Bildreich und spannend
Die Schrecken der anderenMethangas zu entzünden ist einfach. Du schlägst mit der Spitzhacke ein Loch in die dünne Eisschicht, hälst ein Feuerzeug dran. Zack Stichflamme. Dieser simplen Anleitung folgte der Dreizehnjährige am nächsten ...
Methangas zu entzünden ist einfach. Du schlägst mit der Spitzhacke ein Loch in die dünne Eisschicht, hälst ein Feuerzeug dran. Zack Stichflamme. Dieser simplen Anleitung folgte der Dreizehnjährige am nächsten Tag auf seinen Schlittschuhen. Er wird die Methangasblase finden, den See Feuer speien lassen, filmen, hochladen, berühmt werden.
Schibig ist froh, Archivar zu sein. Dieses ganz für sich und dem Papier zu sein, liegt ihm mehr als die Welt da draußen. Sein Therapeut hat ihm beigebracht, tief durchzuatmen, die Hände zu Fäusten zu ballen und langsam zu zählen. Diesen Notfallplan hat er so sehr verinnerlicht, dass seine Kehle sich bald wieder öffnet, nachdem sie sich krampfartig verschlossen hat. Aber dann ruft Phil an, der Bruder seiner Ex-Freundin und bittet ihn um einen Gefallen.
Schibig tappt über den gefrorenen Ödwilersee. Er kontrolliert seinen Herzschlag, kann weder Ohrensausen noch Übelkeit feststellen. Die Kälte hilft. Er wird nur kurz etwas für Phil überprüfen und dann Entwarnung geben. Die Alte mit der Zigarette in der Hand beobachtet ihn vom Wohnwagenfenster aus. Er könnte der richtige sein, denkt sie.
Hanna Kern bleibt trotz beidseitiger Bemühungen kinderlos. Jetzt sucht sie auf den entsprechenden Onlineseiten nach biologischem Material. Ihr Mann weiß das. Nicht, dass er es gutheißen würde, aber er weiß nicht, wie er sie davon abhalten kann.
Kerns Mutter thront unter dem Dach. Sie hat allerlei Ratschläge für das Paar parat. Aber nicht nur das. Boshaft und machtbesessen ist sie. Ist sie auch die Verwalterin des Nazigolds?
Fazit: Die Trägerin des Schweizer Buchpreises 2021 hat die Schrecken der Vergangenheit an die Oberfläche geholt und sichtbar gemacht. Mit kleinsten, auf den ersten Blick, zusammenhanglosen Episoden malt sie ein Gesamtbild. Ihre Sprache ist bildreich und so bin ich mittendrin in einer großen Vertuschung, die Agatha Christie gleichsam eine spannende Aufklärung findet. Fast jedes Kapitel endet mit einem gut gemachten Cliffhanger und lässt mich neugierig hoffen, bald mehr zu erfahren. Die Autorin ist ein ganz großes Schreibtalent. Das war mitreißend, spannend und unterhaltsam.