Die Ärzte der Waffen-SS und ihre Verbrechen

Die »Schutzstaffel« (SS) war zunächst eine kleine Gruppe von Männern zu Hitlers persönlicher Sicherheit. Sie war »mehr security als Elite«, zunächst Untergruppe der SA. Erst mit deren Auslöschung 1934, als sie mit 4,5 Mio. Mitgliedern zu mächtig geworden war und eine Bedrohung für die Reichswehr darstellte, begann der Aufstieg der SS. Sie war kein Verein, in den man eintreten und aus dem man wieder austreten konnte. Sie glich einem Orden. Auf dem Koppelschloss ihrer Mitglieder stand »Unsere Ehre heißt Treue«. Die SS gliederte sich in drei Sparten: die Allgemeine SS, die SS-Totenkopfverbände zur Bewachung der Konzentrationslager und die SS-Verfügungstruppen, die schließlich zur Waffen-SS wurden.

Ihre Beteiligung an zahlreichen Kriegsverbrechen ist umfangreich dokumentiert: 1941 wurden von Bataillonen der Waffen-SS im Protektorat Böhmen und Mähren »anlässlich des zivilen Ausnahmezustands« 99 Personen in Prag erschossen und 21 erhängt; 54 Zivilisten in Brünn erschossen und 17 erhängt; es gab insgesamt 191 Hinrichtungen. Auch das Massaker 1942 im tschechischen Lidice ging auf dass Konto der Waffen-SS. Ein weiteres Massaker beging eine Formation der Waffen-SS im französischen Oradour sur Glane: am 10. Juni 1944 wurden 181 Männer des Orts erschossen, 254 Frauen und 207 Kinder wurden in die Kirche eingesperrt, anschließend wurde die Kirche angezündet. Im italienischen Marzabotto tötete die 16. SS-Panzergrenadierdivision »Reichsführer-SS« Anfang Oktober 1944 mehr als 770 Personen, alte Männer, Frauen und 213 Kinder unter 13 Jahren.

Jegliche militärischen Formationen benötigen Truppenärzte. Was waren das für Ärzte, die sich zur Waffen-SS meldeten? Wie kamen sie dorthin? Freiwillig? Wurden sie eingezogen? Und in welcher Weise waren die Ärzte der Waffen-SS an Kriegsverbrechen beteiligt? Die Autorin hat auf Basis der biografischen Daten von insgesamt 50 Waffen-SS-Ärzten deren Rolle im nationalsozialistischen Terrorregime untersucht. Unter ihnen Josef Mengele, der von der SS-Division Wiking krankheitshalber ins KZ als Lagerarzt von Auschwitz versetzt wurde, oder der ebenfalls berühmt-berüchtigte Erwin Ding-Schuler, der Lagerarzt im KZ Buchenwald war. Behandelt werden ebenso Fluktuationen der SS-Ärzte zwischen den lagerärztlichen Tätigkeiten in Konzentrationslagern und dem Dienst als Truppenarzt in der Waffen-SS. Es geht auch um Wehrmachtsärzte und ihren Bezug zu Ärzten der Waffen-SS. Im Schlussteil wird deutlich gemacht, warum vor allem Ärzte das alles wissen sollten.

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.10.2025

Sehr traurig

Mein Fazit:
" Unsere Ehre heißt Treue" so der Slogan der Waffen-SS, deren Führer Himmler war. Ein Mann, der unvorstellbare Grausamkeiten beging, der den Massenmord an den Insassen der Konzentrationslager befehligte und auch nicht vor Mord in den eigenen Reihen zurückschreckte. Der die Waffen SS anführte bei den Massakern im französischen Oradour-sur-Glane, wo die Männer erschossen, Frauen und Kinder in die Kirche eingesperrt und verbrannt wurden, oder die Opfer in Tulle/Frankreich … Verbrechen gegen die Menschlichkeit, leider wurden fast alle die Verantwortlichen nie zur Rechenschaft gezogen …

In diesem Buch beschreibt die Autorin Lebensläufe von Ärzten in KZ , an der Front, und sie deckt ihre Verbrechen auf. Juden, die grausam sterben mussten: mit Phosphor verbrannt, injizieren von Gelbsucht Erregern, benzingetränkte Lappen, die unter die Haut genäht wurden, Zwangssterilisation von Menschen mit Behinderungen, um die Rasse zu reinigen – keine Mischehen mehr …

Ärzte hatten einen großen Anteil an der Rassenlehre … Wie unterschiedlich die Lebensläufe der einzelnen Ärzte waren, wie grausam sie sein konnten und doch einige nach dem Krieg weiter als Ärzte arbeiten konnten. Wie konnte so etwas passieren? Viele sind in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, haben Karriere in Konzentrationslagern gemacht, indem sie sich an Grausamkeiten gegenseitig überboten. Allen voran die bekanntesten Ärzte, Dr. Eisele und Dr. Josef Mengele. Warum wurden die Ärzte zu solchen unmenschlichen Bestien, ohne jegliche Gefühle? Welche Ambitionen führten zu diesen Taten? Die Autorin beantwortet alle Fragen , hinterfragt und erklärt. Gut recherchiert, mit Fakten untermalt und mit viel Sensibilität niedergeschrieben. Ein Buch, das man gelesen haben sollte.

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