Von nordrhein-westfälischer Landespolitik und Christian Lindner
Die Abrechnung des Gerhard Papke? Nun, nicht ganz. Papke war von 17 Jahre lang, bis zur nordrhein-westfälischen Landtagswahl im Frühjahr 2017 Mitglied des Landtags für die FDP. In dieser Zeit erfüllte ...
Die Abrechnung des Gerhard Papke? Nun, nicht ganz. Papke war von 17 Jahre lang, bis zur nordrhein-westfälischen Landtagswahl im Frühjahr 2017 Mitglied des Landtags für die FDP. In dieser Zeit erfüllte er verschiedene Funktionen. Doch nicht nur das, Papke gehörte eine ganze Zeit lang zum engeren Vertrauten-Kreis Christian Lindners, der heute der Vorsitzende der Partei ist. Sein Ausscheiden aus der Politik begründete Papke ausgerechnet mit der politischen Linie seines langjährigen „Parteifreunds“, mit dem er damals gemeinsam in den Landtag einzog.
Das Buch beginnt langsam, bei genau dieser Entwicklung. Wie Lindner und er sich kennen lernten, wie Papke gemeinsam mit dem heutigen FDP-Vorsitzenden in den Landtag einzog und der Landtagsarbeit. Würde Papke um jeden Preis Lindner eins auswischen wollen, so hätte er die gemeinsamen Gespräche so gut er sich noch daran erinnert, aufschreiben können. Das tut er nicht. Er beschreibt nur das, was längst bekannt ist. Stellenweise rückt er es in ein anderes Licht, bewertet es selbst, doch in Bezug auf Lindner erfährt man nichts bahnbrechend Neues.
Was folgt ist ein ausschweifender Teil über die Landespolitik Nordrhein-Westfalens. Sicher ist dieser Teil wichtig, um die Prozesse und die Entwicklung der FDP sowie der Papkes (und in gewisser Weise auch Lindners) nachvollziehen können. Für jeden außerhalb NRWs ist dieser Teil aber auch genauso langweilig. Landesprogrammatik mischt sich mit Zahlen, die eben nur die Landespolitik tangieren. Dazu mischen sich ein wenig die Vorgänge der Bundespartei, da Papke aber weben kein Bundespolitiker war, auch nur aus einem begrenzten Blickwinkel. Große Enthüllungen sind auch hierbei nicht zu erwarten.
Wer das Buch nur wegen des Bezugs zu Christian Lindner liest, der muss einen sehr langen Atem haben. Erst auf Seite 150 befasst sich Papke wieder mit Lindner, der zunächst für eine Spitzenkandidatur nach NRW zurückkehrt. Hiermit kommt Papke dann auch zum Kern seines Rücktritts. Ein Islam-Papier über das er sich mit Lindner zerstritten hat. Hier kommt dann doch noch die Abrechnung mit Lindner. Papke schildert dabei selbstverständlich seine subjektive Wahrnehmung. Die ist spannend, immerhin kennt er Lindner besser als viele andere, aber auch hier verrät er keine Interna. Einerseits ist das Schade, andererseits muss man sagen, dass Papke dies sehr Souverän wirken lässt – es hätte doch einen sehr bitten Beigeschmack, würde er dieses Buch nutzen, um sämtliche Absprachen mit Lindner aus der Vergangenheit offen zu legen.
Kurz gesagt: für politisch Interessierte ein spannendes Buch, sicher auch für Wähler der FDP. Wer nur von Sensationsgier getrieben wird, kann allerdings getrost darauf verzichten.