Cover-Bild Westend
24,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Berlin Story Verlag GmbH
  • Themenbereich: Graphic Novels, Comics, Cartoons - Memoiren und Tatsachenberichte
  • Genre: Weitere Themen / Comics, Cartoons, Humor
  • Seitenzahl: 128
  • Ersterscheinung: 21.10.2016
  • ISBN: 9783957230980
Jörg Ulbert

Westend

Berlin 1983
Jörg Mailliet (Zeichner)

1983: In West-Berlin läuft das dritte Verfahren gegen die mutmaßlichen Mörder des Ulrich Schmücker, einem ehemaligen Mitglied der Bewegung 2. Juni und Informanten
des Verfassungsschutzes. Der Prozess ist der längste und skandalreichste der deutschen Justizgeschichte.
V-Mann Otto und sein BKA-Führungsoffizier Wittin sollen sicherstellen, dass ihr Amt aus dem Prozess herausgehalten wird und der Richter die Angeklagten endgültig verurteilt. Als Druckmittel soll der terrorverdächtige Sohn des Richters dienen. Doch der ist flüchtig und bei den Charlottenburger Bhagwananhängern untergetaucht.
So bleibt Otto nichts anderes übrig, als das Holzkettchen umzulegen und sich den Jüngern Oshos anzuschließen. Wittin arbeitet derweil an der Bespitzelung der Verteidiger und müht sich, die Konkurrenz vom Verfassungsschutz auf Distanz zu halten ...

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.02.2018

"Do you know what it's like to hate

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when it's way down deep inside?" (Violent Femmes - Promise)

Dies ist nur einer von vierzehn Songs auf der Playlist, die "Westend Berlin 1983", ein Politdrama der Extraklasse in Bildern begleitet und ...

when it's way down deep inside?" (Violent Femmes - Promise)

Dies ist nur einer von vierzehn Songs auf der Playlist, die "Westend Berlin 1983", ein Politdrama der Extraklasse in Bildern begleitet und dem Leser/Betrachter dabei hilft, sich stante pede in die 1980er zu versetzen, wohlgemerkt in die erste Hälfte dieses einerseits so unauffälligen, andererseits jedoch durchaus ereignisreichen Jahrzehnts, an dessen Ende der Beginn der Auflösung der DDR stand.

Davon ist jedoch hier, im Jahre 1983, noch nicht das Geringste zu spüren: die RAF und ihre Splittergruppen sind noch sehr aktiv, die Hausbesetzerbewegung befindet sich auf ihrem Höhepunkt, linke politische Kräfte unterschiedlicher Ziel- und Schwerpunktsetzung bestehen, formieren sich, fallen auseinander - und der Bhagwan ist auf seinem Siegeszug durch die deutschen Landen - allenthalben bilden sich Kommunen seiner Gefolgsleute, der sogenannten Sannyasins. Eine wilde, eine bewegte Zeit, auch wenn nicht jeder das alles mitbekommen hat.

Wir befinden uns im Zentrum des Geschehens - mitten in Berlin (West) und begleiten den V-Mann Otto - Kontaktperson des Verfassungsschutzes - bei - ja, bei seinem Alltagsgeschäft, in dem es darum geht, sein Amt aus windigen Geschäften, aktuell aus dem Schmücker-Prozess, rauszuhalten. Dabei hat er sowohl mit der einen - staatlichen - als auch mit der anderen - subversiven - Seite zu tun und stürzt den Leser damit in die wildesten Verwicklungen.

Auch wenn die Bilder teilweise etwas dunkel sind, die Schrift etwas schwer entzifferbar, manche Gesichter nicht individuell genug gezeichnet sind - zumindest ich älteres Semester sehe das so - hat mich das Buch zutiefst begeistert und in die 1980er katapultiert, in die Anfänge meiner politischen Bewusstseinsbildung.

Man erfährt hier viele Einzelheiten, ich könnte mir vorstellen, dass "Neulinge" gegebenenfalls etwas googeln müssen, um wirklich durchzusteigen, um alle Nuancen, Facetten und Abwege zu erfassen, doch es lohnt sich!

Wer etwas über die linksradikale Szene und ihre Netzwerke - ja, die gab es auch vor der Zeit der Mobiltelefone und das nicht zu knapp - sowie über den Kampf gegen sie erfahren will und dies auf effiziente, anschauliche, umfassende - einfach eine ganz besondere Art und Weise tun will, der greife zu diesem Buch. Aus meiner Sicht DAS Geschenk auch für junge Erwachsene, denen die Eltern den Geist ihrer Zeit - eben den Spirit der Eighties - vermitteln wollen. Aus meiner Sicht ein Politcomic aller- aber wirklich allererster Sahne: fundiert, mitreißend, polarisierend, anregend, bewegend, ab und an an passender Stelle auch mal abstoßend - eben einfach perfekt!