Cover-Bild Warum Liebe weh tut
14,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Gesundheit, Beziehungen und Persönlichkeitsentwicklung - Ratgeber: Familie und Partnerschaft
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 467
  • Ersterscheinung: 17.09.2012
  • ISBN: 9783518464205
Eva Illouz

Warum Liebe weh tut

Eine soziologische Erklärung
Warum tut Liebe weh, jedenfalls gelegentlich? Was fasziniert uns noch heute an Figuren wie Emma Bovary oder den unglücklich Liebenden aus Emily Brontës »Sturmhöhe«? Aber vor allem: Was unterscheidet uns von ihnen? Gibt es einen Unterschied zwischen dem Liebeskummer zu Zeiten Jane Austens und der Art und Weise, wie wir ihn heute erfahren und damit umgehen? Wie fühlt sie sich an, die Liebe in Zeiten des Internet?
»Der Kerl ist weg, und Ihre Freundin leidet wie ein Tier. Vielleicht lindert Verstehen den Schmerz? In »Warum Liebe weh tut« erklärt Eva lIIouz klug und erhellend die Liebe in Zeiten des Kapitalismus.« »Brigitte«

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.07.2019

Entzauberung der Romantik

0

Die Autorin Eva Illouz ist Soziologieprofessorin und erforscht das soziale Verhalten und das Zusammenleben von Menschen.

"Letztlich geht es mir darum, mit der Liebe zu machen, was Marx mit den Waren gemacht ...

Die Autorin Eva Illouz ist Soziologieprofessorin und erforscht das soziale Verhalten und das Zusammenleben von Menschen.

"Letztlich geht es mir darum, mit der Liebe zu machen, was Marx mit den Waren gemacht hat: zu zeigen, daß sie von konkreten gesellschaftlichen Verhältnissen geformt und hervorgebracht wird; zu zeigen, daß die Liebe auf einem Markt ungleicher konkurrierender Akteure zirkuliert; und die These aufzustellen, daß manche Menschen über größere Kapazitäten als andere verfügen, um die Bedingungen zu definieren, unter denen sie geliebt werden."

Die Autorin entzaubert die Liebe und zeigt das Dilemma der Moderne auf. Einerseits wünschen wir uns Liebe als Anerkennung unseres individualisierten Selbsts. Andererseits streben wir nach Autonomie.

Klappt es mit der Partnerschaft nicht, geben wir uns selbst die Schuld.

“Wenn ich es wert wäre, geliebt zu werden, stünde dann nicht jetzt hier ein Mann neben mir?”

Kennzeichen der Moderne sei die romantische Wahl. So wie wir heute frei unseren Beruf wählen könnten, könnten wir auch den Partner frei wählen. Damit entstünden verschiedene Probleme wie ungleich verteilte Macht und Bindungsangst.

Sie zitiert aus Bridget Jones “Schokolade zum Frühstück”
“Kann offiziell bestätigen, daß der Weg zum Herzen eines Mannes heutzutage nicht über Schönheit, Essen, Sex oder ein anziehendes Wesen führt, sondern einzig und allein über die Fähigkeit, nicht besonders interessiert an ihm zu wirken.”

Dagegen stellt sie die Souveränität der austenschen Heldinnen:
“Warum nimmt Elizabeth Bennett, die Heldin von Stolz und Vorurteil, Darcys arrogante und abschätzige Kommentare über ihr »ganz passables« Aussehen nicht niedergeschlagen und mit einem Gefühl der Demütigung auf, sondern mit Witz und Geist? Weil Darcys Verächtlichkeit ihr Selbst- und Selbstwertgefühl weder prägt noch beeinträchtigt. Obwohl Darcy der mit Abstand attraktivste Heiratskandidat in ihrer unmittelbaren Umgebung ist, behält Elizabeth ihre Gefühle völlig unter Kontrolle und läßt sie erst zum Ausdruck kommen, als Darcy sich in ihre Vision und Definition der Liebe fügt.”

Die damalige Brautwerbung lief ganz anders ab als im Internetzeitalter. Zurückweisung habe nicht am Selbst der Person, sondern der Stellung in der Gesellschaft und dem Charakter gelegen.

In der Konsumkultur dagegen gehe es überwiegend um Begehren und Sexyness. Schönheit sei vom Charakter abgetrennt worden. Und es seien neue Definitionen von Männlichkeit und Weiblichkeit entstanden. Die Medien schürten große Erwartungen von romantischen Erlebnissen, auf die unweigerlich Enttäuschungen folgen würden.

Und welches Problem entsteht, wenn ich als Single die Liebe durch die viel gepredigte Eigenliebe ersetzen will?

Fazit: Ich habe das Buch vor über einem halben Jahr angefangen und hatte Schwierigkeiten es zu Ende zu lesen. Es lag aber nicht an der Schreibweise, sondern allein an der Informationsdichte und dem desillusionierenden Inhalt. Ich musste das Buch immer wieder beiseite legen und über das Gelesene nachdenken.
Sehr gut gefallen haben mir, die vielen psychologischen Interviews sowie die Zitate aus Jane Austens Romanen.
Absolute Leseempfehlung! Die größeren Zusammenhänge von Liebe und Kultur werden verständlich dargestellt.

Als emotional aufbauende Anschlusslektüre empfehle ich "Weiblich, ledig, glücklich - sucht nicht” von Gunda Windmüller.