Herrlich skurril, aber leider auch ein bisschen dystopisch-realitätsnah
Innen-Horner ist ein so winziges Land, dass nur eine einzige Person darin Platz findet. Gegenwärtig ist Elmer dessen Bewohner. Wenn es Zeit ist zu tauschen, darf aus der Kurzzeitaufenthaltszone von Außen-Horner ...
Innen-Horner ist ein so winziges Land, dass nur eine einzige Person darin Platz findet. Gegenwärtig ist Elmer dessen Bewohner. Wenn es Zeit ist zu tauschen, darf aus der Kurzzeitaufenthaltszone von Außen-Horner jemand den Platz einnehmen. Doch dazu kommt es nicht, denn eines Tages wird die Ordnung durcheinandergebracht, als eine Erschütterung die Grenzen von Innen-Horner verschiebt und sich Elmer zu ¾ im Außen-Horner befindet, wo er einen Invasionsalarm auslöst. Die Kurzzeitaufenthaltszone wird zum Kampfplatz zwischen Grenzen und Stacheldraht, in der immer mehr der nicht menschlichen, nicht pflanzlichen, nicht maschinellen, aber von-allem-etwas Bewohner:innen diskriminiert und kriminalisiert werden - während der kurzen und schrecklichen Regentschaft von Phil.
George Saunders surreale Gestalten sind Täter und Opfer einer Machtübernahme mit anschließender kurzer Diktatur, die auf knapp 120 Seiten erzählt ist und um ein hochinteressantes Nachwort ergänzt wird. Aktueller könnte ein fiktives Werk gerade in der jetzigen (welt-)politischen Lage nicht sein.
Auf die Geschichte, die Saunders beschreibt, muss man sich mit einer gewissen Offenheit einlassen können ohne den Anspruch zu haben, das Land und seine Bewohner vollkommen verstehen zu wollen. Der Doppelzehner €uro ist in dieses Buch ist eine Investition, die sich absolut lohnt.