Cover-Bild Liebwies
Band der Reihe "detebe"
13,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 23.01.2019
  • ISBN: 9783257244410
Irene Diwiak

Liebwies

Dies ist die Geschichte der völlig unbegabten Sängerin Gisela Liebwies, die im Wien der zwanziger Jahre zum Star wird, und der Komponistin Ida Gussendorff, deren großes Talent verborgen bleibt. Ein Roman über falschen Glanz, Eitelkeit und den Hunger nach Ruhm – und über wahre Schönheit, die mit alldem nichts zu tun hat.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.11.2019

Falscher Glanz

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"Liebwies" ist ein Satire-Roman und gleichsam das Debüt der österreichischen Jung-Autorin Irene Diwiak. Erschienen ist das Buch im Diogenes-Verlag im Februar 2019. Diwiak erzählt die Geschichte zweier ...

"Liebwies" ist ein Satire-Roman und gleichsam das Debüt der österreichischen Jung-Autorin Irene Diwiak. Erschienen ist das Buch im Diogenes-Verlag im Februar 2019. Diwiak erzählt die Geschichte zweier Frauen zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg. Gisela und Ida könnten unterschiedlicher nicht sein und dennoch kreuzen sich ihre Wege. Es geht um falsche Schönheit, die Leidenschaft für die Musik und den Hunger nach Ruhm.

Gisela ist eine junge, gut aussehende Sängerin aus dem kleinen, unbedeutenden Örtchen Liebwies. Sie entstammt einer einfachen, wenig gebildeten Familie, weshalb sie das Schreiben nie ganz erlernte. Sie lässt sich vor allem durch ihre grenzenlose Naivität charakterisieren, die den Herren der Schöpfung, welche durch Giselas Aussehen geblendet sind, weitläufig verborgen bleibt. Obwohl ihre Schwester Karoline eine weitaus talentiertere Sängerin ist, bekommt Gisela die Möglichkeit, eine Gesangskarriere anzustreben.

Ida Padinsky, spätere Gussendorf, lebt mit ihrer wenig liebevollen Mutter Katharina und ihren Brüdern Wilhelm und Florian in besseren Verhältnissen. Sie ist unscheinbar, fällt durch ihre zierliche Gestalt und ihre winzige Nase auf und ist dafür bekannt, kaum zu sprechen. In ihr schlummert eine große Leidenschaft und ein ebenso großes Talent für das Komponieren.

Die Geschichte beginnt mit dem arbeitslosen Lehrer Köck, welcher von seiner Frau verlassen wurde und nun sein Heimatdorf verlässt, um anderswo eine Anstellung und sein Glück zu finden. So landet er in einem Kaff mit dem Namen Liebwies, wo ihm alsbald die fast blinde, aber stimmlich begabte Karoline über den Weg läuft, für die er in der Dorfkirche St. Anna ein Lied komponiert. Um ihr zu einer Gesangskarriere zu verhelfen, stellt er sie seinem ehemaligen guten Freund Wagenrad vor, der aber nur Augen für Karolines hübsche Schwester Gisela hat, die ihn an seine geliebte, inzwischen verstorbene Frau Ilona erinnert.

Wagenrad nimmt Gisela statt Karoline mit sich und geht mit ihr nach Wien. Dort leben sie gemeinsam mit Wagenrads Haushälterin Emma zusammen, die zunächst wenig von Gisela hält und sie das spüren lässt. Gisela aber ist zu naiv um zu verstehen, dass Emma sich die verstorbene Frau Wagenrad zurück wünscht. Aufgrund ihrer blendenden Schönheit und einer unrühmlichen Erpressung, wird Gisela schließlich am Konservatorium angenommen und dort ausgebildet.

Ida ist inzwischen mit dem wesentlich älteren August Gussendorf verheiratet, welcher durch seine egozentrische und launische Art auffällt. Die Ehe langweilt Ida, sodass ihre einzige Freude darin besteht, sich mit der Haushälterin Rosl über deren Leidenschaft fürs Kochen zu unterhalten und selbst Musik zu komponieren. August Gussendorf ist ein wenig erfolgreicher Dichter, der Gisela mit seiner Oper zum Durchbruch verhelfen soll. Diesen Auftrag bekommt er von Wagenrad persönlich. Durch diese Chance euphorisiert, muss Gussendorf aber schnell feststellen, dass er nicht in der Lage ist, ein Stück zu komponieren, dass ein Erfolg werden kann. Deshalb bedient er sich kurzerhand an der Komposition seiner Frau Ida.

Liebwies feiert jene, die es nicht verdienen und umgibt sie mit falschem Glanz, während es die wirklich Begabten in den Schatten stellt. Diwiak erschafft Charaktere, die so egozentrisch sind, dass sie sich vor allem für sich selbst interessieren und sich zu verkaufen wissen. Der Roman könnte also genau so auch in der heutigen Zeit spielen. Große Täuschungen, untalentierte Figuren mit geringer Moralvorstellung und verborgene Genies machen die Geschichte aus.

Die Autorin versteht es ein Buch zu schreiben, das von menschlichen Abgründen lebt und ihre Figuren in Szene zu setzen, sodass es nur konsequent ist, das den wahren Helden ihrer Erzählung das Glück verwehrt bleibt. Für den Leser irgendwie tröstlich, dass es am Ende dann gar keine Gewinner gibt.