eine Frage: Wann geht’s mit Fatland wieder los?