Erfrischend anders
Hanna mußte mit ihrer Mutter am Kriegsende aus Ostpreußen in die Lüneburger Heide flüchten. Im Jahr 1953 muß sie aus Angst vor ihrem übergriffigen Stiefvater auch von dort die Flucht ergreifen. Sie landet ...
Hanna mußte mit ihrer Mutter am Kriegsende aus Ostpreußen in die Lüneburger Heide flüchten. Im Jahr 1953 muß sie aus Angst vor ihrem übergriffigen Stiefvater auch von dort die Flucht ergreifen. Sie landet in Hamburg, ausgerechnet im Vergnügungsviertel der Stadt. Nach einem Überfall findet sie der junge Richard vor dem Hurenhaus, in dem erals Hausmeister arbeitet. Er nimmt sie mit zu sich nach Hause. Dort will er Hanna vor der Puffmutter Evke verstecken, aber das gelingt ihm nicht lange. Nur mit Hilfe der Witwe Rieke gibt Evke Hanna die Erlaubnis, im Haus wohnen zu bleiben. Da Hanna auf keinen Fall als Hure arbeiten will, muß sie sich schnell etwas einfallen lassen, wie sie ihr Geld verdienen kann. Sie hat eine Idee, die sie nur mit Richards Hilfe verwirklichen kann. Doch seine Herz bleibt für Hanna wohl unerreichbar.
Der Roman "Wir Mädchen vom Kiez" fällt mit seinem Thema total aus dem Rahmen. Die Autorin Juliane Jensen hat eine sehr erfrischende Geschichte über das Leben der Huren in den 1950er Jahren geschrieben. Doch bei allem Humor, der sehr oft aufblitzt, hat die Geschichte auch etwas bewegendes. Alle Charaktere schleppen Erlebnisse aus dem vergangenen Krieg mit sich herum, die noch nicht verarbeitet sind. Das beschreibt Juliane Jensen sehr eindrucksvoll, aber ohne Dramatik. Manche Begriffe würde man heute so nicht mehr verwenden, Sie gehören aber in die damalige Zeit. Nur so wirkt die Handlung echt und glaubwürdig. Dieses Buch zu lesen hat mir riesigen Spaß gemacht, Langeweile kam auf keiner Seite auf. Man spürt sogar eine gewisse Enttäuschung, wenn die Geschichte zu Ende geht. Ein echter Volltreffer!